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Thema: Erfahrungsbericht eines Online-Betruges (Kamerakauf) - Betrüger werden immer perfider

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  1. #1
    Free-Member
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    Böse Erfahrungsbericht eines Online-Betruges (Kamerakauf) - Betrüger werden immer perfider
    Thread-Eröffner

    Hallo zusammen,

    ich möchte Euch im Folgenden einen gegenwärtigen Betrugsfall schildern und Euch nachdrücklich zur Vorsicht bei Onlinekäufen ermahnen. Leider bin ich in diesem Fall als Geschädigter vertreten, wobei ich glatte 1110,- EUR verloren habe. Vielleicht kann dieser kleine Erfahrungsbericht denjenigen etwas helfen, die selbst einmal in die Fänge dieser Unmenschen geraten sollten.

    Ausgangslage

    Am Sonntag letzter Woche (05.03.2017) wurde bei eBay-Kleinanzeigen eine Kamera vom Typ EOS 5D Mark III zu einem verhältnismäßigen Schnäppchenpreis eingestellt. Angegeben waren 1100,- EUR als Verkaufspreis für ein nahezu neuwertiges Modell mit 12.633 Auslösungen. Als Registrierungsdatum des Verkäufers wurde der 04.12.2013 genannt, weshalb ich durchaus von einem seriösen Anbieter ausgegangen bin.

    Das Angebot selbst war wie folgt gestaltet:

    www.lightshows.de/muell/Anzeige.pdf

    Canon EOS 5D Mark III Digitalkamera. 12.633 Auslösungen, ausgelesen mit App. Wegen Umstieg auf die Mark IV.
    Sehr guter Zustand, alle Funktionen einwandfrei. Mit der Kamera und allem Zubehör bin ich immer ausgesprochen
    pfleglich umgegangen. Tolle Kamera für faszinierende Fotos. Display + Gehäuse haben keine Kratzer. Mit dem
    Original-Lieferumfang: Digitalkamera EOS 5D Mark III - Kamera-Gehäuse mit Deckel Breiter Trageriemen
    EW-EOS5DMKIII Akku-Ladegerät Neuer Lithium-Ionen-Akku LP-E6 aus der IV Interfacekabel (unbenutzt)
    Bedienungsanleitungen (in mehreren Sprachen) Kurzanleitung Originalkarton Rechnung von Media Markt BG E11 - hier
    fehlt ein Gummiknopf, ist verloren gegangen, funktioniert aber. Die Fotos sind Gegenstand der Artikelbeschreibung.
    Privatverkauf ohne Garantie. Abholung mit Barzahlung möglich, oder auch per Versand Bei Interesse melden sie sich
    per Whatsapp unter meine angegebene Nr.



    Die eingestellten Bilder der Kamera waren tadellos und vielversprechend. Der Name des Verkäufers auf einem Zettel mit aktuellem Datum (z.B. Tageszeitung) war auf den Bildern jedoch nicht vorhanden, worauf ich jedoch leider auch nicht geachtet habe.


    Kontaktaufnahme mit dem Verkäufer

    Telefongespräch


    Ich habe dieses Angebot am Sonntag Abend gegen 18:30 Uhr entdeckt und den Verkäufer unmittelbar darauf unter der in der Anzeige angegebenen Telefonnummer (Handynummer) kontaktiert. Er klang jung (~ 30 Jahre alt), sprach akzentfreies deutsch und wirkte durchaus freundlich. Ich möchte versuchen, das Telefongespräch bestmöglich gemäß meiner Erinnerung wiederzugeben:

    Ich: Schönen guten Abend, blabla mein Name. Ich habe gesehen, dass Sie aktuell bei eBay-Kleinanzeigen eine Kamera vom Typ Canon EOS 5D Mark III zum Verkauf eingestellt haben. Wäre die Kamera denn derzeit noch verfügbar?

    Er: Hallo! Ja, die Kamera wäre bisher noch zu haben.

    Ich: Haben sich bei diesem nahezu unglaublichen Preis denn noch keine anderen Inserenten gemeldet?

