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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : minimale Schärfentiefe versus maximale Freistellung



Micha67
27.06.2006, 18:27
Bei den ganzen Diskussionen über Objektiv- und Crop-Abhängigkeit von Schärfentiefe, minimaler Schärfebereiche oder Freistellung geht es hie und da etwas drunter und drüber. Zu den Hauptursachen von Mißverständnissen gehört, dass eine klare Trennung der Begriffe "Schärfentiefe" und "Freistellung" not tut! Ein Objektiv, welches eine minimale Schärfentiefe erzeugt, muss noch nicht optimal freistellen und umgekehrt.

Hier versuche ich mal zwischen verschiedenen Disziplinen des Freistellens bzw. der Begrenzung der Schärfeebene zu differenzieren und jeweils Optiken zu nennen, die für die jeweiligen "Disziplinen" besonders gut geeignet sind:

Disziplin 1: Wir möchten eine ultradünne Schärfeebene am Nahlimit des Objektivs erzielen.
Disziplin 1 wird ideal erfüllt bei Objektiven mit hoher Anfangsöffnung *und* kurzer Nahgrenze und damit möglichst großem Abbildungsmaßstab. Diese Disziplin wird prinzipiell natürlich von Lupen- und Makroobjektiven gewonnen, wie man ja aus der Erfahrung auch weiss. Unter den "normalen" Objektiven sieht es dann folgendermassen aus: Die Disziplin "engste Schärfeebene am Nahlimit" wird bei unbewaffneten nicht-makro-Objektiven vom 135/2 gewonnen (4,5 mm Schärfebereich an KB-Format), knapp gefolgt vom 300/4.0IS (4,8 mm), dem 100-400/3.5-5.6IS (5,3 mm), 35/1.4 (5,4 mm) und dem 50/1.4 (6 mm). Mit geringem Abstand folgen dann fast gleichauf 24/1.4, 85/1.2, 85/1.8, 100/2.0, 200/2.8 und das 400/2.8IS (alle um 8,2-9 mm). Erstaunlicherweise weit abgeschlagen wegen der weiteren Nahgrenze liegen das 200/1.8 (15 mm) und dann das 50/1.0 (20 mm Schärfebereich). Wenn wir noch Nahlinsen hinzunähmen, so würde sich das Bild nochmals wandeln und den längeren Brennweiten mehr Vorsprung verschaffen, Spitzenreiter dürften jetzt das 300/4L-IS und das 100-400/3.5-5.6 L-IS mit der 500D-Nahlinse werden.

Disziplin 2: Wie bekomme ich eine ultradünne Schärfeebene bei festgesetztem Portrait-Abbildungsmaßstab (z.B. 1:20)?
Eine vergleichsweise einfach zu lernende Disziplin, denn: hier zählt nur die pure Anfangsöffnung. Ein 50/1.0 wird vom 85/1.2 gefolgt, nun kommen alle f/1.4er Optiken und so weiter.

Disziplin 3: Wie kann ich innerhalb eines Portraits (Abbildungsmaßstäbe um 1:20) Anteile des Gesichtes/Kopfes in maximale Unschärfe tauchen?
Wenn es um Freistellung *innerhalb des Hauptmotivs* geht, dann zählt maximale Lichtstärke bei großem Abbildungsmaßstab und *möglichst kurzer* Brennweite. Gewinner dieser Disziplin wird bei konstantem Abbildungsmaßstab 1:20 (Portrait) und wiederum z=0,5 mm das 50/1.0 vor 85/1.2, 50/1.4, 35/1.4, 85/1.8 und 200/1.8. Maßig gut geeignet (schaffen bei 1:20 nicht mehr die z=0,5 mm innerhalb des Kopf-Bereiches) sind 24/1.4, 100/2.0 und 135/2.0. Die längeren Tüten ab 200mm aufwärts fallen in dieser Disziplin ab, eine Binnen-Freistellung *im* Kopfbereich mit z=0,5 mm ist mit den stärkeren Teleoptiken überhaupt nicht möglich.

