PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anfängerfrage: Freistellen und Zoom-Objektive.



viggo
12.10.2007, 12:11
Hallo, darf ich mal ne Anfängerfrage stellen?

Ich höre in den Foren immer wieder, wenn es um bestimmte Zoom-Objektive geht, in Nebensätzen sowas wie:

"Wenn´s ums Freistellen geht, ist die Investition in eine FB in Erwägung zu ziehen" (Ist nur ein Sinngemäßes Zitat...)

Was hat es denn bitte damit auf sich? Lassen sich FB-Fotos besser freistellen als Fotos von Zoom-Objektiven? Oder wird damit gesagt, dass FBs einfach generell bessere Bildqualität liefern?

Bitte nicht lachen.....

viele Grüße, viggo

Marcus Kaspar
12.10.2007, 12:19
hi,

Je größer die Blende geöffnet ist (also je kleiner die Anfangsblendenzahl ist) umso besser kann man freistellen, Festbrennweiten haben im Vergleich zu Zoom Objektiven meistens eine kleinere Anfangsblende. (d.h. z.b. blende 2.8 beim Zoom und 1,4 bei der Festbrennweite). Deswegen sind hier festbrennweiten bevorzugt. Freistellen hängt aber nicht nur von der Blende sondern auch von der Brennweite und vom Abstand Motiv zu Hintergrund ab.

M.

Artefakt
12.10.2007, 12:29
Hallo!

"Freistellen" heißt, dass z.B. bei einem Portrait das Gesicht (expl. die Augen) scharf sind und der Hintergrund in schöner Unschärfe verschwimmt. Je weiter offen die Blende sein kann, desto stärker ist der Effekt, aber desto eher liegt man z.B. mit der Nasenspitze schon außerhalb der Schärfentiefe.

Der Effekt ist übrigens abhängig vom Aufnahmeformat, d.h. von der Größe des Films bzw. des Chips. Deshalb können Kompakt-Digitale fast keine Hintergrundunschärfe bei Portraits liefern, bzw. man muss in Telebereiche vordringen für den Zweck, dass die Entfernung zwischen Kamera und Person schon ziemlich heftig ist. Bei diesem Aufnahmeformat ist fast immer alles von vorn bis hinten scharf - kann ja für Landschafts- und Urlaubs-Fotos auch ganz entspannend sein, wenn man weiß, dass die Schärfe immer sitzt :-)

Bei Crop-DSLRs (also z.B. 15x22mm-Chip) ist das schon viel, viel besser. Bei Vollformat nochmal, und bei Mittelformat oder Großformat ist es noch dramatischer. Wenn ich z.B. mit Kleinbildformat Blende 11 einstelle für eine bestimmte Schärfentiefe, dann muss ich bei 4x5inch (also ca. 10x12cm) schon auf 64 abblenden, um in etwa die gleiche Wirkung zu haben. Diese Optiken haben sogar eine Blende 128, bei Kleinbild hört das im Weitwinkelbereich bei 22 auf, bei Tele bei 32.

Man kommt aber im DSLR-Bereich mit Blende 4 an einem 70-200-Zoom durchaus zurecht, da muss es keine 2,8 oder Fixbrennweite sein, wenn man nicht ganz spezielle Sachen wie Indoor-Sport u.ä. macht.

Gruß, Dietmar

www.abcdesign.at (http://www.abcdesign.at)

ehemaliger Benutzer
12.10.2007, 12:39
Tolle Erklärung!

lg
Gerd

76er
12.10.2007, 12:41
"freistellen" meint hier, durch einen kurzen Schärfebereich das Objekt vom Hintergrund freizustellen. Wenn Du mit einer weit geöffneten Blende (kleine Bledenzahl, z.B. 1,8) ein Porträt machst, erscheint der/die Porträtierte scharf, der HIntergrund dagegen bleibt unscharf. MIt dieser gezielten Nutzung der Schärfentiefe kann man das Wesentliche bewußt unterstreichen oder hervorheben.
Fotografierst Du aber eine Person vor einem bestimmten, zum Motiv gehörenden HIntergrund, z.B. im Urlaub einen Mitreisenden vor einem Gebaüde oder vor einer LAndschaft, wirst du eher zu einem Weitwinkel und einer kleineren Blendenöffnung greifen damit Person und Hintergrund scharf sind.

Soviel zum Freistellen allgemein.

Bei gleicher Brennweite und gleicher Blendenöffnung wirst Du aber in etwa den gleichen Freistellungseffekt erzielen, egal ob Festbrennweite oder Zoom.

