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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kann das 2.8/70-200 II das 1.8/85 ersetzen?



Bluesky
21.10.2010, 20:54
Vielleicht eine etwas ketzerische Frage, auch der Vorwurf des Vergleichs von Äpfeln und Birnen ist absolut berechtigt.

Und dennoch: Kann das neue nun wirklich sensationelle 2.8/70-200 II, auf 85 mm eingestellt, dem 1.8/85 die Stirn zeigen?

Ich meine konkret: Freistellungspotenzial, Schärfe/Unschärfeverlauf und -wirkung, Bokeh, Kontrast, "Porträtzauber"?

Hat mal jemand die beiden direkt miteinander verglichen?

Könnte ja sein, dass das 70-200 dem 1.8er so nah auf die Pelle rückt, dass das 1.8er zwar immer noch das wahrscheinlich beste Preis/Leistungs-Verhältnis aller Canon-Objektive hat (so habe ich das hier oft gelesen), es aber für den, der BEIDE hat, in gewisser Weise überflüssig wird.

Jetzt mal von Handling und Gewicht ganz abgesehen. Und der gefühlten Unmöglichkeit, Zoom und FB miteinander zu vergleichen.

was meit Ihr?

VG

Dirk


P.S.: Ich wage es erst gar nicht, diese Frage aufs 2.0/135 auszudehnen... Nein, tu ich nicht!!!

Observer
21.10.2010, 21:39
Das 85/1.8 habe ich zwar nicht, aber ein 85/1,2 II. So gut das Zoom ist - diese Linse macht es für spezielle Zwecke nicht überflüssig. Wenn ich allerdings das 85iger auf 2.8 abblende und dann das Zoom bei 85 mm bei offener Blende vergleiche, dann schaut das schon ein wenig anders aus - da rückt das Zoom schon sehr nahe. Aber vom Freistellungspotential ist halt 1,2 oder auch 1,8 etwas anderes als 2,8.

Grüsse
Heinz

DAT
21.10.2010, 22:31
Hallo Mr Bluesky,
das 70-200 II ist dem 85er überlegen. Bei f/2,8 sind die beiden in der Mitte etwa gleich gut. Im äußeren und im Randbereich ist das 70-200 deutlich besser. Das gleiche gilt auch für den Vergleich zum 135/2,0, wobei es hier nicht deutlich sondern etwa gleich zu beurteilen ist.
Gruß Dat

lemonsoda
21.10.2010, 22:55
Das 85er hatte ich nie, aber ich habe das 100/2, von dem behauptet wird, es sei sehr ähnlich. Das 70-200 wird mein 100/2 nie ersetzen können. Ich leiste mir sogar das 100 L Makro zusätzlich, weil ich finde, dass es als Portraitobjektiv das 100/2 nicht ersetzen kann. Außerdem möchte ich nicht ständig das Gewicht des 70-200 herumschleppen. Und Offenblende brauche ich auch oft genug.

Und schließlich wäre mir der Erlös für das Objektiv viel zu gering, um die Nachteile (Gewicht, Blende) aufzuwiegen.

Bluesky
22.10.2010, 01:01
Sehr interessante, sehr aufschlussreiche Antworten! Ich hoffe, beide auch bald mal vergleichen zu können (ich habe das 1.8/85)!

VG

Dirk

Canonflexer
22.10.2010, 01:31
Freistellungspotenzial, Schärfe/Unschärfeverlauf und -wirkung, Bokeh, Kontrast, "Porträtzauber"?
Das Freistellungspotenzial des 85/1.8 ist bei 1.8 dem 70-200 bei 2.8 überlegen, und bei 2.8 gleich - logisch. Die Frage ist, wie viel Freistellungspotenzial brauchst Du? Oder wieviel Schärfentiefe? Ich war anfangs vom 85/1.2 völlig begeistert, bis ich gemerkt habe, dass ich damit kaum brauchbare Bilder (bei 1.2) produziere. Abgesehen von der starken Neigung zu CA/PF (auch kein Wunder bei 1.2) ist die Schärfentiefe derart gering, dass es wirklich in den meisten Fällen unmöglich ist, ein Portrait mit ausreichender Schärfentiefe zu machen. Die meisten Leute können damit nichts anfangen, wenn gerade mal ein Auge, bzw. davon sogar nur ein paar Wimpern scharf sind. Natürlich ist das Wahnsinn, was mit dem Bokeh zwischen 1.8 und 1.2 passiert, nur den meisten Menschen ist das einfach zuviel Unschärfe. Wenn ich Portraits mache, blende ich das 85er sowieso meistens auf 2.8 ab, und dann kann ich auch das 70-200er nehmen, das wiederum den Vorteil des Zoombereiches hat. Das Bokeh des 70-200 ist allerdings etwas tückisch: Bei kontrastreichem Hintergrund kann es recht harsch werden, fast wie Spiegellinser. Als Hochzeitsfotograf nehme ich das 70-200er für draußen und in der Kirche, auf der Feier ist mir dann das 85er lieber (perfekt wäre ein 24-105/2.8L IS).


