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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fokus am Tele-Ende



Jürgen Sauter
19.02.2006, 12:46
Hallo zusammen,
hab' lange gesucht, aber nicht wirklich eine befriedigende Antwort gefunden:
Hatte mir letzte Woche ein 200/2.8 L und einen 2-fach Konverter geliehen und damit einige (imho) ganz gute Mond-Bilder gemacht. Egal welche Stelle des Mondes ich anvisiert hatte, beim halb-durchdrücken des Auslösers war immer eine kleine Bewegung des USM festzustellen. Ich konnte den Fokus nicht manuell einstellen, weil der Schärfe-Bereich extrem "klein" ist, und bei 400 mm die Standard-20D-Mattscheibe schon ziemlich "grieselig" ist. Fragen jetzt:
1)Warum bewegt sich trotz der großen Entfernung der USM immer noch ein bischen? Muss das Mess-System quasi erst aus dem Fokus und dann wieder rein in den Fokus fahren?
2)Warum sind die Objektive nicht so gebaut, daß Drehen bis zum "Anschlag" auch automatisch den Fokus auf "unendlich" bewirkt? Ich kenne das so aus der Analog-Zeit (Olympus OM2).
"Problem" habe ich auch schon bei anderen Objektiven (28-70L, 70-210, 17-85) so festgestellt!

Roger
19.02.2006, 13:10
Zu 2)

Das wird gemacht, um Temperaturausdehnung zu kompensieren. So kannst Du auch in der Wüste noch auf unendlich fokussieren ;) .

Gruß
Roger

Dieter Winter
19.02.2006, 14:01
Zu 2)

Das wird gemacht, um Temperaturausdehnung zu kompensieren. So kannst Du auch in der Wüste noch auf unendlich fokussieren ;) .

Gruß
Roger


Da hast du recht, gerade viele Objektive mit großer Glas- und Metallmasse focusieren über unendlich hinaus, um die Ausdehnungen bei Temperaturschwankungung aufzufangen.

kklaus
19.02.2006, 14:04
Zu 2)

Das wird gemacht, um Temperaturausdehnung zu kompensieren. So kannst Du auch in der Wüste noch auf unendlich fokussieren ;) .

Gruß
Roger

Das konnten "die alten Analogphotographen" auch schon, mit Anschlag bei Unendlich. Solange Objektive mit konventionellen Glassorten (Kronglas, Flintglas) gebaut wurden, war Unendlich immer am Anschlag. Erst nach Einführung von Glassorten mit anomaler Dispersion:
Calciumfluorid, ED- oder UD-Gläsern musste Fokussierung über "Normal"-Unendlich hinaus
zugelassen werden, weil diese Glassorten mit Fokusverlagerungen auf Temperaturunterschiede reagieren.

Zu Punkt 1 kann ich zwar bestätigen, dass es auch bei meinen Objektiven so ist, aber nicht erklären, warum.

Gruß, Klaus

Roger
19.02.2006, 14:20
Das konnten "die alten Analogphotographen" auch schon, mit Anschlag bei Unendlich.

O.k., aber ich glaube, er schrieb von Technik aus der Gegenwart ;) .

kklaus
19.02.2006, 14:33
O.k., aber ich glaube, er schrieb von Technik aus der Gegenwart ;) .

Olympus OM2....??

Gruß, Klaus

Jürgen Sauter
19.02.2006, 17:17
Olympus OM2....??

Gruß, Klaus

Na sicher nicht Gegenwart ;-) aber immerhin z.B. Prismen-Schnittbild-Sucher zum manuellen Scharfstellen...damit wären meine Mondaufnahmen kein Problem. Und die Nachfolgerin der OM2, die OM4, kommt aus Messtechnik-Sicht (!) sogar an eine 1D (MKII) ran. Hier gibt's eine ganz gute Zusammenfassung was selbst die OM2 schon konnte bzw. bis heute keine der modernen Spiegelreflex-Cams kann:
http://www.dooyoo.de/kamera/olympus-om2-sp/362582/

Vielen Dank übrigens für die zahlreichen Antworten zum Thema.

kklaus
19.02.2006, 18:40
Na sicher nicht Gegenwart ;-) aber immerhin z.B. Prismen-Schnittbild-Sucher zum manuellen Scharfstellen...damit wären meine Mondaufnahmen kein Problem. Und die Nachfolgerin der OM2, die OM4, kommt aus Messtechnik-Sicht (!) sogar an eine 1D (MKII) ran.

Hallo Jürgen,

natürlich sind das - waren das - gute Kameras. Ich wollte ganz harmlos zu erklären versuchen, was zum Wegfall des Anschlags bei der Unendlich-Einstellung geführt hat, übrigens schon zu Analogzeiten und bei MF-Objektiven. War das nicht Teil Deiner Ausgangsfrage gewesen?

Grüße, Klaus

Jürgen Sauter
26.02.2006, 18:38
Hallo Jürgen,

natürlich sind das - waren das - gute Kameras. Ich wollte ganz harmlos zu erklären versuchen, was zum Wegfall des Anschlags bei der Unendlich-Einstellung geführt hat, übrigens schon zu Analogzeiten und bei MF-Objektiven. War das nicht Teil Deiner Ausgangsfrage gewesen?

