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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Probleme mit Objektiven ohne spez. Digi-Beschichtung?



Andreas Neubert
08.02.2004, 05:32
Bei vielen neuen Objektiven heißt es ja nun daß diese speziell für die Sensoren der DSLRs beschichtet sind.

Da ich nun ein EF 70-200 L sehr ernsthaft erwäge, und diese hier im Forum rege genutzt werden, würde mich interessieren, ob die 'fehlende' Beschichtung etwaige Probleme liefert.

Ist das nur Marketing-Hype oder gibt es bestimmte Situationen (Gegenlicht, ohne Geli, best. Brennweiten) in denen die Reflektionen des Sensors die Bildqualität verschlechtern.

Die Linsen die die Beschichtung schon haben, passen mir im Moment nicht ins Konzept ;-)

Viele Grüße, Andreas

Bernd-Wolfermann
08.02.2004, 08:12
Im WW-Bereich ist die digitaltaugliche Rechnung erforderlich. Die Qualität der meisten WW-Zooms und auch Festbrennweiten war sehr bescheiden, so dass man erst durch die Digitalkameras so richtig darauf aufmerksam wurde. Die sofortige Betrachtungsmöglichkeit der Bilddateien auf 100% am Monitor (entspricht ja Postergröße) zeigt alle Schwächen gnadenlos auf. Die Hauptärgernisse sind die Chromatische Aberration, der sehr starke Schärfeabfall zum Bildrand gepaart mit ungenauer Zentrierung. Dass es auch schon früher anders ging zeigen die Leicas und Zeissobjektive.

Canon attestiert zwar dem EF 17-40 die Digitalfähigkeit durch keine Sonderkürzel in der Modellbezeichnung, beweist diese aber durch hervorragende Abbildungsleistung auf Kameras mit dem Crop- von 1,3 bis 1,6.

Bei den Zooms ab 24/28-70/10x halte ich es fast schon für eine Marketinggag. Das günstige alte Tokina 28-70/80 oder auch das EF 28-70 f/2,8 beweisen, dass auch ältere Rechnungen der heutigen Technik mehr als standhalten können.

Bei den Festbrennweiten ab 28 mm brauchst Du nicht mehr auf diese DG oder ähnliche Hinweise achten. Sie sind meiner Erfahrung nach voll digitaltauglich.

Bei den Telezooms verhält es sich genau so. Ich kenne kein einziges, welches gravierende Schwächen an einer digitalen aufzeigen würde in diese bei analogem Film nicht hätte.

Andreas Neubert
08.02.2004, 08:31
Super, Danke für Deine ausführliche und aufschlußreiche Antwort.

Irgendwie bestätigt das auch meine Beobachtungen, denn wenn ich Bilder vom EF 70-200 mit denen des EF-S 18-55 vergleiche, fällt mir fast ein Ei aus der Hose weil erstere so genial scharf sind.

Die MTFs bei Canon-USA lassen das schon vermuten, gerade Striche bei 100 (f8) ;-)

Wenn ich dann dagegen Fotos der EF-L-Weitwinkel-Zooms bei 100% anschaue, ist der Unterschied auch nicht so deutlich zu denen des Kitjektivs (auch bei den MTFs sofern überhaupt aussagekräftig).
Anscheinend läßt sich durch die Reduktion auf kleineren Bildkreis ein Objektiv rechnen, welches mit wesentlich geringerem Konstruktions-Aufwand bereits gute Ergebnisse liefert und somit den Leidensdruck zu einem L-Weitwinkel nicht so stark ausfallen läßt sofern es eine Zeit lang funktioniert...

Ich werde es jedenfalls sicher ein paar Monate ohne ein WW-L aushalten aber niemals ohne 70-200!

Gruß, Andreas

M. Blum
08.02.2004, 10:18
Neuerdings (bei den noch nicht erhältlichen EF 28-300 L IS und 70-300 DO IS) bringt Canon auf die Hinterlinse eine spezielle Vergütung auf, um zu vermeiden, dass sich der Sensor auf der Hinterlinse spiegelt (und umgekehrt). Ob das was bringt, kann momentan noch kein Mensch sagen, weil diese Objektive noch nicht im Handel sind.

Gruß
Matthias

Artefakt
08.02.2004, 10:24
... welche Optiken digitaltauglich sind und welche nicht. Auf jeden Fall ist die Größe der hintersten Linse (=Lichtaustrittstelle) sehr wichtig. Wenn ich dort aus einer kleinen Linse durch Konstruktionstricks die Strahlen sehr stark ablenken muss, um das volle Bildformat zu schaffen, ist das für Digis schlechter, als wenn ich eine großzügig dimensionierte hintere Linse habe und das Licht nicht extrem abgelenkt werden muss.

