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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vergleichbarkeit der Blendenzahl von Objektiven mit unterschiedlicher Brennweite



Raschko
17.10.2011, 16:06
Hi zusammen.
Ich hab eine ganze Weile recherchiert, und die Frage wurde auch schon diverse Male irgendwo gestellt, aber irgendwie nie zu meiner Zufriedenheit (bzw. einfach genug dass ich es verstanden hätte) beantwortet...
Bisher hatte ich immer das Gefühl, das Thema weitestgehend verstanden zu haben, also den Zusammenhang zwischen Iso, Blende, Schärfentiefe. Kürlich hab mich mal an Zeitraffer-Aufnahmen bei Nacht versucht und dabei festgestellt, dass ich eben gerne ein lichtstärkeres Objektiv hätte. Seit der darauffolgenden Recherche bin ich verwirrt...;)

Die Frage ist: Kann man die Blendenzahl von Objektiven mit unterschiedlicher Brennweite überhaupt miteinander vergleichen?

Wie wir natürlich alle wissen ;) hängt die Blendenzahl vom Verhälntnis der Brennweite zum Durchmesser der Eingangslinse ab.
Angenommen ich will ein Objektiv wählen, das einfach nur "viel Licht durchlässt", völlig unabhängig von der Brennweite. Dann bedeutet dass doch, dass ich nicht einfach die Blendenzahl bei Objektiven unterschiedlicher Brennweite vergleichen kann, oder? Bei höherer Brennweite würde ja demach die gleiche Blendenzahl eine größere Eingangslinse und damit mehr Licht bedeuten. Also lassen Objektive mit größerer Brennweite mehr Licht durch? Ich verstehs nicht...

Das nächste wäre, dass die Größe einer Linse oder der Blendenöffnung ja nicht allein für die Menge des Lichts verantwortlich ist, die bis zum Sensor kommt. Da sind ja auch noch so Sachen wie Abschattung und Vergütung, Anzahl der verwendeten Linsen usw entscheidend.

Es scheint mir eine recht entscheidende Frage zu sein, wieviel Licht ein Objektiv zum Sensor durchlässt. Es kann doch nicht sein dass ich ein Mathestudium hinter mich bringen muss und drei Wochen recherchieren, um diesbezüglich eine Info zu bekommen. :confused:

Vielen Dank schonmal für eine evtl. Aufklärung,
Raschko

net_stalker
17.10.2011, 16:53
Die Blendenöffnung eines Objektivs ist dafür verantwortlich wie viel Licht an den Sensor kommt. Die Vergütung ist vernachlässigbar (aber vorhanden); "Abschattung" ist kein Thema - wenn man ein Weitwinkel baut muss die Frontlinse so weit aus dem Gehäuse raus dass nichts abgeschattet wird.
Die Lichtstärke eines Objektivs mit verschiedenen Brennweiten ist natürlich vergleichbar: bei Blende 2.8 gegen den blauen Himmel wirst du mit einem WW die gleiche Belichtungszeit erhalten wie mit einem 2.8er Supertele.

Wenn du die die 1. Linse eines 300 Teles mit 2.8er Lichtstärke anschaust ist die wesentlich größer (siehe mein Benutzerbild - der Löwe sitzt drin) als der Durchmesser eines 300/4.
Je höher die Brennweite wird desto größer muss der Lichteintritt werden um bei der gleichen Blende bleiben zu können.

Die Formel dafür lautet: Brennweite:Durchmesser des Lichwegs=Blende

An dieser Formel kannst du auch erkennen dass die Blende Konstruktionsbedingt - und damit Materialbedingt ist. Lichstarke Teleobjektive haben somit einen "gewissen" Durchmesser......

curt
17.10.2011, 16:53
Die Lichtstärke ist nicht das Verhältnis der Eingangslinse zur Brennweite sondern das Verhältnis der Eintrittspupille zur Brennweite.

http://www.dforum.net/galerie/file.php?n=13081&w=l

http://de.wikipedia.org/wiki/Eintrittspupille (http://de.wikipedia.org/wiki/Eintrittspupille)
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ffnungsverh%C3%A4ltnis (http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ffnungsverh%C3%A4ltnis)
http://de.wikipedia.org/wiki/Lichtst%C3%A4rke_(Fotografie) (http://de.wikipedia.org/wiki/Lichtst%C3%A4rke_(Fotografie))

Wenn man während des Zoomens durch die Eingangslinse eines Objektives mit gleichen Lichtstärke über den Zoombereich sieht erkennt man dass sich der Durchmesser der Eintrittspupille ändert.

