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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unterschiedliche Tiefenschärfe bei gleicher Blende u. Brennweite und versch. Objektiv



mat68
24.02.2010, 19:53
Hallo zusammen,
ich habe da mal eine kniffelige Frage:
Ich habe mit einem EF 135 L 2 und einem 70-200 4L bei 135mm mit Blende 4 dasselbe Bild aufgenommen.
In der Schärfenebene vom AF sind beide Aufnahmen sehr scharf.
Das begreife ich noch und ist für mich ein Zeichen dafür, dass der AF gut passt.
Beim 135er L ist jedoch der Vordergrund und besonders der Hintergrund -usserhalb der Schärfenenbene viel früher in der Unschärfe als beim 70-200er - und das obwohl mit derselben Brennweite und Blende (4) die Aufnnahme entstanden ist.

Wer kann mir dieses Phänomen erklären?

Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass die Tiefenschärfe bei gleicher Blende und Brennweite exakt gleich ist bei jedem Objektiv!

hjreggel
24.02.2010, 20:19
Ich denke mal, die Unterschiede sind durch die Objektivkonstruktion, respektive die Unterschiede in MTF/Bokeh bedingt.

Ein unruhiges Bokeh wird dem Auge immer eine höhere Schärfe vermitteln, als ein gutes Bokeh. Ebenso ist ja der Kontrast je nach Blende und Position/Richtung unterschiedlich. Schwacher Kontrast vermittelt Unschärfe, starker Kontrast vermittelt Schärfe.

ehemaliger Benutzer
24.02.2010, 20:34
Im Nahbereich stimmt bei Zooms die tatsächliche Brennweite nicht mit der nominalen überein. Sollte am Bildaussschnitt erkennbar sein. Das könnte sich auf die Schärfentiefe auswirken.

mat68
24.02.2010, 20:35
das 135er L ist ja durchaus ein Portraitobjektiv - es könnte also durchaus sein, dass dieser Effekt konstruktionsbedingt gewünscht ist ...

mat68
24.02.2010, 20:44
das Motiv war in der Ferne - Haus ca. 300 Meter weg -> darauf war der AF gerichtet. Der Wald ca. weitere 200 Meter dahinter war mit dem 70-200er ebenfalls scharf und beim 135er L total homogen unscharf und verschwommen (und da bei wirklich denselben Einstellungen)!!!!

ähM_Key
24.02.2010, 20:52
Ein Paar Bilder würden das ganze sicher eindrucksvoll zeigen :)

arthur
24.02.2010, 20:58
Moin,
also bei 135mm f4 an einer 40D und 300m Objektentfernung reicht die Tiefenschärfe laut DOFMaster von 133m bis Unendlich (circle of confusion = 0,019 mm). Die Hyperfocaldistance wäre 240 m.
Da muss dir der Autofokus in die Suppe gespuckt haben ...
ah

mat68
24.02.2010, 20:59
bin kein full-member ...

mat68
24.02.2010, 21:01
genau auf solche theo. Werte bin ich auch gekommen - dann ist vielleicht doch ein Fehlfokus vorhanden, obwohl der Bereich auf dem der AF stand sehr scharf gewesen ist ...?

Murcielago
25.02.2010, 05:05
das Motiv war in der Ferne - Haus ca. 300 Meter weg -> darauf war der AF gerichtet. Der Wald ca. weitere 200 Meter dahinter war mit dem 70-200er ebenfalls scharf und beim 135er L total homogen unscharf und verschwommen (und da bei wirklich denselben Einstellungen)!!!!

Das schafft ja nichtmal mein 200mm 1,8.
Bei einer Motiventfernung von 300m ist selbst ein weit entfernter HG noch ziemlich scharf.

hjreggel
25.02.2010, 06:48
das Motiv war in der Ferne - Haus ca. 300 Meter weg -> darauf war der AF gerichtet. Der Wald ca. weitere 200 Meter dahinter war mit dem 70-200er ebenfalls scharf und beim 135er L total homogen unscharf und verschwommen (und da bei wirklich denselben Einstellungen)!!!!

Unendlich!? Hast Du das wissenschaftlich fundiert durchgeführt, also mit den Objektiven abwechselnd unter erneutem Fokusieren 5x 1+1 Foto gemacht, und jedesmal den gleichen Effekt? Oder nur je ein Foto?

Dirk Wächter
25.02.2010, 07:04
bin kein full-member ...