Die eigentliche Notwendigkeit von (besonders WW-) Objektiven mit größerem Bildkreis (d.h. übertrieben formuliert 'Mittelformatobjektive an KB-Kameras') wird von den Herstellern lieber nicht an die große Glocke gehängt, weil diese wohl von der Digital-Welle überrollt wurden und nicht plötzlich alle Objektive neu konstruieren können und wollen.

Micha67
08.02.2004, 11:44
... gut trainierter Marketingabteilungen.

> Bei vielen neuen Objektiven heißt es ja nun daß diese speziell für die Sensoren der
> DSLRs beschichtet sind.

Man nehme gute Vergütungen, die seit jeher Standard eines guten Objektivs sein sollten und gut isses. Manche Objektive wie z.B. ein 50/1.8er nehmen es mit der erstklassigen Vergütung nicht so genau. Dennoch ist das Objektiv rattenscharf, nur können halt mal bei ungünstigen Lichtsituationen Streulichtschleier oder Geisterbilder resultieren; das war aber an analogem FIlmmaterial nicht anders.
Reflexionen müssen übrigens nicht unbedingt an der Fläche des Rückelementes stattfinden; sie können ebensogut von Flächen weiter innen gelegener Linsen oder gar vom aufgeschraubten UV-Filter herrühren.

> Da ich nun ein EF 70-200 L sehr ernsthaft erwäge, und
> diese hier im Forum rege genutzt werden, würde mich interessieren, ob die 'fehlende'
> Beschichtung etwaige Probleme liefert.

Nein, die Vergütung des 70-200ers sollte erstklassig sein. Wenn sie schlecht wäre, dann würden dank der bis zu 23 Linsen in der IS-Version die Nutzer schon längst über ein extrem schlechtes Streulichtverhalten klagen.

> Ist das nur Marketing-Hype oder gibt
> es bestimmte Situationen (Gegenlicht, ohne Geli, best. Brennweiten) in denen die
> Reflektionen des Sensors die Bildqualität verschlechtern.

Ja die Vergütung beeinflusst solche 'inneren' Reflexionen. Aber wie gesagt: 1. sollte die Vergütung nicht nur am Rückelement erstklassig sein und 2. sind bei den besseren Objektiven hochwertige Vergütungen schon seit über 30 Jahren (bei Canon damals S.S.C. = super spectral coating genannt) Standard.

> Die Linsen die die Beschichtung schon haben, passen mir im Moment nicht ins Konzept ;-)

Ignoriere sie ohne Reue.

Andreas Neubert
09.02.2004, 04:51
...auch beim 300D Kitobjektiv wird ausdrücklich die 'spezielle' Hinterlinsenvergütung herausgestellt.

Da aber die meisten z.B. L-Objektive noch keine Hinterlinsenvergütung aufweisen, hätte micht interessiert, ob und bei welchen Lichkonstellationen/Brennweiten Probleme auftreten können.

Ich habe viele geniale Originalfotos der EF-L 17-40/16-35/70-200 gesehen, die wunderbar scharf und kontrastreich waren, vielleicht hat aber schon mal jemand hier ein Foto gemacht das danebenging, weil der Sensor böse ins Objektiv zurückgespiegelt hat.

Falls ja, wäre ich Neugierig ob das eher bei WW passiert...

Vielen Dank übrigens an alle für die vielen Antworten :-)

Andreas

Micha67
09.02.2004, 10:06
> ...auch beim 300D Kitobjektiv wird ausdrücklich die 'spezielle' Hinterlinsenvergütung
> herausgestellt.

Und? Ist das Ding dadurch besser als andere EF-Objektive? Die Resultate sehen da doch eher ernüchternd aus. So fette laterale CAs wie beim 18-55er gibt es sonst eher selten.

> Da aber die meisten z.B. L-Objektive noch keine Hinterlinsenvergütung
> aufweisen, hätte micht interessiert, ob und bei welchen Lichkonstellationen/Brennweiten
> Probleme auftreten können.

Bist Du Dir sicher mit der Aussage, daß L-Objektive keine Hinterlinsenvergütung aufweisen?
In guten Optiken sind alle Glas/Luft-Flächen Mehrschicht-vergütet.

