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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nochmal: Was für ne Portraitlinse?



_tom_
08.02.2004, 17:03
Hallo,

Ich frag nochmal nach nach einer Portrait-Linse für ne 10D. Interessant fände ich

- 50/1.8 weil billig ist aber wohl etwas kurz, oder?

- 70-200/f4 weil ich das wohl früher oder später sowieso kaufe, die frage wäre hier,
ob blende 4 reicht für freistellen

- 85/1.8 ca. 400 Euro (drauf hätte ich jetzt aus dem Bauch getippt)

- 100/2.0 ca. 450 Euro (zu lang?)

- 100/2.8 Macro ca. 550 Euro (Letzteres fände ich auch ganz interessant da Macro-fähig.)

Dank für Eure Meinungen.

/t

Pitt Müller
08.02.2004, 17:06
Ich habe das 100/2,0 und finde es ganz super. Aber das ist nur meine Meinung.
Die Öffnung 2,0 gibt viel her.

Pitt

Micha67
08.02.2004, 17:56
... dann ist die *Brennweiten*lücke zum 17-40er kaum mehr relevant, sondern Du benötigst eher noch was Zusätzliches für Schärfentiefespielchen und/oder Macro.

Daher folgender Tipp: nimm für konsequente Freiheit in der Gestaltung der Schärfentiefe das 50/1.4 (Bokeh, Streulichtverhalten, manueller Fokuseingriff). Dazu später das 70-200/4.0 oder ein ähnliches Telezoom und - nur wenn noch über das Telezoom + Nahlinse hinaus Bedarf herrscht - noch ein 90/100er Makro, wobei vielleicht das Tamron 90/2.8 auch eine gute Figur macht.

Andererseits verstehe ich Dich gut, wenn Du neben dem 17-40er schon jetzt gerne etwas haben willst, was Dir den Telebereich erschließt. In diesem Fall würde ich das EF 100/2.8 USM Macro oder das genannte Tamron bei Bedarf nach echtem Makro vorziehen oder das 100/2.0 bei Beschränkung auf Nahlinsen-gestützte Nahfotografie nehmen. Bedenke auch, daß Du mit einem 70-200er und einer 58mm 250D Nahlinse (die freilich auch auf das 50/1.4 und das 100/2.0 passt) Abbildungsmaßstäbe bis 1:1 bei erstaunlich hoher Abbildungsqualität erzielen kannst, sodaß der Wunsch nach einem ausgesprochenen Makro vielleicht relativiert wird.

Andreas Hofer
08.02.2004, 18:08

Micha67
08.02.2004, 18:31
... passt die 58er 250D ohne zu Vignettieren an das 70-200er. OK, das ist eine Extremnutzung der 250D, aber die Leute, die auf ein 100-400er die 500D schrauben, tun im Prinzip auch nichts anderes. Ganz Radikale können sogar auf ein 75-300er die 250D ohne Adapter aufschrauben und bekommen damit einen Abbildungsmaßstab über 1:1.

_tom_
08.02.2004, 18:44
Micha,

danke für die tollen Hinweise, liest sich sehr spannend, aber nochmal zur Frage im engeren
Sinne zum Thema Portraits, reichen die 50mm? Oder sollte das lieber etwas länger sein?

/t

charly gielen
08.02.2004, 19:13
zulang ich gehe gerne etwas näher ran
das 100er hat ja den bildwinkel von 160mm
da braucht man schon 3-4m Spielraum
charly

Micha67
08.02.2004, 19:29
... gilt, daß der kreativen Freiheit keine Grenzen gesetzt werden sollten. Es gibt ebenso ausdrucksstarke Portraits, die mit 19mm oder 400mm Brennweite geschossen wurden. Insgesamt halte ich daher neben der Platzfrage für evtl. Studioarbeit die Arbeit mit verschiedenen Perspektiven in der Brennweitenwahl für sehr wichtig. Und dabei sind nun mal Staffelungen von 1,4-facher Brenweite schon sehr eng und 2-fach Sprünge in der Brennweite auch noch völlig OK.

Otto Behrens
09.02.2004, 13:52
die richtige Brennweite ist 85-90 mm, entspricht dem Augenwinkel, entweder Canon 85/1.8 oder 85/1.2 . Bitte nicht durch den Faktor 1.6 irritieren lassen, die Brennweite ändert sich nicht, egal ob D10 oder 1Ds.

Micha67
09.02.2004, 14:32
Die vordere Brennweite unseres Auges liegt so um die 20 mm (die hintere Brennweite ist wegen des wässrigen Mediums *im* Auge sogar noch kürzer). Unser Sehwinkel sind gute 90-110°.

