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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : kann man fotografieren verlernen ?



jar
25.07.2003, 10:42
wenn ich mir meine alten fotos vor 20 jahren ansehe,

damals keine ahnung vom goldenen schnitt gehabt o.ä. , gefallen mir viele vom motiv, dem bildausschnitt besser ( canon A1 mit 50 1,8 oder 35-105 / 3,5 oder mit dem 50/1,4er )

heute langweilen mich meine fotos, liegt es an der schnellebigen zeit, an meiner ungeduld ?

gruss
jar

aze
25.07.2003, 10:43

BBuchgraber
25.07.2003, 10:46
denke ich auch. Einfach so weiter fotografieren wie früher(analog). Wenn es da teilweise Leute gibt die im Urlaub 2000-3000 Bilder schiessen, ruhen die überhaupt noch aus? Gott sei Dank hat es sich bei mir nicht geändert ich überlege immer noch ob das Motiv überhaupt ein Foto wert ist. Bin halt Schwabe ;-)

Islander
25.07.2003, 10:51
Moin!
jemals fotografieren konnte, muss für mich aber feststellen, dass `99 bei meinem Neueinstieg in die Fotografie, nach fast 20-jähriger Abstinenz, sich meine pysische und psychische Art zu Sehen verändert hat. Will sagen, ich sehe nicht nur schlechter, sondern die Welt auch mit anderen Augen und das wirkt sich auf meine Fotos aus.

Mir gefallen meine Frühwerke, in mancher Hinsicht teilweise besser, als das, was ich heute mache.

mfg harms

Ingo Quendler
25.07.2003, 10:53
... irgendwann aber kam bei mir dann der Punkt, wo ich gemerkt habe, dass einfach der großteil meiner Bilder langweilig und nichts besonderes waren.
Seither wird es von Monat zu Monat besser - Viele Motive fotografiere ich einfach gar nicht mehr, oft sehe ich schon im Sucher, dass das Bild langweilig wird, manchmal schon vorher.
Trotzdem haue ich immer noch ne Menge Bilder raus, aber es wird von mal zu mal weniger und auch weniger Ausschuss.

Und ich warte immer noch auf den fotografischen Blick (gelingt mir manchmal schon beim 35er, da kann ich ohne Blick in den Sucher schon den Blickwinkel einschätzen, aber auch nicht immer) - Aber da brauche ich wohl noch ein paar tausende Übungsbilder für...

FX
25.07.2003, 10:54
<i>[BBuchgraber schrieb am 25.07.03 um 10:46:47]
Bin halt Schwabe ;-)</i>

Ja gut, das erklärt einiges :-)))))))))


Mal im ernst; ich denke, dass der Kick einfach weg ist um es mal ganz hart zu sagen. Man schnappt sich die Digicam macht ein paar Bilder und wenn sie einem im Hotelzimmer nicht gefallen, dann macht man sie eben am anderen Tag noch mal. Bei 400 Bildern ist schon was dabei.

Bei der analogen Fotographie war das ja anders. Filmpatronen beulten die Jeans aus, zu Hause wegbringen, beten, freuen.

Ich lese ja ein Buch auch immer noch auf Papier und nicht als pdf Datei oder im Internet. Deshalb auch der Wahn, immer bessere Technik zu haben, um den Kick zu kriegen.

Wenn ich daran denke, was für geile New York Photos ich gemacht habe mit ner 6 Jahre alten Minolta Dynax 7si und nem 28-200 Tamron........

Daxwolf
25.07.2003, 10:55
Soso, ein Schwabe :-)

Ich denke auch, dass in heutiger Zeit leider nicht mehr soviel über Bildkomposition und -Gestaltung nachgedacht wird. Viele halten einfach drauf und denken, eines der Bilder wird schon passen. Früher ;-) - sagen wir mal zu analogen Zeiten - hat man sich, so glaube ich, zu jeder Aufnahme mehr Gedanken gemacht. Dementsprechend war auch der Ausschuss nicht so hoch. War ja auch um einiges teurer als heute.
Ich merke das, wenn ich bspw. Bilder beim Skispringen mache. Zu analogen Zeiten habe ich einen 36er Film drin gehabt und ich wusste, wenn der voll ist, dann muss was Gescheites dabei sein. Heute kommen bei einem solchen Springen 100 bis 150 Bilder zustande, von denen ich eben die Besten aussuche.

