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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : AF-Ojektive und die hyperfokale Distanz - wo ist sie denn hin??



Strohmann
22.11.2005, 18:54
Hallo,
ich komme aus der manuellen Objektiv-Fokosierungs-Fotografie und habe so nun meine kleinen Probleme mit den AF-Objektiven.
Beispiel - Wenn ich eine Schärfentiefen von dem vordersten gedachten Punkt bis Unendlich haben will (oder auch nicht), schaue ich auf die Skala des MF-Objektivs und weiß einigermaßen genau, wo diese Punkte liegen und was eingestellt werden muss.

Wenn ich mit der Blende 11 aufnehme und es soll bis unendlich scharf sein, stelle ich das Unendlichzeichen auf Blende 11, und sehe, dass ungefähr ab 4,30m alles scharf ist. Der eingestellten Meterwert (ca. 8,5m) interessiert mich aber gar nicht, weil er sich ja automatisch ergibt. Kann natürlich auch das Gegenteil mit einer großen Blende machen, um eine ganz geringe Tiefenschärfe von nur wenigen cm zu bekommen.

Wie macht man das mit den AF-Objektiven? Einige Objektive haben ja noch "angedeutete" Meter- und Schärfentiefenangaben, aber - die kann man eigentlich vergessen. Mit meiner Canon 350D gibt es ja noch die A-dep -Einstellung, aber das nutzt mir nicht viel.

Ich finde, damit ist ein kreatives Fotografieren ziemlich unterbunden worden. Oder fotografiert man eben so lange, bis man das hat, was man sich vorgenommen hat? Das wäre aber keine Lösung.
Viele Werte hat man ja schon im Kopf, aber wenn noch nicht mal eine Meterangabe vorhanden ist und wenn, dann nur ganz grob. Der Fokus-Einstellweg muss sehr kurz sein, damit die Fokosierung sehr schnell gehen kann.
Hm, sind denn die Hobbyfotografen alles rasende Reporter? Wenn ein dunkles Objekt anvisiert wird, fährt die m-Einstellung doch hin und her, dann doch lieber gleich manuell.
Vielleicht sollte ich mir M42-Objektive mit einem Adapter zulegen, wo alles wieder per Hand eingestellt wird und man die Einstellskalen wieder hat.

Oder liege ich da ganz falsch??
images/icons/icon8.gif images/icons/icon5.gif

Bernie
03.12.2005, 18:25
Strohmann, ich geb dir grundsätzlich recht.
Meine konventionelle KB-Ausrüstung ist immer noch AF-frei, und soll es auch bleiben...

Digital führt irgendwie kein richtiger Weg dran vorbei. (Vorerst zumindest nicht. Vielleicht wird es mal eine digitale Voigtländer Bessa für MF-Objektive des Leica-M-Bajonetts geben, aber das steht wohl noch in den Sternen... Angekündigt ja, aber irgendwie nie lieferbar...)

Dein Problem kann ich zumindest sehr gut nachvollziehen. Wenn du aber von Aufnahmen an einer DSLR redest, dann nützen dir die alten Schärfetiefeskalen an den M-42 Objektiven auch nicht viel. Da die Sensorgröße meist von KB abweicht, ändert sich auch die Schärfentiefe. Sie fällt meist beträchtlich größer aus. Die M42-Skalen zeigen also weniger an, als tatsächlich rauskommt. Man könnte sagen, du würdest Raum verschenken...

Vielleicht hilft dir ein Schärfentiefe-Rechner, wie er in "Bernie's Foto-Programm" enthalten ist... Bei Interesse guckst du hier: http://home.arcor.de/ratfisch/download.htm

Gruß
Bernd

Strohmann
05.12.2005, 10:16
Hallo Bernie,
nun ja, wenn ich das aber alles wieder durch 1,6 dividiere, habe ich die realen Werte. Ergibt natürlich eine Rechnerei, oder man macht sich wieder eine kleine Tabelle, die ich eigentlich vorher auch hatte.

