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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Jahr mit Canon



Christian Ahrens
24.12.2005, 15:34
Hallo,

ich fürchte, dieser Beitrag wird ein wenig besinnlich und auch schrecklich positiv - aber nichtsdestotrotz voller ganz persönlicher Wahrheiten...

Da dieses Forum naturgemäß dazu tendiert, dass auch eine Menge über Probleme und technische Schwierigkeiten debattiert wird und diese daher vielleicht ein zu großes Übergewicht bekommen, ist es aber vielleicht auch mal ganz interessant, eine übergreifende Beurteilung von Canon-Equipment über einen längeren Zeitraum hinaus zu lesen.

Nun denn.

Im Herbst 2004 war die Canon 300D da - und zum ersten Mal war eine ernstzunehmende Spiegelreflexkamera zu einem halbwegs vernünftigen Preis zu haben. Obwohl meine fotografischen Ambitionen zu diesem Zeitpunkt ruhten und mein Lebensschiffchen außerdem in recht bewegten Wassern unterwegs war (frisch begründete Selbständigkeit), entschloss ich mich zum Kauf und nutzte die Kamera anschließend rund ein halbes Jahr lang.

Warum nur so kurz? Weil sie schon recht schnell von der Begehrlichkeit nach einer 20D abgelöst und verdrängt wurde. Nicht, dass die 300D in irgendeiner Weise schlechte Bilder gemacht hatte - nein, da gibt es nichts zu klagen - aber die etwas professionellere Technik der 20D in Sachen Autofokus, nicht abgeklemmter Funktionen und in Sachen Rauschfreiheit auch bei hohen ISO-Zahlen, ja, das war schon Grund genug, zum größeren Modell zu wechseln.

Und was Objektive angeht, habe ich nach einigen unbefriedigenden Tests mit gebrauchten Sigma- und Tokina-Linsen Zug um Zug in das ganze höchstwertige Canon-Zeug investiert. Neben den Teilen mit den roten ringen (alles Zooms), auch eine Festbrennweite im Bereich 100mm, eine 1.8/50mm und auch das EF-S 10-22 sowie drei Blitzgeräte (1 Sigma und 580/550).

Bis zum November diesen Jahres sammelten sich so 1 semiprofessioneller Body und 6 teure Linsen bei mir an (50/1.8u, 100/2.0, 24-70/2.8, 80-200/2.8, 10-22 EF-S, 100-400).

Ich möchte an dieser Stelle mal ganz klar eine Lanze brechen für Canon, deren Produkte und deren Fertigungsqualität! Alle genannten Geräte haben anstandslos funktioniert, es gab kein Objektiv mit merkwürdigen Aussetzern, Unschärfen, Fehlfoki o.ä. Ärgernissen. Ich habe jeweils nach ganz kurzem Funktionscheck die Maschinchen mit vollem Herzen in meinem Gerätepark aufnehmen können und umgehend - nach erfolgter Eingewöhnung - auch vertrauensvoll bei Jobs eingesetzt, bei denen es darauf ankam. Das habe ich auch in keinem Fall bereuen müssen: das Zeug tut, was es soll!

Neben all dem Glanz gibt es auch eine Ausnahme: so hatte ich einmal auch das nicht so erfreuliche Vergnügen, meine 50-er Festbrennweite (aber die "Billige") aus dem Rucksack zu nehmen und es dann in zwei Teilen in der Hand zu halten! Ernsthaft, der vordere Ring, an dem der Motor usw. hängt hatte sich ohne größere Gewalteinwirkung einfach gelöst, das Objektiv ist quasi von selbst auseinandergefallen. Unerfreulich war außerdem, dass ich den Garantieschein verbummelt hatte und der Händler sich weigerte, ohne diesen auf Garantie reparieren zu lassen (obwohl Rechnung vorhanden). Nun ja, die eigene Faulheit hat gesiegt, das Ding liegt immer noch unrepariert herum, aber ich vermisse es auch nicht sonderlich.

Gab es sonst irgendwelche Ausfälle? Ja! Aber nicht von Canon. Das einzige, was mir in dem Bereich passiert ist, ging harmlos ab. Und betraf das Blitzgerät von Sigma.

Folgende Situation: Fotograf sitzt ziemlich verzweifelt in einer dunklen Ecke im "Peace and Friendship Stadium" zu Athen. Soll ein Event der Automobilindustrie fotografieren. Hatte wenige Minuten zuvor im Dunklen einen Batteriewechsel im Blitzgerät vornehmen wollen. Nun gut, es war eilig, er war etwas nervös - und prompt bricht ihm der Deckel aus der Batteriefachabdeckung!