Nur bin ich mir nicht sicher, ob ich dadurch unzufriedener mit meinen Bildern bin, als noch vor einigen Jahren. Vielleicht denkt man anders über die Fotografie. Damals hieß es: ich hab mich angestrengt und versucht, das beste rauszuholen - heute: es wird schon was gutes bei den Bilde dabei sein.
Wer weiß - das sind meine Gedanken dazu. Aber trotzdem macht es Spaß, mit der digitalen SLR unterwegs zu sein. Und das ist für mich die Hauptsache.

Ingo Quendler
25.07.2003, 10:57
... ist seit ca. November letzten Jahres.

Aber einige meiner Bilder aus Analogzeiten gefallen mir auch sehr gut.

Eines muss man sich aber klar machen: Die Bilder aus Analogzeiten wirken von daher schon besser, weil man sie vor Augen hat (die meisten in schönen Hochglanzfotoabzügen).
Dagegen sehen selbst sehr gute Bilder am Bildschirm immer etwas schlechter aus, habe ich für mich zumindest festgestellt - ich habe nur selten Fotos ausbelichtet - aber wenn ich es mal gemacht habe, wirkten die Bilder um einiges Besser als am Bildschirm.

Ingo Quendler
25.07.2003, 11:19
Aber nach 5000 Bildern D60, 8300 Bildern 10D, merke ich das es wieder rückwärts geht.
Ich drücke nicht mehr ganz so oft auf den Auslöser...

Das gehört aber alles zum Lernprozess, ohne die Möglichkeit, so zu prassen hätte ich so manche Dinge gar nicht gelernt, z.b. auch nicht, dass man sich in Ruhe ein Motiv ansehen muss, um gute Bilder zu machen und das man nicht jedes Motiv mitnehmen muss, manche sind halt überflüssig, davon braucht man kein Bild...

Außerdem merke ich, wie mich 'normale' Motive immer mehr langweilen. Eine Zeit lang habe ich Insekten fotografiert - Totenlangweilig, wenn man es technisch erst mal kann. Da muss man sich dann schon mehr Mühe geben, mehr Geduld haben, früh aufstehen, usw... (so wie Anju, eine Libelle mit Pollen auf dem Kopf)

Anju
25.07.2003, 11:26
> Außerdem merke ich, wie mich 'normale'
> Motive immer mehr langweilen. Eine Zeit lang habe ich Insekten fotografiert - Totenlangweilig,
> wenn man es technisch erst mal kann. Da muss man sich dann schon mehr Mühe geben,
> mehr Geduld haben, früh aufstehen, usw... (so wie Anju, eine Libelle mit Pollen auf
> dem Kopf)

Du scheinst aehnlich wie ich ranzugehen - nicht die Motive suchen sondern sie einen finden lassen.
Ab und zumal Spinnen oder Libellen ist ok - das was mich reizt ist das Banale in besonderen Situationen.
Und Macro ist heutzutage wirklich banal geworden - als ich vor 20 Jahren mit Balgen anfing war es noch weniger weit verbreitet ;-)

Themen sind mir eigentlich inzwischen egal - hauptsache es ist banal und man kann daran arbeiten es richtig abzulichten.


Andreas

Ingo Quendler
25.07.2003, 11:29
Jeder macht so seine neuen Erfahrungen beim Fotografieren, dieser Erfahrungsaustausch ist m.E. mind. genauso wichtig, wie das beherrschen und diskutieren der Technik.

Daxwolf
25.07.2003, 11:29
Ich galube, dieser Lernprozess hat bei mir auch eingesetzt. Wenn ich so drüber nachdenke, dann versuche ich mittlerweile trotz DSLR auch mehr auf das wichtige Wert zu legen. Auch wenn das manchmal gar nicht so einfach ist.

Die Insektenfotografie (Makros) finde ich jetzt eher weniger langweilig. Es ist für mich immer wieder faszinierend, wenn ich mir nach einem Shooting meine Bilder ansehe (ich weiß, manche sind zu dunkel :-)) und dann Dinge erkenne, die ich normal nicht sehen kann, weil sie zu klein sind. Hätte ich die Zeit dazu, würde ich in der Richtung viel mehr machen. Denn man braucht schon wahnsinnig viel Geduld. Aber irgendwie sehe ich das dann wieder als Entspannung und tolle Abwechslung an. Und wenn dabei was schönes rauskommt, dann wird meine Stimmung gleich um vieles besser und ich freue mich über das, was dabei rauskommt.