    Er: Doch, mit einigen hatte ich schon Kontakt. Die wollten aber alle nur feilschen und haben mir 800,- bis 900,- EUR für die Kamera angeboten.

    Ich: So etwas ist ja schon fast frech.

    Er:
    Ich verstehe es auch nicht.

    Ich:
    Ich habe großes Interesse. Ist der Zustand denn wirklich neuwertig und tatsächlich ohne jegliche Kratzer oder Abnutzungen auf den beiden Displays?

    Er:
    Ja, man sieht da gar nichts. Es sind nur die üblichen Gebrauchsspuren (auf meine Rückfrage, wo die denn genau sein sollen, hat er nur geantwortet "das übliche halt", ich bin nicht weiter darauf eingegangen).

    Ich:
    Wäre denn ein Versand der Kamera möglich?

    Er:
    Ich wollte die Kamera eigentlich nur per Abholung verkaufen. Könnten Sie nicht vorbeikommen?

    Ich:
    Göttingen ist leider sehr weit von mir entfernt. Wäre es denn für Sie ein großer Umstand, die Kamera postalisch zu versenden?

    Er:
    Wenn es gar nicht anders geht, dann kann ich das schon machen. Dann müssen Sie mir aber auch sicher zusagen und ich müsste noch etwas Versandkosten addieren.

    Ich:
    Das wäre kein Problem, der Versand kostet ja nur 6,99 EUR per DHL.

    Er:
    Ja, mit Verpackung wären es dann 10,- EUR. Dann machen wir doch einfach 1110,- EUR in Summe.

    Ich:
    Okay, ich würde die Kamera unter den angegebenen Bedingungen kaufen. Wo sollen wir unsere Daten austauschen? Ich würde den üblichen Nachrichtenverkehr von eBay-Kleinanzeigen oder per E-Mail vorschlagen.

    Er:
    Haben Sie WhatsApp?

    Ich:
    Nein, das nutze ich aus Prinzip nicht. Haben Sie vielleicht Telegram?

    Er:
    Nein, das wiederum habe ich nicht.

    Ich:
    Alles klar, dann nutzen wir doch einfach eBay-Kleinanzeigen. Können Sie mir vielleicht zu meiner eigenen Sicherheit noch eine Kopie Ihres Personalausweises oder Führerscheins zusenden? Ich bin Student und überweise ungern solch einen für mich gigantischen Betrag auf ein
    wildfremdes Konto.

    Er:
    Sie brauchen sich keine Sorgen machen, die Kamera wird ankommen.

    Ich:
    Na gut, dann werde ich Ihnen jetzt meine Anschrift per eBay-Kleinanzeigen senden und warte auf Ihre Bankverbindung.

    Er:
    Alles klar, so machen wir das.

    Ich:
    Wunderbar, vielen Dank und einen schönen Abend!


    Im Folgenden fand der nachfolgend aufgeführte Gesprächsverlauf auf eBay-Kleinanzeigen statt:

    Ich
    05.03.2017
    Lieber Verkäufer (wie war Ihr Name doch gleich?),

    wie in dem netten Telefonat soeben mit Ihnen vereinbart erhalten Sie hier meine Adresse:

    XXXXXXX XXXXXXX
    XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
    XXXXXXXXXXXXXXXX

    Viele Grüße und besten Dank!
    XXXXXXXXXXX

    Ich
    05.03.2017
    Ach ja: Könnten Sie mir vielleicht zu meiner eigenen Sicherheit bitte noch kurz eine Kopie Ihres Personalausweises oder Führerscheins zusenden per E-Mail? Ich würde als Student ungerne 1110,- EUR auf ein unbekanntes Konto überweisen.
    Meine E-Mail-Adresse lautet: XXXXXXXXXXXXXXXX
    Ich freue mich sehr, von Ihnen zu hören!
    Viele Grüße und besten Dank!
    XXXXX

    Privat
    05.03.2017
    David Krebs
    Hier meine Bankdaten :
    IBAN: DE68100100100141241125
    Postbank
    Sobald sie das Geld überwiesen haben brauche ich noch die Bestätigung ihrer Überweisung .
    Dann wird alles versandfertig gemacht

    (Anm. d. Verf.: Ich habe seine Beschreibung absichtlich nicht unkenntlich gemacht!)