Wenn also 85-90 mm unserem Augenwinkel entsprechen sollen, dann meinst Du vermutlich den Blick durch den Sucher, bei dem wir mit vorgeschnallten Objektiven dieser Brennweiten weder eine Verkleinerung noch eine Vergrößerung der Szene wahrnehmen. Durch diesen Effekt können wir, ohne daß uns dabei schlecht wird, beide Augen öffnen, während wir durch das eine Auge und das Sucherbild das Motiv erfassen. Soweit sogut.

Dieses Verhalten hängt aber direkt vom Vergrößerungs/Verkleinerungsfaktor der Sucheroptik selbst ab oder - nach Ausbelichten auf Papier - vom Format des fertigen Bildes und dem typischen Betrachtungsabstand. Da ein typischer Betrachtungsabstand so im Bereich um das 1- bis 1,5-fache der Bilddiagonale beträgt, ist ein Objektiv mit einem Bildwinkel von 45-60° ein sogenanntes 'Normalobjektiv' mit dem der Sehwinkel beim fertigen Bild in etwa dem Sehwinkel aus der realen Position des Fotografen zum Zeitpunkt der Aufnahme entspricht.

Der nächste Punkt: das Croppen mag zwar keinen Einfluß auf die 'Unverzerrtheit' bei Öffnung beider Augen an der Kamera haben, jedoch beeinflußt es sehr wohl die Winkelverhältnisse am ausbelichteten Bild. Uns geht es in der Portraitfotografie ja nicht um den Schutz des Fotografen vor evtl. Übelkeit, sondern um den Erhalt einer noch relativ plastischen, aber nicht verzerrenden *Perspektive*. Hierfür muß man dann sehr wohl den Crop mit in die Betrachtungen einbeziehen und die für die Aufnahme genutzte Brennweite entsprechend kürzer wählen. Andernfalls erhältst Du Bilder, die eine perspektivische Verflachung entsprechend einer 150mm-Optik an KB entsprechen. Nicht umsonst sind die Portraitbrennweiten an anderen Filmformaten nicht konstant 80-100mm, sondern sie skalieren mit der Formatdiagonalen.

Spiller
09.02.2004, 14:34
Natürlich ändert sich die Brennweite nicht, aber wenn Du im gleichen Zusammenhang den Blickwinkel der Augen nennst, wird die Sache IMHO unsinnig, denn dadurch, dass das volle KB-Format beschnitten wird, wird doch auch der erfasste Winkel kleiner.

Die Frage ist dann, ob ich an der Brennweite festhalten will, weil sie gleich bleibt, oder ob mich an einem Portraitobjektiv der erfasste Winkel interessiert. Ich vermute eher letzteres.

Otto Behrens
09.02.2004, 15:41
Natürlich ist der erfasste Winkel wichtig, trotzdem bleibe ich dabei, dass mein Bild mit einem 85/90er natürlicher wirkt, als mit einem 50er. Mach doch einmal den Test mit einer Person, nur Kopf mit ausgeprägter Nase, Hochformat. Da spielt es keine Rolle ob Vollformat oder APS-Größe-Chip, wenn der Aufnahmebereich der Gleiche ist, ist die Verzerrung beim 50er sichtbar und für gute Porträts eigentlich nicht geeignet.

Micha67
09.02.2004, 16:07
... nehmen und nicht das 85er, denn die Perspektive wird bei 1,6x-Crop und 85mm versus Vollformat mit 135mm aus der gleichen Aufnahmeposition identisch. Wenn Du hingegen am KB-Vollformat mit 85mm arbeitest, dann bekommst Du (aus nun etwas geringerem Abstand) genauso viel Gnubbelnase wie mit 1,6x-Crop und 50mm aus der selben Aufnahmeposition.
Ist nun mal so.

Es gibt halt Liebhaber 'hochnormaler' Portraitbrennweiten und ich gehöre selbst dazu, nachdem ich sehr gerne mit 135mm an analogem Vollformat Portraits mache.

Otto Behrens
09.02.2004, 16:11
ich sehe schon, noch einer von der 'alten Schule', hoffentlich auch einer der fotografiert und nicht nur theorisiert. Für diejenigen verweise ich gern auf einen Leica-Artikel, bitte, die Ausführungen stammen noch aus einer Zeit als Leica nocht richtig Leitz war:
http://www.leica-camera.com/imperia/md/content/pdf/putskolumne/11.pdf
Viel Spass und nichts für ungut.

hidis
09.02.2004, 16:13
das 85mm ist mein Liebling, hin und wieder jedoch zu lang

