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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : EF 70-200 F/4L lt. Techniker nicht einzustellen!



aaron_
13.06.2007, 15:15
Bei einer Anfrage an eine Canon-Werkstatt (es ging eigentlich um etwas ganz anderes) habe ich erwähnt, dass ich beim Einschicken ggf. auch gerne einen leichten Backfokus (30D + EF 70-200 F/4L) korrigieren lassen würde.

Die Antwort war sinngemäß etwa: Die Justage vom Backfocus wäre nur bedingt möglich, Kamera kann justiert werden, Objektiv nicht.

Soweit ich hier mitgelesen habe, werden beides, Kamera und Objektiv auf entsprechende Referenz-Pendants eingestellt und ggf. nochmlas zusammen justiert.
Nach der Aussage oben hätte ich im schlimmsten Fall irgendwann zwei nicht justierbare Objektive mit gegensätzlicher Toleranz!

Ist da etwas dran, oder sollte ich mich vielleicht eher bei einer anderen Werkstätte umsehen?

Michael Stumpf
13.06.2007, 16:31
Normalerweise wird (zumindest bei Canon in Willich) erst die Kamera auf eine Referenzoptik von denen kalibriert (ich glaub, dort wird ein 85er verwendet), und danach alle Optiken auf die eigene (ja gerade neu kalibrierte) Kamera... Und dabei können sowohl Optik als auch Kamera eingestellt werden!

~michael

Power man
13.06.2007, 20:38
Normalerweise wird (zumindest bei Canon in Willich) erst die Kamera auf eine Referenzoptik von denen kalibriert (ich glaub, dort wird ein 85er verwendet), und danach alle Optiken auf die eigene (ja gerade neu kalibrierte) Kamera... Und dabei können sowohl Optik als auch Kamera eingestellt werden!

~michael

Kann ich nur annähernd bestätigen!

War heute bei Greb in Dreieich, um mein nach Methode 1 frisch justiertes 70-200 4L IS abzuholen. Ich bat den Techniker um ein kurzes Gespräch und um Vorführung wie das nun frisch justierte Objektiv auf meiner 5D läuft. Die Angabe, auf welcher Kamera das Objektiv läuft ist zur justage ganz offensichtlich erforderlich, da der Techniker mich vor Justage anrief, um dies noch einmal zu erfragen, da dies bei Auftragsannahme nicht vermerkt wurde.

Die Ergebnisse waren so, dass der Techniker mit der Justage von vorne begann, wobei ich ihm eine ganze Weile über die Schulter schauen durfte. Aus dem Beobachteten kann ich nun folgendes berichten und vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen:

Es gibt offensichtlich zwei Methoden der Justage, wobei Methode 1 in meinen Augen die einzig sinnvolle und effektive ist.

Methode 1:

Referenzoptik ist ein 135L mit dem zunächst die eigene Kamera justiert wird, zumindest bei Greb in Dreieich.

Danach wird das zu justierende Objektiv auf die soeben justierte Kamera geschraubt und bei verschiedenen vorgegebenen Brennweiten, zumindest bei Zooms, Testfotos bei Halogenlicht (wird extra eingeschaltet) geschossen. Diese werden über Cardreader in eine Canon Software eingespielt und ausgewertet .

Daraus ergeben sich bei den jeweiligen Brennweiten unterschiedliche Korrekturwerte, die der Techniker per Mausklick über eine Eingabemaske in der Software eingibt und über eine an den Rechner angeschlossene Übertragungskamera (Referenzkamera - glaube das war eine 350D) elektronisch auf das Objektiv aufspielt - hierzu ist das Objektiv natürlich vorher auf diese "Übertragungskamera" zu schrauben.

Wenn es richtig gemacht wird, ist dieser Vorgang solange zu wiederholen, bis das Objektiv auf der eigenen Kamera einwandfreie Bilder abliefert und zwar bei jeder Brennweite. Die Justage der Kamera selbst wird hierbei dann nicht mehr verändert.

Methode 2:

Objektiv wird lediglich auf die Referenzkamera einjustiert, dabei entfällt der lästige Objektivwechsel von der eigenen Kamera auf die Referenzkamera. Diese Methode macht überhaupt nur Sinn, wenn die eigene Kamera vorher schon einmal justiert wurde wie oben beschrieben. Dennoch können sich bei Verwendung des so justierten Objektivs auf der eigenen Kamera andere Fukusbilder bedingt durch Addition bzw Subtraktion von Messtoleranzen ergeben, da Objektiv und eigene Kamera bei der Justage keine Einheit mehr bilden. Das wird bei Methode 1 ausgeschlossen.

