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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Einstellung zu Fremdobjektiven



Ralf Jannke
01.04.2003, 15:40
Trotz vorhandenem 2,8/17-35 und 2,8/70-200 'ELLL' sind 'Piraten' - so werden Fremdobjektive in Schweden gelegentlich genannt - nicht fehl am Platz - z.B. für den unbeschwerten Urlaub oder in Form von Spezialitäten, die nur ein paar Mal im Jahr 'gebraucht' werden. Hier ein paar Erfahrungen/Bemerkungen/Gedanken zum Thema.

Tokina

Ich habe im Verlauf von ca 20 Jahren 4 Tokinas gehabt und jedesmal in 'einen braunen Haufen' gegriffen. Das erste 3,5/17 mm war grauenhaft, das 3,5/200 mm hatte eine echte Lichtstärke von 4-5,6, das hoch bewertete 2,8/28-70 war die reinste Gegenlichtkatastrophe, sprich unbenutzbar, und das hochgelobte 35-300 nach 3x Zoomen mechanisch defekt. Die ersten drei Non-AF-Objektive hatten Nikon-Anschluss, das große Zoom Canon EOS. Dass die Objektive dieses Herstellers besonders in den 80/90er Jahren gut abschnitten, lag vermutlich an der Riesendiskrepanz zwischen handmontierten und perfekt justierten Testobjektiven für die Fachmagazine, die tatsächlich die gewünschten/erhofften guten Meßdaten brachten, und der anschließenden Serienfertigung mit riesiger Streuung in den Ergebnissen, sprich miserablen Objektiven fürs Volk. So vermutete es einst ein US-Fachblatt, wo man zu ganz anderen Eregbnissen gekommen war. Eine Zeitlang hatte ich als 'Urlaubslinse' das preiswerte 24-200 mm Tokina 'im Auge'. Eigentlich für die D30/60/10D interessanter als ein 24-135 mm oder 28-200/300 mm. Aber ein Blick in die eigene Tokina-Vergangenheit - NIE wieder Tokina.

Von der Möglichkeit den wichtigen Fachmagazinen 'feingetunte' Testexemplare zukommen zu lassen, machen die übrigen Objektiv-Hersteller einschließlich der Original-Lieferanten mit Sicherheit auch gebrauch. Was bei solchen Praktiken herauskommen kann, zeigte ein Motortest der 70er Jahre. Es ging um den 750 cm Boxermotor von BMW mit nominell 50 PS. Zu Testzwecken wurden dazu zwei Motoren montiert. Beim einen wurde wahllos in die Regale gegriffen und zusammengebaut. Wohlgemerkt, alles mit Teilen, die selbstverständlich in den geforderten Spezifikationen lagen. Für den zweiten Motor wurden Pleuel, Kolben, Zylinder usw. handverlesen, genau gewogen, vermessen und von Passungen her perfekt aufeinander abgestimmt. Ergebnis: der eine Motor hatte nur 46 PS, der andere aber 55 PS. Welches Motorrad schneller beschleunigte/war, dürfte leicht zu erraten sein. Objektive bieten da vergleichbare und völlig legale Manipulatiosmöglichkeiten. Solange für Test-'Türken' nicht spezielle, extra vergütete Linsen zum Einsatz kommen, die im Serienobjektiv nie Verwendung finden.

Der Unterschied zwischen möglichem 'Testobjektiv' und Serienfertigung ist bei anderen Herstellern offensichtlich kleiner!

Sigma

Das 2,8/16 mm Fisheye mit Nikon-Anschluss habe ich einst nur verkauft, weil ich ein preiswertes Original 3,5/16 mm Nikkor mit Filterrad bekommen konnte. Das 7,2/500 Tele mm war ebenfalls tadellos, ging dann beim Wechsel von Nikon zu Canon aber 'über die Bühne'. Das 28-300 Sigma ist heute MEIN Urlaubsobjektiv geworden und vom 15-30 bin ich ebenfalls sehr angetan. Als Ergänzung zum 17-35 rechnete es sich kostenmäßig einfach besser als der Verlust beim Verkauf des 17-35 zugunsten des 16-35 Neukaufs. Dazu gibt es 1 mm Extrabrennweite.