Tja, zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur dieses eine Blitzgerät. Also eine Katastrophe. Im Dunklen nicht zu beheben, also entschloss ich mich, raus in die Gänge zu gehen und mal bei Licht zu schauen. Und dann war es auch gar kein Problem mehr, das Teil wieder in seine Halterung zu fummeln. Es ist schon unglaublich, wie hilflos man ist, wenn man nicht genug sieht.... Und noch unglaublicher ist es, wie schnell man von einem Moment zum anderen komplett schweißgebadet sein kann.... :-)

Ansonsten war es das mit Ausfällen. Das Sigma ist übrigens erstaunlich robust. Habe es mal aus 2 m Höhe auf den Asphalt knallen lassen - danach ging es zwar noch, aber die Bedienungsknöp0fe hinten zeigten keine Reaktion mehr. Hm. Auseinandergenommen. Alles wieder festgedrückt. Zusammengebaut. Ging wieder.

Trotzdem sind solche Erlebnisse durchaus prägend. Daher kam dann recht schnell ein zweiter Blitz, diesmal von Canon. Und noch das eine oder andere - z.B. die Blitzfernsteuerung. Ein geniales Ding, mit dem man viele tolle Sachen vor Ort machen kann, ohne riesiges Equipment mitsamt Assistenten ertragen zu müssen.

Bei all diesen positiven Erfahrungen bleibt aber immer ein Stück Restangst: was, wenn die Kamera ausfällt? Die 20D ist wirklich ein tolles Ding, und ich habe fast keine Jobs gehabt, wo sie nicht ausgereicht hätte. Dass sie ganz selten einmal mit einem Error soundso o.ä. stehengeblieben ist, ist zwar jedesmal herzattackenfördernd, aber nie wirklich ein Problem gewesen. Meistens reichte es, sie kurz aus- und wieder einzuschalten.

Aber was ist, wenn es heißt: Flughafen Prag, leichter Nieselregen, die Frisur hält - oh, gerade ist mir die Kamera die Gangway heruntergepoltert. Äh, do you know where is the next CPS? Aber man wird wohl kaum jemals Zeit genug haben, so einen Unfall auszubügeln...

Lange habe ich überlegt, ob ich mir nicht einfach eine zweite 20D holen soll. Wäre günstig und OK gewesen, aber dann entschloss ich mich doch zu einer "Verbesserung". 5D oder 1D2N, war die große Frage. Und da bisher niemand sich bei mir über mangelnde Auflösung beschwert hat, habe ich mich für die professionellere Variante entschieden. Will endlich auch Sport machen können, und sei es zum Vergnügen.

War übrigens das erste Mal, dass ich auf eine Kamera warten musste. Gut 10 Tage hat es gedauert, bis der von dpa ausverkaufte Herr Bothe von Isarfoto endlich wieder einen Canon-Container im Hof stehen hatte. Ein Tag später war das Ding dann bei mir - und erfüllt mein Herz seitdem mit stiller (und manchmal auch ausschweifend lautstarker) Freude.

Nicht, dass ich das Gerät schon vollständig beherrschen würde. Hatte vor Weihnachten leider zu viele nicht-fotografische Jobs, daher konnte ich mich bisher wenig kümmern. Aber selbst die paar wenigen Stunden Nutzung hat bisher viel Freude und Neugier auf das, was da noch kommt, ausgelöst. Es ist immer ein besonderer Moment, in dem man sich sagen kann, dass man nun mit bestmöglicher Technik arbeitet. Nicht nur ein geiles Gefühl, sondern auch Anspruch und Herausforderung. Der Umgang will gelernt sein, die Beherrschung muss absolut souverän werden. Aber jetzt kommen ja ein paar freie Tage.

Noch ein Canon-Schmankerl. passend zum superschnellen AF der 1 habe ich mir dann noch bei Ebay ein 70-200/2.8 gekauft, das mein 80-200 ablösen wird. Ein durchgenudeltes Teil, das vorher von einem Agenturfotografen genutzt wurde. Reichlich Gebrauchsspuren. Von Canon im Bereich Zoomring repariert, funktiert es jedoch bestens: es ist schnell, genau und verläßlich. Ich habe keinerlei Bedenken, dieses Teil ab sofort vollwertig einzusetzen.

So, und jetzt sitze ich am Ende eines ersten freiberuflichen Jahres auf einem Haufen Technik aus dem Hause Canon und bin mir sicher, eine gute Wahl getroffen zu haben. Die Erfolge im Job waren nur möglich, weil ich (immer gerade rechtzeitig) mir die passende Ausstattung geholt habe und diese ihren Dienst zuverlässig und auf hohem Niveau geleistet hat.

Für das kommende Jahr kann ich mir nun sagen: alles Notwendige ist da - und es hat seine Belastbarkeit und Zuverlässigkeit längst unter Beweis gestellt. Jetzt ist das Equipment vorhanden, um fast für jede Art von Anfrage gerüstet zu sein. Das ist das eine. Das andere ist die ganz persönliche Freude am Gerät und an den phantastischen Möglichkeiten, die man heute als Fotograf hat.

In diesem Sinne wünsche ich allen, die leidenschaftliche Fotografen sind, ein schönes Fest und ein neues tolles Jahr mit ihren Kameras und Objektiven. Mögen viele magische Momente auf Ihren Sensoren landen und die Welt erfreuen!