Bernie
06.12.2005, 16:05
...eigentlich gehen die Kamera-Konstrukteure ja davon aus, daß du diese Hyperfokal-Einstellung gar nicht mehr brauchst. Du hast ja AF. Und wenn dir komplizierte Bedienung nach einer Einarbeitungsphase richtig liegt, gibt es ja auch extra Schärfentiefe-Programme, wenn du also unbedingt die Kuh im Vordergrund und das Matterhorn im Hintergrund gleichzeitig scharf haben möchtest...

Gruß
Bernd

Marten
06.12.2005, 22:10
Hallo,

ich beschäftige mich auch gerade etwas intensiver mit der Thematik. Vielleicht hilft dir folgender Link (http://www.dofmaster.com/) . Der Onlinerechner ist hilfreich aber in der Natur (ohne PC) nicht so praktikabel. Es gibt aber auch so eine Drehscheibe, die man sich selber drucken kann.

Gruss
Marten

Dieter Winter
07.12.2005, 09:08
Ich hab mal unter "hyperfocal" gegoogelt.Hier gibt es viele interessante Seiten, aber alle englisch. Allgemein gilt wohl für 50 mm und weniger Brennweite: 1/3 vor und 2/3 hinter der engestellten Entfernung ist alles scharf. Bleibt die crop Frage.Ich habe ein 24er Sigma non AF auf meiner 10D. Hier ist schon bei Blende 5,6 und Einstellung auf unendlich ab ca 4m alles scharf, ideal im Urlaub. Ich klebe mit Tesa die Einstellung bei unendlich fes und brauch so nicht mehr zu focusieren. Vielleicht liegst auch am ungenauen Adapter. Dieter

Strohmann
07.12.2005, 11:12
Nun ja, so einfach ist das nicht, wie es jetzt hier gesagt wurde.
Meine Frage war ja eigentlich mehr hypothetisch. Ich wollte damit sagen, dass für einen ernsthaft interessierten Hobbyfotografen vieles an Wissen und Einstellmöglichkeiten verloren geht/gegangen ist.

Bernie, ich will nicht von vorne die Kuh bis zum Matterhorn alles scharf haben. In der Regel ist es ja umgekehrt. Der Hintergrund soll richtig unscharf sein, wie z.B. bei einem Portrait, oder wichtige Gegenstände, die das Bild dominierend beherrschen sollen (und keine Hintergrundäste/Laternenpfähle aus dem Kopf wachsen). Sprich, große Blende, was ja heute kaum noch für einen vernünftigen Preis zu bekommen ist.
Dieter meint, er klebt auf Unendlich den Einstellring fest. Somit verschenkt er viele Möglichkeiten, wenn ich dann vielleicht die Blende X auf soundsoviel m stelle, ist von ... bis ... oder auch bis unendlich alles scharf, resp. unscharf. Diese Variationsmöglichkeiten fehlen dann, man verschenkt Möglichkeiten damit.

Mein Vorschlag wäre, dass die Hersteller zwei unterschiedliche Objektivtypen herstellen sollten. Einmal solche zusätzlich zu den bestehenden, die hauptsächlich für die manuelle Fokusierung sind, also mit einem langen Einstellweg und einer Schärfentiefe-tabelle, die aber auch auf Automatik umgeschaltet werden können. Dafür sind sie natürlich relativ langsam sind. Ich denke, dass das für die Profis wichtig wäre (nicht für die rasenden Reportern).

Mal was theoretisches zu unserer Sehweise, worauf ja die ganzen Berechnungen aufgebaut sind, wie die Schärfentiefe, Auflösungen, etc.

Wir können unterhalb einer Auflösung von ca. 0,1mm alles als Ganzes sehen, keine einzelnen Punkte mehr erkennen und das bei einem Abstand von etwa 25-30cm. Wenn man das nun hochrechnet ergibt das 254 Punkte pro inch (1 inch = 25,4mm). Eine gute Bildauflösung soll ja um die 300 dpi (dots per inch= Punkte pro 25,4mm = 11,8 Punkte/mm) haben. Also 250 dpi sind schon ausreichend und je größer das Bild, umso kleiner kann auch die Auflösung sein, da der Betrachtungsabestand größer wird, das etwa proportional ist. (nicht unter 150 dpi)

Darauf beruht auch die Schärfentiefe, resp. der sogenannte Zerstreuungskreis der für die Schärfentiefe verantwortlich ist. Ab wann er nicht mehr als Punkt, sondern als offener Kreis gesehen wird, was dann immer mehr Unschärfe bedeutet, je größer der Ring wird.

