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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fußballspiel fotografieren



Gunhild
23.05.2003, 22:58
Hallo, ihr,

wie's Leben halt so spielt, soll ich am Sonntag ein Fußballspiel fotografieren, habe aber nicht viel Ahnung (vom Fußball schon genug, aber von Sportfotografie weniger). Warum ich zugesagt habe? Weil sie keinen gefunden haben, der Zeit hat.
Für unsere Zeitung ist Mannschaft A wichtig, und für eine andere Zeitung, der wir Bilder versprochen haben, ist Mannschaft B wichtig, da sie vielleicht aufsteigt (Jubelbilder mitbringen, lautet der Auftrag).

Meine Frage: Wo postiere ich mich während des Spiels am besten?
Und was stelle ich ein? Meine Vorstellung war, die Zeit auf 1/500 während des Spiels einzufrieren?
One-Shot-Autofocus auf mittleren Punkt? Oder andere Methode wählen?

Mein 'Equipment':
Sigma 28-300/3,5-5,6
Sigma 15-30 (für die Jubelbilder, weil ganz nah ran?)

Menno, bin jetzt schon ganz nervös! Aber ich freu mich auch drauf.

Gunhild

Stefan
23.05.2003, 23:17
Hallo Sven,

> Meine Frage: Wo postiere ich mich während des
> Spiels am besten?

Seitlich hinter dem Tor stehst Du gut.

> Und was stelle ich ein? Meine Vorstellung war, die Zeit auf
> 1/500 während des Spiels einzufrieren?

Besser ist es eine feste Blende einzustellen (die Größtmögliche), denn bei 1/500 kannst Du bei Deinem Objektiv schnell unterbelichten.

> One-Shot-Autofocus auf mittleren Punkt?

Ich würde Ai-Servo und alle AF-Felder nehmen. So habe ich es am Wochenende bei einem G-Jugend Spiel meines Neffen auch gemacht. Hier mal ein Beispielbild:

<img src='http://web25.bor-is.de/thumbs/200305/1053720966.jpg' border='0'><br><a href='http://web25.bor-is.de/zoom/200305/1053720966.jpg' target='_blank'>Originalbild (533x800) anzeigen.</a><br><br>
Objektiv Canon 4/70-200 (bei 200mm)
AV-Modus Blende 4

Gruß,
Stefan

Gunhild
23.05.2003, 23:20

Sven Hummer
24.05.2003, 22:44
Da ich selbst oft Bundesligafußball fotografiert habe, kann ich Dir sagen, daß alle Fotografen ausschließlich nur das mittlere AF-Feld nutzen. Du weißt ja sonst nie was Du gerade anfokussierst. Zeit 1/500 oder kürzer. Position, wenn man nur eine Mannschaft braucht: zwischen Tor und Eckfahne, oder besser an der Seitenlinie ca. 10m von der Eckfahne (ist besser für Torszenen. dann hat man den jubelnden Spieler von vorne.

Sven Hummer
24.05.2003, 22:46
Ach ja, nur AI-Servo. One Shot geht nur für den Torpfosten.

Gunhild
24.05.2003, 22:58
Hallo, Sven

danke erstmal für deine Antwort. Sie war sehr hilfreich. Ein Bekannter hat mir mittlerweile gesagt, dass ich Blendenvorwahl nehmen soll und dort die größte einstellen.

Heute habe ich mal ein paar Trockenübungen gemacht, allerdings mit AI-Focus, das ist schief gegangen. Bei DPReview habe ich aber inzwischen gelesen, dass diese AF-Art nicht sehr zuverlässig sein soll.

Noch eine Frage: Wenn ich das mittlere Feld schon bei One Shot eingestellt habe, übernimmt AI-Servo das auch? So habe ich es zumindest bei Handbuch-Lektüre verstanden.

Bin mal gespannt auf die Ergebnisse und nochmals danke
Gunhild

Stefan
24.05.2003, 23:44
Hi Sven!

