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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tipps zum Belichtungsmesser



Andy L
20.10.2003, 17:27
Hallo ;)

Ich habe nun endlich einen Belichtungsmesser (Gossen Sixtomat Flash) über eBay gekauft. Allerdings ist das Arbeiten mit einem Belichtungsmesser noch relativ neu für mich. Gibt es da spezielle Sachen zu beachten - wie arbeitet Ihr mit einem Belichtungsmesser? Nutzt Ihr die Objektmessung oder die Lichtmessung? Was ist zu empfehlen?

Würde mich über ein paar Tipps sehr freuen...

Danke :)

Gruß
Andy

Tilo
20.10.2003, 17:42
Hallo Andy,
Wenn Du weißt was die Objekt- bzw. die Lichtmessung ist, hast Du quasi schon den Einsatzbereich. Bei der Objektmessung geht es um das vom Objekt abgestrahlte Licht und bei der Lichtmessung um das Licht, welches auf Objekt fällt bzw. an einer Location vorherrscht.

Die Objektmessung hast Du ja bereits in der Kamera. Die Lichtmessung ist etwas für schwierige Lichtverhältnisse und Objekte mit hohem Kontrast.

Gruß
Tilo

Micha67
20.10.2003, 21:03
extensiv nutzen, denn im Abgleich mit der Objektmessung (am besten mit Spot-Charakteristik) in der Kamera bzw. mit der Spotmessung des Gossen hat man die Situation am klarsten im Griff.

Die Lichtmessung enthebt Dich von der Erfordernis, eine 18%-Grau-Fläche suchen zu müssen und lässt die Charakteristik des Motivs so stehen wie sie ist. Die helle Braut vor hellem Hintergrund bleibt hell und der Herr im schwarzen Anzug vor dunkler Szene bleibt ebenso.
Nur wenn die kontrollierende Spotmessung auf die hellsten Bildareale einen um mehr als 3 Blenden unterschiedlichen Wert ergibt, kann eine gezielte Unterbelichtung zusätzlich einfliessen, um vor dem Ausfressen der Lichter zu schützen. Spitzlichter und direkte Lichtquellen im Bild lässt Du freilich unberücksichtigt.

Alexander Röhlich
20.10.2003, 22:19
warum einen Belichtungsmesser nehmen, das Histogramm Deiner Digi ist dich viel präziser!

Andy L
20.10.2003, 22:53
Hi Micha,

danke für die Tipps, das macht einiges doch schon klarer für mich. Um das richtig zu verstehen: Du empfiehlst, dass man zuerst die Lichtmessung am Objekt und dann zur Kontrolle eine Objektmessung durch die Kamera oder den Gossen zusätzlich zur Kontrolle vornehmen soll?

Ich bin schon gespannt, wenn ich das am Wochenende mal intensiv ausprobieren werde ;-)

Wenn noch jemand praktische Tipps hat, bitte gern melden :)

Gruß
Andy

jse
20.10.2003, 23:06
Hallo,
der Hauptvorteil eines Handbelichtungsmessers bei der Belichtungsbestimmung ist die Lichtmessung. Da gibt es nichts besseres. Die Messung ist darauf abgestimmt, dass bei gleichmäßiger Ausleuchtung und Filmmaterial mit durchschnittlichem Kontrastumfang ein Bild entsteht, das in etwa dem natürlichen Seheindruck entspricht. Messung und Filmmaterial sind darauf abgestimmt, dass unsere Motive durchschnittlich etwa 18% Licht reflektieren. Der Handbeli misst bei der Lichtmessung also das einfallende Licht, nimmt an dass das Motiv 18% davon reflektiert, und zeigt Dir die Werte an, die Du an der Kamera einstellen sollst, um eine ausgewogene Belichtung zu erhalten. Das heißt im Idealfall, Schwarz bleibt Schwarz, Weiß bleibt Weiß, und Grau bleibt Grau. (Aber wirklich nur im Idealfall).

Die Objektmessung brauchst Du, wenn Du Kontraste sehr genau ausmessen und die Belichtung darauf abstimmen, oder durch die Beleuchtung auf die Dir geeignet erscheinenden Werte bringen willst. Um das sicher im Griff zu haben, braucht es aber viel Erfahrung. Dafür ist der Gossen Sixtomat Flash (ich habe ihn ebenfalls) leider nur bedingt geeignet, weil er keine Spotmessung hat. Ansonsten ist er ein Klasse Gerät. Klein, gut bedienbar, sehr exakt, und läuft mit einer einzigen Mignon ewig und drei Tage.