> Ich habe viele geniale Originalfotos der EF-L 17-40/16-35/70-200
> gesehen, die wunderbar scharf und kontrastreich waren, ...

Ebend!

> vielleicht hat aber schon mal jemand hier ein Foto gemacht das danebenging, weil der
> Sensor böse ins Objektiv zurückgespiegelt hat.

Die Jagd nach dem Phantom. Deine Erfahrung sagt es doch schon: Diese Hinterlinsenvergütung ist zu 95% Marketinggelaber.
Tatsächliche Probleme sind eher im Blooming um Spitzlichter gerade bei hohen Aperturen zu sehen. Da gibt es selbst mit Spitzenoptiken häßliche lila Säumchen, die aber nichts mit Reflexen an der Hinterlinse zu tun aben, sondern durch Reflexionen innerhalb der Bauelemente AA-Filter/Mikrolinsen/Chip ausgelöst werden. Betroffen sind hier z.B. das 85/1.2 aber auch die lichtstarken 'Normalobjektive' 50/1.4 und 50/1.8 und in etwas geringerem Umfang auch alle anderen kürzerbrennweitigen Objektive bei Offenblende.

> Falls ja, wäre ich Neugierig ob das eher bei WW passiert...

Letzterer Effekt: klares Ja. Das mit der Hinterlinsenreflexion: naja.

Pitt Müller
09.02.2004, 21:23
Leider gibt es wirklich den Fall, dass die Hinterlinse einmal vom
Krümmungsradius und zudem von der Beschichtung ungünstig sind.
Das Bildbeispiel stammt von einem Canon FD 135/2,5 mit Adapter.
Es ist die Hinterlinse des Adapters welche nun genau in der Bildmitte
(am Dachfirst) einen schwachen bläulichen Fleck erzeugt. Damit
ist der Adapter nur mit 'Vorsicht' zu gebrauchen. An einem Objektiv
konnte ich solche Störungen noch nicht feststellen.<img src='http://web25.bor-is.de/thumbs/200402/1076358120.jpg' border='0'><br><a href='http://web25.bor-is.de/medium/200402/1076358120.jpg' target='_blank'>Mittelgroßes Bild (800x533) anzeigen.</a><br><a href='http://web25.bor-is.de/zoom/200402/1076358120.jpg' target='_blank'>Originalbild (3072x2048) anzeigen.</a><br><br>

Gruß Pitt

Micha67
09.02.2004, 22:04
... Um so einen Reflex zu zaubern müßte die sensorseitige Hinterlinse ja wie ein Hohlspiegel geformt sein, und genau das vermeidet man freilich bei 'normalen' Objektiven so gut als möglich.

Es mag relativ häufig nahezu oder komplett plane Flächen bei den Rückelementen geben ...

z.B. in den Objektiven:
24-85/3.5-4.5 USM
28-70/2.8 L USM
28-135/3.5-5.6 IS USM
28-105/4-5.6 USM
70-200/2.8 L IS USM
70-200/4.0 L USM
75-300/4-5.6 Versionen
90-300/4.5-5.6 mit oder ohne USM
100-300/4.5-5.6 USM
50/2.5 Macro
85/1.2 L USM
100/2.8 USM Macro
180/3.5 L USM
sowie viele lichtstarke Supertele mit ihren Dummys für die Einschubfilter

Reflexionen an den Rückelementen tragen hier jedoch nur zur Streulichtkomponente bei, bilden sich aber nicht mehr oder weniger scharf auf dem Sensor ab.

Für direkt sichtbare Reflexe muß das ja die Hinterlinse wie ein Brennspiegel geformt sein!
Da kämen nur wenige Linsen in Frage, bei denen dann auch noch die Abstands- und Winkelverhältnisse zum Sensor halbwegs passen müssten:
35-70/3.5-4.5
35-80/4-5.6
55-200/4.5-5.6 USM
55-200/4.5-5.6 II USM
80-200/4.5-5.6 II
100-400/3.5-5.6 L IS USM

Hat jemand mit einem dieser letztgenannten Objektive (schlechtest-möglicher Fall) schon mal solche Reflexe erhalten? In diesen Fällen hielte ich es für prinzipiell möglich, denke aber dennoch, daß die Optik-Konstrukteure nicht völlig verpennt sind und entweder die Radien so gewählt haben, daß kein mittelmäßig scharfer Reflex entstehen kann, bzw. die Vergütung auf ein Niveau gehoben haben, welches solche Reflexe kaum entstehen läßt.