Was mich sehr verblüfft hat, war die Demonstration des Fokustests bei unterschiedlichem Licht. Während bei Hallogenlicht der Fokus noch um ca. 5mm bei 200mm Brennweite zu korrigieren war, stimmte dieser bereits bei Neonlicht. Dies ist wohl darin begründet, dass im Halogenlicht ein erheblich höherer Infrarotanteil ist, den der AF zur Einstellung dringend benötigt.

Auf meine Frage, warum Canon ihre Kameras und ihre Objektive nicht gleich gescheit justiert, erfuhr ich, dass bei Canon wohl schon justiert werde, dies aber eher als Grobjustage zu bezeichnen ist. Oben beschriebene Methoden der Justage, insbesondere Methode 1, ist eher als Feinjustage zu bezeichnen.

Auf meine Frage, ob es Sinn macht ein Kamera-Objektiv-Kit zu nehmen, in der Hoffnung, dass Kamera und Objektiv/e dann besser aufeinander abgestimmt wären, erfuhr ich, dass es egal sei ob man Objektiv/e einzeln oder im Kit mit einer Kamera kaufe - man würde immer nur "grob" justierte Teile erhalten. Wer sich dabei auf etwas Glück verlässt, ist glaube ich in der Regel angeschmiert.

An die Justagefetischisten möchte ich noch folgendes mitgeben: Stellt euch einfach mal vor, wie der USM in einem AF-Objektiv bei Fokusierung auf die korrekte Entfernung entsprechend den Gesetzen der Physik beschleunigen und so vor dem AF-Punkt verzögern muss, dass er unter Berücksichtigung von Reibung im Objektiv, Temperaturausdehnung, Spiel usw. genau auf dem AF-Punkt zum stehen kommen muss! Wer glaubt, dass würde eimal einjustiert dann sebstverständlich auch bei jedem anderen Zustand und zu jedem Zeitpunkt zu 100% funktionieren ist glaube ich schief gewickelt worden.

Aus diesem Grunde denke ich, dass die Feinjustage zwar dringend erforderlich ist, jedoch auch nur eine Momentaufnahme der Gegebenheiten darstellt, die nicht auf alle Zustände (Temperatur, Licht, Reibung, altersbedingte Abnutzung usw.) übertragbar ist.

Gruß Harald

aaron_
13.06.2007, 20:56
Hallo Harald,

Danke für die umfassende Aufklärung!
Nach deinen Schilderungen (Abhängigkeit des AF von Umwelteinflüssen) lasse ich es auf sich beruhren, da ja ohnehin sozusagen immer ein Kompromiss eingegangen wird.

Wenn demnächst eine lichtstarke FB dazukommt und dann etwas im Argen liegt, kann ich immer noch justieren lassen, ansonsten gehe ich lieber fotografieren.

Power man
13.06.2007, 21:48
Hallo Harald,

Danke für die umfassende Aufklärung!
Nach deinen Schilderungen (Abhängigkeit des AF von Umwelteinflüssen) lasse ich es auf sich beruhren, da ja ohnehin sozusagen immer ein Kompromiss eingegangen wird.

Wenn demnächst eine lichtstarke FB dazukommt und dann etwas im Argen liegt, kann ich immer noch justieren lassen, ansonsten gehe ich lieber fotografieren.




Sehr gute Einstellung, denn dafür sind die Dinger ja da!

Im Übrigen sollte man sich immer vor Augen halten, dass ein exakter Fokus insbesondere ja nur bei sehr geringer Schärfentiefe sprich große Blendenöffnung und/oder Telebereich erforderlich ist - wobei sich die Blendenöffnung linear und die Brennweite quadratisch auf die Schärfentiefe auswirkt.

Etwas abgeblendet (die Sonne lacht - Blende 8) hat man ohnehin ausreichend Schärfentiefe, um Spaß bei der Arbeit oder auch nur Spaß an der Freud zu haben.

Wenn man allerdings im Falle eines Falles auf große Blendenöffnung insbesondere im Telebereich aufgrund geringer Verschlusszeiten angewiesen ist (Stichwort Sportaufnahmen), sollte man tunlichst dafür sorge tragen, dass die Ausrüstung in einwandfreiem justierten Zustand ist.

Grüße Harald

PS: Hab gerade gesehen, wir haben am gleichen Tag Geburtstag - na denn bis zum nächsten 15.04.!