> Da ich selbst oft Bundesligafußball fotografiert habe, kann ich Dir sagen, daß alle
> Fotografen ausschließlich nur das mittlere AF-Feld nutzen. Du weißt ja sonst nie
> was Du gerade anfokussierst.

Hmm? Demnach sind Fotos von zwei Spielern die nebeneinander laufen praktisch nicht möglich, denn das AF-Feld würde zwischen den Spieler ins 'Leere' fokussieren. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Stefan

Stefan
24.05.2003, 23:46
> Noch eine Frage: Wenn ich
> das mittlere Feld schon bei One Shot eingestellt habe, übernimmt AI-Servo das auch?
> So habe ich es zumindest bei Handbuch-Lektüre verstanden.

Richtig - tut es.

Übrigens kannst Du auch alle AF-Felder wählern und das mittlere AF-Feld über die AF-Taste mit dem Daumen aktivieren.

Sven Hummer
25.05.2003, 15:24
Man muß halt immer auf einen der beiden fokussieren. Außerdem ist der AF langsamer, wenn mehrere Felder aktiviert sind. Man kann auch gar nicht so schnell von allen auf eines zurückschalten, falls man bei der geringen Schärfentiefe eines 400er z.b. nur das Gesicht eines am Boden liegenden Scharf haben will, und nicht irgendetwas anderes. Ich habe es allerdings auch schon versucht mit z.b. allen horizontalen zu fotografieren, aber insgesamt ist das mittlere im Durchschnitt die beste Wahl

Stefan
25.05.2003, 20:31
> wenn mehrere Felder aktiviert sind. Man kann auch gar nicht so schnell von allen
> auf eines zurückschalten

Theoretisch geht es schon, die 10D hat dafür eine eigene Taste. Allerdings finde ich auch, dass diese schlecht zu bedienen ist.

Gruß,
Stefan

Sven Hummer
25.05.2003, 21:14
Noch dazu wenn man, wie es viele machen, den AF auf der Bel.speichertaste hat. Dann muß man nur noch Knöpfe drücken.

REX
27.05.2003, 17:34
Ich bin schon seit zig Jahren Sportfotograf, habe im Prinzip sämtliche Spotarten, die für die Zeitungen/Zeitschriften wichtig sind, schon fotografiert - dies vorweg.
Und jetzt mach ich mich richtig 'beliebt'. Ich kann nämlich Threads wie 'Ich habe eine Auftrag einer Zeitung/Agentur etc. bekommen etwas zu fotografieren und weiß nicht wie ich´s anstellen soll' langsam nicht mehr lesen.
Denn genau das spiegelt meiner Meinung nach die momentane Situation im Land so schön wieder: Jeder Kann alles, bringt alles. Qualität und andere Sachen sind völlig egal. Die Zeitungen schicken zu wichtigen Spielen Leute die sowas noch nie fotografiert haben und nehmen es in Kauf ihren Lesern und Abonnenten eben dementsprechende Bilder anzubieten. Da ist nicht die Schlüsselszene - das einzige Tor, das schwere Foul was zum Elfer führte, der Ausraster auf der Trainerbank oder die rausgestreckte Zunge beim Torjubel wichtig - sondern, dass überhaupt irgend ein halbwegs druckbares Bild zustande kommt. Oder denkt Ihr, dass Ihr die spielentscheidenste Szene, wo sicher auch Glück, aber noch merh Erfahrung vonnöten ist, a.: erkennt und b.: fotografisch richtig erfasst?
Meine Vorgehensweise von ganz früher (habe mit 10 Jahren mit fotografieren und Dunkelkammer angefangen, mit 14 Jahren für Zeitungen fotografiert) war die , erstmal im stillen Kämmerchen zu üben. Doch wer geht heute schon Sonntag früh mal auf den Sportplatz um ein Spiel der Kreisklasse zu fotografieren und zu üben. Da kann man doch wunderbar alles testen. Welcher Standpunkt, welche Optik, welche Blende, welche Zeit, was passiert wenn.... Und in digitalen Zeiten kostet es ja nicht mal Geld für einen Film.
Sportfotografie ist bekanntlich das Schwierigste überhaupt, aber wenn man es richtig gut kann, hat man die besten Aufstiegschancen. Die besten Pressefotografen der Welt waren fast allesamt in den Anfangsjahren als Sportfotografen unterwegs - dass nicht ohne Grund!