Und der gefühlten Unmöglichkeit, Zoom und FB miteinander zu vergleichen.
Man muss vergleichen. Es sind schließlich Objektive mit der gleichen Brennweite. Wenn ein Bild einem Auftraggeber nicht gefällt, kann ich ihn schlecht damit trösten, dass es mit einer FB geschossen wurde...

Alwoody
22.10.2010, 11:57
Ich habe beide und kann bei Blende 2.8 keinen großen Unterschied feststellen.
Jede der beiden Linsen hat ihren Aufgabenbereich.
Kurzzeitig war ich auch soweit das 85er abzugeben,aber als kleines leichtes Tele ist es Perfekt und unauffällig.
In dunklen Sporthallen ist das 85er dem Zomm abgeblendet auf 2.0 natürlich überlegen (schnellere Zeiten) oder in der Kirche bei Hochzeiten.
Fazit für mich: ersetzen könnte es:D denn das 70-200 2.8 II ist ein Hammerteil(Bokeh und Schärfe) bei Offenblende an meinen 1ern und der 7D:).
Viele Grüße
Alex

Frashier
25.10.2010, 00:54
Wirklich interessant. Da ich mit nun ein 70-200 2,8 non IS kaufen möchte, waren eure Erfahrungen echt Hilfreich.

Mir ist nur immer noch eins nicht ganz klar. Ihr redet immer vom Freistellen bei 1.8 oder 2,0. Was stellt ihr da frei, Nasenspitzen? Wenn ich ein Portrait, Oberkörper bis Becken ablichte und da mit 1,8er Blende arbeite, ist die Schärfentiefe müll. Ich spreche dabei jetzt von den Erfahrungen von meinem 50mm 1,4 an 50D.

Juppy86
25.10.2010, 01:31
Mir ist nur immer noch eins nicht ganz klar. Ihr redet immer vom Freistellen bei 1.8 oder 2,0. Was stellt ihr da frei, Nasenspitzen? Wenn ich ein Portrait, Oberkörper bis Becken ablichte und da mit 1,8er Blende arbeite, ist die Schärfentiefe müll. Ich spreche dabei jetzt von den Erfahrungen von meinem 50mm 1,4 an 50D.

f/1.4 ist für manche Portraits einfach zu viel des Guten, wenn gerade mal die Augen scharf sind, aber Ohren und Nasenspitze in der Tiefenunschärfe verschwinden.

Das Freistellungspotential des 85mm f/1.2L oder f/1.8 ist höher als das des 70-200mm f/2.8L. Wir reden hier auch nur von erzeugter Tiefenunschärfe, nicht von genereller Bildschärfe, CA's, Vignettierungen usw.

Ganz allgemein(!) tuts für Portraits das 70-200 f/2.8L genauso, wie ein 70-200 f/4L, ein 85mm f/1.8, ein 18-200mm Tamron oder jede andere Linse im Kleinbildbrennweitenbereich 85-135mm. Auch mit 35mm oder 50mm oder 200mm kann man Portraits machen. Das entspricht zwar nicht der "alten Schule", aber ist genauso zulässig und wird auch oft genug gemacht.

Die Frage ist immer:
Welche Bildkomposition willst DU für deine Aufnahme erzeugen? Willst Du viel Tiefenunschärfe (Nasenspitzen ^^) oder viel vom Hintergrund? Fotografierst Du im Studio oder on-location?

Wenn Dir Deine Portraits mit dem 70-200mm f/2.8L gefallen und dies Deine Linse der Wahl ist, dann ist das so richtig :-)

Frashier
25.10.2010, 01:42
f/1.4 ist für manche Portraits einfach zu viel des Guten, wenn gerade mal die Augen scharf sind, aber Ohren und Nasenspitze in der Tiefenunschärfe verschwinden.

Das Freistellungspotential des 85mm f/1.2L oder f/1.8 ist höher als das des 70-200mm f/2.8L. Wir reden hier auch nur von erzeugter Tiefenunschärfe, nicht von genereller Bildschärfe, CA's, Vignettierungen usw.

Ganz allgemein(!) tuts für Portraits das 70-200 f/2.8L genauso, wie ein 70-200 f/4L, ein 85mm f/1.8, ein 18-200mm Tamron oder jede andere Linse im Kleinbildbrennweitenbereich 85-135mm. Auch mit 35mm oder 50mm oder 200mm kann man Portraits machen. Das entspricht zwar nicht der "alten Schule", aber ist genauso zulässig und wird auch oft genug gemacht.