Die 'Russen'

Schließlich verwende ich noch zwei russische 'Fischeier', ein 3,5/8 mm und ein 2,8/16 mm. Die Pendants von Sigma bzw. Canon sind mir für die geringe Verwendungshäufigkeit einfach zu teuer.

Tamron

Mich würde noch interessieren, wie es mit Tamron aussieht. Wer hat damit gute wie schlechte Erfahrungen. Soooooo uninteressant ist ja auch ein 2,8/28-105 mm LD nicht oder? Was ist mit dem 200-400?

Ralf Jannke

Rod
01.04.2003, 17:00
Ich habe das Teil und bin eigentlich sehr zufrieden.

Vorteile: Günstig, hohe Lichtstärke, 28-105 mm und nicht 'nur' bis 70mm (da gibt es meines Wissens nach nichts Vergleichbares mit dieser Lichtstärke)
Nachteile: 82mm Durchmesser, relativ schwer, kein IS, kein Ultraschallmotor

Bildqualität usw. finde ich recht gut. Meine Vergleiche halten sich zwar in Grenzen aber ich bin damit zufrieden.
Ich habe das Teil damals gebraucht bei ebay für rund 385 Euro bekommen.
Und für das Geld musste ich ja wohl zugreifen....
Gruß
Rod

Anju
01.04.2003, 17:12
> Tokina
> das hoch bewertete 2,8/28-70 war die reinste Gegenlichtkatastrophe, sprich unbenutzbar,
das erstaunt mich - ich hatte so eins lange Zeit an meiner Contax und nie Probleme damit - dagegen ist das Sigma 15-30 bei Streif- und schraegen Gegenlicht absolut unbrauchbar und laesst mich immer mehr über Alternativen nachdenken.

> Sigma
Mein Lieblingsobjektiv: 180/3.5 Macro - das habe ich inzwischen oefter drauf als mein bevorzugtes 35er.

> Die 'Russen'
Da kann ich nur mir der Russentonne dienen - Top verarbeitet, wenn man in Deutschland kauft (Polenmarktware scheint irgendwie 2. oder 3. Wahl zu sein - ein Bekannter hat einen Spiegel mit blinden Flecken!

> Tamron
keine Ahnug

> Soligor
19-35 - war definitiv ein Fehlkauf - hatte ich an der Contax für einen Urlaub und aergere mich heute noch ueber die unscharfen Bilder - da einige andere damit zufreiden sind, kann es hier wohl auch massive Fertigungstoleranzen geben.

> Vivitar Series 1
waren absolut geile Objektive - mit Ausnahme des 28-200, das war m.E. unbrauchbar , wenn auch andere Leute davon schwaermen. Leider ist Vivitar inzwischen nur noch ein Handelsname für CosinaSchrott.

>Novoflex
105mm am Balgen - hervorragende Abbildungsqualitaet - auch unendlich moeglich..ist aber auch eine Spezialloesung.

Und dann gabs noch Yashica für Contax, aber das waren ja nicht wirklich Fremdobjektive - das 100er Macro ist legendaer ;-)