Du musst um Bilder zu zeigen kein Fullmember sein!
Bitte hier weiterlesen:
http://www.dforum.net/showthread.php?t=471614

hjreggel
25.02.2010, 08:55
Moin,
also bei 135mm f4 an einer 40D und 300m Objektentfernung reicht die Tiefenschärfe laut DOFMaster von 133m bis Unendlich (circle of confusion = 0,019 mm). Die Hyperfocaldistance wäre 240 m.
Da muss dir der Autofokus in die Suppe gespuckt haben ...
ah

Ha, ha, ich lach mich tot! CoC 0.019mm, das sind 19µm. Und bei einer Crop-Kamera sind das 3-4 Pixel. Wenn man also das Bild auf 30% runterskaliert und nachschärft, dann wäre es scharf.

incognito
25.02.2010, 09:10
bin kein full-member ...

z.b.: http://imageshack.us/

ehemaliger Benutzer
25.02.2010, 11:24
Ich denke mal, die Unterschiede sind durch die Objektivkonstruktion, respektive die Unterschiede in MTF/Bokeh bedingt.

Ein unruhiges Bokeh wird dem Auge immer eine höhere Schärfe vermitteln, als ein gutes Bokeh. Ebenso ist ja der Kontrast je nach Blende und Position/Richtung unterschiedlich. Schwacher Kontrast vermittelt Unschärfe, starker Kontrast vermittelt Schärfe.

Genau dieser 'Erklärung' würde ich mich auch spontan anschließen, physikalisch gesehen gibt es bei gleicher Brennweite, gleicher Blende und gleichem Bildausschnitt keinen Grund für effektiv unterschiedliche Schärfentiefe.

Was mich aber mal interessieren würde, ist der Zweck der Frage.
Willst Du damit nur auf die Erklärung des erstaunlichen Praxiseffekts hinaus, oder geht es eher um den Nachweis eines Fokusproblems bei Objektiven/Kamera?
Wenn man das weiß, kann man sich besser zielgerichtet Gedanken machen, ansonsten würde ich darüber nur staunen, und die Wahl des Objektivs in der Praxis entsprechend meinen Wünschen unter Berücksichtigung dieser Erfahrung vornehmen.

Aber Beispielbilder wären da echt klasse.

1965
25.02.2010, 12:30
ansonsten würde ich darüber nur staunen, und die Wahl des Objektivs in der Praxis entsprechend meinen Wünschen unter Berücksichtigung dieser Erfahrung vornehmen.


...was allerdings voraussetzt, dass man willens und in der lage ist, beide Optiken zu bevorraten.

Finde die Ergebnisse schon spannend.

mat68
25.02.2010, 21:20
ja ich habe den Versuch mehrfach gemacht - das Erebnis war einheitlich!

mat68
25.02.2010, 21:25
so langsam komme ich darauf, warum das vielleicht so ist.
das 70-200er ist als Zoom für alle möglichen Einsatzzwecke konzipiert.
Das 135er L dient auch für Portraits.
Beim Portrait stellt man auf die Augen scharf, möchte dass die Nasenspitze noch gerade so scharf ist und schon bald hinter den Augen sollte das ganze dann weicher werden. Genau das macht so ein 135er L.
Da scheint mir der Fokuspunkt ein kleines bisserl nach vorne verlagert zu sein - ohne dass man jedoch von einem fehlerhaften Frontfokus sprechen kann.
Wenn man andere persönliche Vorlieben hat, dann gibt es ja immer noch die Feinjustierung!!!

Barry Ricoh
25.02.2010, 22:40
Um genau gleiche Thema gehts hier:
http://www.dforum.net/showthread.php?t=570856

Und im Beitrag 6 findest du den Link zur Erklärung.
Die muß man sich aber ein paarmal durchlesen ehe man es versteht.
Ich jedenfalls.

Dirk Wächter
26.02.2010, 06:54
so langsam komme ich darauf, warum das vielleicht so ist.
das 70-200er ist als Zoom für alle möglichen Einsatzzwecke konzipiert.
Das 135er L dient auch für Portraits.
Beim Portrait stellt man auf die Augen scharf, möchte dass die Nasenspitze noch gerade so scharf ist und schon bald hinter den Augen sollte das ganze dann weicher werden. Genau das macht so ein 135er L.
Da scheint mir der Fokuspunkt ein kleines bisserl nach vorne verlagert zu sein - ohne dass man jedoch von einem fehlerhaften Frontfokus sprechen kann.
Wenn man andere persönliche Vorlieben hat, dann gibt es ja immer noch die Feinjustierung!!!