Meine persönliche Meinung zu Handbelichtungsmesser und Digi:
Ich halte ihn bei Digitalkameras mit gutem Display und Histogrammanzeige für überflüssig. Die Kontrolle über das Display und die entsprechende Korrektur geht schneller.

Andererseits:
Ein Motiv auszumessen, die Belichtung und/oder Beleuchtung entsprechend der Messung anzupassen, und so mit der Zeit ein sehr bewusstes Gefühl für Beleuchtung, Kontrastumfang und –wirkung zu bekommen, kann auch Spaß machen, und führt irgendwann zu größerer Sicherheit und bewussterem Umgang mit Licht.

Unverzichtbar ist der Handbelichtungsmesser bei Verwendung von Studioblitzgeräten in Kombination mit analogem Filmmaterial, und natürlich bei Kameras ohne Belichtungsmessung. Speziell beim Großformat, weil da Belichtungsversuche einfach ein teurer Spaß sind. Ein wirklicher Profi in Sachen Belichtung kann Dir ein Motiv so ausmessen und die Beleuchtung so anpassen, dass auf Filmmaterial ganz bestimmte Dichten entstehen. Breeeeeeeeemmmmmmsssss......ich glaube, ich bin OT.

Ebenfalls zu beachten:
Die externe Messung funktioniert bestens bei Festbrennweiten, aber nur bei Zooms, bei denen die genaue Blende bei den unterschiedlichen Brennweiten auch exakt bekannt ist. Die Anzeige an den Digis ist diesbezüglich ein großer Vorteil gegenüber analogen Kameras, sofern sie stimmt. Außerdem müssen die eingestellten Belichtungszeiten an der Kamera stimmen. (Sollte man erwarten können). Das kann aber alles ausgetestet werden. An der Digitalen sogar in Echtzeit. (Na ja, fast).

Bei meiner Canon G2 war die Belichtungsbestimmung über den Handbelichtungsmesser ein Desaster. Bei der 10D habe ich es noch nicht getestet. Werde ich aber demnächst mal probieren.

So, ich muss jetzt ins Bett (sagt meine Frau).
A guads Nächtle ond an scheana Gruaß nach Südskandinavien,
Jse, der Schwabe.

Micha67
20.10.2003, 23:10
> Um das richtig zu verstehen: Du empfiehlst, dass man zuerst die Lichtmessung am Objekt
> und dann zur Kontrolle eine Objektmessung durch die Kamera oder den Gossen zusätzlich
> zur Kontrolle vornehmen soll?

Genau so meine ich es. Das was der etwas erfahrene Fotograf mit der pi-mal-Daumen-Korrektur der Meßwerte vornimmt, die er bei mittenbetonter Integralmessung vorfindet, ist bei der Lichtmessung nicht mehr erforderlich. Wenn ich meine gute Contax G2 in die Hand nehme, dann messe ich integral und überlege, um wieviel Blenden die Gesamtsituation vom 18%-Grau abweichen soll. Helle Szenen werden sanft überbelichtet (Diafilm), während bei sehr dunklen Motiven auch mal mehr als eine Blende unterbelichtet wird um die Charakteristik der Szene authentisch rüberzubringen.
Mit Deiner Lichtmessung bist Du von den Reflexionseigenschaften des Motivs unabhängig.
Wenn jedoch Gefahr in Verzug ist, daß Du eine Überbelichtung (besonders ärgerlich mit den in den Lichtern nicht flacher gradierenden Diggis) in größeren Flächen produzieren könntest, so wirst Du dies mit der Spotmessung und ein wenig Erfahrung bald verhindern können.

Am Besten, Du nimmst mal bei gutem Licht einen hellweissen Stoff in ganz sanften Falten, machst eine Spotmessung und überbelichtest dann in halben Blendenstufen ansteigend über. Dann erkennst Du, bei wieviel Überbelichtung Du den Sensor gerade noch nicht in die Sättigung treibst. Dieses Delta musst Du Dir in der Folge merken. Wenn später die Lichtmessung gegenüber der Spotmessung mehr als dieses Delta Unterschied ergibt, so würde ich - um Ausfressen zu verhindern - Spotmessung + Erfahrungsdelta anstelle der Lichtmessung zur Anwendung bringen. Gerade bei sehr kontrastreichen Motiven läuft man andernfalls Gefahr, die Lichterzeichnung zu verlieren.