So, und jetzt noch kurz zu Deiner Frage: Ai servo, mittleres Feld alles andere ist beim Fußball quatsch! Du gehst mit Deiner Kamera und mit der Schärfe immer dem Ballgeschehen mit und wenn Du richtig gut bist, bist Du sogar einen Tick schneller als das Ballgeschehen, denn dann hast Du, die Auslöseverzögerung deiner Digi eingerechnet, wenn ein schöne Szene passiert (Fallrückzieher) das perfekte Bild.

Viele Grüße an Alle,
REX

Gunhild
27.05.2003, 19:44
Hallo Rex,

deine Argumente kann ich gut nachvollziehen. Im übrigen haben mir die fest angestellten Fotografen bei unserer Zeitung den Job zugeschanzt und waren der Meinung, dass ich das schon in den Griff kriege. Sie waren zuversichtlicher als ich!

Ich bin dann aber doch mit einem unserer Fotografen mitgefahren zu drei verschiedenen Spielen und habe dort mit ihm gemeinsam fotografiert. So war die Anspannung nicht ganz so groß, und ich konnte etwas lernen.Und du hast Recht: Ist verdammt schwer, macht aber Spaß.

Viel problematischer war dann mein eigentlicher Auftrag (wie sich später herausstellte): Und zwar ist eine Mannschaft aufgestiegen, und es gab Jubelszenen zu fotografieren.
Unser Fotograf meinte, ich solle ein Weitwinkel nehmen und den Blitz einsetzen, was ich auch tat. Als Weitwinkel das Sigma 15-30, als Blitz den Speedlite 420EX. Die Bilder waren alle fürchterlich überbelichtet. Die Spieler hatten weiße Hemden an, das soll laut Experte der Grund gewesen sein. Und in der Hektik habe ich versäumt, die ersten Aufnahmen zu kontrollieren - das war mein Fehler.

Gibt es außer Kontrolle der ersten Bilder und Nachregulierung noch Tipps zu diesem Problem? Eingestellt waren der Blitz und die Kamera wohl korrekt.

Tschüß
Gunhild

REX
27.05.2003, 23:09
Hallo,
also es können niemals die weißen Hemden gewesen sein, da hast ja nicht close nur die Hemden fotografiert. Tipps aus der Ferne sind schwer (viiiiel üben...). Wenn das Spiel (oder das letzte Viertel) vielleicht unter Flutlicht war, hast Du evtl. die ISO nicht runtergeregelt, bzw. mit den Einstellungen vom Spiel die Blitzfotos gemacht. Wenn nicht soviel 'Kollegen' vor Ort sind, wär ich lieber für die Jubelszenen auf dem Spielfeld beim (leichten)Tele geblieben und in der Kabine/beim Abgang auf Weitwinkel. Das positive an der 1. Bundesliga - da darf der Rasen nach dem Spiel gar nicht von den Fotoleuten betreten werden...
Schönen Abend,
REX

Sven Hummer
28.05.2003, 16:18
Ich habe zwar auch Tipps gegeben, aber im Prinzip hast Du Recht. Auch ich mußte schon einmal erfahren, daß der Chefredakteur der Süddeutsche Zeitung zum versammelten Team sagte, daß die Qualität der Fotos egal sei, da die Konkurrenz mit schlechteren Fotos auch gekauft wird. Also lohnt es sich gar nicht mehr ewig bei einem Spiel zu sitzen, für den besten Moment. Außerdem kann das dann auch ein Schreiber der frei arbeitet, und ein Zubrot verdienen möchte genauso miterledigen. Genausolches erlebe ich immer öfter auch bei großen Zeitschriften, daß sich der Redakteur oder noch schlimmer der Freie eine Kamera kauft, knipst, und das dann gedruckt wird. So kostet uns das gespare langsam den Job.

