PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Objektivauflösung selbst testen



Peter Höbel
22.09.2014, 23:01
Hallo liebe Freunde scharfer Bilder,

wie kann ich ohne Testlabor ein neues Objektiv prüfen? Habe ich ein Topp- oder Flopp-Stück bekommen? Dass Produktionsschwankungen selbstverständlich sind ist bekannt. Wie also testen?

Eine Idee hier:
Ich habe mit einem Zoom 70-300mm bei Blende 8 und 300mm einen Antennenmast gegen den blauen Himmel in 75 Meter Entfernung aufgenommen. Herrlicher SW-Kontrast. Mit einem Auswerteprogramm dann den Helligkeitssprung an einer Kante ausgelesen. Ergebnis : der Abstand von Max. zu Min. beträgt genau 2 Pixel. Je Pixel sind es 5,2µm.
D,h. es ist bei guter Fokusierung die machbare Grenze erreicht. Das Objektiv ist ok.

Mache ich einen Denkfehler? Was könnte ich am Test verbessern? Alles kalter, alter Kaffee nur ich habe es verschlafen?

Freue mich über Anregungen
Peter

Artefakt
23.09.2014, 11:42
Was ein Objektiv an grundsätzlichem Potenzial hat, kann man ja in den einschlägigen Tests sehen (z.B. http://www.the-digital-picture.com/Reviews/ISO-12233-Sample-Crops.aspx?FLI=0&API=0&Lens=397&FLIComp=0&APIComp=0&LensComp=120&CameraComp=9&SampleComp=0&Camera=9 ). Warum sollte ich da mit Pixeln und deren Größe Berechnungen anstellen. Die Kaufentscheidung fällt aufgrund der allgemeinen Objektiv-Eigenschaften.

Das Schwierige ist, bei den leider vorhandenen Qualitätsstreuungen ein gut zentriertes Exemplar zu finden. Ob das Objekt(iv) meiner Begierde, d.h. genau das Exemplar im Laden, das ich kaufen will, gut zentriert ist, teste ich vor dem Kauf. Und zur Not auch mehrere.

Meine Testanordnung für Zentrierungstest (vor dem Laden):

Ich suche irgendwo im Unendlichbereich eine Antenne oder etwas ähnlich Feinstrukturiertes auf einem Dach. Dann fokussiere ich entweder mit AF und stelle den dann ab oder ich fokussiere gleich mit MF (Auf jeden Fall darf der Fokus während des Test mit der gleichen Brennweite nicht verstellt werden. Bei anderer Brennweite wieder neu fokussieren.). Auch die Belichtung unbedingt auf manuell stellen und nicht verändern!

Ich mache dann Serien bei verschiedenen Brennweiten (z.B. ganz unten, im mittleren Bereich und ganz oben). Ich mache das Ganze bei Offenblende, und zwar fünf Aufnahmen: die Antenne in der Bildmitte, im linken oberen Eck, im linken unteren Eck, im rechten oberen Eck, im rechten unteren Eck.

Jeweils von einer Serie stelle ich mir die 5 Aufnahmen im Photoshop wie die Fünf auf einem Würfel zusammen in Ausschnitten so 5x5cm in 100% Vergrößerung, sodass jede Aufnahme an der Stelle ist, wo sie hingehört. Wenn der Schirm groß genug ist, kann man z.B. eine zweite Serie abgeblendet dazustellen und gleich den Qualitätsgewinn durch Abblenden direkt vergleichen.

Wenn die 4 Eckaufnahmen schwächer sind als die Mitte, ist das normal. Wenn die 4 Eckaufnahmen alle ungefähr gleich scharf sind, ist das Objektiv von der Zentrierung her in Ordnung. Völlig gleich wird nicht zu schaffen sein, aber wenn man sich die 100%-Ansicht des kleinen Ecks dann vergrößert und sieht die Detailschärfe im Verhältnis zum Gesamtbild, kann man sich schon eine gute Vorstellung machen. Es sieht sich ja niemand mit der Lupe ein 1x1,5m-Bild an ...

Es gibt auch Optiken (ich hatte mal drei Stück 100-400L IS getestet), da ist bei einem Exemplar bei 100mm links oben die meiste Unschärfe und bei 400mm rechts unten die meiste Unschärfe ... Bei allen drei Optiken war die Schärfeverteilung anders.

Ein paar AF-Tests bei allen Brennweiten würde ich auch machen, und zwar so: Auf Nähe fokussieren, dann auf die Antenne (aber nur 1x den Auslöser antippen) und Foto machen. Und das Ganze drei-, viermal. Die Fotos kann man sich dann auch in 100%-Ansicht ansehen. Sitzt die Schärfe? Ist sie immer gleich?

Und wichtig: die Seriennummer des Objektivs notieren und den Händler bitten, das Objektiv einen Tag oder auch zwei zu reservieren. Ich sehe mir die Testaufnahmen immer in Ruhe zuhause an (und nicht im Laden), wo ich den Schirm mit seiner Qualität genau kenne.

Seit ich diesen Vorab-Test im Laden mache (ich kaufe halt im Fachgeschäft, das preislich auf einen mittleren Online-Händler auch hinkommt, wenn ich brav bitte :-), musste ich kein neues Objektiv mehr zurückschicken oder zum Justieren in die Werkstatt geben (wenn auch auf Garantie, ist das doch ärgerlich bzw. schon eine Zumutung vom Hersteller).

