Hallo an alle Zeileneingabebesessenen!

Vielleicht interessiert's jemanden: Ich habe mal vor kurzem eine kleine Doku über den kompletten Parametersatz für dcraw v8.19 verfasst. Der originale Beitrag mit ein paar Screenshots ist im minolta-forum.de zu finden. Hier in Kürze die Paramter:

-[n]
Bestimmt das Ausgabeformat. Erlaubte Werte sind:

2 ... erzeugt eine gamma-korrigierte 8bit PPM- oder PBM-Datei (default)
3 ... erzeugt eine lineare 16bit PSD-Datei
4 ... erzeugt eine lineare 16bit PPM-Datei

Besonders interessant ist der Parameter -3, da hierbei die Daten am wenigsten "verbogen" werden, und somit ein Optimum an Qualität möglich wird. Da keine Gamma-Korrektur der Daten stattfindet, ist das Bild dunkler als "normal". -2 setzt den Weißpunkt auf 99% und wendet ein Gamma von 0.45 an.
-a
Erzeugt einen automatischen Weißabgleich. Dazu werden die einzelnen Sensoren gemäß ihrer "Farbe" im Mosaikfilter mit unterschiedlichen Multiplikatoren bearbeitet. Dieser Multiplikator-Satz besteht aus vier einzelenen Multiplikatoren für die Farben Rot Grün Blau Grün, und kann manuell über den Parameter -r [n1] [n2] [n3] [n4] eingegeben werden. Sinn dieser Funktion ist, eine Aufnahme einer weißen Fläche von dcraw analysieren zu lassen, sich die Daten durch den Parameter -v anzeigen zu lassen, und dann für weitere Bilder manuell vorzugeben.
Achtung: Der Parameter -a wird von einem gesetzten Parameter -r überschrieben und somit wirkungslos.
-b 1.0
Führt eine Gamma-Korrektur an den Raw-Daten durch. Der Wert 1.0 ist der default-Wert, ein kleinerer Wert erzeugt ein dunkleres Bild (0 = schwarz), ein größerer ein helleres Bild. Die Software UFRaw erlaubt eine Betrachtung der Wirkung von -b auf das Histogramm. Diese Angabe ist mit gesetztem Parameter -3 oder -4 sinnlos, da dann eine lineare Konvertierung erfolgt.
-B [n1] [n2]
Wendet ein "kantenschonendes" Rauschfilter an. [n1] beschreibt einen Pixelwert, [n2] ist eine Farbangabe in CIE Lab (Farbabstand). Ein Startwert von -B 2 4 wird empfohlen. Ich habe damit noch nicht experimentiert.
-c
Schreibt die Daten in die Standardausgabe. Keine Ahnung, was man damit anfangen kann.
-d
Steht für document mode, und ist für Bilder von Drucksachen vorgesehen. Dabei wird keine Farbinterpolation (Demosaicking) vorgenommen. Es erscheinen also im Bild die einzelnen Pixel in der Grauschattierung (Helligkeit), die die Sensorpixel registriert haben. Das Ergebnis lässt sich mit -b oder -r beeinflussen, der Multiplikator-Satz zur Einzelsensor-Anpassung wird also angewendet. Weiterhin werden auch die Bit-Werte auf den Zielraum skaliert, also zB 12bittige Sensor-Werte mit 16 multipliziert, um den vollen Wertebereich in 16bit auszunutzen. Ohne Parameter wird ein 8bit PGM erzeugt, mit -3 oder -4 ein lineares 16bit PSD resp. PGM.
Achtung: Der Parameter -d wird bei gesetztem -h ignoriert.
-D
Wirkt wie -d, aber noch extremer: Es finden keinerlei Anpassungen statt, noch nicht mal die Bit-tiefe wird auf das Endformat skaliert. Liegen die Raw-Daten 12bittig vor, werden sie 1:1 in den 16bit Raum überführt. Von den möglichen Werten 0-65.535 in 16bit werden nur die ersten 12 Bit genutzt, also nur die Werte 0-4.095. Daher erscheint das Bild extrem dunkel. Das ist wohl die rohest mögliche Konvertierung. Das Ergebnis ist ein lineares 16bit PSD.
-e
Extrahiert das Vorschaubild (Thumbnail), und speichert es als [Dateiname].thumb.jpg (oder .ppm, abhängig von der Kamera).
Achtung: Dieser Parameter überschreibt alle anderen. Bei gesetztem -e wird immer nur das Vorschaubild extrahiert, es findet keine sonstige Konvertierung statt.
-f
Steht für four color und dient dazu, bei der Farbinterpolationdas Bild mit 4 Farben zu berechnen. Zum einen wichtig bei Kameras, die 4-Farb-Filter verwenden (Kodak DCS20x/720x: YMYC; Nikon Coolpix 700/775/800/880/885/900/900S/950/990/995/2100/2500/3100/3500/4300/4500/5000/5700: CYGM; Sony DSC-F828: RGBE), zum anderen empfohlen, wenn bei den Interpolationsarten VNG (-q 2) oder AHD (default, -q 3) Probleme mit Artefakten in glatten Flächen auftauchen. Bei 4-Farb-Kameras wird eine PAM-Datei erzeugt.
-h
Erzeugt ein half-size image, bei dem aus jeweils 4 Sensorpixeln ein Bildpixel interpoliert wird. Das ist die mit Abstand schnellste Konvertierung, und ist unerlässlich beim Experimentieren.
Achtung: Eventuell gesetzte Parameter -d oder -D werden ignoriert
-H [n]
Spitzlicht-Restaurierung (Highlight recovery). Befinden sich in mindestens einem Farbkanal an einer Stelle noch Werte unterhalb der Überlaufschwelle, dann können die anderen Kanäle damit restauriert werden - natürlich nicht farbverbindlich. Was bei Adobe Camera Raw ganz hervorragend klappt, gelingt ACR nur symbolisch: Übergelaufene Werte werden durch Rosa-Schattierungen ersetzt... h34r:
Folgende Werte sind erlaubt:

