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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : unerlaubte Nutzung = Brechstange?



febrika3
14.07.2007, 17:24
Tach an alle Geschädigten,

es geht um keinen konkreten Fall, sondern um meine generelle Meinung. Immer wieder lese ich hier im Forum über geklaute Bilder und was dafür verlangt werden soll. Die Antworten darauf sind meist derart, dass das Maximum herauszuholen sei. Notfalls mit Rechtsbeistand um denen zu zeigen, dass es so nicht geht.

Die Gründe der unerlaubten Nutzung sind sicherlich vielfältig. Unwissenheit und Unbedarftheit der Nutzer, der Autor ist nicht herauszubekommen (sei es aus eigenem Unvermögen oder schlicht falscher EXIF Daten) oder auch Frechheit. Auch ich bin gelegentlich Opfer widererchtlicher Nutzung meiner Bilder. Vor dem Kadi war ich bisher noch nie, irgendwie habe ich mich immer geeinigt. Noch besser: Ich darf sogar zwei bekanntere Firmen zu meinen Kunden zählen, die ich durch unerlaubte Nutzung meiner Bilder erstmals kontaktiert hatte.

Und genau das ist auch mein Rat. Versucht euch doch gütlich zu einigen. Dann ist die Tür vielleicht ein gutes Stück weiter geöffnet, denn eines ist klar: Ihr habt ein gutes Foto gemacht und einen ersten Kontakt zu einem möglichen Kunden! Wer jetzt alles probiert, ist sofort etwas reicher, aber auch sofort wieder draußen. Wer auf die Verfehlung hinweist, ein für beide Seiten vernünftiges Honoar berechnet und sich für die Zukunft empfiehlt, kann nur gewinnen.

Einer meiner Fälle ist immerhin 13 Jahre her. Noch letztes Jahr habe ich fast drei Tage für den Kunden gearbeitet. Meine Zurückhaltung hat sich voll ausgeazhlt und ich habe ein vielfaches des damaligen Honorares umgesetzt.

Nachsichtige Grüße
Karsten

Bububaer
14.07.2007, 23:06
Hallo Karsten, du sprichst mir aus der Seele. Leider habe ich hier oft dieses "Brechstangen-Gefühl", wenn es um die unerlaubte Nutzung geht...

Gruß
Bubu

Benutzer
15.07.2007, 13:00
:) endlich mal ein paar klare worte zu dieser seltsamen "unsitte".
karsten hat´s auf den punkt gebracht. erst mal in aller ruhe darüber reden. und danach genau überlegen, ob sich der aufwand lohnt.

mich würde eines interessieren:

wer (den fall von michael czaja kenne ich) hat eine urheberechtsverletzung gerichtlich bis zum schluß verfolgen lassen?
fall gewonnen oder vergleich?
und wie hoch war der aufschlag? 100%- 300% oder gar 500% ?
und hat sich das erzielte honorar im hinblick auf eingesetzte zeit und kosten gerechnet?

herzlichen dank für eure antworten
olaf

febrika3
15.07.2007, 13:16
@ Bububaer + ohermann

Danke, dass ich nicht alleine so denke:)


…wer … hat eine urheberechtsverletzung gerichtlich bis zum schluß verfolgen lassen?
fall gewonnen oder vergleich?…

Ich kenne den noch garnicht so alten Fall eines Kollegen, bei dem ein freier Igenieur eine ganze Reihe von Industriebildern (des Kollegen) auf seiner (Ingenieur) Website benutzt hatte.

Er hat mit Hilfe eines RA außergerichtlich einen Vergleich gezogen. Geforderte Beträge waren etwa 100% Aufschlag auf das normale MFM Honorar, zzgl. Anwaltskosten. Geeinigt hat man sich auf eine um etwa 25% reduzierte Forderung.

Hier hat es ohne viel Aufwand funktioniert, Recht zu bekommen. Trotzdem hätte ich wahrscheinlich sanfter reagiert, auch wenn vom kleinen Ingenieur wohl keine Jobs zu erwarten wären.