Andreas

Axel Kottal
01.04.2003, 18:46
Hallo Ralf,
eine schwedische Zeitschrift hat vor einigen Jahren (noch vor der Internet-Ära) immer die Testobjektive anonym in Fotogeschäften gekauft und dann getestet. Da kamen sehr häufig ganz andere Beurteilungen zustande wie hier in Deutschland. So war damals das Leica 2,8/280 laut FotoMagazin das absolut unschlagbare Superobjektiv mit 10 von 10 Punkten. Das Canon EF 2,8/300 war das zweitbeste, aber die Mess-Kurven lagen doch deutlich unter dem Leica-Teil. Im Schweden-Test hingegen war das Canon-Objektiv jedoch sichtbar besser als das mit dem roten Punkt.
Meine Erfahrungen mit Fremdobjektiven:
Tokina
Ich hatte an der Contax das AT-X 2,8/300, das war optisch ein sehr gutes Objektiv, ich habe heute noch einige Dias davon im meinem Archiv. Schön handlich, mechanisch sehr gut gefertigt, tolle Innenfokussierung und kostete 'nur' 3400 DM. Die Sonnenblende war allerdings der Hammer, sie wog über 500 g (das Objektiv solo 1900 g) und vignettierte leicht. Ich habe mir damals eine leichtere aus Alu selbst gebastelt.
Sigma
Das erste APO-Zoom 3,5-4,5/50-200 (in weiss!!) an der Rollei 3003 war optisch sehr gut, im Nahbereich mit dem mitgelieferten Vorsatzachromaten ein gutes Makro. Leider ging beim ersten Modell die Springblende nicht, nach der ersten Reparatur immer noch nicht und dann hatten sie kein Austauschmodell mehr, weil der Rollei-Anschluss nicht mehr unterstützt wurde. Ich habe dann aber doch noch eines (ein nicht mehr ganz neues) bekommen.
Das 75-300 APO, das mein Vater hatte, war soso lala, gerade bei der längsten Brennweite nicht so besonders. Mechanisch waren diese Plastikteile sowieso noch nie mein Ding.
Ein Bekannter hat das Makro 3,5/180 an seiner EOS-3, das Ding ist aus Metall und sehr gut gemacht, optisch sicherlich nicht viel schlechter als das EF-Pendant, allerdings geht beim EF 3,5/180 der Scharfeinstellring doch um einiges geschmeidiger als das des Sigma. Mein Kumpel hat aber damals auch nur 999 DM dafür bezahlt und ich für mein EF 3.300.
Andere Fremdhersteller habe ich nie benutzt, allerdings waren die Yashica-Objektive zur Contax auch von Tokina und Sigma.
Gruss
Axel

ehemaliger Benutzer
01.04.2003, 18:47
Also auch ich arbeite und arbeitete bislang vorwiegend mit Fremdobjektiven und war eigentlich nie enttäuscht. Mein erstes Zoom war anfang der 80iger ein Tokina 80-200, das ich an einer Konica T4 benutzte. Das Teil machte echt gute Bilder und war recht robust. Ich habe es mir damals auf Empfehlung eines mir bekannten Fotografen gekauft. Dieser riet mir auch von SOLIGOR ab, vorallem wegen der schlechten Verarbeitung. Später als ich auf Nikon umgestiegen war, kaufte ich mir ein TAMRON 3.5-4.5/28-80(...damals natürlich auch noch MF mit dem Adaptal-System). Auch mit diesem Objektiv war ich recht zufrieden wenngleich es auch etwas warme Farben produzierte. Als erstes AF-Objektiv kaufte ich später ein SIGMA f4,5-5.6/70-300 APO (Schiebezoom, nicht die heutigen kompakten). Das Objektiv zauberte auch bei offener Blende und 300mm Brennweite noch bis in den Rand hinein recht scharfe Bilder, wenngleich auch hier die Farbgebung eher etwas warm war (..oft bei SIGMA). Ein NIKON-AF Zoom f3.5-4.5 war das nächste, und bislang einzige Original Objektiv in meiner Sammlung. Es war deutlich teurer, aber zumindestens nicht besser als meine bisherigen Objektive der Fremdhersteller, weshalb ich auch etwas enttäuscht war.
Was nun CANON angeht, so kann ich hier kein Urteil abgeben und muss mich auf die Aussagen der anderen Forumsmitglieder und auf Testberichte von Fachzeitschriften verlassen. Allerdings, - gerade bei letzteren fällt mir immer wieder auf, das sich (..im vergleichbaren Rahmen der teueren und billigeren Objektive) zumindestens die optische Leistung kaum von denen von SIGMA unterscheidet. Für mich als Privatperson zählt in erster Linie das Preis-/Leistungsverhältniss. Und wenn ich dabei sehe das ein L-Objektiv kaum besser ist als eines der SIGMA EX-Serie, so fällt für mich die Entscheidung leicht...

Grüsse Heinz