Disziplin 4: Wie stelle ich ein Portrait bei festem Abbildungsmaßstab (z.B. 1:20) gegenüber einem in unendlich befindlichen Hintergrund ideal frei?
Wenn es um maximale Freistellung eines in unendlich liegenden Hintergrundes vor einem in konstantem Abbildungsmaßstab abgebildeten Motiv geht, so zählt der pure optisch wirksame Durchmesser der Frontlinse (genauer: der Austrittspupille). Ein in unendlich leuchtender Lichtpunkt wird in einen Unschärfekringel gewandelt, dessen Durchmesser leicht überschlagweise als Abbildungsmaßstab*wirksamer Frontlinsendurchmesser berechnet werden kann. Diese Disziplin wird daher von den professionellen Sport- und Vogelfotografen-Objektivtrümmern gewonnen: 600/4, 400/2.8 liegen vorn, danach 200/1.8, 500/4, 300/2.8 und 400/4. In der Edelamateurklasse tummeln sich nun nahezu gleichberechtigt 300/4, 200/2.8, 400/5.6, 135/2. Das 85/1.2 reiht sich ebenfalls hier ein. Die kürzerbrennweitigen Lichtriesen haben gegenüber einem 200/4 in dieser Disziplin keinen Vorteil.

Ich hoffe, es wird hierdurch klar, dass maximale Freistellung nicht gleich engste Fokusebene bedeutet und dass durch geschickte Wahl von Objektiven vieles besser gesteuert werden kann. Ein 300/2.8 stellt wunderschön frei, macht aber nicht die engste Schärfeebene. Ein einfaches 50/1.4 kann umgekehrt bei geringerem Arbeitsabstand eine stärkere Detail-Freistellung innerhalb eines Gesichtes bewirken, als ein 135/2.0, mit dem man wiederum die engsten Fokusebenen an der Nahgrenze bei einem nicht-makro-Objektiv erzeugen kann.

JakobH
27.06.2006, 18:29
Danke! :)

Nettuser
27.06.2006, 18:42
Super Micha!

Auch ich danke dir für diese ausführliche Erklärung. So im Detail war auch mir das noch nicht klar, obwohl man´s aus der Praxis heraus oft "erahnt" hat :-)

Danke und Gruß
Alexander

Berliner Bär
27.06.2006, 20:17
@Micha67
Vielen Dank für die sehr hilfreiche Auflistung der verschiedenen Objektive für unterschiedliche Einsatzfälle. Rein theoretisch komme ich aber nicht ganz mit.

Wenn der Schärfebereich sehr klein ist und sich auf das gewünschte Objekt erstreckt, ist der Hintergrund unscharf. Das betrachte ich als Freistellung. Eine Schärfentiefe von z.B. 1 cm ist bei einem Portrait natürlich extrem gering und der dahinter liegende Hintergrund auf jeden Fall unscharf. Bei einem Insektenmakro ist 1cm dagegen viel und der Hintergrund kann durchaus noch relativ scharf abgebildet sein. Ich sehe daher einen direkten Zusammenhang zwischen Schärfentiefe und Freistellung.

Die Schärfentiefe ist (mit Ausnahme von reinen Makroaufnahmen) unabhängig von der Brennweite - sie hängt nur von der verwendeten Blende und dem Abbildungsmaßstab ab. Gehst Du mit einer kürzeren Brennweite näher ran um den gleichen Abbildungsmaßstab zu erreichen, hast Du die selbe Schärfentiefe wie bei der längeren Brennweite und damit auch die selbe Freistellung, oder liege ich da jetzt völlig falsch?

