Ne, das wäre etwas ungünstig bei den ganzen Leuten, die da außerhalb der Rezeptions-Öffnungszeiten ankommen
Im Prinzip geht es nur darum, dass die Wahrscheinlichkeit, im besiedelten Gebiet auf Eisbären zu treffen, sehr gering ist und im Notfall viele Leute mit Gewehr in der Nähe wären. Falls aber doch einmal ein Eisbär auftauchen und dein Zelt besonders interessant finden sollte, hilft das alles auch nur bedingt.
Wenn man schon in Longyearbyen ist, lohnt es sich auf jeden Fall, einen Tagesausflug nach Pyramiden, einer alten russischen Siedlung, zu machen. Es gibt mehrere Anbieter für Bootstouren dorthin und man hat die Auswahl zwischen einem größeren Schiff mit Platz für vielleicht 70-80 Leute und einem kleinen aber sehr schnellen Zodiac mit nur 9 Leuten.
Ich habe mich natürlich für letzteres Entschieden.
Allerdings muss man wirklich mit einer rasanten Fahrt und regelmäßigen Salzwasserduschen rechnen.
Pyramiden war früher einmal die größte Siedlung Svalbards, wurde allerdings 1998 verlassen und wird heute nur noch von 15 Russen bewohnt. Angeblich, um den russischen Besitzanspruch aufrechtzuerhalten, da eine komplett verlassene Siedlung auf Svalbard nach 10 Jahren Eigentum des norwegischen Staates wird. Es war eine sehr spezielle und etwas verstörende Erfahrung, durch diese Geisterstadt zu laufen, die natürlich noch komplett nach kommunistischen Maßstäben samt Leninbüste errichtet wurde. Besonders eindringlich wird das Erlebnis dadurch, dass noch sämtliche private Gegenstände wie Briefe, Fotos etc. in den Häusern vorhanden sind. Der Grund dafür ist, dass den Bewohnern damals versichert wurde, zurückkommen und ihre Sachen holen zu können. Dazu kam es aber offenbar nie.
Neben dem kommunistischen Flair bot die Siedlung außerdem eine Begegnung mit einem Polarfuchs und ein paar alten und kein Wort Englisch sprechenden Russen. Einer von ihnen deutete plötzlich aufgeregt in eine Richtung und nach einiger Zeit sahen auch wir, was er meinte: Sehr, wirklich seeeehr weit weg, auf der anderen Seite der Bucht, döste ein Eisbärenmännchen! Ich war total baff, da ich in dieser Region Spitzbergens nie mit einem Eisbären gerechnet hätte. Leider war er viel zu weit weg zum Fotografieren, doch alleine einen zu sehen war schon mehr, als ich erwartet hatte.
Da wir hier aber in der Naturrubrik sind, kann ich leider keine (ohnehin nur dokumentarischen ) Fotos der Geisterstadt zeigen.
Stattdessen gibt es, wie sollte es anders sein, Vögel
#5 Meerstrandläufer
#6 Meerstrandläufer
Holger wenn Du Dich ganz arg damit beeilst, schaffst Du es noch zur totalen Sonnenfinsternis auf Svalbard. Ich meinte mich erinnern zu können, das ein Grubenunfall vor einigen Jahren damals zum verlassen von Pyramiden führte. Mit einem Trawler hätte ich einmal 14 Tage dahin mitfahren können, nur ging mein Flieger leider eine Woche vorher von Bodø. Gerne ein andermal..
Ich denke, es wird langsam mal Zeit für die ersten Säugetiere.
Rentiere, hier auf Svalbard in der besonders hellen Variante, sieht man praktisch überall in der Umgebung Longyearbyens regelmäßig. Den Polarfuchs trifft man da schon weit weniger regelmäßig an, aber nach ein Paar Tagen habe ich eine Ecke gefunden, wo man ihn öfter sieht. Den Platz erreicht man, wenn man vom Campingplatz aus Richtung Westen läuft. Entlang des Weges zwischen dem Ende des Flughafens und dem Eingang ins Björndalen habe ich an mehrern Abenden einen Fuchs gesehen, der immer wieder zu den Seeschwalbenkolonien an der Küste gelaufen ist um sich ein Junges zu schnappen. Das war für mich nicht unpraktisch, da man anhand der größten Aufregung der Küstenseeschwalben immer wusste, wo der Fuchs gerade ist.
Allerdings muss man auf dem Weg auch selbst mit Sturzflügen und Kotattacken der Seeschwalben rechen. An solchen Stellen sollte man natürlich nicht länger als unbedingt nötig stehen bleiben.
#7 Rentier
#8 Polarfuchs
Das Fuchsbild ist übrigens eine Viertelstunde nach Mitternacht entstanden. Dank Mitternachtssonne kein Problem. Man kommt dadurch aber ganz schön aus dem Rhythmus; meistens blieb ich bis 4 oder 5 Uhr morgens wach und habe dafür bis Mittags geschlafen. Spielt dort oben aber eh keine Rolle. Nur leider war eigentlich sogar das Licht der Mitternachtssonne noch zu hart
Sehr schöne Bilder und interessante Beschreibung, freue mich auf mehr
Klasse !! Und immer mit spannender Lektüre..
Grüsse
Mario
Klasse Nachschlag, superb.
Geändert von ehemaliger Benutzer (17.09.2014 um 17:34 Uhr)
Herzlichen Dank für die feinen Bilder und den sehr interessanten Reisebericht. Ich hoffe auch, dass Du in anderer Rubrik nochmal was über die Geisterstadt berichtest.
Viele Grüße
Christian