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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weitwinkel & dramatischer Bildeindruck, wie kommt das zustande?



homme
19.10.2009, 20:40
Mich würde interessieren wie der dramatische Bildeindruck zustande kommt der bei Weitwinkel Objektiven zu beobachten ist.
Ist es allein die Brennweite oder gibt es weitere Parameter mit Hinblick auf die Technik des Objektives.

Kann jemand was dazu sagen?

AlexKowalski
19.10.2009, 21:19
Vermutlich meinst Du nicht Weitwinkel- sondern insbesondere Superweitwinkelobjektive. (Denn erst hier wird der gewünschte Effekt entsprechende deutlich).

http://de.wikipedia.org/wiki/Weitwinkel-Objektiv

"Superweitwinkelobjektive .... werden gezielt beispielsweise in der künstlerischen und Naturfotografie, aber gelegentlich auch in der Aktfotografie eingesetzt, um spektakuläre Effekte durch die für diese Brennweiten typischen Verzerrungen zu erzielen. "

Charakteristisch ist die deutliche verzerrte Darstellung von Raumwinkeln, die zum typischen Bildeindruck von Aufnahmen mit Superweitwinkelobjektiven beitragen.

http://www.alexander-kowalski.com/photos/CSD2009/05.jpg

Muaddib
20.10.2009, 00:46
http://www.alexander-kowalski.com/photos/CSD2009/05.jpg

Offensichtlich dem Alex sein Lieblingsbild, da er es überall verlinkt ;).

chico11mbit
20.10.2009, 01:52
Offensichtlich dem Alex sein Lieblingsbild, da er es überall verlinkt ;).

ist ja auch granate.

frei nach bloodhound gang "i wish i was queer, so i could get chicks" :p

ehemaliger Benutzer
21.10.2009, 00:00
In Kürze:

Um ein Objekt/Motiv gleich groß im Bild darzustellen, musst Du mit einem WW-Objektiv (großer Bildwinkel) näher ran, während Du gleichzeitig sehr viel Hintergrund (durch den Bildwinkel!) mit im Bild hast, der relativ viel weiter weg von der Bildebene ist.

Nimmst Du also in gleicher Situation eine Telebrennweite, hast Du bei gleicher Abbildungsgröße Deines Objekts/Motivs einen größeren Abstand und gleichzeitig viel weniger Hintergrund (Bildwinkel!) auf dem Bild, wobei er relativ nicht mehr so viel weiter weg von der Bildebene ist.

Daher der Ausdruck, mit einem Teleobjektiv 'verdichtest' Du die Bildaussage. Das Verhältnis von Objekt zu Hintergrund ändert sich durch den engen Bildwinkel des Teleobjektivs gegenüber einem WW sehr, von deutlich über stark bis hin zu dramatisch.

Weitwinkelobjektive, Fisheye ausgenommen, zu "Effektreißern" zu degradieren, halte ich für falsch.
In der Fotografie ist das Spiel mit der angemessenen Brennweite in Relation zum Motiv und der angestrebten Darstellung viel fließender und sehr viel sensibler zu handhaben.
Man beeinflusst damit das Bild ganz entscheidend.

Demgegenüber hat sich dank der Zoomobjektive ein 'sich irgendwo aufstellen, und das Bild passend zurechtzoomen' etabliert, während die Lauferei und die Zeitverschwendung wegen Standortwechsel sehr verpönt ist. Und schließlich macht die Gattin auch nicht mit, wenn man für jedes Bild nun 5 Minuten braucht!
Man fotografiert halt nicht durch den Kauf von Zoomobjektiven, sondern durch die sinnvolle Wahl der geeigneten Brennweite!
Die darf man selbstverständlich auch an einem Zoomobjektiv einstellen, dafür waren die ursprünglich mal gedacht.