Micha67
27.06.2006, 21:15
Wenn der Schärfebereich sehr klein ist und sich auf das gewünschte Objekt erstreckt, ist der Hintergrund unscharf. Das betrachte ich als Freistellung.Unscharf bedeutet, dass der z-Kreisdurchmesser für Schärfe-Akzeptanz (normalerweise 1/1.500stel der Sensordiagonalen) überschritten wurde. Damit ist das Motiv aber noch nicht wirklich freigestellt. Eine Freistellung erfordert i.d.R. eine wesentlich deutlichere Überschreitung dieses z-Kreises, nämlich ca. 1/100stel der Sensordiagonalen und mehr.


Eine Schärfentiefe von z.B. 1 cm ist bei einem Portrait natürlich extrem gering und der dahinter liegende Hintergrund auf jeden Fall unscharf. Bei einem Insektenmakro ist 1cm dagegen viel und der Hintergrund kann durchaus noch relativ scharf abgebildet sein. Ich sehe daher einen direkten Zusammenhang zwischen Schärfentiefe und Freistellung.Natürlich gibt es einen Zusammenhang, z.B. auch beim Aufblenden: Schärfentiefe sinkt und Freistellung steigt. Interessanter wird dies erst bei verschiedenen Brennweiten. Hier kann sich der Zusammenhang komplexer darstellen. Mache ich mit einem hellen Teleobjektiv ein Portrait, so wird das Gesicht komplett scharf und dennoch ist die Person vor einem Hintergrund in unendlich sehr gut freigestellt. Mache ich ein Portrait mit 35/1.4 bei Offenblende und gleichem Abbildungsmaßstab *in* der Fokusebene, so wird die Schärfeebene kleiner sein, so dass bereits im Gesicht unscharfe Bereiche liegen. Der Hintergrund wird aber weniger verschwimmen als bei einem 200mm-Objektiv bei Blende f/4.


Die Schärfentiefe ist (mit Ausnahme von reinen Makroaufnahmen) unabhängig von der Brennweite - sie hängt nur von der verwendeten Blende und dem Abbildungsmaßstab ab. Gehst Du mit einer kürzeren Brennweite näher ran um den gleichen Abbildungsmaßstab zu erreichen, hast Du die selbe Schärfentiefe wie bei der längeren Brennweite und damit auch die selbe Freistellung, oder liege ich da jetzt völlig falsch?Ja hier liegst Du falsch. Die Freistellung bezeichnet das Ausmaß der Unschärfe *ausserhalb* der Fokusebene. Dort liegt dann nicht mehr der gleiche Abbildungsmaßstab vor wie *in* der Fokusebene. Bei einem kleinen Bildwinkel ändert sich der Abbildungsmaßstab vor und hinter dem Motiv nur langsam, während sich dies bei einem Weitwinkel mit gleichem Abbildungsmaßstab *in* der Fokusebene wesentlich rascher vollzieht. In unendlich ist der Abbildungsmaßstab dann immer 1:unendlich und die Freistellung beträgt:
z = Abbildungsmaßstab (*in* der Fokusebene) * absolute Blendenöffnung
oder:
z = Abbildungsmaßstab * Brennweite / Blende

Berliner Bär
28.06.2006, 17:16
Die Freistellung bezeichnet das Ausmaß der Unschärfe *ausserhalb* der Fokusebene. Dort liegt dann nicht mehr der gleiche Abbildungsmaßstab vor wie *in* der Fokusebene.
Genau das war mein Denkfehler - ich habe den Abbildungsmaßstab als Konstante angesehen. Danke für diese neue Erkenntnis - jetzt wird mir einiges klarer!

micharema
28.06.2006, 19:59
Super erklaert,

danke fuer die Muehe.

ehemaliger Benutzer
28.06.2006, 22:38
Das Brennweitenverhalten, mit den Besonderheiten der Nahgrenze kann ich mit meinen Linsen auch beobachten... wäre aber nicht in der Lage, es so meisterhaft zu beschreiben. Vielen Dank für die Aufklärung.