Man ist früher davon ausgegangen, dass vom Normalobjektiv 1/1500 die größe des Zerstreuungskreises sei (nachher schon bei 1/2000). Also bei der Kleinbildkamera sind das bei 50mm durch 1500 gleich 0,033mm, bei einem Mittelformat (MF 6x6cm) mit 80 mm Normalobjektiv sind das 0,053mm. Und leider wird dadurch öfters angenommen, auch hier hatte ich das schon gelesen, dass MF-Objektive schlechter seien als KB-Objektive. Was natürlich nur auf dem Vergrößerungsfaktor beruht. Wenn ich nämlich ein kleineres Aufnahmeformat, z.B. auf 20x30 cm Papierbild vergrößern will, muss ich es um einen Crop-Faktor mehr vergrößern, um den Zerstreuungskreis genau so groß zu bekommen. Bei diesem Beispiel muss weniger vergrößert werden, um die gleiche Bildgröße zu bekommen wie beim KB. Also kann der Zerstreuungskreis auch größer sein.

Ich nahm jetzt das Beispiel KB- und MF-Format (6x6 cm), weil die nämlich den gleichen Faktor haben wie unsere 300D/350D oder 20D-EOS-Kameras, nämlich 1,6. (Mit dem Crop-(Kropf auf deutsch)Faktor kann ich nichts anfangen.)
Das heiß also, das auch der Schärfentiefebereich bei unseren Digis den Faktor 1,6 haben. Das wäre sogar ein eindrittel Blende mehr, die eine KB-Kamera einstellen muss, um die gleiche Schärfentiefe zu bekommen. Der Faktor 1,4 entspricht ja einer Blende, also statt Blende 5 muss die KB-Kamera die Blende 8 1/3 einstellen um die gleiche Schärfentiefe mit dem gleichen Objektiv zu bekommen. Auch alle Schärfentiefentabellen müssten mit dem Faktor 1,6 multipliziert werden.
Eigentlich gar nicht so schwierig.

Leider geht heute aber die Bequemlichkeit, auch bei den Semiprof.-Kameras, vor der kreativen Bildgestaltung. Alles Schnellschuss, im Innenbereich mit direktem Blitzschuss von vorne, oder leicht seitlich (armlänge). Aber auch indirekt gegen die Decke, dann aber mit dunklen Augenhöhlen und Schatten unter dem Kinn. Für solche Bilder muss ich keine teure Fotoausrüstung haben.
Oder auch große Weitwinkel-Objektive, weil man so viel wie möglich, dafür aber alles sehr klein, auf dem Foto haben will. Beim Vorzeigen der Fotos bei unseren Freunden, heißt es dann, dass die Frau hier vorne diee Tanja sei und dann kommt die Antwort: "Ach ja, hätte ich mir beinahe schon gedacht."
Ich finde das muss nicht so sein. Der Käufer hat die Macht nicht jeden "Scheiß" zu kaufen, nur weil die Werbung ihm sagt, dass man das unbedingt haben sollte.

Bernie
07.12.2005, 12:36
Moin Strohmann,

von einem Zerstreuungskreis 1/2000. Formatdiagonale habe ich noch nichts gehört...
Traditionell benutzen Zeiss (Jena wie Oberkochen) und Rollei 1/1000. der Formatdiagonale als Zerstreuungskreis-Durchmesser, die Japaner (Canon, Nikon, Pentax u.s.w.) verwenden 1/1500. der Formatdiagonale. Einen Mittelweg geht Leica, bei den neueren R-Objektiven kommt ca. 1/1250. zum Einsatz.

Sinn macht jeder Wert zwischen 1/1000. und 1/1500., da die Schärfentiefe nicht nur vom Aufnahmeformat, sondern auch vom Wiedergabeformat abhängt. Logisch, daß ein kleiner 9x13 Abzug eine andere Auflösung und damit Schärfentiefe hat, als ein 40x60 Print oder die traditionelle Dia-Projektion.

