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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrungsbericht EF-S 17-85 IS, Teil 2



KRK
28.09.2004, 15:12
Die optischen Qualitäten der Testkandidaten:

Eins vorweg: ich zeige keine Bilder,
erstens weil ich keine eigene webspace habe
und zweitens weil meine nachfolgenden Erkenntnisse die Summe aus vielen verschiedenen Aufnahmen mit vielen verschiedenen Quervergleichen sind und nicht in einem einzigen Bildvergleich aussagekräftig dargestellt werden können.

Über dieses Objektiv gibt es bereits eine Reihe von Äußerungen und Meinungen:
Canon:
„Das für den semi-professionellen Gebrauch entwickelte Objektiv ist aufwendig mit 17 optischen Elementen in 12 Gruppen aufgebaut, wobei ein doppelseitig asphärisches Element für gestochen scharfe, kontrastreiche Bilder und umfassende Detailwiedergabe sorgt.“ (Pressetext)
„die Bildqualität ist mit der hochwertigen Canon- L-Serie vergleichbar“ (Pressetext)
„ wahrhaft außergewöhnliche Abbildungsleistung“ (Bedienungsanleitung zum 17-85)

Michael Reichmann (www.luminous-landscape.com):
„it seems to be a very fine lens“
„I never thought I´d find myself writing this, but this reduced-frame S-lens ist appealing“

Meinungen in div. foren sind dagegen überwiegend negativ bis vernichtend in ihrem Urteil.


Für die Tests verwendete Kameraeinstellungen:
Parameter 2 (Werkseinstellung), JPEG höchste Qualität, gespeichert ohne Bearbeitung.

Die Testserien, insgesamt mehr als 120 Aufnahmen, habe ich mit unterschiedlichen Motiven gemacht und die jeweiligen Ergebnisse mehrmals über Kreuz verglichen, um Zufälle oder was auch immer möglichst auszuschließen.
Aufnahmen mit Gitzo-Stativ und Kabelauslöser

Meine Einschätzungen der Ergebnisse:
17-40 und 17-85 bieten beide eine in etwa gleichwertige Leistung, je nach Brennweite mit minimalen Unterschieden (in der 100%-Ansicht), mal für das eine, mal für das andere.
Die Leistung beider Objektive bei offener Blende ist nur minimal schlechter als abgeblendet. Das erscheint mir für die Praxis wichtig.

Die Lichtstärke ist beim 17-40 einheitlich 4,0,
beim 17-85 steigt sie von 4,0 auf 5,0 (2/3 Blende mehr) im Bereich von 17 bis 40 mm.

Die Verzeichnung bei kürzester Brennweite ist ein Pferdefuß. Hier schneidet das 17-85 deutlich schlechter ab als das 17-40, ebenso wird CA bei kürzester Brennweite etwas deutlicher sichtbar als beim 17-40, dass allerdings auch nicht frei davon ist.
Dieser Punkt wird m.E. völlig übertrieben bei den bisherigen Berichten, spielt er doch in der Praxis kaum eine Rolle. Meine großformatigen Ausbelichtungen vom 17-40 bei 17 mm zeigen überhaupt keine chromatischen Fehler und für den Bildschirm ist es bedeutungslos.
Diese Abbildungsfehler (Verzeichnung und CA) sind wohl auf den kleineren Bildkreis des 17-85 zurückzuführen, bei dem man tatsächlich die Ränder sieht, während bei den Vollformat-Objektiven ja nur der „sweet-spot“ sichtbar wird.

Das Tamron hat optisch bei den kurzen Brennweiten gegenüber beiden Canons leicht die Nase vorn, mit zunehmender Brennweite schließt das 17-85 auf und am langen Ende (Test mit 75 mm) ist das 17-85 bei offener Blende deutlich besser (!), allerdings: Tamron bei 2.8, Canon bei 5,6!), erst stark abgeblendet auf 5,6 oder 8 ist das Tamron in etwa gleich.

In letzter Minute kam heute Nachmittag doch noch die Sonne raus.
Extremtest für´s 17-85: Fotos direkt in die pralle Sonne, Belichtungskorrektur auf -2, die Sonne mal in der Mitte, mal in den Ecken erzeugte deutliche Abzeichnungen, aber keinerlei Schleier und einen sehr guten Kontrast. Die Abzeichnungen sind allerdings im Sucher nicht sichtbar, erst auf dem Bild.
Das bokeh habe ich ebenfalls kurz untersuchen können. Canon schreibt in der Bedienungsanleitung von einer kreisrunden Blende für einen „gefälligen Hintergrundeffekt“. Das ist sicher so. Die Unschärfekreise werden praktisch kreisrund, weich und mit gleichmäßiger Helligkeit abgebildet, wirkt sehr natürlich.