Gruß
Karsten

Benutzer
15.07.2007, 13:35
Hi zusammen,

also Augenmaß ist sicher gefragt. Einen Kunden vor Gericht zerren oder vom Anwalt anschreiben lassen, weil er mal ein paar Bilder nutzt ohne das vorher besprochen zu haben, ist sicher der falsche Weg. Aber wenn mir eine Rundfunkanstalt Bilder klaut, bekommen die eine Rechnung mit Aufschlag und wenn sie nicht reagieren folgt die Post vom Anwalt. Genauso wie der Showveranstalter und andere, die kommerzielle Hintergründe haben. Würde ich deren Leistungen widerrechtlich nutzen, würden sie genauso reagieren. Und wer meine Rechte mißachtet, was soll aus dem noch werden? Ein Kunde? Nein danke.

Greets,
Peter.

Benutzer
15.07.2007, 14:05
hi,
um mißverständnisse zu vermeiden:
eine unerlaubte nutzung von bildmaterial ist nicht akzeptabel und muss eine entprechende reaktion nach sich ziehen. das steht glaube ich auch nicht in frage.
wenn jemand absichtlich diese rechte mißachtet, wird er wahrscheinlich kein zukünftiger kunde werden- da hat peter absolut recht.
und dann kann man auch entsprechend deutlich dagegen vorgehen.

mir fällt allerdings in letzter zeit häufig auf, dass es hier oft eher um geschichten geht, bei denen z.b. jemand privat auf einer sportveranstaltung fotografiert hat und diese bilder dann vielleicht plötzlich auf einer vereinshomepage auftauchen.
hier ist meiner meinung nach augenmaß gefragt- eben nicht die brechstange.

ich gebe oft kleine jpg´s als dankeschön weiter, sofern ich natürlich damit nicht die rechte anderer verletze.
z.b. habe ich vor ein paar jahren auf einem sportplatz eine stock-produktion fotografiert. der verein hat mir die nutzung der location gegen eine kleine spende in die vereinskasse und ein paar making-of bilder erlaubt.
natürlich sind diese bilder auf der vereinshomepage gelandet- ohne dass man mich gefragt hat. na und ? ist doch kein problem- soll ich da jetzt stress wegen einer urheberrechtsverletzung machen ?

grüße aus dem frankfurter glutofen...
olaf

febrika3
15.07.2007, 14:30
…wenn mir eine Rundfunkanstalt Bilder klaut… Genauso wie der Showveranstalter und andere, die kommerzielle Hintergründe haben…Ein Kunde? Nein danke…

Tja Peter, genau das hätte ich damals auch denken können. Beide Kunden (die ich nur durch die unerlaubte Nutzung bekommen habe) arbeiten in der Öffentlichkeit. Einer sogar so sehr, dass er nur durch Werbung (Nutzung von Bildmaterial) so groß sein kann. Hier sollte man wissen, dass man nicht ungefragt Bilder nutzen kann.

Dennoch wage zu bezweifeln, dass das Fehlverhalten absicht ist. Sicher hat sich in Folge der Bilderflut ein wenig Nachlässigkeit eingestellt, aber auf das falsche Verhalten hingewiesen ist man SOFORT um eine Lösung bemüht. Habe ich gerade jetzt erlebt mit einer Tochter der Zeitung mit den großen vier Buchstaben. Oft wird es einfach zu nachlässig gehandhabt.

Und genau das ist unsere Chance, nicht schnell Geld zu machen, sondern längerfristig einen Kunden aufzubauen.

Schwüle Grüße
Karsten

Benutzer
15.07.2007, 14:40
Und genau das ist unsere Chance, nicht schnell Geld zu machen, sondern längerfristig einen Kunden aufzubauen.
Klar, in Deinem Bereich (Architektur, wenn ich nicht irre?) mag das funktionieren, aber was hab ich davon, wenn eine Rundfunkanstalt ab und zu mal ein paar Konzertbilder kauft? Noch dazu eine, die gar nicht hier in der Gegend ist? Garnix. Die melden sich dann irgendwann mal und kaufen wenns gut läuft alle paar Monate mal ein Bildchen zu 20 oder 30 Euro, wenn nicht melden die sich nie mehr - da hab ich mit einer Einforderung per Rechnung das 20fache verdient.