Ingo Quendler
25.07.2003, 11:34
ver immer wieder die gleichen Viecher antreffe, d.h. ich sehe auf den Bildern selten was neues.

Aber Du hast schon recht, es ist der Hammer, was da alles zum Vorschein kommt, Dinge die man normal nie zu sehen bekommt.

Das frühe Aufstehen (fürs Licht und evtl. Tau) verschiebe ich aber auf den Herbst, 4-5 Uhr ist für mich dann doch zu heftig...

***CROW***
25.07.2003, 11:36
... der größere Abstand den du zu deinen alten Bildern hast, Erinnerungen, Emotionen...

Ich habe z.B. schon lange das Problem (auch schon gepostet) die Kamera oft in der Tasche zu lassen, weil sich einfach kein interessantes Motiv ergibt (nicht bei geplanten Terminen!). Da ist sie zwar immer mit dabei, aber der letzte Kick des *unbedingthabenwollen* fehlt.

Das macht aber auch die Erfahrung (oder Faulheit?), zeitig zu sehen was nur unteres Mittelmaß wird ;)

Gruß Patric
<img src='http://www.crowhouse.de/forumsbilder/Signatur_crow.jpg'>

KRK
25.07.2003, 11:40
Danke, jar für das Thema und Euch für Eure Antworten. Für mich der inhaltsreichste thread seit langem.
Vielleicht sollte man als inzwischen erfahrender bildüberschwemmter und nicht mehr so genau hinsehender Digitalfotograf (ich spreche nicht von mir - ich bin ein Noch-Analoger) ab und zu seine Alte (die Kamera) aus dem Schrank holen, sich einen Velvia leisten, sich mit 36 Bildern begnügen und aus dieser weisen Beschränkung wieder mehr Bewußtsein für das Motiv, das zukünftige Bild erlangen und nicht auf die Schnappschuss-Masse und die Möglichkeiten der EBV vertrauen. Ziel soll sein, das Bild im Moment der Aufnahme so fertig, so perfekt wie möglich zu haben, eben wie bei der altgedienten, geliebten (?) Diafotografie.

Gerne höre ich Eure Erfahrungen und Meinungen zu diesem Thema.

Gruss KRK

M. Blum
25.07.2003, 11:41
und weniger mit dem Bild, dann ist das vorstellbar. Die komplizierte Technik übt zugegebener maßen eine gewisse Faszination aus.

Dennoch kann ich persönlich deine Erfahrung nicht teilen. Seit ich digital knipse sind meine Bilder wesentlich besser geworden. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass ich die Einstellungen der Aufnahme im Bildergebnis heute viel schneller kontrollieren kann und nicht erst abwarten muss, bis Filme und Bilder entwickelt sind. Es gibt ein sofortiges feedback und wenn das Ergebnis nicht so ist, wie ich es haben wollte, dann mache ich mit veränderten Einstellungen sofort weitere Versuche.

Früher habe ich oft Bilder gehabt, die wegen technischer Inkompetenz nicht zu gebrauchen waren. Das passiert mir heute nicht mehr. Der technische Hintergrund hat mich früher genau so wenig interessiert, wie heute, aber heute ist er für mich durchschauberrer und ich scheitere nicht mehr daran.

Also bei mir ist es eher umgekehrt, als bei dir.

Gruß
Matthias

DUJr
25.07.2003, 11:43
naja ich denke nicht das du etwas verlernt hast, ganz im gegenteil du hast ne Menge dazu gelernt und hällst dich nun meinst an das gelernte, ich glaube da muß man aufpassen das die Bilder nicht langweilig werden. Versuch doch einfach mal was anders zu machen, vieleicht sogar etwas was du eigentlich für 'falsch' hällst.

Ingo Quendler
25.07.2003, 12:04
...Schnitt ist schon oft dagewesen.

Oft wirken Bilder, die sämtliche Regeln brechen erst recht interessant - zumindest gibt es einige Fotografen, die das ganz gut hinbekommen.

Wolfgang Rixen
25.07.2003, 12:16
tja, darauf gibt es nur eine Antwort...

damals hast Du bestimmt aus dem Bauch fotografiert, ohne Sinn von technischen und gestalterischen Dingen, etc.

Heute fotografierst Du aus dem Kopf. Das kann nie gelingen.

Mach Dich einfach frei und fotografiere wieder mit dem Bauch, intuitiv,- wirst sehen dann klappt es wieder.

schöne Zeit
Wolfgang

jar
25.07.2003, 13:02