Wie der HIntergrund aussieht, also der bewußt unscharfe Hintergrund bei einem Porträt, ist aber durchaus unterschiedlich, ideal ist (aber da kann man streiten) sicher, wenn der HIntergrund sehr weich in der Unschärfe ist, also nicht etwa kreisförmige RInge durch eine entsprechende Lamellenöffnung des Objektivs bzw. dessen Blende entstehen. Mancher mag aber wiederum gerade solche Effekte gern.

Aber auch hier gibt es m.E. keine grundsätzlichen Unterschiede zwischen Zoom und FB.

Es gilt m.E. lediglich der Grundsatz, dass man um so besser freistellen kann, je höher das Objektiv geöffnet ist, also Blendenzahlen so klein wie möglich. Dazu kommt dann die Brennweite, beide Faktoren bestimmen den scharfen Bereich des Bildes und damit, in welcher Entfernung vom Objekt der Fotograf stehen muss, um einen bestimmten Bereich davor und dahinter scharf zu haben ("freizustellen").

Hinsichtlich der erzielbaren Qualität (uabhängig von der Schärfentiefe) sind allerdings Festbrennweiten den Zooms meist (nicht immer) überlegen. Moderne, hochwertige Zooms (L-Objektive bei Canon) sind aber in ihrer optischen Qualität schon meist sehr gut und können mit Festbrennweiten m.E. oft schon mithalten

Hilft das erstmal weiter? Vielleicht hat ja jemand mal ein paar praktische Beispiele?

LG
Stefan

viggo
12.10.2007, 12:45
Wunderbar, vielen Dank!

Genau um das 70-200 F4 IS ging es nämlich :)


viele Grüße, viggo

ehemaliger Benutzer
12.10.2007, 13:05
Wunderbar, vielen Dank!

Genau um das 70-200 F4 IS ging es nämlich :)


viele Grüße, viggo

OK, nach den prima Beschreibungen kann ich dass ja mit ein paar Beispielfotos (mit 70-200/4L IS) abrunden. Alle mit Blende 4 oder 5.

lg
Gerd

http://www.wiechers-bodenfelde.de/photogallery/France/070916_155221_1_paris_std.jpg

http://www.wiechers-bodenfelde.de/photogallery/France/070916_155241_1_paris_std.jpg

http://www.wiechers-bodenfelde.de/photogallery/France/070916_155513_1_paris_std.jpg

hs
12.10.2007, 13:57
Das macht man nicht mit einem Zoom:

http://www.dforum.net/showthread.php?t=509803

viggo
12.10.2007, 14:17
Wow, bin beeindruckt.

also macht es schon Sinn, sich noch eine Festbrennweiter zu kaufen, oder? Zum Beispiel das Canan 50 1,4 usm?

Derzeit habe ich das Kit 17-85 IS USM an der 40d und denke über eine Aufrüstung nach auf das 17-55. Das 17-55 ersetzt also auch keine Festbrennweite, wenn es um solche Fotos geht, wie sie hier gezeigt werden, richtig?

Gruß, viggo

Benutzer
12.10.2007, 14:20
Das macht man nicht mit einem Zoom:

Und das auch nicht:

http://www.dforum.net/showthread.php?t=483507

;)

hs
12.10.2007, 16:07
Wow, bin beeindruckt.

Wenn Du den Thread genau durchliest und die Preise dabei anschaust wird dein Eindruck auch etwas von dem da :eek: haben.


also macht es schon Sinn, sich noch eine Festbrennweiter zu kaufen, oder? Ich bin ein FB Fan. Ob es genau die Linse sein muss werden deine Vorlieben und finanziellen Möglichkeiten entscheiden.

Ich habe dein Thread gepostet damit Du siehst in welche Richtung hochlichtstark geht.



Zum Beispiel das Canan 50 1,4 usm?
Portrait?

Das 85/1.8 ist mir lieber, aber viele empfehlen das 50/1.4 weil es am Crop bei Indoor besser geeignet ist.


Das 17-55 ersetzt also auch keine Festbrennweite, wenn es um solche Fotos geht, wie sie hier gezeigt werden, richtig?
Leider, ein 20--400/1.4 mit 800 Gramm hätte so mancher hier gern :D

@Stefan (nafpie)
Wenn ich mich an den Namen Dobson erinnert hätte :o, dann hätte ich natürlich deinen Thread gepostet :D

Power-shopper
12.10.2007, 16:09
Hallo,
die Wirkung des Freistellens ist nur abhängig von Blende und Brennweite. Ob Du ein 70-200 2.8 oder ein 200 2.8 nimmst, ist egal.
Von daher kann man auch mit dem 17-55 2.8 sehr gut freistellen (im vergleich mit dem 17-85), allerdings noch nicht so gut wie mit dem 50,1.4.
Du mußt aber auch beachten, daß durch das Abnehmen der Tiefenschärfe seeehhhr genau scharf gestellt werden muß!

Gruß,
Carsten