Odin_der_Weise
09.02.2004, 17:00
auf das KB-Format und wie schon im ARtikel steht ist die Berspektive nicht von der Brennweite sondern vom Standort (und nur von dem) abhängig. Wenn ich nun also ein perspektivisch gleiches Bild mit der 10D wie mit einer KB-Kamera machen möchte, muß ich am selben Standort stehen. dann ist aber der Bildausschnitt bei gleicher Brennweite kleiner, da der Bildwinkel aufgrund des kleineren Sensors kleiner wird. Um nun ein perspektivisch gleiches Bild bei ebenfalls gleichem Bildwinkel machen zu können muß die verwendete Brennweite entsprechend kürzer sein als bei einer KB-Kamera. Nachteil: Der Abbildungsmaßstab ist ein anderer (nämlich kleiner), die Tiefenschärfe also größer. Ähnliches gilt übrigens genau umgekehrt für Mittelformat und ist in der Fotografie hinlänglich bekannt. Bei Mittelformat nimmt man daher für dieselben Anwendungen entsprechend Objektive mit einer größeren Brennweite als bei KB-Kameras.

knork
09.02.2004, 17:05
micha hat schon recht. die perspektive eines 85mm kb bildes und eines 50mm crop-bildes sind gleich, weil du während der aufnahme auf der selben stelle stehen wirst, um ein fast identisches bild zu erhalten. das einzige, was sich ändert ist die tiefenschärfe bei gleicher blende - die ist bei einer crop-cam ausgeprägter (eben wegen der kleinen brennweite).

gruß - jörg

knork
09.02.2004, 17:08
hi,
hab auch das 85/1,8er aber auch mir ist es ab und zu mal zu lang (besonders im innenbereich). deshalb besorge ich mir jetzt noch das 50/1,4 - die 1,8er hatte ich (vers. 1) der focus ist unglaublich laut aber trotzdem einigermaßen zügig.

Micha67
09.02.2004, 17:10
beherzigst, dann wirst Du folgendes nachlesen können:

Wer Bilder gerne aus Abständen um 1- 1,5-fach der Bilddiagonale betrachtet, für den ist das 50mm an KB das Normalobjektiv (1-1,5-fache Filmdiagonale).

Wer Bilder gerne aus einer etwas größeren Entfernung betrachtet, für den ergibt bei Betrachtungsabstand = 2 * Bilddiagonale also an analogem KB-Format ein 43mm * 2 = 86mm Objektiv eine natürliche Perspektive.

Nun rechne er das ganze mal mit einem Sensor mit 27mm Diagonale nach.

Pff, ich - alte Schule? Theoretisierend? <schmoll, schmunzel> ;-)))

Odin_der_Weise
09.02.2004, 17:11
Der entscheidende Punkt ist: 'Oder man sollte das Negativ 5x auf ein Format von 13x18 vergrößern.' Auf dieser Annahme der 5fachen Vergrößerung fußen alle folgenden Betrachtungen, man sollte aber daran denken, daß ein Bild, was von einer Cropkamera ausbelichtet wird nicht das Format 13x18 bei fünfmaligem Vergrößern erreicht, eines von Mittelformat ein erheblich größeres Format.
Man muß sich also entscheiden, was man möchte: gleiche Perspektive, gleichen Bildwinkel oder gleiche Tiefenschärfe wie bei KB. ALles zusammen geht nicht, lediglich 2 Dinge sind gleichzeitig erfüllbar. gleiches gilt auch für Mittelformabzw. umgekehrt auch für das KB-Format im Vergleich zum Mittelformat.

Otto Behrens
09.02.2004, 17:27
ich finde es toll, was aus einer einfachen Frage nach einem Porträtobjektiv sich für ein umfangreicher Beitrag entwickelt.
Eigentlich kann man doch sagen, hast du genügend Platz=Abstand-Kamera-Objekt, nimm ein 85/1.8, hast du viel Platz und mehr Geld, nimm ein 135/2.0.
Noch besser, das Letztgenannte und ein 85/1.2. Natürlich immer nur die guten Qualitätsobjektive von Canon, die auch noch bei deiner zukünftigen Vollformat-Chip-Kamera bis zum Rand scharf zeichnen und gleichmäßig ausleuchten. Denn irgendwann möchte jeder seine Mini-Chip-APS-Kisten eintauschen.

Odin_der_Weise
09.02.2004, 17:31
zu der Aussage: '...hast du viel Platz und mehr Geld, nimm ein 135/2.0.' Wenn man viel Platz hat wie du es ausdrückst und dann aufgrund des Bildwinkels weiter weg muß vom Motiv als bei einer KB-Kamera (immerhin entspricht das 135er an der 10D dem Bildwinkel eines 200mm Objektivs an einer KB-Kamera) änderst du die Perspektive ... und das wollen wir doch nicht - oder?