> Ich bin schon gespannt, wenn ich das am Wochenende
> mal intensiv ausprobieren werde ;-)

Erzählst Du uns nachher bitte von Deinen Ergebnissen? Das kann übrigens ruhig auch Tabletop-Kram oder die dunkle Krawatte auf schwarzen Ledersessel sein.

Andy L
20.10.2003, 23:49
super, vielen Dank für Eure Tipps!

Eine kleine Frage (vielleicht blöde) Frage noch: Wie halte ich den Belichtungsmesser richtig. Wenn ich z.B. ein Portrait machen möchte, halte ich den Messer ja quasi vors Gesicht des Models. Muss die Messzelle nach Oben zeigen, in richtung Kamera oder in Richtung Lichtquelle/Blitzgerät?

Gruß
Andy

caprinz
20.10.2003, 23:54

Micha67
21.10.2003, 00:01
... ist ja noch zu bedenken, daß deren nominelle ISO 50 in der Realität eher ISO 80 sind. Du dürftest also mit der Lichtmessung immer deutlich zu reichliche Belichtungen erhalten haben, oder?

Das mit dem Film und Grauwertwe erzielen hat mich als hoffentlich weltoffenen noch-Analog-Anhänger natürlich besonders gefreut. Dass dieses Gossen-Modell keine Spotmessung erlaubt, hatte ich nicht im Kopf, auch hier Dein Hinweis natürlich sehr wichtig. Hoffentlich kann nun die Kamera genug 'spottig' messen um Ausfressen der Lichter vermeiden zu können. Andererseits sollte der Blich aufs Histogramm auich genügen, um dies weitestgehend zu vermeiden.

jse
21.10.2003, 09:42
Bei der Lichtmessung zeigt die Messkalotte in den meisten Fällen Richtung Kamera. Wenn im Freien gleichmäßige Lichtverhältnisse vorherrschen, dann brauchst Du nicht mal zum Motiv pilgern. Einfach umdrehen, Messen, Werte einstellen. Je näher die Lichtquelle am Motiv ist, desto näher muss auch der Beli bei der Messung am Motiv sein.

Die Messkalotte ist beim Sixtomat Flash eine Halbkugel, und misst demnach das Licht, das aus einem 180 Grad Kreis auf sie (und auf das Motiv) auftrifft. Richtige belichtet wird bei Messung des Lichtes das aus der Kamerarichtung kommt, die Motivfläche, die Du von der Kamera aus siehst, bzw. die in Richtung Kamera ausgerichtet ist, und damit von dem so gemessenen Licht beleuchtet wird.

Vorteil der Lichtmessung in Richtung Kamera:
Lichtquellen die sich im Blickfeld der Kamera befinden werden praktisch nicht berücksichtigt, und können die Messung nicht verfälschen.
Motivflächen, die nicht das durchschnittliche Reflexionsvermögen von etwa 18% haben, und in Richtung Kamera ausgerichtet sind, werden (meistens) richtig belichtet. Wobei „richtig belichtet“ ein sehr dehnbarer Begriff ist.

Ansonsten kannst Du bei Messung in andere Richtungen unterschiedliche Beleuchtungsstärken feststellen.

Mach einfach Tests. Mit der Digitalkamera wird Dir das Ergebnis ja sofort präsentiert. Das bringt mehr Lernerfolg, als irgendwelche Erklärungen.

Gruß, Jse

jse
21.10.2003, 09:53
<I>... ist ja noch zu bedenken, daß deren nominelle ISO 50 in der Realität eher ISO 80 sind. Du dürftest also mit der Lichtmessung immer deutlich zu reichliche Belichtungen erhalten haben, oder?</i>

Ich hatte die ISO-Einstellung am Belichtungsmesser natürlich der tatsächlichen Belichtung der G2 angepasst. Trotzdem waren bei geänderten Lichtverhältnissen keine nachvollziehbaren Ergebnisse zu erzielen.

<i> Andererseits sollte der Blich aufs Histogramm auich genügen, um dies weitestgehend zu vermeiden.</i>

Das Histogramm ist leider auch nur ein beschränktes Hilfsmittel, weil die angezeigten Werte nicht oder nur schätzungsweise den Motivflächen zugeordnet werden können. Super wäre es, wenn ein in der Größe wählbares Feld auf dem Display verschoben werden könnte, und so das Histogramm für bestimmte Motivteile, wie z.B. ein Gesicht, angezeigt würde.

Gruß, jse