Das schließt nicht aus, auch mal ein WW zu dem gezeigten Effekt einzusetzen. Es grundsätzlich oder bloß und deswegen so zu verwenden, wäre völlig unangemessen.

tsoonamy
21.10.2009, 09:43
Schöne Erklärung, net-explorer :)

Und du beschreibst gleichzeitig genau die Sache, bei der ich - neben Lichtführung - als "angehender" Amateur noch jede Menge lernen muss... :)

Gruß,
Martin

babbo
21.10.2009, 09:51
In meinen Augen sollte man sich nicht von der auf den ersten Blick eindrucksvollen Wirkung eines extremen Weitwinkels täuschen lassen. Wirklich gute Weitwinkelaufnahmen sind ungleich schwerer zu machen, weil gerade der große Detailsumfang im Hintergrund - wie net-explorer schön beschreibt - einer klaren Bildkomposition entgegensteht.

"Alles drauf" ist meistens langweiliger als "gekonnt angeschnitten" und aufs wesentliche Reduziert. Weglassen ist da die eigentliche Kunst.

homme
21.10.2009, 12:21
Danke erstmal für die ausführliche Erklärung.

Worauf ich aber letzten Endes hinaus will ist folgendes:

Ich bin kein "alles haben muß" Konsument und würde natürlich gerne mit so wenig Objektiven wie möglich so viel machen können wie irgendwie geht.

Dazu habe ich zwei Frage.

1. Ist den nicht der Bildwinkel das entscheidende, was man alles auf das Foto/Sensor bekommt?
(das 15-85 IS hat die gleichen Winkel bei der jeweils kleinsten Brennweite als das 24-105 IS 4 L)

2. Wenn der Bildwinkel von zwei Objektiven bei der jeweils kleinsten Brennweite der gleiche ist, ist dann auch der "dramatische Effekt" der gleiche?

Ich bitte nur um sachliche fundierte Antworten und nicht um SmallTalk unter gelangweilten, im Sinne von allen.

korman
21.10.2009, 16:41
1. Ist den nicht der Bildwinkel das entscheidende, was man alles auf das Foto/Sensor bekommt?
(das 15-85 IS hat die gleichen Winkel bei der jeweils kleinsten Brennweite als das 24-105 IS 4 L)

15mm am APS-C Sensor (crop 1.6) hat den gleichen Bildwinkel (84 Grad diagonal) wie 24mm am Vollformat.

24mm am APS-C Sensor hat einen Bildwinkel von 59 Grad diagonal.

Alles klar?

ehemaliger Benutzer
21.10.2009, 18:06
15mm am APS-C Sensor (crop 1.6) hat den gleichen Bildwinkel (84 Grad diagonal) wie 24mm am Vollformat.

24mm am APS-C Sensor hat einen Bildwinkel von 59 Grad diagonal.

Alles klar?

Bedaure, die Aussage ist falsch.
Jedes Objektiv hat 'seine' Brennweite mit nur 'einem festen Bildwinkel'.
Bloß 'schneidet' ein kleinerer Sensor als 24x36mm ("Vollformat"!) aus dem vom Objektiv auf das Aufnahmemedium projezierten Bild einen inneren Teil aus. Crop kommt ja aus dem Englischen mit u. a. der Bedeutung anschneiden, beschneiden.
Es handelt sich tatsächlich nur um einen Ausschnitt aus dem KB-gerechneten Originalbild eines Objektivs.

korman
21.10.2009, 18:23
Bedaure, die Aussage ist falsch.
Jedes Objektiv hat 'seine' Brennweite mit nur 'einem festen Bildwinkel'.
Bloß 'schneidet' ein kleinerer Sensor als 24x36mm ("Vollformat"!) aus dem vom Objektiv auf das Aufnahmemedium projezierten Bild einen inneren Teil aus.

Ohne jetzt Haare spalten zu wollen, der Bildwinkel, das heißt der Winkel zwischen den Objekten am linken und rechten Rand des Bildes, ändert sich mit der Sensorgröße. Es wird ja weggeschnitten, damit wird ein kleiner Bildwinkel abgebildet.