Micha67
09.02.2004, 17:58
... das 135/2.0 schon ein richtig tolles Objektiv für Portraits ist. :-))

Klar ist, daß die Paßfoto-Fotografen und manche Studiojobs eine konstant auf 'Standardperspektive' getrimmte Brennweite erfordern mögen. Warum aber sonst die selbstauferlegte kreative Hürde einer immer konstanten Portraitbrennweite pflegen? Klar ist ein Bildwinkel um 25-30° mit einer natürlichen Proportion beim Betrachten des Bildes verbunden, aber man darf doch wohl auch mal aus der Reihe tanzen, oder nicht?

In den Begriff eines Portraits können so unterschiedliche Gestaltungselemente hineinfallen, wie in vielen anderen Disziplinen auch. Was zählt, ist die Idee und deren Umsetzung. Welche Brennweite/Perspektive hierbei den Zuschlag bekommt, ist *Teil* dieser Umsetzung - und da können auch mal Brennweiten von 28mm oder 200mm erforderlich sein.

knork
09.02.2004, 19:51
wenn du nicht sowas irreführendes geschrieben hättest, würde auch keiner diskutieren ;o)

>die richtige Brennweite ist 85-90 mm, entspricht dem Augenwinkel,
>entweder Canon 85/1.8 oder 85/1.2 . Bitte nicht durch den Faktor 1.6
>irritieren lassen, die Brennweite ändert sich nicht, egal ob D10 oder 1Ds.

natürlich ändert sich die brennweite nicht durch den cropfaktor - sehr wohl aber die perspektive. ein 50er wird vom standpunkt und dem blickwinkel her zu einem 85er...
es entstehen auch keine 'nasenbilder' und es ist auch nicht 'zu kurz', wie es im eröffnungsbeitrag zu lesen war. das einzige, was sich ändert ist die schärfentiefe...

anderes beispiel - was ist mit kompaktcams? braucht man bei den 1/1,8' sensoren denn auch 85mm, um gute portraits zu machen? *zwinkerzwinker*

gruß - jörg

Otto Behrens
09.02.2004, 20:34
'anderes beispiel - was ist mit kompaktcams? braucht man bei den 1/1,8' sensoren denn auch 85mm, um gute portraits zu machen? *zwinkerzwinker*'

ein 85 mm Wechsel-Objektiv? na klar, damit macht man den Anfang für gute Bilder, denn wer mit so Mini-Chipchen versucht echt gute Bilder zu machen, wird bald zu einer SLR greifen.
Gruß nach Sachsen

TK
09.02.2004, 20:37
nimm die:
<img src='http://web25.bor-is.de/thumbs/200402/1076351725.jpg' border='0'><br><a href='http://web25.bor-is.de/medium/200402/1076351725.jpg' target='_blank'>Mittelgroßes Bild (799x581) anzeigen.</a><br><a href='http://web25.bor-is.de/zoom/200402/1076351725.jpg' target='_blank'>Originalbild (1220x887) anzeigen.</a><br><br>
Seit ich mit dem Objektiv arbeite, behalt ich es für 80 % der Portraits einfach drauf.
Bequemlichkeit? Ignoranz?
Egal die Brennweite reicht oft und die Ergebnisse verkaufen sich.
für indoor genug WW und wenn mehr Platz da ist sind 70 (112´er Ausschnitt) oft ok.
LG
Torsten

ps. achja das 24-70L ist´s.

_tom_
09.02.2004, 23:20
... wesentlich schlauer bin als vorher, aber informativ war das auf alle Fälle. Ich hatte gedacht die Frage sei mehr oder weniger schon zu Tode gekaut und ohnehin irgendwo klar.

Jedesfalls besten Dank an alle.

/t

Spiller
09.02.2004, 23:44
Ich würde die Sache nicht so verallgemeinern. Die Festbrennweiten sind ja alle ganz nett, aber ich würde die Sache nicht über den finanziellen Rahmen pauschalisieren. Auch das billigste EF 50mm 1.8 taugt durchaus zur Portraitlinse, wenn man keine Angst vor dem Modell hat und auffällige Verzeichnungen habe ich da auch noch nicht bemerkt. In dem Punkt bin ich keine theoretiker sondern schau' mir meine Bilder an.

Micha67
10.02.2004, 00:21
... Otto mit der etwas seltsamen und physikalisch nicht haltbaren Theorie aufgewartet hätte wäre der Thread ja auch um einiges kompakter geblieben.

Überlege Dir doch einfach, ob Du eher kürzere Charakteristiken für Portrait liebst, dann ist ein 50er oder das hier vorgeschlagene Standardzoom zu empfehlen, ansonsten tut es noch ein 85/1.8 oder nötigenfalls ein 70-xxx oder 80-xxx Zoom.

Wenn Du Spiele mit relativ wenig Schärfentiefe liebst, dann sind doch die noch helleren Festbrennweiten im Vorteil. Wenn Du das nicht brauchst, dann ist die Auswahl ordentlicher Optiken im Bereich zwischen 50 und 85mm ja bekanntlich groß.