0 ... Ausgeschaltet, die Spitzlichter werden gekappt (clipping), und die Kanäle mit weiß "gefüllt" (default)
1 ... Die Spitzlichter werden nicht abgeschnitten, sondern "irgendwie" mit Rosa gefüllt. (= -n)
2..9 ... Hier sollten die Spitzlichter "intelligent" wiederhergestellt werden. Allerdings ohne vorzeigbares Resultat.

Hierbei werden die Werte, die per -i unter daylight multipliers ausgelesen werden (als R G B ), so umgerechnet, dass der Rot-Wert auf 1.000000 landet, und die anderen entsprechend skaliert werden. Werden also die Werte [n1] [n2] [n3] ausgelesen, dann berechnet sich der Multiplikator-Satz so:

1.000000 [n2/n1] 1.000000 [n3/n1]

Achtung: Der Parameter -H wird von einem gesetzten Parameter -r überschrieben und somit wirkungslos.
-i
Identifiziert die Kamera, und liest einige EXIF-Daten aus. Besonders interessant sind die letzten beiden Zeilen (Beispiel Dimage A2):

Daylight multipliers: 2.094750 0.922500 1.174418
Camera multipliers: 271.000000 256.000000 751.000000 256.000000


Die erste Zeile gibt die Multiplikatoren an, mit denen jeder einzelene Farbwert multipliziert werden muss, um bei Tageslicht eine ausgewogene Farbgebung zu erzeugen. In diesem Falle werden R-Werte mit 2.094750, G-Werte mit 0.922500 und B-Werte mit 1.174418 multipliziert. Wird eine neutrale Fläche bei Tageslicht aufgenommen, so wird diese Fläche auch im konvertierten Bild als neutraler Grauton wiedergegeben. Das rührt daher, dass zum einen die Sensoren unterschiedlich auf bestimmte "Lichtfarben" reagieren, und zum anderen die Farben der Filter unterschiedlich "dicht" sind. Weicht das Licht in seiner Farbtemperatur von Tageslicht ab, dann müssen andere Multiplikatoren verwendet werden. Diese lassen sich zB mit -a ermitteln. Bei der Konvertierung ohne Parameter werden genau diese Multiplikatoren als Multiplikator-Satz verwendet. Dabei wird der kleinste Wert (G) auf 1.000000 normiert, und die beiden anderen entsprechend skaliert:

0.922500 normiert auf 1.000000 (G)
2.094750 : 0.922500 = 2.270731 für R und
1.174418 : 0.922500 = 1.273082 für B ergibt:

2.270731 1.000000 1.273082 1.000000

Die zweite Zeile gibt die Multiplikatoren gemäß der Kamereinstellung bezgl. Weißabgleich an, und zwar in der Reihenfolge des Multiplikator-Satzes R G B G. Diese Werte werden ebenfalls normiert:

256.000000 normiert auf 1.000000 (G)
271 : 256 = 1.058594 ( R )
751 : 256 = 2.933594 ( B ) ergibt:

2.270731 1.000000 1.273082 1.000000

Achtung: Dieser Parameter überschreibt alle anderen außer -e. Es finden außer der Anzeige der Daten keine weiteren Konvertierungen statt.
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