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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : wie richtig belichten in der Praxis?



Martin Melzer
07.03.2004, 20:53
ok, wenn ich schon mal am Fragen bin...

Die prinzipiellen Sachen um Blende, Belichtungszeit etc. habe ich schon verstanden.
Also, das Hauptproblem ist, dass ich das Bild auf gar keinen Fall überbelichten darf. Im Gegensatz zum Film, der weich in die Sättigung geht, verliert beim CMOS-Sensor jeder überbelichtete Fleck sofort an Zeichnung und ist nur noch knallhart weiss. Das versuche ich auf jeden Fall zu verhindern, ausser vielleicht bei Spitzlichtern (Wellen im Gegenlicht oder so). Unterbelichten darf man aber auch nicht beliebig, da der Sensor (oder die Signalverarbeitung danach) ja nur 12 Bit Dynamikumfang (=Blendenstufen) hat. Wenn man zwei Blendenstufen unter dem Maximum (gut sichtbar an den Linien im Histogramm) belichtet, hat man relativ zur Vollaussteuerung das Rauschen schon vervierfacht (wenn man später den Weisspegel anpasst).

Also, idealerweise würde ich das Bild so belichtet haben, dass die hellste Fläche fast den Maximalwert (im Histogramm ganz rechts) erreicht, mit ein bisschen Reserve. Dummerweise kann die Kamera das nicht automatisch. Sie nimmt an, dass sie vor dem zentralen Sensor eine graue Fläche (%-Satz weiss ich nicht) hat und belichtet nur die richtig. Wenn ich also eine weisse Fläche fotografiere, wird die unterbelichtet. Wenn ich auf einen schwarzen Fleck auf einer weissen Wand fokussiere, wird die Wand überbelichtet. Meistens klappt das doch recht gut, wenn das Bild eine einigermassen flache Helligkeitsverteilung hat. Hin und wieder aber nicht, entweder ist ein Bildteil zu hell (es blinkt im review -> Bild futsch, nochmal) oder es ist unterbelichtet (später Pegelanpassung-> Rauschen wird deutlich verstärkt).

Wie ich das mache: entweder mit P fotografieren, Histogramm anschauen, wenn nicht OK, dann Blendenkorrektur um +- soundsoviel, Bild nochmal. Das kann in die Hose gehen, wenn die Bildmitte sehr grosse Helligkeitsschwankungen hat - kleine Änderungen der Position können bis zu Faktor 10 an Belichtungsänderung geben.
Zweite Möglichkeit: Auf M stellen. Blende erstmal nach Objektiveigenschaften (mein 50mm ist z.B. erst ab f/6.3 knackscharf) oder Tiefenschärfe einstellen. Dann Belichtungszeit einstellen (mit Belichtungsmesser), Foto machen (gottseidank sieht man sofort das Ergebnis - man stelle sich das galama bei Film vor!), Histogramm anschauen und Belichtungszeit/Blende anpassen. Das funktioniert 1a, ist aber reichlich umständlich.

Wie macht man das, wenn man mit Fotos Geld verdienen muss? Das muss doch zügiger gehen. Oder entwickelt man einfach ein Auge für die Belichtungssituation? Wie macht Ihr das?

Grüsse - Martin

Tschocko
07.03.2004, 21:05
Hallo

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Gr. Tschocko

Udo Baumgart
07.03.2004, 21:45
Also ich mache es im M-Modus. Per Selektivmessung suche ich mir 'ne Fläche mittlerer Helligkeit (die Graukarte ist bestellt, aber noch nicht da....). Meistens ändert sich das Licht nicht besonders schnell (ok. Gelegentlich doch...). Mit dieser 'Basiseinstellung' habe ich eine ganz gute Ausgangssituation. Nach jedem Foto erfolgt ggf. eine Anpassung auf Grund des Histogramms. Soviel Zeit muss sein...