Was sich nicht ändert ist die Perspektive, also die relative Größe zwischen Objekten in verschiedenen Bildebenen - zB. die klassische Knollnase im Gesicht beim Weitwinkel und der große Mond hinter den Palmen beim Tele.

ehemaliger Benutzer
21.10.2009, 19:03
Ohne jetzt Haare spalten zu wollen, der Bildwinkel, das heißt der Winkel zwischen den Objekten am linken und rechten Rand des Bildes, ändert sich mit der Sensorgröße. Es wird ja weggeschnitten, damit wird ein kleiner Bildwinkel abgebildet.

Was sich nicht ändert ist die Perspektive, also die relative Größe zwischen Objekten in verschiedenen Bildebenen - zB. die klassische Knollnase im Gesicht beim Weitwinkel und der große Mond hinter den Palmen beim Tele.

Du hast Recht, ich sollte nicht immer vom "allalleinigen" KB-Format ausgehen. :o
Der von den Herstellern genannte Bildwinkel bezieht sich tatsächlich immer auf das dedizierte Aufnahmeformat. Also ergeben sich diese kuriosen Gleichheiten im Bildwinkel bei unterschiedlichen Brennweiten bezogen auf das jeweilige Format. EF-S abgestimmt auf 1,6er Cropfaktor und alle L-Objektive auf KB-/Vollformat.
Demnach ergibt sich ein kleinerer effektiver Bildwinkel bei den L-Objektiven an den Cropgehäusen...



Danke erstmal für die ausführliche Erklärung.

Worauf ich aber letzten Endes hinaus will ist folgendes:

Ich bin kein "alles haben muß" Konsument und würde natürlich gerne mit so wenig Objektiven wie möglich so viel machen können wie irgendwie geht.

Dazu habe ich zwei Frage.

1. Ist den nicht der Bildwinkel das entscheidende, was man alles auf das Foto/Sensor bekommt?
(das 15-85 IS hat die gleichen Winkel bei der jeweils kleinsten Brennweite als das 24-105 IS 4 L)

2. Wenn der Bildwinkel von zwei Objektiven bei der jeweils kleinsten Brennweite der gleiche ist, ist dann auch der "dramatische Effekt" der gleiche?

Ich bitte nur um sachliche fundierte Antworten und nicht um SmallTalk unter gelangweilten, im Sinne von allen.

zu 1.
Das ist erstens richtig, aber wer will schon 'alles' auf einem Bild haben. :D
Der Objektivvergleich zweitens ist sachlich nur halb richtig.
Das 15-85mm IS ist ja ein EF-S (!) Objektiv, also NUR für die EOSe mit 1,6er Cropfaktor gebaut und passend.
An Deine 1Ds passen nur sogenannte Vollformatobjektive, also die klassischen althergebrachten KB-Objektive mit dem für KB gerechneten vollen Bildkreis, der theoretisch 36x36mm bedienen könnte (KB ist aber 24x36mm, "Vollformat" auch).
Bei den für 1,6er Crop gerechneten Objektiven wird auch nur der kleinere Bildkreis ausgeleuchtet, weswegen die Objektive kleiner und leichter ausfallen, und ebenfalls zu den bereits früher bekannten Vignettierungsproblemen zurück kehren.

zu 2.
Ja, die Dramaturgie bleibt erhalten, wird aber schnell langweilig und zeichnet bei ständiger Anwendung den "Könner" nicht aus.

Probier halt mal aus, wie das aussieht, wenn Du mit Deiner minimalen und maximalen Brennweite ein Objekt jeweils gleich groß im Bild ablichtest, und schau mal wie die beiden Aufnahmen wirken, obwohl sie das selbe zeigen.
Sie zeigen nämlich nicht dasselbe!
Wie ging der Spruch? Versuch macht gluch! :D