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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Augen auf beim Gebrauchtkauf



Radomir Jakubowski
21.11.2015, 15:06
Hi Leute,
da dies ein wichtiges Thema ist, poste ich meinen Blogeintrag (http://www.naturfotocamp.de/?a=blog&id=5721)in gesamter länge hier. Er soll einfach zum Denken anregen, da ich doch viele hier immer wieder betreffen wird. Falls die Bilder hier im Forum einmal weg sein sollten, ihr findet sie samt Beitrag (http://www.naturfotocamp.de/?a=blog&id=5721) immer wieder in meinem Blog (http://www.naturfotocamp.de/?a=blog&id=5721). Der Beitrag ist einfach für mich der Fail des Wochenendes. :D


Eigentlich wollte ich heute einen Herbstfarbenpost machen, allerdings wird mein Postingplan unterbrochen wegen meines heutigen Erlebnisses. Ich habe in den letzten 10/15 Jahren sehr viele Objektive und Kameras gebraucht gekauft, darunter auch Objektive wie 300er, 500er, 800er etc. und eigentlich immer gute Erfahrungen gemacht, selbst mit stark benutzten Equipment aus dem Pressebereich. Mein Motto, Ausrüstung hält viel aus und auch gebraucht kann man bedenkenlos kaufen, doch bitte immer Augen auf beim Gebrauchtkauf.
Ich wollte mir heute eine kleine Rarität gönnen und zwar ein Canon EF 1,8 200mm L. Dieses seltene Objektiv wird seit vielen Jahren nicht mehr gebaut und es gibt auch keine Ersatzteile mehr dafür. Über ein paar freundliche Kontakte, habe ich rund 150km entfernt einen sehr netten Verkäufer ausfindig machen können, der ein solches Objektiv in top Zustand abzugeben hat. Auf den ersten Blick perfekt, ein guter Zustand, die Streulichtblende hatte ein wenig Spiel, bei einem 20 Jahre alten Objektiv ja kein Problem und sogar der original Koffer war noch dabei. Eigentlich wollte ich den Koffer zumachen, bezahlen und nach Hause fahren. Aber 2,3 Testbilder freihand wollte ich noch schnell machen.
Gesagt getan, Objektiv an die 5DSR geschraubt und ein Testbild. Superscharf! Doch da lud mich die gegenüberliegende Häuserfassade dazu ein schnell zu schauen wie die Zentrierung ist, also habe ich mein Motiv jeweils an die Bildränder geschoben und das Ergebnis war erschreckend, rechts normaler Randabfall, links komplett unscharf. Also betrachtete ich mir das Objektiv genauer. Ich stellte die Stativschelle ein, sodass die Kamera eigentlich in der Waage sein sollte, doch die Kamera stand schief, gute 15-20Grad. Also habe ich von vorne durch das Objektiv geschaut, sodass das Canonschild oben in der Waage war. Und ich erschrak, auch das Innenleben war verzogen, das rechteckige Plastikstück des Bajonetts stand auch 15-20Grad schief im Objektiv. Ich habe so etwas noch nie gesehen und frage mich, was mit diesem Objektiv geschehen ist. Für mich war klar, das Objektiv kann ich so nicht kaufen, da ich nicht weiß, ob es reparabel ist und wenn ja zu welchen Konditionen. So konnte ich heute auch wieder lernen, Augen auf beim Gebrauchtkauf.
Fazit: von außen top von innen flopp. Deshalb immer wenigstens ein paar Testfotos machen um zu sehen ob ein gebrauchtes Objektiv oder eine gebrauchte Kamera in Ordnung ist und sich nicht von einem günstigen Preis blenden lassen.

Beste Grüße
Radomir

Artefakt
21.11.2015, 16:29
Danke für den sehr aufschlussreichen Beitrag. Ja, ein Zentrierungstest sollte Standard sein beim Kauf, allerdings auch bei Neukauf im Geschäft notwendig.

