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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zeitpunkt der Belichtung oder ab wann wird belichtet



derStephan
03.03.2005, 09:23
Hallo.

Durch meinen kleinen Blackout gestern abend, wo ich bei externem Blitzeinsatz die Verschlußzeit jenseits der 1/200s Marke gesetzt habe, kam folgendes Ergebnis raus:

http://www.sindat.de/p1.jpg

Das mit dem noch nicht vollständig hochgeklappten Spiegel hatte Alex und andere in einem anderen Beitrag sofort richtig erkannt.

Nun aber meine Frage:
Warum wird das Bild nicht erst dann aus dem Sensor gelesen, wenn der Spiegel vollständig hochgeklappt ist?
Eigentlich müßten bei sehr kurzen Verschlußzeiten grundsätzlich die untere Bildhälfte (auf dem Sensor oben) IMMER weniger belichtet werden, als die andere Hälfte. Gleicht das die Kamera mit der Software aus oder ist das zu vernachlässigen?

Anders als bei analogen Kameras, dachte ich es wäre kein Problem, dass der Zeitpunkt des elektronischen Auslesens des Sensors sehr genau bestimmt werden kann. Dann könnte man so etwas wie oben vermeiden.

Das es nicht so ist, weiß ich seit gestern abend. Aber wo liegt mein Denkfehler?

Gruß,
Stephan

JAKOB
03.03.2005, 10:47
der spiegel hat damit nichts zu tun, das ist der verschluss. im prinzip sind das 2 rollos (früher) bzw. lammellen (heute) die verzögert gestartet werden. bei der blitzsynchronzeit ist sichergestellt, dass es einen zeitpunkt gibt, wo der erste verschluss"vorhang" durchgesaust ist (schacht ist voll offen) und der zweite (=schliessende) " vorhang noch nicht gestartet ist. so kann ein blitz (der in der regel extrem rasch abbrennt (=zünddauer) den ganzen film bzw., sensor belichten. der blitz wird dann einfach so gezündet, dass im zeitpunkt wo der verschluss voll geöffnet ist, die maximale zündkraft bzw. lichtleistung zur verfügung steht. bei highspeedsynchronisation muss der blitz entsprechend lange (bzw. langsam) abbrennen, damit der verschlussspalt, der durch die zwei ablaufenden lamellen entsteht, zu jedem zeitpunkt licht durchlassen können (genau das macht auch der highspeed-modus der canon blitzgeräte). das dies entsprechend an der leistung zerrt ist klar.

ich hoffe ich habs einigermassen verständlich geschrieben :)

Micha67
03.03.2005, 16:40
Hallo.

Nun aber meine Frage:
Warum wird das Bild nicht erst dann aus dem Sensor gelesen, wenn der Spiegel vollständig hochgeklappt ist?
Eigentlich müßten bei sehr kurzen Verschlußzeiten grundsätzlich die untere Bildhälfte (auf dem Sensor oben) IMMER weniger belichtet werden, als die andere Hälfte. Gleicht das die Kamera mit der Software aus oder ist das zu vernachlässigen?

Anders als bei analogen Kameras, dachte ich es wäre kein Problem, dass der Zeitpunkt des elektronischen Auslesens des Sensors sehr genau bestimmt werden kann. Dann könnte man so etwas wie oben vermeiden.



Zu dem, was Jakob ja bereits ganz richtig und (glaube ich) gut verständlich erklärt hat, kommt hinzu, daß es tatsächlich einzelne Kameras gibt, die ihre kurzen Verschlußzeiten nicht durch die ablaufenden Verschlußvorhänge bilden, sondern durch elektronisches An- und Abschalten des Sensors. In diesen Fällen (aber auch nur dann) kann man gelegentlich die Synchronzeiten auf noch schnellere Zeiten "pushen". Werden die Belichtungszeiten allerdings so kurz, daß der Blitz nicht mehr innerhalb dieser Zeit voll abbrennen kann, so kann sich sich eine Verschlußzeiten-Abhängigkeit der Blitzbelichtung ergeben, bzw. eine Leistungsreduktion des Blitzes paradoxerweise unwirksam bleiben (da die Leistungsreduktion zu einem Zeitpunkt den Blitz abschaltet, an dem der Sensor bereits inaktiviert wurde.

derStephan
03.03.2005, 17:05
Jetzt habe ich die Mechanik verstanden. Mein Verständnisproblem lag dann wohl darin, dass ich den Verschluß = Spiegelklappe gesetzt habe.

Daran schließt sich für mich nochmal eine Frage mit ein:
In einer E-TTL Messung wird aufgrund der Blende und gewählter Verschlußzeit nicht die maximale Blitzleistung zur Berechnung herangezogen, sondern die gesamte Brenndauer des Blitzes? Es könnte ja sein, dass bei längeren Brenndauern eine geringe Überbelichtung bei längerer Verschlußzeit sich einstellt, oder?