    Ich
    05.03.2017
    Hallo David,
    alles klar, vielen Dank! Ein kurzes Bild Ihres Personalausweises wäre dennoch wirklich sehr nett...
    Beste Grüße!
    XXXXXXX

    Ich
    05.03.2017
    Die Überweisung geht dann gleich morgen früh raus.

    Privat
    05.03.2017
    Könnten Sie mir bitte die Bestätigung Schicken

    Ich
    05.03.2017
    Alles klar, ich habe gerade eben 500,- EUR als Anzahlung überwiesen. Den Rest kann ich erst morgen früh überweisen, da ich mein tägliches Überweisungslimit erreicht habe.

    (Anm. d. Verf.: Zum Schutz vor Auswirkungen bei unberechtigtem Kontozugriff habe ich absichtlich mein täglich maximal überweisbares Kontovolumen auf 500,- EUR begrenzt. Dies lasse ich bei Bedarf telefonisch für Überweisungen mit höherem Betrag temporär anheben, danach aber wieder senken.)

    Ich
    05.03.2017
    Beleg kommt...

    Ich
    05.03.2017
    < hier der Beleg als Bild >

    Privat
    05.03.2017
    Sie hätten einfach bis morgen abwarten können und hätten gleich die volle Summe überwiesen
    Aber na gut dann müssten Sie mir 2 Überweisung Bestätigung senden ok ?

    Privat
    05.03.2017
    Achso haben sie ja schon

    Ich
    05.03.2017
    Das ist in Ordnung so, oder?

    Ich
    05.03.2017
    Die andere Überweisungsbestätigung sende ich morgen früh, wenn ich den Rest überwiesen habe.

    Ich
    05.03.2017
    Könnten Sie mir bitte kurz ein Bild Ihres Personalausweises schicken? Das wäre nett!

    Privat
    05.03.2017
    Genau sind noch 610 Rest

    Privat
    05.03.2017
    Bis morgen

    Privat
    06.03.2017
    Hey habe keine Antwort bekommen haben sie den Rest geschickt ? Und die Betätigung

    Ich
    06.03.2017
    Mache ich gleich, wenn ich in der Mittagspause zuhause bin

    Ich
    06.03.2017
    Ist überwiesen! Ich hoffe sehr, dass Sie kein Betrüger sind...

    Ich
    06.03.2017
    Ich bin Student, und das ist eine unglaubliche Menge Geld für mich...

    Privat
    06.03.2017
    Sie können sich zu 1000% auf mich verlassen
    Wenn ich sage sie kriegen die Kamera dann bekommen sie die auch
    Besten Dank
    Das Geld müsste mögen spätesten Mittwoch da sein werde dann anschließend die Anzeige rausnehmen
    Viel Spaß. Wünsche ich Ihnen

    Ich
    07.03.2017 Hallo David,
    kam das Geld bereits an?
    Viele Grüße und besten Dank!
    XXXXXXXXX

    Ich
    08.03.2017 Hallo David,
    die Anzeige ist deaktiviert, es scheint alles geklappt zu haben?
    Ich freue mich schon RIESIG auf die Kamera!
    Viele Grüße und besten Dank!
    XXXXXX

    (Anm. d. Verf.: Ich ging davon aus, dass die Anzeige nach Geldeingang wie abgesprochen deaktiviert wurde.)

    Ich
    09.03.2017 Hallo David, ich habe leider gar nichts mehr von Dir gehört. Hast Du das Paket schon abgeschickt?

    Ich
    09.03.2017 Hallo?!

    Ich
    09.03.2017 Bitte um Stellungnahme mitsamt Mitteilung der Tracking-Nummer des zugehörigen Postversandes!