Grüße, Klaus

Hi Klaus, klaro, schon verstanden, wollte nicht "pampig" klingen...und danke natürlich nochmal für die Erklärung ;-)

Micha67
26.02.2006, 18:49
Das konnten "die alten Analogphotographen" auch schon, mit Anschlag bei Unendlich. Solange Objektive mit konventionellen Glassorten (Kronglas, Flintglas) gebaut wurden, war Unendlich immer am Anschlag. Erst nach Einführung von Glassorten mit anomaler Dispersion:
Calciumfluorid, ED- oder UD-Gläsern musste Fokussierung über "Normal"-Unendlich hinaus zugelassen werden, weil diese Glassorten mit Fokusverlagerungen auf Temperaturunterschiede reagieren.Mein Canon 70-210/4 hat sicherlich ED- oder UD-Glas nie gesehen und von CaF2 noch nicht einmal zu träumen gewagt - es hat dennoch einen Fokusanschlag hinter unendlich ...

Deine Ansicht kommt vielleicht daher, dass früher selten Bennweiten oberhalb 135mm in Amateurhänden zum Einsatz kamen?

Micha67
26.02.2006, 18:55
1)Warum bewegt sich trotz der großen Entfernung der USM immer noch ein bischen? Muss das Mess-System quasi erst aus dem Fokus und dann wieder rein in den Fokus fahren?
2)Warum sind die Objektive nicht so gebaut, daß Drehen bis zum "Anschlag" auch automatisch den Fokus auf "unendlich" bewirkt? Ich kenne das so aus der Analog-Zeit (Olympus OM2).@1: Die kleinen Fokusruckler haben vermutlich den gleichen Grund wie die relativ augenfällige Unschärfe im Bild: das "seeing" war nicht gut. Durch Flimmern in oder zwischen den Luftschichten
bekommst Du immer kleine Abweichungen im Strahlengang, die dann mal zur einen, mal zur anderen Fokusrichtung ausschlagen können. Gerade mit Konverter schalten die Objektive dann auch mal in eine langsamere Gangart, gelegentlich auch beisst der AF nicht auf einene Schlag zu, sondern ruckelt im Extremfall sogar mehrfach durch den richtigen Fokuspunkt hindurch. Da aber der Mond sich zumindest an seiner Kante normalerweise leicht anvisieren lässt, ist in Deinem Fall vermutlich wirklich das atmosphärische Flimmern schuld.

@2 ja, thermische Ausdehnungen langer Tubuselemente fordern manchmal leichtes "Überfokussieren". Um hierfür genügend Toleranz zu bieten, wird einfach die Fokusschnecke bzw. der Fokusanschlag knapp über unendlich hinaus verlängert.

kklaus
26.02.2006, 21:34
Deine Ansicht kommt vielleicht daher, dass früher selten Bennweiten oberhalb 135mm in Amateurhänden zum Einsatz kamen?

Meine konventionellen Nikkore 200 und 300 mm(MF) hatten damals einen Fokussieranschlag bei unendlich. Die folgenden ED-Nikkore 180 und 300 mm waren über die Unendlich-Markierung hinaus einstellbar. Die Begründung hierfür bei Nikon hatte mit dem Sonderglas zu tun, nicht mit Amateur- oder Profihänden. Ich denke, Canon und Zeiss werden es ähnlich erklärt haben.

Gruß, Klaus

Micha67
26.02.2006, 23:42
Meine konventionellen Nikkore 200 und 300 mm(MF) hatten damals einen Fokussieranschlag bei unendlich. Die folgenden ED-Nikkore 180 und 300 mm waren über die Unendlich-Markierung hinaus einstellbar. Die Begründung hierfür bei Nikon hatte mit dem Sonderglas zu tun, nicht mit Amateur- oder Profihänden. Ich denke, Canon und Zeiss werden es ähnlich erklärt haben.Nicht alle Objektive hatten solche erweiterten Fokusanschläge, aber mein 70-210er war weder ein Einzelfall noch der Beginn solcher Fokusüberhänge. Hier noch ein Paar Beispiele ohne Sondergläser:
http://www.canon.com/camera-museum/camera/lens/fd/data/fd_80~200_4_ssc.html
http://www.canon.com/camera-museum/camera/lens/fd/data/fd_85~300_45_ssc.html
http://www.canon.com/camera-museum/camera/lens/fd/data/fd_300_56_sc.html

Klar war bei extrem lichtstarken Objektiven der Bereich des Fokusüberhnges noch größer. Dies lag insbesondere an deren geringer Schärfentiefe (Sondergläser wurden ja bei hoch lichtstarken Konstruktionen eingesetzt) sowie der flacheren Steigungen der Fokustriebe. Es mag zusätzlich sein, dass Zoomeffekte wegen ihrer höheren Anzahl von Baugruppen thermisch noch empfindlicher als Festbrenner waren und daher eher einen erweiterten Fokusbereich benötigten.