Gruß, Dietmar

www.abcdesign.at

Radomir Jakubowski
21.11.2015, 17:45
Wobei ich wirklich bis heute keinen richtigen Ausreißer bei den Superteles hatte.

TommiP
21.11.2015, 19:04
Das klingt stark nach Sturz- oder Stoßschaden.

Ich habe als Erinnerung so ein Tubusteil bei mir rumstehen, Schrauben waren ausgerissen und das Teil ist alles andere als plan. Interessanterweise hatte der Erstbesitzer (ich habe es aus zweiter Hand, bin also Drittbesitzer) es billigst reparieren lassen (der vordere Tubus wurde einfach mit dem hinteren verklebt und mit den Stellschrauben wurde kurzfristig die Dezentrierung behoben). Als der Kleber sich mit der Zeit auflöste war es natürlich verzogen.

Von außen war es für einen Laien nicht zu erkennen. Persönlich hatte ich keinen großen Schaden, aber dafür mein Vorgänger. Besonders bei den ganz alten Teilen kann es durch mehrere Hände gehen. Auch ich würde empfehlen, dass ein kritischer Blick durchaus angebracht ist.

Gruß

cansoni
21.11.2015, 19:48
Aus den Formulierungen: "wollte mir kaufen" oder hast Du gekauft?
Das wird hier nicht ganz deutlich.
Ist ggf. eine Rückgabe vereinbart worden?
Wenn alles gut wäre: das Ding ist auch bei Offenblende der Hammer, auch nach den vielen Jahrzehnten.

Radomir Jakubowski
21.11.2015, 19:56
Aus den Formulierungen: "wollte mir kaufen" oder hast Du gekauft?


Ich hätte dieses Exemplar nie mitgenommen. Also nein nicht gekauft.

cansoni
21.11.2015, 20:06
Ich hätte dieses Exemplar nie mitgenommen. Also nein nicht gekauft.

Na dann: bleibt es nur bei der Aufregung über den Ablauf und ggf. den Anreise-Aufwand. Danke trotzdem für die Hinweise. Ich kaufe auch recht gerne von Usern - die ich kenne und über die Jahre schätzen gelernt habe. Das hat sich bewährt.

Wilhelm FW
22.11.2015, 19:31
Nun, das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass man als Käufer jeden Weg in Kauf nehmen muss. Bei Privatverkäufen ist ja Umtausch/Garantie ausgeschlossen.
Oder vorab einen Vertrag per eMail machen, der die Rücknahme bei Schäden beinhaltet. Solche Verträge sind in D-land, auch ohne Unterschrift, bindend.

Rado, mich würde mal interessieren, was der Verkäufer denn als Entschuldigung angegeben hat.

ehemaliger Benutzer
23.11.2015, 09:42
Bei Privatverkäufen ist ja Umtausch/Garantie ausgeschlossen.

Stimmt glücklicherweise nicht ganz so, versteckte Mängel machen (im Gegensatz zu offensichtlichen Mängeln) einen Haftungsausschluss ganz schnell unwirksam. Und Zusagen von Eigenschaften sowieso ("hat immer bestens funktioniert").
Auch ein privater Verkäufer hat einen Käufer zudem unaufgefordert über bekannte Mängel und Vorschäden zu informieren.

Natürlich ist es besser, vor einem Kauf genauestens auf Mängel zu testen, um unnötigen Ärger zu vermeiden. Und das geht leider nur vor Ort.

Thomas Madel
23.11.2015, 16:10
Darf ich fragen, ob es ein privater Verkäufer war?