Ciao, Udo

charly gielen
07.03.2004, 22:15
eigentlich ganz einfach...
du stellst die KameraAutomatik aus ,und den Kopf an :o)
Stell auf 'M' ,dann schaust du durch den Sucher und überlegst wie dein Bild werden soll
wenn du Angst hast ,das der Kontrastumfang zu groß ist ,musst du entscheiden was du haben willst...
du misst die dunkelste Stelle an die noch 'Zeichnung haben soll' und stellst die Belichtung auf Minus -2
oder du misst die hellste Stelle an und stellst die Belichtung auf Plus +2
falls der Kontrastumfang grösser sein sollte kannst du sowieso nichts machen
(ausser belichtungsreihen und nachher montieren)
charly

B&B
07.03.2004, 22:40
Hallo Udo, Hallo Charly,
hab ich jetzt etwas falsch verstanden, oder ist diese Art der Standard bei euch?
Gruß Bernd

Udo Baumgart
07.03.2004, 23:00
Mit Graukarte und M-Modus und nachdenken habe ich das schon zu analogen Zeiten gemacht. Es gibt keinen wichtigen Grund das digital anders zu machen. Nur das man digital halt noch besser aufpassen muss das die Lichter nicht ausfressen.
BTW: Das ist einer der wesentlichen Unterschiede zwischen knipsen und fotografieren. Beim knipsen lasse ich die Kamera machen (mache ich auch manchmal). Beim fotografieren überlege ICH mir, wie das Bild belichtet werden soll und nutze die Hilfsmittel (Belichtungsmesser, Graukarte, Sunny f/16 rule) die ich zur Verfügung habe als Ausgangspunkt für die 'richtige' Belichtung. Den Rest richtet später Photoshop....

Ciao, Udo

B&B
07.03.2004, 23:14
Hi Udo,
das bedeutet, daß du keine Automatik bräuchtest, brauchst aber einen externen Belichtungsmesser, sonst müßtest du ja alles nach Gefühl machen. Wenn du jetzt den Belichtungsmesser nutzt, macht er dir gewisse Vorgaben. Wenn du diese mit der Belichtungsmessung der Kamera vergleichst (Automatik), wie groß sind da manchmal die Unterschiede?
Gruß Bernd

charly gielen
07.03.2004, 23:16
mit einander zu tun...
charly

charly gielen
07.03.2004, 23:19
ich benutzte den Kameraeigenen Belichtungsmesser entscheide aber selber was was ich einstelle ;o)
charly

B&B
07.03.2004, 23:23
Wieso Charly,
hier greift doch eins ins andere, Beispiel: Ich stelle Blende 8 Ein, schaue durch den Sucher und drücke ab, hat die Kamera die Belichtung gemessen, die passende Zeit eingestellt zur Blende, abhängig vom Licht. Also regelt Sie doch beides. Auf Manuell stelle ich Blende 8 fest ein und Zeit z.B. 125, die Kamera sagt mir das diese Einstellung falsch ist, aber sie tut das was eingestellt ist, oder sehe ich jetzt was falsch?
Gruß Bernd

B&B
07.03.2004, 23:26
Hi Charly,
das würde aber heißen, daß du es besser weißt als die Kamera. Sind dies erfahrungswerte oder rein nach Gefühl, da ich bei Digital ja nicht aufs Filmmaterial zu schauen brauche?
Gruß Bernd

Udo Baumgart
08.03.2004, 00:17
Mit Hilfe der Graukarte und des internen Belichtungsmessers kann man eine Objektmessung auf die Graukarte machen - was einigermaßen äquivalent zu einer Lichtmessung mit einem externen Belichtungsmesser ist. Es geht auch ohne Graukarte, wenn man zum Beispiel auf den Himmel, eine grüne Wiese oder die eigene Hand misst. Jede möglichst wenig reflektierende Fläche von der man die Abweichung zum 'Standardgrau' kennt ist für die Messung geeignet.
Ich vergleiche nie die Ergebnisse der Matrixmessung mit 'meinen' Belichtungsdaten. Allerdings nutze ich die Matrixmessung gelegentlich, wenn es nur darum geht zu 'knipsen' und schnell zu sein. Aber auch dann nicht immer. Meisten benutze ich in solchen Fällen die mittenbetonte Integralmessung und versuche im Vorfeld abzuschätzen ob eine Belichtungskorrektur notwendig sein wird.

Ciao, Udo

Udo Baumgart
08.03.2004, 00:26
Natürlich wissen wir es besser als die Kamera. Dazu vielleicht die klassische Situation:

Dunkles Zimmer. Helles Fenster. Schöne Frau in dünnen, weiten Seidengewändern. Die Frau steht in malerischer Pose im Fenster. Der Fotograf steht im Raum. Draußen scheint die grelle andalusische Sonne.