    Ich
    Gestern, 20:25 Ich setze Ihnen eine Frist zum Erhalt der Kamera bis Donnerstag, ansonsten werde ich vom Kauf zurücktreten!

  2. #2
    Free-Member
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    Standard AW: Erfahrungsbericht eines Online-Betruges (Kamerakauf) - Betrüger werden immer perf
    Thread-Eröffner

    Die Erstattung der Anzeige

    Am Donnerstag Nachmittag (09.03.2017) wurde ich nach völlig ausbleibendem Verkäuferkontakt zunehmend unruhig. Ich hatte die Idee, mich bei seiner Hausbank (Postbank) zu erkundigen, ob denn dieser Kontoinhaber unter der mir angegebenen IBAN-Nummer überhaupt existiert. Ein telefonischer Anruf in der Betrugsabteilung (ja, so etwas gibt es dort!) brachte Klarheit: Ja, das Konto existiert unter diesem Namen! Die Mitarbeiterin im Telefonsupport fügte jedoch scheinbar etwas überrascht hinzu, dass ich mich bitte noch einen ganz kurzen Augenblick gedulden solle. Nach kurzer Wartepause in der Warteschleife kehrte Sie zurück und sagte nur "ich würde Ihnen dringend empfehlen, diesbezüglich zur Polizei zu gehen und Ihre eigene Bank zu kontaktieren". Ich sagte nur "das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?" und Sie entgegnete, dass sie mir leider keinerlei weitere Auskünfte hierzu erteilen darf. Jegliches Nachhaken blieb (aufgrund des Bankengeheimnisses) unmöglich.

    Nicht minder entsetzt habe ich meine eigene Hausbank kontaktiert, um dort einen Auftrag zur Rückbuchung meiner beiden Überweisungen zu veranlassen. Natürlich war mir bewusst, dass dies nicht ohne Weiteres möglich sei, aber mir wurde gesagt, dass ich nach dessen Erhalt sofort das Aktenzeichen der Polizei nachreichen solle, damit dort Weiteres unternommen werden kann. Nachfolgend habe ich also die örtliche Polizeidienststelle aufgesucht und dort eine Anzeige wegen Betrugs gegen unbekannt erstattet. In diesem Falle kann gewählt werden zwischen einer Strafanzeige unter Vorbehalt und einer Strafanzeige ohne Vorbehalt. Bei Ausführung unter Vorbehalt steht dem Kläger nach meinem bisherigen Verständnis das Recht zu, die Strafanzeige noch bis zu drei Monate nach Aufgabe der Anzeige zusätzlich "in Auftrag zu geben", während dies bei einer Anzeige mit sofortiger Strafanzeige direkt von statten geht. Letztlich ist die Wahl egal, da man die Anzeige bei eventueller Schlichtung oder Erhalt der Ware noch in jedem Falle zurückziehen könnte. Ich habe mich trotzdem für Ersteres entschieden, da ich dem Verkäufer nicht voreilig irgend etwas unterstellen wollte.


    Weiterer Verlauf

    Nachdem die Anzeige erstattet, sowohl Betrügerbank als auch meine eigene Hausbank das Aktenzeichen erhalten und eBay-Kleinanzeigen informiert war blieb mir letztlich nur übrig, abzuwarten. Durch stetigen Kontakt mit meiner Hausbank wurde ich dort über den aktuellen Stand der Dinge auf dem Laufenden gehalten: Üblicherweise ist Geld unwiederruflich weg und auch nicht mehr greifbar, sobald es eigenmächtig überwiesen wurde (das war mir bewusst). Eine Bank dient in diesem Falle ja nur als zwischengeschalteter Dienstleister und führt eine Überweisung aus, zu der sie vom bevollmächtigten Kontoinhaber berechtigt und beauftragt worden war. Die Bank kann in diesem Falle jedoch eine Rückbuchung bei einer anderen Bank beantragen, sofern ein Betrugsversuch tatsächlich nachweisbar wäre. Nun lief es in meinem Falle leider so, dass ich gestern Morgen (Montag, 14.03.2017) einen Anruf von meiner Hausbank erhielt mit der Aussage, dass die Postbank das Geld nicht wieder gutschreiben könne. Weitere Angaben wollte und durfte die Postbank jedoch nicht an meine Bank weitergeben. Durch die Blume hatte ich in Gesprächen mit der Postbank jedoch herauskitzeln können, dass es scheinbar einige Indizien gegen den Betrüger gibt, dass solche Fälle schon mehrmals auftraten und sein Konto deshalb akut eingefroren wurde. Nachprüfen kann ich diese Behauptung natürlich nicht (Bankengeheimnis).

