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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vergleich 300/4.0 IS gegen 70-200/2.8 IS mit Konvertern



Martin Luding
25.02.2004, 00:08
...endlich wieder online! Fuer den den es interessiert habe ich am Wochende meinen ersten (!!!bin wohl der einzige hier im Forum!!!) kleinen Objektivtest gemacht (Kritik erwuenscht).

Das Wetter ist hier (Rom) leider schon seit Tagen so bescheiden (zwar fast warm, aber es regnet taeglich), dass ich am Samstag gerade mal 10 min. Zeit hatte Vergleichsfotos zu schiessen. Die Fotos sind alle von meinem zweiten Testdurchlauf, da ich den vor einer Woche gemacheten Test wiederholen musste, da der Autofocus auf ca. 100m Distanz solche Toleranzen (siehe auch in einem der vorangegangen Treads hier im Forum) hat, dass eine korrekte Bildbeurteilung bezueglich Schaerfe der Objektive nicht moeglich gewesen waere:

Obwohl ich immer das gleiche Objekt anvisiert hatte (graue Satellitenschuessel in Bildmitte mit dunkler Aufschrift) wurde teilweise auf die ca. 1m dahinterliegende Bildebene (weisse Schuessel mit blauer Schrift) scharf gestellt! Bei einem Test an einer parallel zur Filmebene verlaufenden Backsteinmauer waere mir dies beispielsweise ueberhaupt nicht aufgefallen.

Testkandidaten:

EF 300/4.0 L IS
EF 70-200/2.8 L IS mit Konvertern:
EF 1,4x Version I
EF 2,0x Version II

Zur Sicherheit habe ich von jedem Testbild mehrere Aufnahmen gemacht: vor jeder Blendenserie pro Objektiv (Anfangsblende bis f11.0) neu scharfgestellt, dann Objektiv auf manuelle Scharfstellung, Fotos gemacht, neu scharf gestellt und wieder von vorne. Alle Bilder wurden innerhalb von 15 min. geschossen, um eventuelle Kontrastunterschiede durch die Sonne zu vermeiden (war ja aber sowieso bewoelkt...).

Gemacht wurden die Bilder mit meiner 10D (Firmware 2.0.0) mit Spiegelvorausloesung, Fernausloeser und Stativ bei ISO 200. Die Bilder wurden in RAW gemacht und mit C1 in JPEG umgewandelt. Die Bilder nur wurden praxisgerecht in C1 geschaerft ('softlook'/200/3), sonst keine Nachbearbeitung/Korrekturen. Aus den besten einzelnen Aufnahmen je Blende/Objektiv habe ich dann jeweils zwei 100%-Ausschnitte (einer ca. in der Mitte und einer am Rand) genommen und in Photoshop zusammen gefuegt. Neben den beiden Ausschnittbildern habe ich auch noch ein ganzes Bild des 300er bei Blende 4.0 angehaengt.<img src='http://web25.bor-is.de/thumbs/200402/3947_1077663726.jpg' border='0'><br><a href='http://web25.bor-is.de/medium/200402/3947_1077663726.jpg' target='_blank'>Mittelgroßes Bild (800x533) anzeigen.</a><br><a href='http://web25.bor-is.de/zoom/200402/3947_1077663726.jpg' target='_blank'>Originalbild (3076x2052) anzeigen.</a><br><br>

Auffaellig ist, dass in der zweiten Reihe (70-200 mit 1,4 Konverter) die Aufnahme bei f5,6 schaerfer erscheint als bei f8,0. Da bei f8,0 nirgends scharfe Bildebene zu erkennen ist tippe ich auf „normale“ Verwacklung (1/15 sec) durch den starken Wind der waehrend des Tests herrschte.

Leider habe ich erst zu spaet (am PC) gemerkt, dass die zusaetzlich zum Vergleich herangezogenen Aufnahmen des 70-200 ohne Konverter (Reihe ganz rechts) nur bei 185mm an Stelle der gewollten 200mm gemacht wurden. Der Aussagefaehigkeit duerfte dies aber keinen Abbruch tun. ; )

Insgesamt ist der Objektivtest natuerlich alles andere als absolut (Eigenschaften wie Flare, CA's, Verzeichnung, Vignettierung und schlussendlich Serienstreuung bzgl. Zentrierung wurden nicht weiter untersucht) und bezieht sich nur auf Schaerfe und Kontrast. Bitte versteht ihn also als Praxistest oder Tendenz (und seit nachsichtig). Bezueglich Schaerfe/Kontrast koennen jedoch denke ich nach mehr als 70 Vergleichsaufnahmen ein paar (wenn auch wenig ueberraschende) Aussagen gemacht werden:

Fazit:

- Relativ gesehen ist die Festbrennweite 300/4.0 IS den Konverterloesungen deutlich (EF 1.4x, Version I) bzw. sehr deutlich (EF 2.0x, Version II) ueberlegen. Dies gilt fuer alle Blenden.