Die unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen, die den Schärfentiefe-Tabellen (jaja, soweit vorhanden...) der einzelnen Hersteller zugrunde liegen, zeigt eigentlich, daß eine Benutzung selbst solch banaler Information durch den Anwender interpretiert werden muß. Eine Nikon Schärfentiefe-Tabelle zeigt für Standard-Fotoalbumformate zu wenig Schärfentiefe, eine Rollei-Skala zeigt mehr Schärfentiefe, als für eine brilliante Dia-Multivision empfehlenswert wäre...

Und die Canon Schärfentiefe Automatik... Woher weiß die mein späteres Wiedergabeformat? Natürlich weiß sie das nicht, und ist deshalb pillepalle wie jede Automatik...

Gruß
Bernd

Strohmann
07.12.2005, 14:16
n'Tach Bernd,

pillepalle - ganzbreitgrins, aber von einem 1/1000 der Bildformatdiagonale, sprich Normalobjektiv-Brennweitengröße habe ich noch nichts gehört, obwohl beim Kleinbild es nur rund 43 mm sind, geht man in der Praxis von 50mm aus.

Trotzdem ich mich schon Jahrzehnte mit der "Hobbyfotografiererei", auch theoretisch auseinandersetze, (jetzt neu mit den Digis) habe ich von 1/1000mm Zerstreuungskreisgröße noch nichts gehört. Das widerspricht auch unserem auflösenden Sehverhalten von rund 5 Linienpaare pro Millimeter (dem 0,1mm-Punkt). Ich denke das hatte man mal in den 30er- Jahren bei Zeiss festgelegt, weil die Technik noch nicht ganz so weit war. Aber in den 50ern wurde , glaube ich, die 1/1500 und in den 80ern die 1/2000 Zerstreuungskreisgrößen festgelegt/angenommen, weil man immer schärfere Bilder haben wollte.

Die Schärfentiefe ist aber nicht vom Aufnahmeformat abhängig, sondern von dem Sehabstand. Wenn ich das gleiche Bild, beispielsweise 60x90 cm groß, aus einem Meter mir ansehe, ist die Schärfentiefe nicht sehr groß, weil nämlich die Zerstreuungskreise aus dieser Nähe betrachtet schon recht groß sind. Das gleiche Bild aus 5 m Entfernung betrachtet hat eine bedeutend größere Schärfentiefe, weil eben die Zerstreuungskreise viiiieeel kleiner zu sehen sind. Also noch keine Unschärfe darstellen. Stimmt's Bernd?? Immer diese Physik.

Schärfe ist eben ein relativer Begriff und kein absoluter, wie viele es hier meinen. Erst recht, wenn ich mir die Fotos überwiegend auf dem Monitor oder sogar auf dem Fernseher ansehe. Unser normales Pal-Fernsehsystem hat ja nur 576 x 768 Bildpunkte = rund 442.000 Pixel!!! Da wird von den 6 oder 8 Mega Pixeln vom Foto wieder alles heruntergerechnet bis auf die 442.000 vom Fernseher (ist aber noch weniger, weil in einigen Pixeln noch andere Informationen stecken); ebenso am Monitor mit z.B. 1024 x 768 Pixel = 786.000 Pixel.
Ist zwar nicht ganz vergleichbar mit ausgedruckten Fotos, weil Pixel und Dots etwas anderes sind. (Ein Pixel hat nur eine Information, aber Dots (Punkte) können mehrere "Farbspritzer" vom Drucker übereinander gelagert sein, also mehrere Informationen beinhalten können).

Ja, ja, vielleicht sollte man gar nicht so tief in die Materie eintauchen, weil man dann oft feststellt, das zu viel falsches erzählt wird, auch von den Herstellerfirmen.

Bernie
07.12.2005, 16:11
...
ja, 1/1000. Formatdiagonale heißt bei KB 0,04mm oder 0,043mm Zerstreuungskreisdurchmesser. Nein, Zeiss verwendet den seit den 30er Jahren (Contax I) bis heute. Schau dir auf dem Flohmarkt mal ein (modernes) Zeiss Contax oder Zeiss Rollei KB 50mm an, und vergleich das mal mit einem gleichartigen Nikon oder Minolta. Der Vollständigkeit halber leg noch ein Leica-R in die Mitte... Du wirst staunen, wenn du jetzt die Skalen vergleichst...
Ok, so einen Flohmarktstand, der das alles locker auf den Tisch knallen kann, muß man erstmal finden... Aber in Berlin müßte das doch zu schaffen sein...