Viele Grüße
Christian
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www.fotos-vom-event.de

Benutzer
24.12.2005, 18:34
Als Canon Neueinsteiger wünsche ich mir im nächsten Jahr einen ähnlich positiven Bericht schreiben zu können.

Vielen Dank
Hermann

Nettuser
24.12.2005, 18:43
N´abend Christian,

vielen Dank, dass du uns an deinen positiven Erfahrungn und deiner Freude teilhaben lässt. Wünsche dir weiterhin viel Erfolg und Freude bei der Arbeit und natürlich ein schönes Weihnachtsfest!

Besten Gruß
Alexander

Peca
24.12.2005, 21:25
....das "schweißgebadet" kommt mir sehr bekannt vor.....netter Bericht, frohe Weihnachten und guten rutsch wünsche ich Dir....

JakobH
24.12.2005, 22:06
Endlich mal jemand, der eine Seite mit positiven Dingen des Fotografierens füllen kann und nicht mit FF, BF, CAs, etc... :)

Dirk Wächter
25.12.2005, 07:43
Hallo Christian,

auch ich habe den langen und beschwerlichen Weg zum Canon-High-End-Gipfel beschritten, von der D60 mit 'nem 28-135 IS angefangen, nicht weil ich hier eine "Vorbildwirkung" erzielen will ;-))), sondern weil ich ebenso wie Du mit diesem ganzen Technik-Geraffel mein Einkommen erziele. Immer zum Jahresende sehe ich dann, wieviel Geld wieder mal in Fotoequipment geflossen ist (zu Hause werden diese Zahlen etwas geschönt dargestellt :-)).

Aber auch ich kann aus heutiger Sicht und vorallem rückblickend bewertend sagen, dass das volle Canon-DSLR-Programm in der Tat Meisterwerkzeug ist. Wenn ich mich nicht dazu verleiten lasse, entgegen physikalischer Abgrenzungen irgend etwas verbissen ertesten zu wollen, was nicht oder nicht so funkionieren kann, sondern bewusst BILDER MACHE, dann wird die Freude an diesem Entstehungsprozess riesig sein.

fotomann2
27.12.2005, 08:34
Hallo Christian,


dein Bericht hat meinen öden Bürovormittag nach Weihnachten aufgehellt.
Vielen Dank.

makamo
27.12.2005, 09:28
Jetzt, nach den Feiertagen, hat man die Ruhe solche Berichte zu lesen und zu geniessen. Danke für die Kurzweil, ohne großartige Technik und trotzdem mit reichhaltigen und umfassenden Informationen. Ich geniesse es einfach mal, weil ich auch vor einer ähnlichen Situation stehe. Danke Christian ....

Gruß Manfred

Nightshot
28.12.2005, 13:08
Neben all dem Glanz gibt es auch eine Ausnahme: so hatte ich einmal auch das nicht so erfreuliche Vergnügen, meine 50-er Festbrennweite (aber die "Billige") aus dem Rucksack zu nehmen und es dann in zwei Teilen in der Hand zu halten! Ernsthaft, der vordere Ring, an dem der Motor usw. hängt hatte sich ohne größere Gewalteinwirkung einfach gelöst, das Objektiv ist quasi von selbst auseinandergefallen. Unerfreulich war außerdem, dass ich den Garantieschein verbummelt hatte und der Händler sich weigerte, ohne diesen auf Garantie reparieren zu lassen (obwohl Rechnung vorhanden). Nun ja, die eigene Faulheit hat gesiegt, das Ding liegt immer noch unrepariert herum, aber ich vermisse es auch nicht sonderlich.
Das ist kein Beinbruch. So wie dir das Objektiv zerfallen ist, das ist die normale Methode um es für Reparaturen zu zerlegen. Schau dir die Führungsnut der beiden Teile an. Es gibt nur eine sinnvolle Weise, wie sie zusammenpassen. Reinige die Linseninnenflächen und stecke die beiden Teile zusammen. Es macht Schnapp und alles ist wieder OK. Es ist keine Justage oder sonstiges erforderlich.

Dieses eine Jahr hast du ja einiges erlebt. Andere brauchen für diese Entwicklung Jahre...

Christian Ahrens
29.12.2005, 20:38
Hallo Nightshot,

Danke für den Hinweis; ich habe das Objektiv auch wirklich wieder zusammenbekommen, und es sieht rein äußerlich unversehrt aus....

Allerdings: der Fokus stimmt nicht. Habe ein paar Schüsse mit Offenblende gemacht, und das Objektiv fokussiert generell ca. 4-5 cm auf einen vorderen Punkt.

Irgendwas muss bei dem Unfall wohl doch Schaden genommen haben.
Mal sehen, vielleicht lasse ich es noch reparieren.

Vg
Christian

P.S.: Danke an alle für die netten Worte!

Nightshot
29.12.2005, 22:47
Im Objektiv ist ein kleines "Zahnrädchen", das durch eine Lichtschranke läuft. Damit erkennt das Objektiv die Schritte, die der Motor schon gefahren ist. Das ist die einzige Stelle, die es sein kann, alles andere ist bei dem Objektiv unproblematisch.