- Absolut gesehen empfinde ich die Schaerfe-/Kontrastleistung des 300er - auch in meiner IS-Version (siehe Diskussionen hier im Forum) - als sehr gut. Auch bereits bei voller Oeffnung!! Der Schaerfegewinn beim Abblenden ist minimal.

- Mit 1,4x Konverter muss, um befriedigende Resultate zu erhalten, mindestens einmal abgeblendet werden. Die Schaerfe steigt durch weiteres Abblenden nochmals leicht an und erreicht dann fast die Schaerfe des 300er. Fazit: brauchbar bis gut!

- Mit 2,0x Konveter muss dagegen mindestens zweimal abgeblendet werden um bezueglich Schaerfe und Kontrast zu befriedigen. Die Schaerfe bleibt jedoch immer deutlich hinter den beiden anderen Loesungen zurueck.
Fuer mich ist der 2,0x Konverter mit dem 70-200/2.8 damit nur als absolute Notloesung zu empfehlen. Falls man die Resultate bzgl. Schaerfe und Kontrast auf das 70-200/4.0 uebertragen kann (als ich es noch hatte, habe ich leider nie einen Test gemacht), ist die Kombination mit dem 2,0x sogar - wegen der dann fuer akzeptabel scharfe Aufnahmen notwendigen Mindestblende f11.0 - unbrauchbar (vom fehlenden Autofocus mal ganz abgesehen)!
<img src='http://web25.bor-is.de/thumbs/200402/3947_1077663949.jpg' border='0'><br><a href='http://web25.bor-is.de/medium/200402/3947_1077663949.jpg' target='_blank'>Mittelgroßes Bild (639x800) anzeigen.</a><br><a href='http://web25.bor-is.de/zoom/200402/3947_1077663949.jpg' target='_blank'>Originalbild (2362x2953) anzeigen.</a><br><br>
<img src='http://web25.bor-is.de/thumbs/200402/3947_1077664051.jpg' border='0'><br><a href='http://web25.bor-is.de/medium/200402/3947_1077664051.jpg' target='_blank'>Mittelgroßes Bild (639x800) anzeigen.</a><br><a href='http://web25.bor-is.de/zoom/200402/3947_1077664051.jpg' target='_blank'>Originalbild (2362x2953) anzeigen.</a><br><br>

Persoenliches Testfazit fuer mich: es ist wirklich schwer, brauchbare Testbilder zu schiessen, da einem der Autofocus oft einen Streich spielt und bei manueller Scharfstellung durch den Sucher der 10D keine ausreichende Schaerfebeurteilung moeglich ist. Zudem meldet die Kamera in einem breiten Bereich 'scharf' (gruener Punkt). Damit ist es - vor allem bei Teleaufnahmen - erst am PC im direkten Vergleich mehrerer Aufnahmen nebeneinander moeglich Ausreisser zu erkennen.

Hoffe ich konnte etwas nuetzliches hier im Forum beitragen...

Ciao
Martin

Bernd-Wolfermann
25.02.2004, 07:26
Vielen Dank für den ausführlichen Test und die objektiv geäußerte Kritik.
Das von Dir geschriebene deckt sich weitgehend mit meinen eigenen Erfahrungen.
Der AF der 10D ist bei solch langen Brennweiten kaum geeignet einen aussagekräftigen Test im AF-Mode zuzulassen. Auch bei mir halfen nur endlose Versuche mit AF und MF, die aber zum gleichen unbefriedigenden Ergebnis geführt haben.

Telekonverter gehören höchstens an Festbrennweiten oder Zooms ohne IS. Wegen der mangelnden Schärfeleistung habe ich beim 70-200 zur non-IS-Version gewechselt und wurde dadurch mit einer erheblich besseren Schärfe, weniger Gewicht und mehr Geld in Geldbeutel belohnt. Das alte 70-200 ist durch die höhere Grundschärfe besser für den Einsatz von Konvertern geeignet, ohne jedoch an die Leistung einer Festbrennweite heranzureichen.

Auch ich habe mir letzte Woche das EF 300 f/4,0 IS L USM genauer angesehen und es auf Grund der hervorragenden optischen Leistung behalten. Es gibt auch bei meinem Exemplar kaum eine Schärfesteigerung durch Abblenden.

Den größten Schärfegewinn bei allen Objektiven habe ich hingegen durch den Wechsel auf eine 1D erreichen können, da bei dieser Kamera der AF perfekt und sehr tolleranzarm arbeitet und es zu keinen Ausreißern kommt.

Sehr viele Negativthreads die sich auf mangelnde Offenblendleistung beziehen, sind leider sehr häufig dem Gehäuse und nur selten dem Objektiv zuzuschreiben.

Wünsche Dir eine schöne Woche und besseres Wetter.

Ralf B.
25.02.2004, 08:25
Gruß R@lf

pabchem
26.02.2004, 13:19
Hi!