In den frühen 30er Jahren verwendete Zeiss noch 1/1000. der direkten Brennweite des Normalobjektivs. Das bedeutete für Rolleiflex und Rolleicord mit 75mm Objektiv z.B. 0,075mm. Bei der 4x4 Rolleiflex "Baby" waren es 0,06mm. Anläßlich der Contax I ging man zu 1/1000. der Formatdiagonalen über, und blieb dabei, in Ost und West.

Bei den Digis wird 1/1000. der Formatdiagonalen wohl nicht verwendet. Obwohl es für die Monitordarstellung mehr als reicht. Andererseits ... welche Digi hat schon eine Schärfentiefeskala, die sogar gilt. Beispiel Nikon. Ich flansche mal das 50mm Objektiv drauf, und habe eine wunderschöne Skala am Objektiv. Nützt mir aber nichts, denn die Skala gilt für KB und nicht für Digi, wegen dem Crop. Oder wegen des Crops... Da muß ich also warten, bis es D-SLRs nur noch mit Vollformat-Chip gibt. In 5 Jahren wird es wohl soweit sein.

Gruß
Bernd

leicanon
07.12.2005, 19:14
Diese Diskusion liegt ja nun schon eine Weile zurück, trotzdem finde ich sie so interessant, dass ich noch einen weiteren Aspekt nennen möchte.

Die sogennante Schärfentiefe ist, wie richtig festgestellt wurde, eine Definitionssache, der unter anderem das Auflösungsvermögen des durchschnittlichen Auges zugrunde liegt.
Es handelt sich also um den Tiefenbereich, der per Definition scharf ist.
Wie verhält es sich aber mit dem Schärfeeindruck vor und hinter diesem Bereich? Das wiederum hängt von der verwendeten Brennweite und der Konstruktion des jeweiligen Oblektivs ab ( bei modernen Objektivkonstruktionen - z.B. Leica - fällt die Schärfe nach dem Schärfentiefenbereich sehr viel schneller, bzw steiler ab als es bei älteren zu beobachten ist ).
Bei längerer Brennweite erscheint der Hintergrund unschärfer, als bei einer kürzeren. Dieser Effekt (es ist tatsächlich nur einer) entsteht durch die Vergrößerung, die den ohnehin unscharfen Hintergrund auseinanderzieht und somit subjektiv unschärfer erscheinen läßt, als bei der Verwendung einer kürzeren Brennweite und gleichem Abbildungsmaßstab des Hauptmotivs (sprich der Fotograf muß sich dem Motiv mehr nähern). Der Hintergrund erscheint jetzt weiter entfernt und dessen Details stärker zusammengeschoben, so dass der Eindruck größerer Schärfe entsteht.
Dieses "Phänomen" führt bei weniger bedarften Fotografen zu der irrigen Erkenntnis, längere Brennweiten führten - bei gleichem Abbildungsmaßstab - zu geringerer Schärfentiefe.

Grüße, Wolfram
w

Bernie
07.12.2005, 21:46
Hallo Wolfram,
sehr richtig. Das von dir geschilderte "Phänomen" gilt sogar formatübergreifend. Wenn ich z.B. ein Bild im Maßstab 1:20 aufnehmen will, das ist in KB etwa der typische Abbildungsmaßstab für Portraits, fällt die Schärfentiefe immer gleich groß aus, solange ich auch die gleiche Blende einstelle. Ob ich nun eine Minox, eine Digi, KB, Mittelformat oder eine 18x24-Großbildkamera nehme...
Es ändert sich aber der Bildausschnitt. Mit der Minox kriege ich bei 1:20 gerade mal ein DIN A 5 Blatt formatfüllend, mit einer KB mache ich ein Portrait in Form einer Büste, bei der Großbildkamera ist es dagegen schon ein Einfamilenhaus, was sich auf der Mattscheibe breit macht...