    Gestern Nachmittag stand ich in Kontakt mit einer Opfer-Beratungsstelle und zwei Rechtsanwälten, heute Morgen wiederum mit der verantwortlichen Ermittlerin meiner Polizeidienststelle. Folgendes habe ich erfahren:

    • die Polizei versucht nun, über die bekannte Handynummer den Betrüger zu identifizieren (wer allerdings so dumm wäre und hierfür kein Prepaid-Handy nutzt, der hat es nicht anders verdient als gefasst zu werden)
    • die Polizei selbst darf die Identität des Betrügers nicht eigenmächtig bei der Bank des Betrügers erfragen! Hierfür ist die Staatsanwaltschaft zuständig, welche wiederum ebenfalls nicht direkt bei der Bank des Betrügers, sondern bei der Banken- und Finanzaufsicht (BaFin) eine Anfrage stellen muss. Erfahrungsgemäß dauert eine solche BaFin-Anfrage derzeit um die vier Wochen. Das bedeutet auch weiterhin, dass die Polizei meinen Fall zunächst an die Staatsanwaltschaft weiterleiten muss, und dort um eine zeitnahe Bearbeitung der Anfrage an die BaFin hofft.
    • von einem der Anwälte wurde mir mitgeteilt, dass ich schnellstmöglich einen so genannten "Pfändungs- und Überweisungsbeschluss" beim Amtsgericht vorlegen solle (elendiger Papierkram!). Mit diesem Pfändungs- und Überweisungsbeschluss könne das Amtsgericht einen so genannten "Titel" gegen den Angeklagten erwirken, woraufhin ich als Gläubiger das Recht auf eine Kontoauszahlung des Schuldners hätte. Das Problem hierbei ist nur: Wenn schon vor mir ein Opfer in die Fänge des Betrügers geraten sein sollte und ebenfalls einen solchen Beschluss vorgelegt hätte, dann würde diesem Opfer (quasi als Erstgeborenem) zunächst sein eigener Betrag zustehen, bevor letztlich nachfolgend die anderen Gläubiger "bedient" werden können. Sollte das Konto also bereits geleert sein, dann stehe ich etwas hoffnungslos auf dem Schlauch. Möglicherweise wartet nämlich schon ein anderes Betrugsopfer seit Monaten darauf, dass endlich mal wieder ein Zahlungseingang auf dem Konto stattfindet, damit seine eigenen Ausgabebeträge erstattet werden können.
    • der zweite Anwalt wiederum fügte hinzu, dass ich derzeit noch gar nicht erst einen Pfändungs- und Überweisungsbeschluss einreichen könne, da ich noch nicht über Kenntnis der Anschrift des Schuldners verfüge. Ich müsse also zunächst die Ermittlungsarbeit der Polizei abwarten, und erst bei Erfolg könne durch Beantragung einer Akteneinsicht durch den Anwalt ein Einblick in die Adressdaten des Schuldners gewährt werden.