JAKOB
03.03.2005, 17:26
moderen kameras messen das empfangene licht (=TTL) bzw. der blitz misst das vom objekt empfangene licht. daher funktioniert ein e-ttl o.ä. mit einem studioblitz nicht ;), denn dazu müsste die messzelle bzw. der rechner in der kamera die blitzdaten kennen (leistung, abbrennzeit) und das tut er eben dann nicht.

aber ist ja heute nicht mehr so schlimm....es gibt doch so nette diagramme auf der rückseite der kameras und dort lässt sich mehr oder weniger gut die belichtung (unter/über) ablesen oder schätzen. und für die ganz wilden (wie mich) tuts dann auch noch ein blitzbelichutngsmesser :)

JAKOB
03.03.2005, 17:30
Jetzt habe ich die Mechanik verstanden. Mein Verständnisproblem lag dann wohl darin, dass ich den Verschluß = Spiegelklappe gesetzt habe.

Daran schließt sich für mich nochmal eine Frage mit ein:
In einer E-TTL Messung wird aufgrund der Blende und gewählter Verschlußzeit nicht die maximale Blitzleistung zur Berechnung herangezogen, sondern die gesamte Brenndauer des Blitzes? Es könnte ja sein, dass bei längeren Brenndauern eine geringe Überbelichtung bei längerer Verschlußzeit sich einstellt, oder?

der witz bei e-ttl ist ja gerade, dass die brenndaten des blitzes bekannt sind und zusammen mit der entfernung (durch den af bzw. das objektiv gegeben) in die berechnung der belichtung einfliessen. gesteuert wird der blitz mittels abrennzeit. ob allenfalls die leistung zusätzlich gesteuret werden kann, weiss ich nicht....ich dachte bisher, dass der leistungsteiler am blitz die brennzeit verkürzt :confused:


wer weiss da mehr?

derStephan
03.03.2005, 17:44
....es gibt doch so nette diagramme auf der rückseite der kameras und dort lässt sich mehr oder weniger gut die belichtung (unter/über) ablesen oder schätzen.

An dieses Diagramm halte ich mich nur noch; sowohl beim Blitzen als auch ohne Blitz bei Konzertaufnahmen.

Wenn ich beim 550er die Leistung von 1/1 über 1/2 .. 1/64 einstelle, stelle ich wirklich die Leistung ein oder begrenze ich nicht in Wirklichkeit die Abrenndauer?

Micha67
04.03.2005, 11:41
An dieses Diagramm halte ich mich nur noch; sowohl beim Blitzen als auch ohne Blitz bei Konzertaufnahmen.

Wenn ich beim 550er die Leistung von 1/1 über 1/2 .. 1/64 einstelle, stelle ich wirklich die Leistung ein oder begrenze ich nicht in Wirklichkeit die Abrenndauer?

Du stellst damit eigentlich die abgegebene Lichtenergie (phys. Einheit wäre Joule oder W*s) ein. Freilich regelt der Blitz dies über seine Leuchtzeit. Eine "1/2-Leistung" heisst dabei allerdings nicht halbe Leuchtzeit, sondern deutlich weniger, da der Zeitverlauf der Lichtintensität eines Blitzes nicht konstant ist, sondern einen spitzen Gipfel durchläuft und danach eine Abklingfunktion repräsentiert.

Micha67
04.03.2005, 12:00
Daran schließt sich für mich nochmal eine Frage mit ein:
In einer E-TTL Messung wird aufgrund der Blende und gewählter Verschlußzeit nicht die maximale Blitzleistung zur Berechnung herangezogen, sondern die gesamte Brenndauer des Blitzes? Es könnte ja sein, dass bei längeren Brenndauern eine geringe Überbelichtung bei längerer Verschlußzeit sich einstellt, oder?

Das ist in der Realität etwas komplizierter. Der Vorblitz und der Hauptblitz (ohne Highspeed-Synchro) sind zwei völlig unterschiedliche Brennverläufe. Der Hauptblitz verläuft klassisch als Abbrennfunktion mit Peak und anschliessender Abklingphase (bzw. bis zur Abschaltung). Der Meß-Vorblitz hingegen ist eine kurze Stroboskop-Blitzsalve mit einer Frequenz von 50 kHz. Dadurch wird die Lichtleistung für ca. 3-4 ms lang quasi-konstant gehalten und von der Mehrfeldmessung in Bezug zur Belichtungssituation ohne Blitz gesetzt. Zur Berechnung der erforderlichen Blitzdauer für den Hauptblitz kann der Blitz bzw. die steuernde Kamera freilich die Kenndaten zum Leistungsverlauf bei monophasischem bzw. oszillierendem Blitz-Betrieb (highspeed-Synchro) vor.