Bin gespannt auf das neue 85/1.2 (wenn es doch bald mal geliefert werden könnte!), wie es sich bei Portrait zum 135/2.0 oder meinen anderen Linsen verhält.

Deine Ausführungen habe ich in meine Unterlagen genommen und werde jetzt genauer die Unterschiede betrachten.

Alex Lutz
18.10.2006, 19:55
Ganz einfach nur DANKE für die Mühe!

viele von uns investier(t)en sehr viel Geld in Ihre Ausrüstung, besonders in den "Objektivpark" und in grundzügen war mir/uns schon immer klar, dass gerade beim Freistellen die (digitalen) Spiegelreflex, allen voran die VOLLFORMATIGEN den inzwischen schon recht hochwertigen "Kompakten" weit überlegen sind.

Genau das Freistellen ist der Grund (einer DER Gründe), warum ich lieber zur "Grossen" greife, als zu meiner sonst recht guten "Kleinen".

Wie sich die einzelnen (leider bei mir nicht alle vorhandenen) Linsen in dieser Rubrik "schlagen" hast du WUNDERBAR erklärt.

...werde versuchen, im Rahmen MEINER Möblichkeiten das Geschriebene in der Fotopraxis auszutesten und mir wie die Wirkung von Blende/Zeit zu VERINNERLICHEN ....

...um im richtigen Moment, ohne lange nachzudenken die entscheidende Kombi zu verwenden!

nochmals DANKE und ich wünschte mir noch viel öfter solche hilfreichen und kompetenten Threads hier im Forum zu begegnen.

Frage zum Abschluß:

deine Empfehlung für spontane Portraits an einer Crop Kamera?

50/1,4
85/1,2 od. 85/1,8
100/2
135/2 (dieses ist momentan mein "Wunschobjektiv", da auch meine vorgestellte Preisklasse, um meine Ausrüstung zu ergänzen)

THXs

Gosha
18.10.2006, 20:33
Ausgezeichnet!

Liebe Grüße aus Berlin!


Gosha

JakobH
18.10.2006, 20:52
Mich plagt jetzt eine konkrete Frage:
Mit welcher der beiden Optiken bekomme ich die beste Freistellung auf Portraitabstand, oder besser gesagt bei einem Bild "Kopf bis Brust" (~ M 1:20?)?
Mit dem 2/135mm oder dem 1.2/85mm?

Micha67
18.10.2006, 22:39
deine Empfehlung für spontane Portraits an einer Crop Kamera?

50/1,4
85/1,2 od. 85/1,8
100/2
135/2 (dieses ist momentan mein "Wunschobjektiv", da auch meine vorgestellte Preisklasse, um meine Ausrüstung zu ergänzen)Die Wahl sollte mehr durch Deine Art bestimmt werden, mit dem Modell umzugehen. Willst Du Portraits aus "gebührender Entfernung", bei Treffen im Freundeskreis auch mal über ein, zwei dazwischensitzende Personen hinweg fast unbemerkt aufnehmen, dann wären die längeren Brennweiten (z.B. 85 oder 100mm) sehr gut. Willst Du Dein Gegenüber mehr in die "Kommunikation mit der Kamera" einbeziehern, also quasi mehr zur Mitarbeit verführen/zwingen, dann ganz klar ein 50er.

Ich selbst bin "vom schüchternen Typ" und liebe am vollen Format die 135mm für Gesichter. Daher würde *ich* ein 85/1.8 wählen. Anderer Gedanke: die "Staffel". 50/1.4 und dann 100/2 "passen" gut hintereinander. Die "enge Staffel", die ich am Vollformat betreibe, lautet 50-85-135, wobei ich für Unschärfe-Spielchen 50/1.4 und 135/2 nutze und mir das sauteure 85/1.2 "gespart" hatte.