Preisfrage: Was ist nun die richtige Belichtung?

1. Es wird so belichtet, dass die Landschaft draußen in den Kontrastumfang der Aufnahme abgebildet wird. Von der Frau sieht man nur noch den Umriss.

2. Es wird so belichtet, dass die Frau ordentlich durchgezeichnet abgebildet wird. Das Fenster wird dabei zu einer weißen unaufgelösten Fläche

3. Wie 1, aber es wird zusätzlich ein Aufhellblitz eingesetzt um die Frau ebenfalls durchgezeichnet abzubilden.

Na? Was ist richtig? EBEN! Das kann die Kamera nicht wissen. Die 300D im grünen Modus wird vermutlich den Blitz ausklappen und sich für 3 entscheiden wenn es im Raum dunkel genug ist. Aber ist es das, was ich will? Das Beispiel ist zwar eine extreme Situation, aber es läßt sich problemlos auch in andere Aufnahmesituationen übertragen. Die Kamera kann nie wirklich wissen welches Bilddetail mir wichtig ist. Sie kann nur versuchen das Objekt auf dem der aktive AF-Sensor liegt (oder mehrere AF-Sensoren bei A-DEP) so zu belichten dass der Kontrastumfang innerhalb der Helligkeitsauflösung des Sensors liegt. Ob ihr das gelingt hängt unter Anderem davon ab wie groß dieser Kontrastumfang ist. Und ob die anderen Bereiche des Bildes dabei überstrahlen oder in Schwärze absaufen versucht die Kamera zu vermeiden in dem sie das komplette Bild in der Matrixmessung in Rechtecke aufteilt. Aber innerhalb dieser Rechtecke kann sie nur einen Mittelwert bilden.
In Wirklichkeit ist die Matrixmessung noch ein wenig komplizierter. Da werden häufig noch statistische Daten ermittelt und benutzt, damit die Kamera zum Beispiel die oben erwähnte Gegenlichtsituation als solche erkennt. Das Hauptproblem bleibt aber die fehlende Verbindung Gehirn->Kamera.

Ciao, Udo

charly gielen
08.03.2004, 11:09
die Automatik braucht natürlich den InternenBelichtungsmesser sonnst kann sie nicht entscheiden was sie machen soll
Der belichtungsmesser hat aber nichts mit der Automatik zutun
wenn ich auf Selktivmessung schalte,dann wird 'nur' in dem sichtbaren Kreis gemessen
ob das ein heller ,dunkler ,oder mittlere bereich ist interessiert die messung nicht
(die Automatik müsste aber entscheiden was mache ich jetzt)
ich dagegen habe Augen und kann entscheiden
Die Automatik glaubt alles was sie sieht ist 18% Grau ,-also wird sie bei Weiß unterbelichten und bei (dunkel) oder schwarz überbelichten
Schalte ich auf Integralmessung oder mehrfeldmessung versucht die Kamera nach mir unbekannten bewertungen das Foto trotzdem richtig zu belichten Was ja auch meisstens ganz gut klappt
Aber wenn der Kontrastumfang zu groß ist(unsere ausgangs Frage :o)
kann nur ich wissen wie ich mich entscheide
Hellste Stelle +2 ODER dunkelste Stelle -2 (Bei Selektivmessung)
Das war jetzt ein bischen im Kreis aber ich hofe du verstehst was ich meine
ciao charly

jar
08.03.2004, 11:32
und ihre Eigenarten, eine andere allgemeingültige Antwort kanns hier nicht geben.

PS. Nachtszenen belichte ich immer 2-3 Blenden unter.

Gruß
Jar

FriedV
08.03.2004, 12:03
Der größte Vorteil der Digicams ist doch die direkte Rückmeldung via Bild/Histogramm.
Ich arbeite meist mit der Av Einstellung, also Blendenvorwahl und Zeit über die Cam.
Basis ist dabei für mich die Mehrfeldmessung.
Bei extremen Lichtverhältnissen -> Blendenreihe. Der externe Beli verbleibt zumeist in der Fototasche, wird eigentlich nur bei der relativen Beurteilung von Mischlicht benutzt.