Ich habe unlängst ein Erfahrung gemacht, die mich durchaus nachdenklich gemacht hat. Es war ein "professioneller" Verkäufer, bei dem ich Teile verkauft und etwas gekauft habe. Ich konnte live dabei sein, wie meine Teile geprüft wurden. Es wurden 3 oder 4 Aufnahmen gemacht und diese am Kameradisplay(!), einer von mir in Zahlung gegebenen Kamera(!!) geprüft. Diese Prüfung genügte um ein Objektiv für ca. 1500 € in Zahlung zu nehmen. Eine derartige Prüfung sagt gerade einmal aus, dass in dem Objektiv noch etwas Leben steckt, sprich der AF-Motor sich noch dreht. Wenn ich mir dann überlege, dass bei diesem "Händler" teures Profi-Equipment gegen Vorkasse gekauft wird, wird man nachdenklich. Ein Internet-Shop in dem jedem Menge richtig teures Equipment verkauft wird, suggeriert durchaus, dass man es auch, was die Prüfung der angekauften Ware mit einem Profi zu tun hat.

Mein Kauf war übrigens in völlig in Ordnung, ich bin auch nach ein paar Monaten noch hochzufrieden damit. Ich habe allerdings vor Ort gekauft und selbst im Rahmen meiner Möglichkeiten geprüft. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte mehrere tausend Euro per Vorkasse überwiesen...

Grüße
Thomas

hs
23.11.2015, 20:24
Ich kaufe auch recht gerne von Usern - die ich kenne und über die Jahre schätzen gelernt habe. Das hat sich bewährt.

In der Tat, sehr empfehlenswert:
- langjährige und aktive User wissen i.a. was sie verkaufen
- langjährige und aktive User haben einen Ruf zu verlieren

Das eBay-Schnäppchen kann von Megadeal bis Totalreinfall alles beinhalten, solche Investitionen sollte man nur als *Spielgeld* einbringen. ;)

Radomir Jakubowski
25.11.2015, 17:51
Rado, mich würde mal interessieren, was der Verkäufer denn als Entschuldigung angegeben hat.

Nix, er wusste es nicht besser und das glaube ich ihm auch.

Radomir Jakubowski
25.11.2015, 17:57
Darf ich fragen, ob es ein privater Verkäufer war?

Ich habe unlängst ein Erfahrung gemacht, die mich durchaus nachdenklich gemacht hat. Es war ein "professioneller" Verkäufer, bei dem ich Teile verkauft und etwas gekauft habe. Ich konnte live dabei sein, wie meine Teile geprüft wurden. Es wurden 3 oder 4 Aufnahmen gemacht und diese am Kameradisplay(!), einer von mir in Zahlung gegebenen Kamera(!!) geprüft. Diese Prüfung genügte um ein Objektiv für ca. 1500 € in Zahlung zu nehmen. Eine derartige Prüfung sagt gerade einmal aus, dass in dem Objektiv noch etwas Leben steckt, sprich der AF-Motor sich noch dreht. Wenn ich mir dann überlege, dass bei diesem "Händler" teures Profi-Equipment gegen Vorkasse gekauft wird, wird man nachdenklich. Ein Internet-Shop in dem jedem Menge richtig teures Equipment verkauft wird, suggeriert durchaus, dass man es auch, was die Prüfung der angekauften Ware mit einem Profi zu tun hat.


ja, privat.

Ich bin der Meinung, dass ich dir mit 6-7 Bildern, die ich mache und am Kameradisplay anschaue sagen kann ob ein Supertele in der Praxis performed oder nicht. :)

Maik Fietko
25.11.2015, 19:10
Ich bin der Meinung, dass ich dir mit 6-7 Bildern, die ich mache und am Kameradisplay anschaue sagen kann ob ein Supertele in der Praxis performed oder nicht. :)

Dann kommst Du bei meinem nächsten Gebrauchtkauf mit ? :)

Ich hatte auch mal ein Canon 600 f4 L IS gekauft, das hatte eine kleine Delle. Es war leicht unscharf bei 4, erst bei 5,6 wurde es scharf. Mit 1,4er Extender erst bei 8. Habe ich damals nicht bemerkt am Kameradisplay. Das Display der 40D war auch nicht grade hochauflösend.