Beim neuen 4/16-35 L IS war übrigens das erste Mal schon das erste Exemplar, das ich in die Hand genommen habe, exzellent. Zufall? Oder hat der Hersteller endlich gelernt und prüft nun vor der Auslieferung? Eine L-Optik kostet immerhin so viel, wie manche Leute im Monat verdienen!

Gruß, Dietmar

www.abcdesign.at

dickeraush
24.09.2014, 22:45
Objektivauflösung?
Was wollt ihr denn noch alles testen? Macht lieber gute Bilder dazu sind die Dinger da.

Gruß Daniel
http://wp-foto.tumblr.com/

Peter Höbel
29.09.2014, 11:33
Wozu die Auflösung testen und nicht einfach fotografieren? Ganz einfach !
Um vorher zu wissen wo die Grenzen sind.
Eine Canon DSLR mit 12 MP also 2848 Linien in vertikaler Richtung kann demnach 1424 LP/Bildhöhe auflösen. Das sind 1424 LP / Bildhöhe = 96 LP/mm.
Durch Bayermaske und Filter aber nie erreichbar. Mit einem sehr guten Reproobjektiv bei 1:1 und dem Testtarget USAF 1951 läßt sich dann zeigen, dass ~72 LP/mm möglich sind. Ein glaubhafter Wert.
Hier bei Gruppe 6 , Element 2 zu sehen.

http://www.fotos-hochladen.net/uploads/usafqsac16bfxe.jpg

Nun kann man auch die Grenzen für ein Objektiv besser abschätzen.

ehemaliger Benutzer
29.09.2014, 12:57
Nun kann man auch die Grenzen für ein Objektiv besser abschätzen.

Das gilt aber dann nur für den Nahbereich,
wo dieses Chart aufgenommen worden ist.

Peter Höbel
30.09.2014, 10:29
Unter der Voraussetzung dass das Objektiv besser in der Auflösung als die Kamera ist, wurde die Grenze der Kamera ermittelt. Ein noch so gutes Objektiv wird also an der Kamera keine bessere Auflösung bringen.
Mehr wollte ich nicht zeigen.

ehemaliger Benutzer
30.09.2014, 11:24
Verstehe, ich war halt durch den Thread-Titel und die Eingangsfrage eher auf das Testen von Objektiven eingestellt.

Die theoretischen Grenzen der Sensoren oder Kameras kann man - wie du es ja ohnehin gemacht hast - rechnerisch ermitteln.

Dennoch endet der Schärfeeindruck eines Objektivs nicht bei der theoretischen Grenze der Sensoren. Man kann es theoretisch erklären oder praktisch an einer 5D testen, dass bessere moderne Objektive mit höchster Auflösung auch überhalb der theoretischen Grenze des Sensors schärfere Ergebnisse liefern.

Es liegt am Streukreis eines abgebildeten Punktes, der letztendlich analog ist, und je punktförmiger dieser wird, desto besser.

zuendler
30.09.2014, 13:34
Zumindest früher einmal wurde das bei Canon getestet indem man ein Bild durch das Objektiv an die Wand projeziert hat.

Biotar
30.09.2014, 20:07
Was nützt es, wenn man meint zu wissen, wo irgendwelche Grenzen sind.

Die Erfahrung zeigt, dass jedes Objektiv an verschiedenen Sensoren auch eine unterschiedliche Leistung bringt. Da kann selbst eine an der 5D grottige Scherbe an einer 7r bessere Bilder zaubern, eben weil es nur einen Zusammenhang zwischen "Zerstreuungskreisen" und dem Pixelpitch und eventuell noch AA-Filtern und Auflage gibt.

Die Mähr mit den Auflösungen und MTFs ist doch reines Marketing und sowas von durch ...

ehemaliger Benutzer
01.10.2014, 08:50
...Die Mähr mit den Auflösungen und MTFs ist doch reines Marketing und sowas von durch ...

Ganz so ein Voodoo-Zauber sind Messkurven auch wieder nicht.

Den Gesamteindruck einer Optik in der Praxis können diese natürlich nicht zu 100% widerspiegeln, das behauptet aber auch niemand, aber das grundsätzliche Potenzial kann man ganz gut abschätzen.

Biotar
01.10.2014, 23:38
aber das grundsätzliche Potenzial kann man ganz gut abschätzen.
Welches Potenzial denn bitte? Die Auflösung ist ein minimaler Faktor, der immer nur überbewertet wird, so kurzsichtig, als würde man Autos nur nach der PS-Zahl, Kameras nur nach Megapixel, oder PCs nur nach MHz einschätzen.

ehemaliger Benutzer
02.10.2014, 08:15
Welches Potenzial denn bitte? Die Auflösung ist ein minimaler Faktor, der immer nur überbewertet wird, so kurzsichtig, als würde man Autos nur nach der PS-Zahl, Kameras nur nach Megapixel, oder PCs nur nach MHz einschätzen.

Von "nur", also Ausschließlichkeit war keine Rede.

Die Auflösung und deren Verteilung übers Bild ist jedenfalls für mich kein unbedeutender Faktor bei einem Objektiv.