Micha67
18.10.2006, 23:30
Mich plagt jetzt eine konkrete Frage:
Mit welcher der beiden Optiken bekomme ich die beste Freistellung auf Portraitabstand, oder besser gesagt bei einem Bild "Kopf bis Brust" (~ M 1:20?)?
Mit dem 2/135mm oder dem 1.2/85mm?Bei beiden Objektiven mit Offenblende? Das 85/1.2. Der Blendenunterschied ist so groß und der Brennweitenunterschied so klein, dass das 85er mit seiner größeren optisch wirksamen Frontlinse auch bis ins Unendliche immer vorne bleibt.

Genau diese Fragestellung ist übrigens ganz leicht in eine fast kopfrechenbare Formel zu giessen. Die maximale Freistellung (in Z-Kreisdurchmesser eines unscharf gezeichnten Punktes) eines im Unendlichen liegenden Lichtpunktes errechnet ich als:

Z = Abbildungsmaßstab * Brennweite / Blende

also hier:
Z(85) = 1:20 * 85 mm / 1.2 = 3.54 mm, entspr. 1/10tel der Bildbreite in KB
versus
Z(135) = 1:20 * 135 mm / 2 = 3.38 mm, also nur knapp hinter der Freistellung des 85ers zurückliegend.

Liegt der Hintergrund *nicht* in unendlich, so stellt das 85er noch etwas deutlicher stärker frei als das 135er.

-Guido-
18.10.2006, 23:58
Z = Abbildungsmaßstab * Brennweite / Blende

also hier:
Z(85) = 1:20 * 85 mm / 1.2 = 3.54 mm, entspr. 1/10tel der Bildbreite in KB
versus
Z(135) = 1:20 * 135 mm / 2 = 3.38 mm, also nur knapp hinter der Freistellung des 85ers zurückliegend.

Liegt der Hintergrund *nicht* in unendlich, so stellt das 85er noch etwas deutlicher stärker frei als das 135er.Man bedenke, das von einigen für Portraits so geliebte 2,8/200 hat bei Blende 2,8 einen Unschärfe-Z-Kreis von 3,57mm und schlägt sich damit ganz wacker.

Micha67
19.10.2006, 14:04
Man bedenke, das von einigen für Portraits so geliebte 2,8/200 hat bei Blende 2,8 einen Unschärfe-Z-Kreis von 3,57mm und schlägt sich damit ganz wacker.Stimmt schon, aber wenn es *nur* danach ginge, dann müssten ehrgeizige Portraitfotografen immer mit einem 400/2.8 oder 600/4 herumspringen (Z-Kreise von 7,1 bzw. 7,5 mm!) und als Studio 50 m lange Hallen mieten. ;)

Der Aspekt der Perspektive ist halt auch nicht ganz ausser acht zu lassen.

Klaus E~°
19.10.2006, 14:41
Ich bewundere Deine Kenntnisse, und wie Du sie darstellen kannst!!

Chapeau!

JakobH
19.10.2006, 19:37
Danke für die Antwort! :)

-Guido-
19.10.2006, 23:35
Der Aspekt der Perspektive ist halt auch nicht ganz ausser acht zu lassen.Hallo Michael,
klar... logisch... in die Extreme treiben will ich es nicht. Mir viel nur auf, dass z.B. HisN das 200er gerne verwendet ;) Jetzt verstehe ich es besser, mehr Schärfe im Gesicht, Hintergrund schön unscharf.

Wenn ich mir das recht überlege, spielt bei diesen Überlegungen die Sensorgröße keine Rolle. Der Abbildungsmaßstab sinkt entsprechend dem Crop, hernach wird für die gleiche Ausgabegröße (Print) exakt gleich mehr vergrößert. Damit kürzt sich der Crop-Faktor aus Deiner Berechnung raus.

Ich meine Freistellung konstanter Abbildungsmaßstab-KB/Crop gegen Hintergrund-Unendlich auf gleiches Ausgabeformat z.B. 24*36cm.