plentilux
17.10.2011, 16:59
Hallo Raschko,
Objektive mit gleicher Offenblende und unterschiedlichen Brennweiten HABEN unterschiedlich große Frontlinsen.
Die Blendenzahl bestimmt bei sonst gleichbleibenden Bedingungen (Licht, ISO,...) die Verschlusszeit, unabhängig von der Brennweite (die kürzt sich raus). Insofern kann man die Blendenzahlen verschiedener Objektive sehr wohl miteinander vergleichen.
Prinzipiell lassen alle Objektive bei gleicher Blendenzahl unabhängig von ihrer Brennweite etwa gleich viel Licht zum Sensor durch. Um das zu gewährleisten, muss ein langer Tunnel (lange Brennweite) am Ende ein größeres Loch haben als ein kurzer Tunnel (kurze Brennweite).
Ich hoffe, ich konnte helfen.
Gruß
Marco

plentilux
17.10.2011, 17:03
Verdammt, ich sollte schneller schreiben lernen :-)

Raschko
17.10.2011, 17:11
Verdammt, ich sollte schneller schreiben lernen :-)

Nicht doch, das passt schon! :) Ich bin ganz froh das gleich mehrere Leute es unterschiedlich beschrieben haben, ist ja doch nicht ganz trivial.

Schönen Dank in die Runde!

Ich glaube mein Haupt-Denkfehler war das ich Eingangspupille mit Eingangslinse verwechselt habe. Über ein paar Details muss ich noch nachdenken...

Was ist denn mit der Anzahl der verwendeten Baugruppen bzw einzelner Linsen? Da gibts doch bei der Anzahl der verwendeten Linsen größere Unterschiede, hat das wirklich so wenig Einfluss?

plentilux
17.10.2011, 17:30
Ich denke, das wird mit eingerechnet. Leichte Unterschiede gibt es zwischen verschiedenen Modellen aber schon. Für viele Anwendungen ist das aber wohl nicht relevant. Profis belichten eh nach dem Histogramm und schauen, was wirklich am Chip ankommt.

net_stalker
17.10.2011, 18:39
Die Lichtstärke ist nicht das Verhältnis der Eingangslinse zur Brennweite sondern das Verhältnis der Eintrittspupille zur Brennweite.Hab ich das irgendwo geschrieben?
Ich habe geschrieben "Durchmesser des Lichtwegs" - ich weiß dass du die Fachausdrücke wie die Eintrittspupille beherrscht; ich habe hier absichtlich eine etwas volkstümlichere Ausdrucksweise benutzt, werde aber in Zukunft darauf achten auch die Lateinischen Begriffe dazu zu schreiben.

(das die Forensoftware aus / D ein :D macht ist mir erst nach der Editierzeit aufgefallen)

curt
17.10.2011, 20:39
Hab ich das irgendwo geschrieben? …

Ich habe auch nicht auf Dich geantwortet sondern auf den Beitragseröffner.


Wie wir natürlich alle wissen hängt die Blendenzahl vom Verhälntnis der Brennweite zum Durchmesser der Eingangslinse ab.


Der es auch dann verstanden hat.


...
Ich glaube mein Haupt-Denkfehler war das ich Eingangspupille mit Eingangslinse verwechselt habe…

Unsere Beiträge sind dann Zeitgleich eingestellt worden und ich habe Deinen Beitrag erst nach meinem Post gelesen. Sorry!

net_stalker
17.10.2011, 21:04
:cool: shake hands :cool:

MF-AF
19.10.2011, 16:21
Die Erläuterung von "Curt" ist richtig. Das Öffnungsverhältnis bezieht sich auf die Blende, nicht auf die Frontlinse. Die ist bei Zoomobjektiven in der Regel so groß wie die größte Blende bei der Kleinsten Brennweite und bei Festbrennweiten im Telebereich entspricht der Durchmesser der Frontlinse dem Verhältnis auch Brennweite und größter Blende.
Bei Weitwinkelobjektiven kann die Frontlinse um einiges größer sein als der errechnete Wert aus Brennweite und größter Blende.

curt
19.10.2011, 18:17
Die Erläuterung von "Curt" ist richtig. Das Öffnungsverhältnis bezieht sich auf die Blende, nicht auf die Frontlinse. Die ist bei Zoomobjektiven in der Regel so groß wie die größte Blende bei der Kleinsten Brennweite und bei Festbrennweiten im Telebereich entspricht der Durchmesser der Frontlinse dem Verhältnis auch Brennweite und größter Blende.
Bei Weitwinkelobjektiven kann die Frontlinse um einiges größer sein als der errechnete Wert aus Brennweite und größter Blende.

Die Erläuterung von Curt ist richtig Deine nicht. Weil es ist nicht die Blende sondern die „Virtuelle Blende“ (Eintrittspupille) ist die für die Berechnung der Lichtstärke herangezogen wird.

Der Durchmesser der „Virtuelle Blende“ ist jener den man sieht wenn man bei der Frontlinse reinschaut und auch dort messen kann. Dabei wird im Allgemeinen dieser Durchmesser gegenüber des Durchmessers der (realen) Blende durch den Strahlengang des Linsensystems verändert.