FX
28.05.2003, 16:34

PatrikMüller
30.05.2003, 14:49
REX hat recht, die Situation ist einfach beschissen.

Ich hab selbst als Schreiber angefangen und bekam dann eine Kamera in die Hand gedrückt, die ersten Bilder (alte Yashica) waren furchtbar - niemand hat mir das richtig erklärt. (zu meiner Entschuldigung: Ich war 17 und hatte vorher nie fotografiert).
Dann hab ich mich mit der Materie näher befasst, geübt, Bücher gewälzt, und kam über Minolta und Oly E-10 zur 10D und versuche nun, möglichst professionelle Fotos zu machen UND gleichzeitig einen guten Text zu schreiben.
Ich weiß, dass ich damit maßgeblich daran beteiligt bin, einem Foto-Profi seinen Job zu nehmen, aber so sieht nun mal der Einstieg ins Gewerbe aus (zumal ich mir so auch mein Studium finanziere) - die wenigsten Lokalredaktionen können es sich leisten, einen festen Fotografen zu beschäftigen.
Auch wenn es keiner hören will, steht für mich, leider, fest: Die große Masse der Pressefotografen wird ihren Job wohl verlieren, einige wenige pro größerer Zeitung werden aber bleiben (für ganz wichtige Sachen und das, was kein Amateur hinkriegt). Ein gängiges Vorurteil heute lautet nun mal: 'Schreiben können reicht, Fotografieren kann sowieso jeder, zumal mit ner Digi.'
Was die Freien angeht, werden sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auch im Überregionalen (von Ausnahmen abgesehen) wohl nur diejenigen durchsetzen, die Text und Foto liefern, und zwar möglichst zum Paket- und am besten zum Discountpreis.

Was auch ein schlimmer Faktor ist: Amateure, die froh sind, überhaupt ihren Namen unter einem Foto zu lesen - es gibt inzwischen Seiten im WWW, die als kostenlose Bildagentur firmieren.

Das Problem der Profis ist halt folgendes: Ein einziges perfektes Bild kriegt jeder Amateur in seiner Freizeit mit genug Schüssen hin - der Profi muss halt am Tag sehr vieke, noch perfektere Bilder anliefern und hat kaum Zeit, da er von Termin zu Termin hetzen muss, um Rechnungen zu bezahlen. Der pensionierte Lehrer (der Student, mea culpa, mea maxima culpa...) im Lokalen hat halt genug Zeit und Muße, ohne Existenzdruck diesen Job zu machen.

Das macht wirklich Mut...

pam

Surftipp: www.freelens.com (Forum) - wer sich noch weiter runterziehen will

FX
30.05.2003, 15:05
Ja stimmt. Du hast es klar erkannt.

Wenn ich im Jahr mehr als 5000 Bilder schieße, ist mit Sicherheit ein super geiles dabei (naja, hoffentlich mehr :-) )

Der Profi hat jeden Tag was zu tun, und der Amateur knippst wie wild drauf los, ein bischen Filter hier, ein bischen PS da, das langt dann schon. Wenn dann eben eines verkauft wird, ist das ein toller Erfolg für das Ego. Der Profi leidet, weil er liefern muß!

Insofern ist es schon verständlich, daß der Profi, also jemand, der sein Geld damit verdienen muß, ziemlich sauer auf die Heinis ist, die eine Megaausrüstung haben (ist ja alles günstig zu erwerben) und dann Fragen stellen, die wie noch mit ner analogen SLR rausfinden mussten und manuell scharf gestellt haben, Zeit und Blendenanzeiger übereinander gelegt haben usw. Manches ist einfach nicht zu ertragen, da darf man auch keinem böse sein, wenn REX dann so was schreibt; ist ja auch keiner.

Ich möchte nciht wissen, weviele Hochzeitsfotographen gerade mal benutzt werden, um ein zwei Aufnahmen zu machen. Der Rest wird dann von den Halb-Amateurren erledigt. Ich sehs doch an mir.

PatrikMüller
30.05.2003, 15:15