    Stand der Dinge

    Es sieht also jetzt so aus: Die Polizei initiiert die Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft beantragt die Herausgabe der Kontodaten bei der BaFin, diese wiederum bei der Postbank. Dann erhält meine Polizeidienststelle vielleicht in ein paar Schaltjahren irgenwann einmal die Kontoinhaberdaten von der Staatsanwaltschaft. Das bringt mir jedoch nichts, da ich die Akten nicht selbst einsehen darf. Ich müsste also dann einen Anwalt beauftragen, der die Akteneinsicht wiederum beantragt und Akteneinsicht erhält. Er kann mir dann die Kontaktdaten des Betrügers geben, mit denen ich den Pfändungs- und Überweisungsbeschluss erstellen könnte, um den "Titel" gegen den Schuldner zu erwirken. Nach wohlwollender Aussage der beiden Anwälte unabhängig voneinander soll ich mir wenig Hoffnung auf eine Rückzahlung machen. Ebenfalls müsste ich die Anwalts- und Gerichtskosten selbstständig tragen, sofern bei dem Betrüger nichts mehr zu erwirken sei. Die Anwaltskosten selbst stünden ebenfalls in keinem Verhältnis zum ausgegebenen Betrag, weshalb ich laut deren Aussage gerade noch einmal 300,- EUR auf die verlorenen 1110,- EUR setzen könnte. Zudem wäre auch absolut nicht sicher, ob das Konto denn auch wirklich mit den realen Daten des Betrügers gemeldet wurde oder ob es nicht mit einem gefälschten oder gestohlenen Personalausweis registriert worden wäre. Ich glaube nicht, dass eine Bank bei Prüfung des Personalausweises in Vorfreude auf einen Neukunden wirklich sämtliche Sicherheitsvorkehrungen zur Überprüfung der Echtheit des Klienten trifft.

    Ich bin gerade an einem Punkt, an dem ich denke, leckts mi doch olle am Oasch! In zwei Wochen wollte ich für ein Auslandssemester nach Fernost-Asien fliegen, wofür die Kamera eigentlich auch gedacht war. Jetzt stehe ich ohne Kamera und mit über tausend Euro weniger auf dem Konto auf dem Schlauch. So etwas ist einfach nur nervig...


    Fazit

    Mein gut gemeinter Tipp an Euch alle: Bitte seid vorsichtig, damit Euch so ein elendiger Zirkus erspart bleibt! eBay-Kleinanzeigen war ursprünglich nur für eine persönliche Warenabholung gedacht und bietet dementsprechend natürlich keinerlei Käuferschutz, ich war einfach zu naiv und risikofreudig. In Anbetracht des Telefonkontaktes und dem eindringlichen Angebot einer Abholung hätte ich nie mit dem Schlimmsten gerechnet! Auch hat mir der Verkäufer glaubhaft einen angeblichen Schaden am Batteriegriff indoktriniert, an dem scheinbar eine kleine Gummiabdeckung fehlen würde (die aber leicht ersetzbar sei). Er selbst wolle in Kürze auf die 5D IV umsteigen und benötigt hierfür dringend und schnell das Geld, weshalb er die Kamera nun so günstig anbieten würde (konnte ich oben beim Telefonprotokoll leider nicht mehr hinzufügen).

    Ihr seht: Gutgläubigkeit kann missbraucht werden. Vielleicht konnte ich Euch so einen kleinen und warnenden Einblick in Betrugsfälle geben, von denen Ihr hoffentlich immer verschont bleibt!

    Viele Grüße
    KloBoBBerLe

  3. #3

    Standard AW: Erfahrungsbericht eines Online-Betruges (Kamerakauf) - Betrüger werden immer perf

    Das ist eine wahrlich bittere Geschichte!

    Im Prinzip setzt man sich fast mit jedem Online-Kauf einem solchen Risiko aus. Ich selbst habe schon viel gekauft und auch verkauft und dabei bis auf einen Fall ausschließlich postitive Erfahrungen gemacht. Bei größeren Summen, welche mir richtig weh tun würden, verzichte ich allerdings auf solche Aktionen. Ich habe mir vor 1 1/2 Jahren ein gebrauchtes 2,8/400 L IS gesucht und ein optisch absolut neuwertiges in Hamburg (Privatperson) entdeckt, welches ich allerdings aufgrund der Distanz aus Zeitgründen nicht persönlich hätte abholen können. 4800 € an eine fremde Privatperson zu überweisen, war mir dann doch zu heiß. Letztendlich habe ich für praktisch den selben Preis eines gekauft, das ich selbst abholen und vor Ort ausprobieren konnte. Der optische Zustand war zwar schlechter, da ich es aber nicht für die Vitrine brauche, habe ich diese Kröte geschluckt, dafür aber kein Risiko gehabt. Heute kann man eigentlich fast nichts und niemandem mehr vertrauen, insbesondere wenn es sich um auffällig günstige Angebote handelt.