Die Frage ist immer:
Welche Bildkomposition willst DU für deine Aufnahme erzeugen? Willst Du viel Tiefenunschärfe (Nasenspitzen ^^) oder viel vom Hintergrund? Fotografierst Du im Studio oder on-location?

Wenn Dir Deine Portraits mit dem 70-200mm f/2.8L gefallen und dies Deine Linse der Wahl ist, dann ist das so richtig :-)

Ich möchte natürlich nicht nur eine Tiefenschärfe bis zu den Augen, sondern den gesamten Körper freistellen. Daher meine Verwunderung, weil mit einer großen Blende von zb 1,8 oder größer bekomme ich mit meinem 50mm keinen Freistellungseffekt der den ganzen Körpers eines Models beinhaltet. Also knackscharf von der Nasenspitze bis zum letzten Haar am Hinterkopf, so das der Hintergrund komplett in der Tiefenunschärfe verschwindet.

Oder mach ich einfach was falsch? Fokussiere ich nicht richtig oder gibs einen Trick das man mit 1,8 perfekt freistellt?

hti
25.10.2010, 03:51
Ob f1.4 zu viel sind oder nicht, ist die Frage, was man "sagen" will.
Wo man seinen Schwerpunkt legt.

85mm und 2.8 sind am gleichen Sensor von der Tiefenschärfe her immer gleich, egal welches Objektiv.
Um 30 cm Tiefenschärfe zu bekommen, muß man bei 85mm und f2.8, 4,5m Entfernung vom Objekt haben.

Man könnte mit 30mm 1.6m ran und bekommt die gleiche Tiefenschärfe.

DOF-Master ist mein Freund
http://www.dofmaster.com/dofjs.html

Der Winkel zum Objekt verändert sich mit der Brennweite, die Bildwirkung geht mehr in Richtung plastisch, Höhen und Tiefen werden deutlicher, für jemanden wie mich mit einer großen Nase, ist das vielleicht nicht vorteilhaft...
Danach richtet sich die Wahl des Objektivs.

Und ja mit 85mm und 4,5m bekommt man Becken bis Kopf drauf.

Ich habe beide Objektive, ich bin aber zu faul, um einen verbindlichen Vergleichstest zu machen.
Der Unterschied ist die Blende und das Gewicht und dass das 70-200 noch mehr Brennweiten zur Verfügung hat, als nur 85mm, dafür ist bei 2.8 Schluß.

In der Schärfe nehmen die sich gar nichts.
Laut Traumflieger ist das 70-200 sogar schärfer
http://www.traumflieger.de/objektivberater/index.php

Das 85er nimmt man, wenn man Blende 1.8-2.8 braucht, also schlechtes Licht hat oder mehr Freistellung braucht, das kann das 70-200 nicht.
Und es ist sehr leicht.

Das 70-200er nimmt man wenn man flexiblere Brennweitenwahl braucht und 2.8 vom Licht oder von der Freistellung her ausreichen.
Wobei der IS einem bei schlechtem Licht und langen Verschlußzeiten einem enorm was schenkt, da hat das 85er auch das Nachsehen.
Dafür ist das 70-200er sehr schwer.

Also Sport in einer düsteren Halle, könnte dann ein Fall fürs 85er sein, dann bekommt man noch kürzere Verschlußzeiten, als mit 2.8.

Aber wenn ich hier im Forum richtig mitgelesen habe, sind 100er und 135er eher die Spezialisten dafür.

Da die CAs des 85er ziemlich stark sind, muß man bei hohen Kontrasten mindestens auf f2 ablenden und dann schrumpf der Vorteil zum 70-200 wieder.

Wer f1.8-2.8 nicht braucht, hat in jedem Fall mit dem 70-200 das bessere Objektiv.
Es ist nur schwerer.


Gruss
hti

Observer
25.10.2010, 11:15
Die lichtstarken 85er sind Spezialobjektive (ganz besonders das 85/1,2) für available light mit angestrebter und sehr geringer Schärfentiefe. Manche Aufgaben lassen sich nur damit befriedigend lösen. Das gilt ziemlich generell für alle sehr lichtstarken Objektive (Ausnahme ist z.B. das 24/1,4 II, das abgeblendet auf 2.8 um einiges besser ist als die 24er Zooms - obwohl die auch für viele Aufgaben durchaus ausreichen). Wenn man grundsätzlich auf 2,8 oder noch weiter abblendet (weil man z.B. bei Porträts von der Nase bis zu den Ohren alles scharf will), dann ist so ein hochlichstarkes Objektiv entbehrlich - wobei bei manchen allerdings auch das Bokeh abgeblendet besser ist.

Grüsse
Heinz