Dein Ansatz über die Art und Weise, wie die Schärfe abfällt, wird heute ja gern unter dem Begriff "Bokeh" diskutiert. Ob dabei jetzt "alt" und "neu" so ausschlaggebend ist, vermag ich nicht zu sagen. Aber unter Leica-Freunden: es macht tatsächlich schon einen Unterschied, ob man ein 2,8/35mm M- oder ein 2,8/35mm R-Objektiv betrachtet. Und vergleicht man beide nochmal mit der 35mm Stellung in einem 28-300mm Suppenzoom, kommt's noch anders. Die Objektiv-Konstruktion spielt also eine Rolle. In diesem Gedankenbeispiel wird dann das 35mm M-Objektiv am "saubersten" unscharf. Die anderen Beispiele sind weniger oder mehr retrofokal aufgebaut, was dann zu dieser Erscheinung führt. Unterschiede ergeben sich auch schon, wenn ein 2,8/35mm mit einem 1,4/35mm vergleichen wird... u.s.w.

Gruß
Bernd

Strohmann
08.12.2005, 09:44
Und vielleicht noch etwas zur Perspektive (was bestimmt auch schon mehrfach genannt wurde).
Ob ich vom gleichen Standpunkt aus mit einem Weitwinkel- oder mit einem Teleobjektiv aufnehme, die Perspektiven sind immer gleich. Ein Beispiel:

Ich fotografiere eine Parkanlage mit einem Brunnen in der Mitte. Einmal mit einem 24er Objektiv, wo der Brunnen sehr klein erscheint, und danach mit einem 300er Objektiv, wo der Brunnen groß in der Mitte steht. Wenn ich nun den Brunnen, der mit dem WW-Objektiv fotografiert wurde so vergrößere, dass er gleich groß ist wie mit dem Tele-Objektiv aufgenommen, ist die Perspektive identisch. Die beiden Bilder sehen aus, als seien sie mit den gleichen Teleobjektiven aufgenommen worden. Da ist perspektivisch nichts verdichtet. Voraussetzung ist, dass der Aufnahmestandpunkt der gleiche ist.

leicanon
08.12.2005, 10:44
Hallo Wolfram,
...

Dein Ansatz über die Art und Weise, wie die Schärfe abfällt, wird heute ja gern unter dem Begriff "Bokeh" diskutiert. Ob dabei jetzt "alt" und "neu" so ausschlaggebend ist, vermag ich nicht zu sagen. Aber unter Leica-Freunden: es macht tatsächlich schon einen Unterschied, ob man ein 2,8/35mm M- oder ein 2,8/35mm R-Objektiv betrachtet. Und vergleicht man beide nochmal mit der 35mm Stellung in einem 28-300mm Suppenzoom, kommt's noch anders. Die Objektiv-Konstruktion spielt also eine Rolle. In diesem Gedankenbeispiel wird dann das 35mm M-Objektiv am "saubersten" unscharf. Die anderen Beispiele sind weniger oder mehr retrofokal aufgebaut, was dann zu dieser Erscheinung führt. Unterschiede ergeben sich auch schon, wenn ein 2,8/35mm mit einem 1,4/35mm vergleichen wird... u.s.w.

Gruß
Bernd

Ich habe z.B. bei den Leica-M-Objektiven beobachtet, dass die Schärfe zumindest visuell bei den neueuren Objektiven 1.4/35 asph, 1.4/50 asph und 2/90 APO asp NACH dem "Unschärfekreis" schneller abzufallen scheint, als bei den Vorgängerobjektiven.
Als Nachrichtentechniker ist mir eine Analogie aus der Filtertechnik bekannt. Der Übergang vom Durchlassbereich in den Sperrbereich (und umgekehrt) ist je nach Filtertyp sehr unterschiedlich. Je steiler die Übergangsflanke gewwählt wird, um so mehr Artefakte treten in Erscheinung, z.B. in Form von Überschwingern verursacht durch Gruppenlaufzeitverzerrungen.
Dies macht sich optisch durch unterschiedliches "Bokeh" bemerkbar. Die Art, wie sich die Unschärfe entwickelt. Bei einem hellen Punkt dann als Scheibe mit gleichmäßiger Helligkeit, mit hellem Mttelpunkt zum Rande dunkler werdend oder mit hellem Mittelpunkt zum Rand hin dunkler werdend. Letzteres - bei Spiegelobjektiven extrem als Ring ausgeprägt - wird i.d.R. als besonders unangenehm empfunden.
Mir gefallen die Leicaobjektive als Vorgängerversionen daher eigentlich am besten. :D

Grüße, Wolfram

leicanon
08.12.2005, 11:34
Und vielleicht noch etwas zur Perspektive (was bestimmt auch schon mehrfach genannt wurde).
Ob ich vom gleichen Standpunkt aus mit einem Weitwinkel- oder mit einem Teleobjektiv aufnehme, die Perspektiven sind immer gleich.
...