    Die Möglichkeit des telefonischen Kontakts und das Angebot einer Abholung lassen das Angebot eigentlich schon vertrauenswürdig erscheinen. Man lernt nie aus...
    Grüße Thomas

    www.thomasmadel.de

  4. #4
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Erfahrungsbericht eines Online-Betruges (Kamerakauf) - Betrüger werden immer perf

    So eine Sch....!
    Du hast Dich definitiv beim Abwimmeln der Ausweiskopie überrumpeln lassen!

    lg
    Gerd

  5. #5
    Free-Member
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    16

    Standard AW: Erfahrungsbericht eines Online-Betruges (Kamerakauf) - Betrüger werden immer perf

    Kann dich gut verstehen, bin letztes Jahr auch auf einen Betrüger reingefallen. Die Geschichte lief fast 1:1 wie bei dir ab. Es ging auch um eine 5D MK III bei Ebay Kleinanzeigen. Hatte mit dem Verkäufer telefoniert, Kopie vom Ausweis erhalten, Selbstabholung wäre zudem auch kein Problem gewesen....alles wunderbar. Letzendlich entschied ich mich doch für den Versand, machte eine recht hohe Anzahlung und erhielt daraufhin kein Paket. Selbstverständlich machen sich solche Betrüger auch ihre Gedanken und möchten möglichst vertrauenswürdig rüberkommen. Daher auch der Hinweis auf die Beschädigung, bzw das Angebot der Selbstabholung.
    Deine "leckts mi am Oasch-Einstellung" kann ich von daher bestens nachvollziehen. Bleibt vorerst nichts anderes übrig als abzuwarten und vorallem nicht den Kopf hängen zu lassen! Seh es als Lehrgeld und setz in Zukunft auf Selbstabholung, auch wenn es mit höherem Aufwand verbunden ist.

    Mir sagte man bei der Polizei (kleine örtliche Polizeiwache), dass sie fast täglich 2-3 solcher Betrugsfälle zu bearbeiten haben. So eine hohe Anzahl hätte ich bei weitem nicht erwartet. Gerade Ebay-Kleinanzeigen ist für solche Betrüger scheinbar prädestiniert, da die Regestrierung sehr einfach mit Hilfe einer gültigen E-Mail erfolgen kann.

    Drücke dir die Daumen, dass du dein Geld wieder bekommst!

  6. #6
    Free-Member
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    397

    Standard AW: Erfahrungsbericht eines Online-Betruges (Kamerakauf) - Betrüger werden immer perf
    Thread-Eröffner

    Vielen herzlichen Dank für Eure netten Zusprüche!

    Ich weiß gerade nicht, was schlimmer ist: Die Tatsache, dass ich über 1000 EUR verloren habe, oder dass ich die ganze Angelegenheit bislang so nüchtern und unaufgeregt betrachten kann. Dass ich jemals wieder an das Geld kommen werde ist sehr unwahrscheinlich, das sagen sowohl die Anwälte als auch die Polizei selbst. Die Abstempelung als Lehrgeld ist zwar schmerzhaft, aber einprägsam.