Snip:
>
> Den größten Schärfegewinn bei allen
> Objektiven habe ich hingegen durch den Wechsel auf eine 1D erreichen können, da bei
> dieser Kamera der AF perfekt und sehr tolleranzarm arbeitet und es zu keinen Ausreißern
> kommt.
>

Aber das ist doch wohl klar! 4 MP aus einem 1.3er Crop-Chip gegen 6 MP aus einem 1.6er-Chip bringen doch auch schon 'schärfere' Bilder. Da fallen doch etwaige Fehler der Objektive viel weniger ins Gewicht! AF: auch klar. Aber gerade mit den 6 MP aus einem 1.6er-Chip kommt man doch an die Grenzen der Optiken. Wenn man das mal auf einen FF-Chip hochrechnet, kommt man auf knapp 10 MP. Da sind wir schon fast bei der 1Ds, und die Ansprüche dieser DSLR an die Objektive sind ja auch hinlänglich bekannt.

Hilft aber alles nicht, wenn man 'nur' das Geld für eine 10D hat, dann muß man halt damit leben.

Greetings,
Patrick

hubert
26.02.2004, 14:57
Zuerst einmal Danke für den ausführlichen Bericht !

Mir kommt das 70-200 mit 2x aber irgendwie unscharf z.B.: bei f5,6

Hier ein 70-200 + 2xKenko bei f5,6 (soft,200,3)
<img src='http://web25.bor-is.de/thumbs/200402/2185_1077803707.jpg' border='0'><br><a href='http://web25.bor-is.de/medium/200402/2185_1077803707.jpg' target='_blank'>Mittelgroßes Bild (800x533) anzeigen.</a><br><a href='http://web25.bor-is.de/zoom/200402/2185_1077803707.jpg' target='_blank'>Originalbild (3076x2052) anzeigen.</a><br><br>
Ich finfe da ist schon ein Unterschied.
:-) hubert

Martin Luding
26.02.2004, 15:11
Hallo Patrick,

ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass das 300/4.0 dem Sensor bezueglich Aufloesung nicht mehr gewachsen ist. Ich denke, das wuerde auch noch an einer Ds gute Ergebnisse bringen (im Gegensatz zu meinen Zooms geschweige denn in Verbindung mit den Konvertern).

Ich denke es liegt tatsaechlich - wie Bernd schon geschrieben hat - an der AF-Genauigkeit: Wenn ich all mein (Un-)Wissen mal zusammen nehme komme ich auf folgendes: mit dem 300er bei Crop1,6, Blende 4.0 habe ich auf 50m Distanz eine Schaerfetiefe von rd. 2m vor und hinter dem anvisierten Objekt (bei der 1D mit Crop 1,3 sind es rd. 2,5m davor und dahinter). Der AF der 10D arbeitet nun so ungenau, dass sich die Schaerfeebene eben um bis zu 2m vor oder hinter dem eigentlich anvisierten Objekt befinden kann (natuerlich Abhaengig vom Kontrast des Objektes und Justierung des AF). Der AF der 1D soll (??) nun 3mal genauer sein, d.h. die tatsaechlich scharf gestellte Ebene liegt hier (inkl. Crop 1,3) nur rd. 80cm vor oder hinter dem anvisierten Objekt. Wenn man dies jetzt ins Verhaeltnis zu der Schaefetiefe von +/- 2,5m setzt sieht man, dass es mit der 1D fast unmoeglich ist unscharfe Bilder zu schiessen (zumindest was den AF angeht).

Gruss
Martin

Bernd-Wolfermann
26.02.2004, 17:16
Die Objektive dieser Brennweiten werden wohl alle mit der höheren Pixeldichte gewachsen sein.

Allerdings machen sich die größeren Pixel der 1D noch anders bemerkbar: Die bei der 10D und 1Ds sehr unnatürlich geringe Schärfentiefe ist bei der 1D mit dem analogen Film vergleichbar. Du musst bei weitem nicht so stark abblenden um einen gossen Bereich scharf zu bekommen.

Bernd-Wolfermann
26.02.2004, 17:18
Die Objektive dieser Brennweiten werden wohl alle (das „mit“ gehört natürlich raus ;-)) der höheren Pixeldichte gewachsen sein.

Martin Luding
27.02.2004, 01:19
Hast recht, bei Deinem Bild kannst Du nicht meckern... wirklich schoen scharf!! Ich will am Samstag wenn's das Wetter zulaesst nochmal ein paar Aufnahmen machen. Wird sich dann zeigen woran es liegt (ich hoffe immer noch, dass es der Wind zusammen mit der langen Belichtungszeit war...)!

Gruesse
Martin

tompa
01.03.2004, 10:24
Hab ich da was nicht verstanden?

Tiefenschärfe ist doch immer die selbe, die hängt nur von der Brennweite und von der Blende ab. Welches Negativ-/Sensorformat dahinterhängt ist irrelevant.
Oder nicht?