KB: z=1/20 * 85/1,2 * 10 (auf Papier) = 35,4mm auf'm Papier
30D: z= 1/20/1,6 * 85/1,2 * 16 (auf Papier)= 35,4mm aufm Papier

Der 30D Fotograf muss "nur" statt 1,5m aus 2,4m fotografieren und hat dadurch eine geänderte Perpektive.

Nimmt er 50mm, um die gleiche Perpektive zu haben, verliert er deutlich:
30D: z= 1/20/1,6 * 50/1,2 * 16 (auf Papier)= 20,8mm aufm Papier

Wobei mir die Perspektive gegen einen völlig unscharfen Hintergrund nicht so schwerwiegend vorkommt (ohne Extreme, s.o.)

Ist das so von mir richtig verstanden? Oder was übersehen?

Grüße nach Berlin ;)

Micha67
22.10.2006, 19:34
Mir fiel nur auf, dass z.B. HisN das 200er gerne verwendet ;) Jetzt verstehe ich es besser, mehr Schärfe im Gesicht, Hintergrund schön unscharf.Richtig, dies ergibt sich aus der Telebrennweite.


Wenn ich mir das recht überlege, spielt bei diesen Überlegungen die Sensorgröße keine Rolle.
...
Der 30D Fotograf muss "nur" statt 1,5m aus 2,4m fotografieren und hat dadurch eine geänderte Perpektive.
Ist das so von mir richtig verstanden?Völlig richtig!

Die korrekte Nutzung solcher optischer Möglichkeiten ist in der praktischen Bildgestaltung meist effektiver, als immer den größeren Sensor als das Allheilmittel in der Freistellung zu predigen, dabei aber noch Fehler in der Wahl der Optik bzw. der Kombinationen aus Blende, Brennweite und Perspektive zu machen. Wer die Fotografie in diesen Zusammenhängen richtig beherrscht, wird mit einer Olympus four-thirds und lichtstarker Optik (z.B. 35-100/2 oder 50-200/2.8) oft genug eindrucksvollere (Un)Schärfeverläufe erzielen, als ein Anfänger mit einer 1DsII und 70-200/2.8 oder 100-400/3.5-5.6.

zoz
08.01.2007, 15:08
Schön zusammengestellt!!!


pure optisch wirksame Durchmesser der Frontlinse (genauer: der Austrittspupille).

Das ist doch die Eintrittspupille, oder?

Bjoern U.
08.01.2007, 16:00
Danke, gut zu wissen !

Nur wer schenkt mir jetzt all diese wunderschönen Objektive die ich nicht habe ??
ich wäre auch schon mit einem 135/2.0 L zufrieden und wer es satt hat sein 500er oder 600er durch die Gegend zu schleppen dem nehme ich es auch gerne ab ! :D :D


Gruß Björn

Micha67
08.01.2007, 17:58
Das ist doch die Eintrittspupille, oder?Die Eintrittspupille ist für das geometrische Öffnungsverhältnis entscheidend (ergibt die Blendenzahlen), die Austrittspupille für die Schärfentiefe. Dazwischen liegt als Quotient der sog. Pupillenmaßstab, der bei pseudo-symmetrischen Konstruktionen um 1 liegt und vernachlässigt werden darf, bei Tele- und WW-Konstruktionen aber durchaus relevant von dem Wert 1 abweichen kann.

zoz
08.01.2007, 22:30
Die Eintrittspupille ist für das geometrische Öffnungsverhältnis entscheidend (ergibt die Blendenzahlen), die Austrittspupille für die Schärfentiefe. Dazwischen liegt als Quotient der sog. Pupillenmaßstab, der bei pseudo-symmetrischen Konstruktionen um 1 liegt und vernachlässigt werden darf, bei Tele- und WW-Konstruktionen aber durchaus relevant von dem Wert 1 abweichen kann.