    Zitat Bezug auf die Nachricht von Stöhr
    Mir sagte man bei der Polizei (kleine örtliche Polizeiwache), dass sie fast täglich 2-3 solcher Betrugsfälle zu bearbeiten haben.
    Das Gleiche auch hier! Die in meinem Fall ermittelnde Polizeibeamtin erzählte mir vorhin, dass sie einen ganzen Stapel nur mit eBay-Kleinanzeigen-Betrugsversuchen auf dem Schreibtisch liegen hat. Das hätte ich dann wirklich nicht erwartet... In Anbetracht der aufwändigen Ermittlungprozedur der zugehörigen Kontoinhaber wohl ein hoffnungsloses Unterfangen, sofern es sich bei den Kontoinhabern überhaupt um die eigentlichen Betrüger handelt.

  7. #7
    Free-Member
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    15

    Standard AW: Erfahrungsbericht eines Online-Betruges (Kamerakauf) - Betrüger werden immer perf

    Eine ähnliche Geschichte habe ich vor längerer Zeit erlebt. Damals hatte ich auf die 5DMK I in Ebay geboten. Ich erhielt auch den Zuschlag. Als ich bezahlt hatte, kam aber kein Paket bei mir an. Ich habe dann nachgefragt und bei der Post teilte man mir mit, dass das Paket nicht ausgeliefert wurde, weil es beschädigt war. Ich habe dann die Verkäuferin kontaktiert und den Kauf rückgängig gemacht (mit etwas Druck). Darauf ist sie eingegangen und hat tatsächlich den Betrag incl. Porto zurück überwiesen. Andere Käufer hatten weniger Glück. Bei ihnen wurde ein Paket mit viel Papier (anstatt einer Kamera oder Kaffeemaschine) abgeliefert. Sie blieben auf ihrem Schaden sitzen.
    Seitdem bezahle ich bei größeren Beträgen nur noch bar bzw. heute geht es bei Ebay auch leichter mit PayPal.
    PS: bei einem Preis von 1.100 € sollte man misstrauisch sein, da die 5D MK III nach meinen Beobachtungen ein paar hundert € teurer gehandelt wird.

    Ich drück die Daumen, dass das Geld wieder zurück kommt.
    Geändert von jhm (14.03.2017 um 16:30 Uhr)

  8. #8

    Standard AW: Erfahrungsbericht eines Online-Betruges (Kamerakauf) - Betrüger werden immer perf

    Ich habe gerade etwas für 70 Euro bei ebay Kleinanzeigen verkauft. Da der Käufer sehr misstrauisch war, wollte er nur via PayPal bezahlen, aber nicht über "Geld an Freunde senden". Ich hab ihm die Kosten dafür aufgedrückt, er war damit einverstanden. Da ich ein ehrlicher Verkäufer bin, hab ich nichts zu befürchten. Wenn man also nicht sicher ist, nur PayPal mit Käuferschutz.

  9. #9
    Free-Member
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    176

    Standard AW: Erfahrungsbericht eines Online-Betruges (Kamerakauf) - Betrüger werden immer perf

    Och mensch, das tut mir total leid! Ich selber bin richtig mißtrauisch, obwohl ich überwiegend Verkaufe auf solchen Portalen. Ich habe einmal in meinem Leben ein Objektiv privat gekauft und habe mich 10x abgesichert, das es den VK auch gibt. Der war Naturfotograf und hatte eine eigene HP, daher war ich etwas beruhigt. Bei mir ging es um 650 Euro. Selber habe ich das Fotoerbe von meiner besten Freundin für den Witwer verkauft, da ging es auch um hohe Beträge. Ich als VK hatte auch ein schlechtes Gefühl, denn man kann selber ja auch betrogen werden. Da schreibt ab und zu ebay Kleinanzeigen: Vorsicht...der und der wollte Kontakt aufnehmen, wir haben den Zugriff verhindert oder so was ähnliches.

    Ich wünsche dir alles alles Gute und das du doch noch dein Geld siehst.....Ich würde, glaube ich, wochenlang nur Bauchweh haben von den ganzen Stress

  10. #10
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Erfahrungsbericht eines Online-Betruges (Kamerakauf) - Betrüger werden immer perf

    Ich sehe gerade "Göttingen"!
    Der Lump bringt meine Gegend in Verruf!

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