Was ist denn nun, sehen wir mal ein Bildchen? ;)

ehemaliger Benutzer
26.02.2010, 08:36
so langsam komme ich darauf, warum das vielleicht so ist.
das 70-200er ist als Zoom für alle möglichen Einsatzzwecke konzipiert.
Das 135er L dient auch für Portraits.
Beim Portrait stellt man auf die Augen scharf, möchte dass die Nasenspitze noch gerade so scharf ist und schon bald hinter den Augen sollte das ganze dann weicher werden. Genau das macht so ein 135er L.
Da scheint mir der Fokuspunkt ein kleines bisserl nach vorne verlagert zu sein - ohne dass man jedoch von einem fehlerhaften Frontfokus sprechen kann.
Wenn man andere persönliche Vorlieben hat, dann gibt es ja immer noch die Feinjustierung!!!

Diese Schlussfolgerung würde ich für mich auf keinen Fall annehmen wollen.

Das 135er kann auch für Porträts eingesetzt werden, das ist richtig, das kann ich aber mit dem f/1,8 50mm, dem f/1,8 100mm, dem f/2,8 70-200mm oder selbst dem f/2,8 24-70mm auch machen.

Es gibt kein Porträtobjektiv, bestenfalls für diesen Zweck durch Mehrheitsbeschluss favorisierte Objektive, zufällig klassisch 90mm, und das auch noch aus ganz anderem historischen Grund!!

An den digitalen Crop-1,6-Kameras währen das dann aber nicht mehr die 90mm-Objektive, sondern eben Objektive mit 55mm Brennweite, und zwar wegen der viel wichtigeren Eigenarten der Perspektive.

Damit sind wir ganz klar sehr weit weg von 135mm Brennweite für Porträts, was aber nicht heißt, das man solche damit nicht machen könnte!!!

Anders gesagt: Mach keine Brennweite/Blendenöffnungskombination bloß an wenigen Einsatzzwecken zwingend fest, oder versuche damit irgendwelche Abbildungseffekte zu erklären. Das ist einfach der falsche Ansatz.

Der Thread-Hinweis oben ist hervorragend, die Erklärung m. E. ausführlich genug, und kommt genau auf den Punkt.

ehemaliger Benutzer
26.02.2010, 13:05
Bei diesen Vergleichsbildern habe ich bemerkt, dass die exakte 135mm-Marke am EF 4,0 70-200mm L IS USM gegenüber meinem EF 2,0 135mm L USM merklich länger ausfällt (Bildausschnitt enger). Der Unterschied ist so "gigantisch", dass man sich über den Sucher einen Wolf justiert, um einen möglichst exakt gleichen Bildausschnitt hinzubekommen. ;)

Für mich liegt die Unschärfedarstellung derart eng beieinander, dass ich von einem echten Unterschied, erst recht einem negativen, gar nicht sprechen würde.

Außerdem liegt der AF nicht auf der gleichen Hochachse, was sich hier in einem leicht verschobenen Schärfentiefebereich zeigt.
Die Schärfentiefe selbst halte ich aber für vergleichbar.

Bei Außenaufnahmen sieht das bestimmt noch etwas anders aus, allerdings glaube ich nicht, dass die sichtbare Schärfentiefe bei meinem Objektivpaar offensichtlich unterschiedlich ausfällt.

Die Bildbeispiele sind beides 50%-Ausschnitte aus den Original-JPG's, ganz leicht nachgeschärft. EXIF-Daten enthalten.

Bild 1: EF 2,0 135mm L USM
72745

Bild 2: EF 4,0 70-200mm L IS USM
72746

mat68
26.02.2010, 16:50
die beiden Bilder zeigen genau meine Erfahrung - das 135er ist einen Tick mehr zum Vordergrund scharf und dafür ein bisschen weniger im Hintergrund.

ehemaliger Benutzer
26.02.2010, 17:40
die beiden Bilder zeigen genau meine Erfahrung - das 135er ist einen Tick mehr zum Vordergrund scharf und dafür ein bisschen weniger im Hintergrund.

Das sind auch zwei vollkommen voneinander unabhängige Fokussierungen, bei denen Ottonormalfotograf nie garantieren kann, dass die Entfernungseinstellungen absolut übereinstimmend exakt sind.

Aber wie gesagt erscheint mir der Schärfentiefebereich bei beiden gleich groß zu sein, und die zu beobachtende Abweichung ist in der Praxis m. E. überhaupt nicht relevant.

Beide Aufnahmen könnten, wenn sie künstlerisch relevant wären, als gut angenommen werden.
Das Bokeh gefällt mir bei beiden Objektiven sehr gut.

Hier liegt für mich kein Problem vor.