B&B
08.03.2004, 12:23
Vorerst Danke an euch alle, muß dies jetzt zuerst ausprobieren, bevor ich mich dazu wieder melde.
Gruß Bernd

ehemaliger Benutzer
08.03.2004, 13:20

Heiner Fischer
08.03.2004, 16:31
..aber welcehs belichtungsprogramm der cam nimmst du als basis? ich hab es immer noch nicht raus und komme daher zu verschiedenen ergebnissen je nach grundlage.

Grüße Heiner

Martin Melzer
08.03.2004, 18:36
Leider kann man bei der 300D den Messmodus nicht einstellen. Mir scheint die 18%-Grau-Systematik ein Relikt aus der Analogzeit zu sein.

Wie wärs denn mit einer neuen Belichtungsmessung: Die Kamera stellt die Belichtung so ein, dass die hellsten Bildteile als gerade eben weiss belichtet werden (Histogramm rechts angelehnt). Die obersten 0.1% des Histogramms könnte man noch ignorieren, Spitzlichter und so. Das würde 95% meiner Aufnahmesituationen erschlagen, für die restlichen 5% hilft eh keine Automatik, sondern nur komplett manuelle Belichtung.

Oder eine Kamera mit nach oben hin nichtlinearer Kennlinie, so wie beim Negativfilm. Kameras mit insgesamt logarithmischer Kennlinie gibts übrigens, siehe <a href='http://www.hdrc.com/fact_autom.htm' target='_blank'>HDRC-Kamera</a>. Aber die ist für Fotos unbrauchbar.

- Martin

jar
08.03.2004, 18:38
der Renner in KI , künstliche Intelligenz

>die hellsten Bildteile als gerade eben weiss.....

was ist wenn dieses gerade 10,20,40 % grau rot oder grün ist ?

Gruß
Jar

Martin Melzer
08.03.2004, 18:51
Keine, nichtmal künstliche Intelligenz.
Man nimmt das Maximum der Rot, Grün- und Blau-Histogramme als Korrekturwert für die Gesamtbelichtung. Es nützt ja nichts, wenn Rot korrekt belichtet ist und dafür Blau überstrahlt.

oder versteh ich Dich nicht ganz?

- Martin

jar
08.03.2004, 18:59
bleiben wir bei unbunt.....

was ist denn gewonnen wenn die gewichtete mittlere Sensorspannung RBG als 95% weiss interpretiert wird ?

dann haben wir wieder dasselbe wie bisher , oder versteh ich dich nicht ?

Gruß
jar

Martin Melzer
08.03.2004, 19:45
Beispiel: Ich habe ein Bild mit einem Gebäude (2/3) und Himmel (1/3) drauf. Wenn ich Pech habe (und z.B. noch auf ein dunkles Fenster fokussiere, weils eine schöne Kante hat), belichtet die Kamera das Gebäude richtig und der Himmel ist überbelichtet. Das sieht aber sehr hässlich aus. Ich möchte, dass der Himmel gerade eben nicht überbelichtet ist und das Gebäude dann halt etwas dunkler. Das Bild hat dann die komplette Information, Himmel und Vordergrund. Eine Histogramm-maximumbasierte Belichtung würde das genau richtig machen. Wenn mir das Gebäude dann zu dunkel ist, kann ich später in C1 die Gradiationskurve anpassen, so dass sie im Gebäudebereich etwas steiler (kontrastreicher) ist.
Mit der jetzigen Belichtungsautomatik müsste ich schätzen, wie hell der Himmel ist, und z.B. mit -2 korrigieren. Oder den Himmel messen und +2... (aber ich gebs zu, das mit der *-Taste hab ich noch nicht im Griff).

Das geniale an der 300D ist, dass der Sensor so rauscharm ist, dass man sich solche Korrekturen an den Rohdaten später gut erlauben kann. Kein Vergleich mit Kompaktknipsen.

Ich habe mit meiner seligen Coolpix (gut, die hatte noch kein Histogramm) genau wegen diesem Belichtungsmist jede Menge Bilder verloren, tolle Portraits in schöner Abendsonne irgendwo in Griechenland... aber ein helles Highlight auf der Stirn, überbelichtet, Bild unbrauchbar. Ich könnte mich schwarz ärgern...