Schaut Euch mal das hier an:
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Ich dachte auch erst, dass es nicht so schlimm sein kann, und bei guten Freunden kann man halt schwer nein sagen, vor allem wenn sie die Kohle für einen Profi sparen wollen. Also hab' ich es gemacht und am Ende trotz guter Fotos bereut.
Nach Murphys Gesetzt geht alls schief, was schiefgehen kann, angefangen vom Stau auf der Autobahn, der dazu führte, dass ich trotz großzügiger Pufferzeit noch beim Schliessen der Standesamttüren in dem Raum geplatzt bin. Die Rämlichkeiten hatte ich mir vorher angesehen, leider war der Himmel nicht mehr bedeckt, sondern knalle Sonne, schönes Streiflicht, weisses Brautkleid, schwarzer Anzug, stark reflektierende Glatze des Bräutigams, enormer Kontrastumfang, was tun?
Bloss nichts verpassen. Unterschrift von jedem, Ringtausch aus jeder Perspektive, der Kuß darf auf keinen Fall fehlen. Die Zeremonie ist schneller beendet als gedacht, ohne Rücksicht auf die Dokumentierenden stürzt das Paar zu Tür, ich kann mich gerade noch dran vorbeidrücken. Der Objektivwechsel im schnellen Schritt, da entgleitet mir das 70-200 2.8 L ... gerade noch nachgefasst. 20-35 2.8 L draufgeschraubt, Blitz angemacht, jetzt geht's im Rückwärtsgang die Treppe runter, erstes Bild gemacht, viel zu starker Blitz, das Blinken im Histogramm zeigt deutlich, dass das Brautkleid schon keine Zeichnung mehr hat. Am ersten Treppenabsatz Belichtungkorrektur eingewählt und das nächste Foto gemacht. Verdammt, der Bräutigam hatte die Augen zu und seine Glatze spiegelt immer noch so furchtbar. Also weiter draufhalten, denn an eine Pause auf der Treppe denken die beide Verheirateten natürlich nicht, die wollen nur raus und Sekt schlürfen. Angekommen an der Tür stellen ich fest, dass die Tür nach innen aufgeht, da kein anderer da ist muss ich dem Paar wohl die Türe öffnen, schade, das Foto beim rauskommen hätte ich ja gerne gemacht, aber für drei war kein Platz in der Tür, also schnell hinterher, links überholt und fast auf die Fresse gefallen, weil die Wartenden den glatten Fußboden schon mit Reis garniert hatten. Nach dem Abklingen des Schweissausbruchs noch die letzen Fotos den Reisregens gemacht, verdammt wieder ist die Sonne draußen, wieder tief stehen und von der Seite, wieder Probleme den Kontrastumfang unterzubringen.
Alles stürzt sich auf das Auto der Braut, denn hier wird erstmal Sekt ausgeschenkt, die erste kleine Pause für mich zum verschnaufen. Dann der verzweifelte Versuch die Familienbilder hinzubekommen. Es dauert ewig, bis sich die ersten in Stellung begeben, alles ist so aufregend, dass die Braut gar nicht aufhören kann mit ihrer Mutter zu reden und dabei nicht in die Kamera zu schauen. Ich brülle schon über den Hof, man lächelt mir zu, aber nur solange bis ich wieder durch den Sucher schaue. OK, Familie der Braut ist im Kasten, was ist mit den Eltern des Bräutigams? Wie schon weg? Es ging ihnen wohl nicht schnell genug und es wäre ja heute Abend noch Zeit. Dankeschön. Jetzt das Brautauto mit dem Pärchen... Bei welches Rallye ist der denn mitgefahren? Typisch, nicht mal Geld für eine Autowäsche, also schnappe ich mit ein Tuch aus dem Kofferraum und fange an den Wagen zu polieren. Fertig, das Paar wird schon ungeduldig. Bei den Fotos geht diesmal alles ohne weitere Probleme. Nach langen Überredungskünsten bekomme ich noch ein paar Fotos mit dem Brautpaar alleine, knapp an der Grenze, denn es knurrt schon der Magen der Braut, OK, bis heute abend dann.
Ich weiss nicht mehr, was der Standesbeamte schlaues gesagt hat, ich hab' dem Paar nicht mal gratuliert, ich hab' auch keinen Sekt bekommen und ich habe mich mit keinem anderen unterhalten können.
Abends wurde es nicht viel besser, zwischen schnellem Essen und ein paar Bier ständig die Ausrüstung rumgetragen und fotografieren, lustige Spielchen ohne Ende, mach mal Fotos, gacker. Hab' ich gemacht und nebenbei ständig meine Ausrüstung bewacht, weil schon ein paar mir unbekannte Gäste im alkoholisierten Zustand meine Taschen überprüft haben.
Ratet mal wer auf keinem einzigen Foto dieser Hochzeit zu sehen ist.
Ich kann nur jedem abraten diesen Freundschaftsdienst zu tun. Solange es eine andere Möglichkeit gibt, sollte diese genutzt werden und wer sein Equipment nicht im Schlaf bedienen kann, sondern noch nachdenken muss über das was er tut, der sollte es auf jeden Fall sein lassen, zumindest wenn er der einzige ist, der für die Fotos verantwortlich ist. Als 'Mitfotograf' macht die Sache bestimmt Spaß, da trägt jemand anderes die Hauptverantwortung.