Greets,
Peter.

febrika3
15.07.2007, 15:13
Klar, in Deinem Bereich (Architektur, wenn ich nicht irre?) mag das funktionieren, aber was hab ich davon, wenn eine Rundfunkanstalt ab und zu mal ein paar Konzertbilder kauft? Noch dazu eine, die gar nicht hier in der Gegend ist? Garnix. Die melden sich dann irgendwann mal und kaufen wenns gut läuft alle paar Monate mal ein Bildchen zu 20 oder 30 Euro, wenn nicht melden die sich nie mehr - da hab ich mit einer Einforderung per Rechnung das 20fache verdient.

Greets,
Peter.

Du hast natürlich eine andere Verkaufsbasis. Ich weiß idR vorher was ich hinterher bekomme. Eine weitere Veräußerung von Nutzungsrechten (sofern möglich) wäre Zusatzgeschäft. Des Fotogenre ist dabei egal, Architektur ist eh nur einer meiner Parts.

Ich würde trotzdem nicht sofort mit der „Brechstange” agieren. Ein Telefonat vor Rechnungstellung (das eine kommt ist klar) ist für mich Pflicht. Ich würde mir auch nicht den Weg verbauen, indem ich 1x mehr berechne. Es ist ja nicht das zwanzigfache. So werden aus 30 € vielleicht 200. Wer die dann bezahlen muß kauft nie wieder bei mir ein (würde ich zumindestens os machen).

Gruß
Karsten

inimicus
23.07.2007, 01:45
Sollte ich ein so einmaliges Werk geschaffen haben, dass seinesgleichen suchen muss oder sollten Rechte Dritter betroffen sein (z.B. Model), bin ich durchaus dafür die Rechte freundlich, direkt und bestimmt durchzusetzen - erst im persönlichen Dialog - wenn das nicht hilft spricht der Jurist für mich.

Die Erfahrung zeigt, dass die meisten "Kunden" von dem Vorfall erstmal keine Ahnung haben, weil ein externer Dienstleister die Gestaltung des rechtswiedriegen Werkes übernommen hat.

Bei den Firmen die sich selbst um die Gestaltung kümmern war es oft Dummheit/Unwissenheit oder gar der charmante Versuch nicht erwischt zu werden.

Entseht für mich kein erheblicher wirtschaftlicher Nachteil (z.B. Bild wurde bei anderen Kunden eingesetzt) bin ich oft auch mit der Nennung meines Namens zufrieden

Ich muss nicht immer und überall Kohle rausziehen - auch wenn ich es könnte. Lasst das Euer Gegenüber wissen und spüren - und Ihr habt das nächste Mal kein geklautes Bild sondern einen Auftrag!

Die Brechstange kommt bei mir nur in einem speziellen Fall zum Einsatz:
Der Kunde gibt den Auftrag - meckert - zahlt nicht und verwendet die Werke trotzdem!
Sobald das passiert - gibts ein Schreiben mit dem Titel: Abmahnung!

Bei Kleinstbetrieben oder StartUps melde ich mich nach einem solchen Verstoß freundlich an und versuche mit denen ein Preis/Leistungsverhältnis zu finden dass uns beiden das Arbeiten ermöglicht - Ihr glaubt gar nicht wie dankbar die dann sind ... denn mein Photo hätten sie nicht benutzt wenns Ihnen nicht gefallen würde - die hatten einfach Angst vor dem Preis!

Wer allerdings dreist und unfair agiert/reagiert und kein Unrechtsbewusstsein zeigt - der hat auch ein würdiges Gegenüber verdient - den Juristen :-)

Noch ne Anmerkung zum Schluss:
Ich habe bereits zahlreiche Urheberrechtsstreitigkeiten bis zum Ende durchgezogen - das Ergebnis war fast immer ein Vergleich und am Ende hat sich der Aufwand nur sehr selten gelohnt. Was bleibt ist das unbefriedigende Gefühl was getan ohne verstanden worden zu sein - weder vom Gericht, noch vom Streitpartner, noch von den Anwälten und erst Recht nicht von der Öffentlichkeit.

Grüße.
Der Reinhard.