Richtig, das ist etwas, was auch immer wieder verwechselt wird :rolleyes:

Brennweiten-Variation vom gleichen Standort aus führt zwar zu unterschiedlichen Ausschnitten, aber ohne Perspektiv-Variation.

Grüße, Wolfram

Detlev Rackow
13.12.2005, 07:42
Wenn Du ein Siemenshandy hast, kann ich Dir einen Rechner für Schärfentiefe und hyperfokale Distanz schicken.

Ciao,

Detlev

Power-shopper
13.12.2005, 08:27
Hallo,

ich hatte das Problem auch (dachte ich zumindest...) - und habe mir für das 17-40 zwei Tiefenschärfeskalen einfach neben das Entfernungsfenster geklebt, einmal für 17mm, einmal für 35mm.
In den letzten Jahren habe ich die glaube ich nur ein oder zweimla gebraucht. Mit AF, etwas Erfahrung und der Abblendtaste geht das ganze ähnlich gut, und vor allem wesentlich schneller...

Gruß,
Carsten


Hallo,
ich komme aus der manuellen Objektiv-Fokosierungs-Fotografie und habe so nun meine kleinen Probleme mit den AF-Objektiven.
Beispiel - Wenn ich eine Schärfentiefen von dem vordersten gedachten Punkt bis Unendlich haben will (oder auch nicht), schaue ich auf die Skala des MF-Objektivs und weiß einigermaßen genau, wo diese Punkte liegen und was eingestellt werden muss.

Wenn ich mit der Blende 11 aufnehme und es soll bis unendlich scharf sein, stelle ich das Unendlichzeichen auf Blende 11, und sehe, dass ungefähr ab 4,30m alles scharf ist. Der eingestellten Meterwert (ca. 8,5m) interessiert mich aber gar nicht, weil er sich ja automatisch ergibt. Kann natürlich auch das Gegenteil mit einer großen Blende machen, um eine ganz geringe Tiefenschärfe von nur wenigen cm zu bekommen.

Wie macht man das mit den AF-Objektiven? Einige Objektive haben ja noch "angedeutete" Meter- und Schärfentiefenangaben, aber - die kann man eigentlich vergessen. Mit meiner Canon 350D gibt es ja noch die A-dep -Einstellung, aber das nutzt mir nicht viel.

Ich finde, damit ist ein kreatives Fotografieren ziemlich unterbunden worden. Oder fotografiert man eben so lange, bis man das hat, was man sich vorgenommen hat? Das wäre aber keine Lösung.
Viele Werte hat man ja schon im Kopf, aber wenn noch nicht mal eine Meterangabe vorhanden ist und wenn, dann nur ganz grob. Der Fokus-Einstellweg muss sehr kurz sein, damit die Fokosierung sehr schnell gehen kann.
Hm, sind denn die Hobbyfotografen alles rasende Reporter? Wenn ein dunkles Objekt anvisiert wird, fährt die m-Einstellung doch hin und her, dann doch lieber gleich manuell.
Vielleicht sollte ich mir M42-Objektive mit einem Adapter zulegen, wo alles wieder per Hand eingestellt wird und man die Einstellskalen wieder hat.

Oder liege ich da ganz falsch??
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Strohmann
13.12.2005, 09:42
Carsten, Du hast schon recht. Aber die wenigen Zahlen mit denen man da arbeitet, hat man aber auch schnell im Kopf.
Mit der Abblendtaste ab Blende 11 ist aber nicht mehr sehr viel zu sehen speziel, wenn man mit längerer Zeit arbeiten will (vom Stativ), da es dann doch schon relativ dunkel ist. Nur mit der Ablesung der Entfernungsmeter ist das so eine Sache (viel zu kurz dargestellt).