Für meinen „Schraubentest“ mit dem 17-85 musste der Wäscheständer herhalten und zeigte bei längster Brennweite einen exakt sitzenden Autofokus. Die kleineren Messfelder der 20D begünstigen m. E. das exakte Fokussieren. Schon ein nicht mehr ganz mittiges Anvisieren ändert die Fokusebene. Das Meßfeld sollte daher bei kritischen Motiven exakt mit seiner Mitte auf das Objekt gerichtet sein. Dann klappt´s auch mit der Schärfe.
Die größeren Messfelder der 10D haben da sicher manch einem einen Streich gespielt und die AF-Hysterie mit unterstützt.


Mein Fazit nach zwei Testtagen:
Unter den anfangs genannten, an meiner Praxis orientierten Gesichtspunkten ist das 17-85 ein ideales Objektiv.
Die Abbildungsleistung erreicht in etwa die der bekanntermaßen hervorragenden Vergleichsobjektive, wenngleich deutlich wurde, dass Stärken und Schwächen bei allen vorhanden sind.
Die unbearbeiteten Bilder sind so wie sie aus der Kamera kommen, völlig ausreichend für Bildschirm, Tinten-Druck oder Ausbelichtung in gängigen Größen, sagen wir bis A4.
Mit einer angemessenen PS-Nachbehandlung mit moderater Schärfung liefern alle drei Bilder von enormer Qualität.
Klare Nachteile hat das 17-85 bei der Verzeichnung. Wem dies wichtig ist, der hat hier ein Killer-Kriterium, ebenso die eingeschränkte Kompatibilität, eben weil es ein EF-S ist.
Der IS ist natürlich ein praktischer Vorteil, den kein anderes Objektiv in dem Bereich bietet.
Will man die hohe optische Leistung der drei noch toppen, müssen Festbrennweiten erster Kategorie her. Zumindest im Bereich ab 35 oder 50 mm wird hier eine Steigerung möglich sein. Mir fallen da ein: EF 1.4/50, Sigma 50er Makro, Canon 1.8/85, die 90/100er Makros.
Für den WW-Bereich bleibt hier allerdings noch ein Vakuum, das Fehlen einer Top-WW-Festbrennweite (nicht nur von Canon) ist allgemein bekannt.
Eine mögliche Alternative ist das TS-E 2.8/24, dass allerdings an einer crop-Kamera kein richtiges WW ist (KB-äquiv. = 38,4 mm), von der Leistung und auch der Verzeichnungsfreiheit aber wohl top sein soll. Habe es leider selbst noch nicht gehabt.

Ich habe jetzt jedenfalls meine „outdoor-Traum-Kombination“:
20D
17-85 IS
70-300 DO IS (+ Nahlinse 500D)
bei Bedarf komplettiert mit einem kurzen oder langen Makro-Objektiv.

Jetzt warte ich mal auf das EF-S 10-22 oder vielleicht das noch im Gerüchtehimmel befindliche Tamron 11-18 ??

Gruss KRK

KRK
28.09.2004, 15:19
'Gerüchtehimmel', da isses schon da, das Tamron (s.u.)

Otwin
28.09.2004, 15:39
Hallo,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Ich war bisher von den Qualitäten meines Tamron 2,8/28-75 Di überzeugt. Da ich leider keine Vergleichsmöglichkeiten zum 4/17-40 L habe, ist es natürlich absolut erfreulich, vom 'praktizierenden User' zu hören, daß trotz des doch erheblichen Preisunterschiedes hinsichtlich der Qualitäten, ich spreche nicht von der Verarbeitung der Objektive, sondern rein von den Bildqualitäten, offensichtlich keine oder tatsächlich nur geringfügige Unterschiede bestehen. Obwohl ich von den Qualitäten meiner 'weissen L's' absolut überzeugt bin, sehe ich im Bereich 17-35 + 28-75 keine Notwendigkeit, in die L-Klasse zu wechseln. Meine beiden Tamrons überzeugen. Dies wird zumindest hinsichtlich des 28-75 durch Deine Tests bestätigt.

Nochmals vielen Dank und

viele Grüße

Otwin

hh
28.09.2004, 15:41
Klingt gut - 2 statt drei Zooms für die 10D wären mir auch lieber. Vielleicht lass ich mich ja mal überreden eine 20D mit EF-S zu kaufen, wenn die Preise bei ankündigung einer 20D M II in den Keller rasseln ;-)
Gruß Harald

Sir Goffman
28.09.2004, 15:42
aller drei Objektive ungeschärft und unbearbeitet, würden mich jetzt doch interessieren.

Schließlich hat man in letzter Zeit einige ziemlich schlechte Beispiele gesehen.

Die Bilder kannst Du mir meinetwegen per Mail schicken, dann stelle ich sie über mein MediaCenter zu Verfügung.

Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und den Test.
Viele Grüße
Goff

KRK
28.09.2004, 19:09
unerreicht. Zumindest wenn die Serienstreuung nicht zuschlägt.

Cirrus
28.09.2004, 19:19

Jaspis
28.09.2004, 19:38
Ich habe mich für genau die selbe Kombination entschieden wie Du. Mein 17-85 muss jetzt an einem der nächsten Tage kommen. Dein Test hat mich in meiner Wahl glücklicherweise
bestätigt.

Gruss
Dagmar

Marco
28.09.2004, 19:59

KRK
28.09.2004, 20:01

Marco
28.09.2004, 20:15
EF 17-40 F4/L vs. EF 28-135 F4-5.6 IS USM vs. EF-S 17-85 F4-5.6 IS USM
<a href='http://homepage.mac.com/tomoharu_nishino/photo/canon_lenses/lens_comparison.html' target='_blank'>Canon Lens Comparison</a>

Denke nach diesen beiden Berichten, ist das 17-85 doch ganz brauchbar.

Marco

Sir Goffman
28.09.2004, 22:40

Jörg Grunwald
29.09.2004, 00:43
Hallo Klaus,

erstmal vielen Dank für die Mühe, die du dir mit diesem sachlichen, praxisorientiertem und objektivem Test gemacht hast.
Ich denke auch, dass der angebotene Brennweitenbereich in Verbindung mit IS und USM konkurrenzlos ist. Als immerdrauf ist dieses Objektiv sicher eine gute Alternative. Wenn man höchste Qualtität für größere Ausbelichtungen haben will, bieten die 8,2 MP der 20D sicher noch genug Reserven für EBV.

Ansonsten nochmal Danke für das EF 2,8/200 L. Die Optik ist einfach nur Klasse.

Gruß Jörg

JotPeWe
29.09.2004, 08:44
einem Bekannten das 24-70 2.8 L USM ausgeliehen und mit meinem 17-85 4-5.6 sowie meinem 28-70 3.5-4.5 LEICA (für LEICA das 'billigste' Zoom) verglichen.
Ich habe mich nämlich gefragt, ob ich da das richtige gekauft habe, auch wenn das L wesentlich teurer ist, ist es aber wenigstens nicht so viel größer als das 17-85...

Habe für gleiche Lichtverhältnisse im Zimmer per Stativ fotografiert und jedes Bild geblitzt. Dabei habe ich je Objektiv 3 Testreihen gemacht: jede 'aufgedruckte' Brennweite jeweils mit Offenblende, dann jeweils mit 5.6 (als kleinste gemeinsame größte Blende) und zum Schluss jeweils mit 8. Außer Konkurrenz habe ich diese Bilder auch mit meinem 50 1.4 gemacht.

Mein subjektives Eindruck dazu:
Bei Offenblende liegt das 24-70 eindeutig bei jeder Brennweite vorne. (Das LEICA liegt mit Abstand ganz hinten).
Bei Blende 5.6 aber nicht, da ist das 17-85 eindeutig besser. Und ich meine auch, dass auf 5.6 fest eingestellt bei > 50 besser ist als Offenblende, obwohl das dann ja auch 5.6 ist (das kann doch eigentlich nicht sein, oder?). Das LEICA holt bei 5.6 auf, ist aber immer noch an dritter Stelle.
Bei Blende 8 verstärkt sich dieser Eindruck, das 24-70 fällt zum 17-85 noch weiter ab, das LEICA scheint bei Blende 8 fast gleich mit dem 24-70 zu sein.

Bei kleinerer Blende kommt bei Brennweite 50mm das 17-85 am weitesten an das 50 1.4 ran, welches - was aber eigentlich klar ist - trotzdem vorne liegt.

Für mich ein erstaunliches Ergebnis, was ich mal bei besserem Wetter im Freien wiederholen werde. Aber verkauft habe ich mich sicherlich nicht, eher ganz das Gegenteil!

Gruss .JPeter.

P.S.: Die Bilder sind mit 100MB zu viel, um sie zu präsentieren, mal sehen, ob ich's mal ausschnittweise probieren werde (ist nur ein kleines Zeitproblem dabei...).

Chrissl
29.09.2004, 11:28
Das ist jetzt nicht nöglerisch gemeint, aber in den Vergleichsbildern sieht man bei dem 17-85 CA (Ich weiß ist 100% Ansicht aber trotzdem) recht deutlich - teilweise sogar in der Wolke, während das 17-40 da scheinbar frei von ist - zumindest auf dieses Bildern. Wie sind denn da die Erfahrungen außerhalb des freundlichen Testberichts hier?
Grüße

KRK
29.09.2004, 12:55
Gruß nach Detmold aus Augsburg

Klaus Rainer

Marco
29.09.2004, 19:40