Die Eintrittspupille ist aber genau das, was Du als optisch wirksamen Durchmesser der Frontlinse beschreibst...
Für die Schärfentiefe ist nicht die Austrittspupille sonder der Bildseitige Öffnungswinkel Verantwortlich, und der ergibt sich aus Durchmesser der Eintrittspupille und Brennweite. Wenn der Pupillenmaßstab von eins Abweicht liegt die Pupille auch weiter vorne oder hinten so daß der Öffnungswinkel der selbe bleibt. Ein Symmetrisch aufgebautes Ojektiv unterscheidet sich in der Schärfentiefe nicht von einer Retro- oder Tele-Konstruktion. Obwohl die Austrittspupille unterschiedlich groß ist.

Micha67
08.01.2007, 23:06
Die Eintrittspupille ist aber genau das, was Du als optisch wirksamen Durchmesser der Frontlinse beschreibst...... weswegen ich ja auch genau noch die Korrektur "genauer: die Austrittspupille" angebracht hatte.


Für die Schärfentiefe ist nicht die Austrittspupille sonder der Bildseitige Öffnungswinkel Verantwortlich, und der ergibt sich aus Durchmesser der Eintrittspupille und Brennweite.Naja, er ergibt sich nun ganz genau aus Durchmesser und Lage der Austrittspupille.


Wenn der Pupillenmaßstab von eins Abweicht liegt die Pupille auch weiter vorne oder hinten so daß der Öffnungswinkel der selbe bleibt. Ein Symmetrisch aufgebautes Ojektiv unterscheidet sich in der Schärfentiefe nicht von einer Retro- oder Tele-Konstruktion. Obwohl die Austrittspupille unterschiedlich groß ist.Jepp, die Auswirkungen sind nicht stark. Physikalisch ergibt sich natürlich die Schärfentiefe durch den von der Austrittspupille kommenden und zum Sensor hin konvergierenden und dahinter wieder divergierenden Doppelkonus des Lichtbüschels. Dessen Öffnungswinkel ist abseits der exakten Fokusebene für die Entstehung der Zerstreuungskreise verantwortlich.

zoz
08.01.2007, 23:39
... weswegen ich ja auch genau noch die Korrektur "genauer: die Austrittspupille" angebracht hatte.

Aber es ist doch die Eintrittspupille, die die Freistellung bestimmt, nicht die Austrittspupille! Mein 1,4/24 hat eine mindestens genauso große AP wie mein 1,4/50. Beim gleichen Abbildungsmaßstab haben sie die Gleiche Schärfentiefe, aber etwas das im Unendlichen liegt wird vom 50er viel stärker zerstreut, weil die EP vom 50er doppelt so groß ist wie beim 24er. Die AP ist aber aufgrund der Retrokonstruktion beim 24er mindestens genauso groß wie beim 50er.



Naja, er ergibt sich nun ganz genau aus Durchmesser und Lage der Austrittspupille.

Das Ergebnis ist dasselbe aber die Lage der AP kennen wir nicht die Brennweite schon...



Jepp, die Auswirkungen sind nicht stark. Physikalisch ergibt sich natürlich die Schärfentiefe durch den von der Austrittspupille kommenden und zum Sensor hin konvergierenden und dahinter wieder divergierenden Doppelkonus des Lichtbüschels. Dessen Öffnungswinkel ist abseits der exakten Fokusebene für die Entstehung der Zerstreuungskreise verantwortlich.

Die Größen von EP und AP variiren je nach Objektivkonstruktion schon erheblich, der Öffnungswinkel des Konus bleibt aber von der Pupillenvergrößerung unberührt. Je stärker die Pupille vergrößert wird, desto weiter liegt sie von der Brennebene entfernt.

ehemaliger Benutzer
09.01.2007, 00:26
Vielen Dank Michael für die Zeit die Du Dir für Deine Erklärungen genommen hast. Ist schon klasse wie Du es schaffst diesen nicht ganz einfachen Stoff zu vermitteln.

sugus
09.01.2007, 10:34
Auch vo mir ein riesengrosses Danke!
fg sugus