Klaus Herwig
13.06.2007, 21:50
auch in Willich ist das 135iger die Referenz.

aaron_
13.06.2007, 22:23
@Harald,

Korrekt, vor allem im Telebereich und bei geringen Motiventfernungen nimmt die Tiefenschärfe drastisch ab. Bei meinen "typischen" Entfernungen um die 2-5m mit dem Zoom meist auf Anschlag bei 200mm reicht selbst Blende 8 oder 11 nicht für eine durchgehend scharfe Abbildung aus. Da bin ich schon froh, an der 30D die Sensorempfindlichkeit großzügig hochdrehen zu können.
Fehlfokus würde das ganze noch weiter verschlimmern.

Nun habe ich einen neuen "Testchart-Keil" Link zur Diskussion auf dpreview (http://forums.dpreview.com/forums/read.asp?forum=1032&message=23574274) ausprobiert, der meiner Meinung nach zuverlässiger sein sollte, weil er dem AF eine Zielebene parallel zur Sensorebene bietet.

Damit passt der Fokus (unter Halogenlicht) sehr gut bis knapp an die Nahgrenze (um ca. 1,5m wandert er ein paar mm nach hinten)

Mit dem Testchart-Blatt hatte ich permanent ca. 8mm Backfokus, bei 20-40mm Tiefenschärfe, aber so sieht das schon besser aus.
(Und deckt sich mit meinen "echten" Bildern, wo ich bei Standbildern eigentlich nie Fokussierfehler feststellen konnte)

Mit dem Geburtstag hast mich daran erinnert, mein Profil zu kontrollieren - und was seh ich? Gleich beim Vornamen verschrieben, da war's wohl schon spät beim Anmelden. Ändern kann man's natürlich nicht :D

Frerk2000
13.06.2007, 22:50
Hallo,

ich habe auch ein solches Objektiv.
Eswar damals in Willich mit Kamera und das Objektiv war nicht zu justieren und wurde vonCanon umgetauscht.


Gruß Frerk

Power man
14.06.2007, 00:49
@Harald,

Korrekt, vor allem im Telebereich und bei geringen Motiventfernungen nimmt die Tiefenschärfe drastisch ab. Bei meinen "typischen" Entfernungen um die 2-5m mit dem Zoom meist auf Anschlag bei 200mm reicht selbst Blende 8 oder 11 nicht für eine durchgehend scharfe Abbildung aus. Da bin ich schon froh, an der 30D die Sensorempfindlichkeit großzügig hochdrehen zu können.
Fehlfokus würde das ganze noch weiter verschlimmern.

Nun habe ich einen neuen "Testchart-Keil" Link zur Diskussion auf dpreview (http://forums.dpreview.com/forums/read.asp?forum=1032&message=23574274) ausprobiert, der meiner Meinung nach zuverlässiger sein sollte, weil er dem AF eine Zielebene parallel zur Sensorebene bietet.

Damit passt der Fokus (unter Halogenlicht) sehr gut bis knapp an die Nahgrenze (um ca. 1,5m wandert er ein paar mm nach hinten)

Mit dem Testchart-Blatt hatte ich permanent ca. 8mm Backfokus, bei 20-40mm Tiefenschärfe, aber so sieht das schon besser aus.
(Und deckt sich mit meinen "echten" Bildern, wo ich bei Standbildern eigentlich nie Fokussierfehler feststellen konnte)

Mit dem Geburtstag hast mich daran erinnert, mein Profil zu kontrollieren - und was seh ich? Gleich beim Vornamen verschrieben, da war's wohl schon spät beim Anmelden. Ändern kann man's natürlich nicht :D

Unter diesen Umständen würde ich Dir auf jeden Fall zur Justage von Kamera und Objektiv nach Methode 1 raten, sonst wirst Du nicht glücklich beim Fotografieren.

Mit einem guten Testchart kannst Du bei Offenblende und mindestens Einhaltung der Naheinstellgrenze des Objektivs (Canon würde - wenn ich mich richtig erinnere - angeblich zur Justage einen Abstand zum Chart vom 50-fachen der Maxbrennweite des Objektivs vorgeben - das ist jedoch in den meisten Testräumen insbesondere bei Teleobjektiven gar nicht einzuhalten) unter Hallogen- oder hellem Tageslicht mit Stativ oder zumindest aufgelegter Kamera relativ genau den Fokus feststellen.

Voraussetzung ist, dass der Testchart über ausreichend Kontrast im Zentrum verfügt, damit der AF "sein Ziel hinreichend genau findet". Das Vögelchen im Traumfliegerchart ist denkbar ungeeignet - bei Greb ist da ein durchgängiges schwarz-weißes Rautenfeld auf einem festen Chart, der eine Gesamtfläche von ca. 50 x 80 cm hat.

Einen unter diesen Umständen selbst festgestellten Backfokus von 8mm solltest Du dann eigentlich korrigieren lassen - insbesondere bei Deinen fotografischen Vorlieben.

Gruß Harald