Ist Fotografie eine KUNST oder nur ein Handwerk ?
Shashin
Ist Fotografie eine KUNST oder nur ein Handwerk ?
Shashin
Fotografie kann Kunst sein!
Es ist ein Handwerk, wenn es darum geht Alltagsdinge zu bedienen (z.B. Passbildfotografie/Dokumentarfotografie).
Und in 99% aller Fälle ist es nur "Knipserei" - "Mami im Bikini am Strand von EL Arenal!"
Endlich eine wichtige Frage
Wie sagte dereinst Helmut Newton: "Für mich gibt es zwei dreckige Wörter in der Fotografie. Das eine ist 'Kunst', das andere 'guter Geschmack'."
Dürrenmatt meinte, es sei die alleinige Kunst des Fotografen, zu beobachten.
Andere meinen, Kunst wolle zeigen, was man so nicht sähe.
Ein Indiz wäre, dass das MoMA eine Ecke für Fotografie eingerichtet hat und andere Museen gefolgt sind.
Was man ganz allgemein sagen darf: in diesem Forum (wie in den meisten Fotoforen) trifft man Foto-Kunst nicht an.
Also muss die Frage wohl neu gestellt werden: Woran erkennt man Kunst im Allgemeinen und fotografische Kunst im Speziellen?
Auch ein Rembrandt hat nur sehr fingerfertig Öl auf Leinwand geschmiert -- wo wäre da die Kunst jenseits des handwerklichen Geschicks zu sehen?
Man sieht: Kunst lässt sich nicht über den handwerklichen Anteil definieren. Ein immer wiederkehrender Begriff wäre die "Werkhöhe" -- bringt das Werk etwas ans Tageslicht, das zu einer (intellektuellen) Reflexion Anlass gibt? Wenn nicht, handelt es sich um (Kunst-) Handwerk.
Wird Kunst nicht letzten Endes von den "Konsumenten" gemacht?
Wenn man Kunstgalerien mit von Affen und Elefanten "bekritzelten" Leinwänden bestückt und die "Kunstgemeinde" in pure Verzückung "ob dieser Meisterwerke" verfällt,
stellt sich eher die Frage, wie weit jeder Einzelne von uns bereit ist über seinen eigenen Schatten zu springen und einfaches Geschmiere für sich selbst als Kunst zu definieren...
Kunst wird von Künstlern gemacht und von Konsumenten rezipiert. Wirklich gute Kunst braucht ungefähr zwei Generationen Normalverbraucher, bis sie als Kunst akzeptiert und anerkannt wird. Merke: "Werkhöhe" sagt genau das aus: wie weit über der flachen alltäglichen Betrachtung muss etwas sein, um als Kunst gelten zu dürfen.
Kunst ist halt die Möglichkeitsform jenseits des Praktischen oder Üblichen. Wenn Kunst also irgendeinen Zweck hat, dann den, andere mit etwas "anderem" zu konfrontieren. Wie weit dieses "andere" gehen darf, bleibt dabei unbestimmt -- nur das Gegenteil ist klar und deutlich definiert. Das sind die klaren, die gefälligen, dekorativen und die "Wirklichkeit" möglichst genau abbildenden Werke -- und hier ist auch die Grenze zwischen Handwerk und Kunst zu finden. Wie schon der oben zitierte Helmut Newton ebenfalls ausführte: Ein Mode-Foto kann wie ein Schnappschuss aussehen, oder wie ein Porträt oder wie eine Reportage oder wie ein Architekturbild -- aber niemals darf es aussehen wie ein Mode-Foto.
Die so häufig diskutierten Parameter der Fotografie, der maschinelle Teil, wurde schon längst als entbehrlich, oder eigentlich hinderlich, identifiziert. Vilém Flusser, Niklas Luhman und nicht zuletzt Andreas Feininger haben das schon im letzten Jahrtausend erschöpfend diskutiert -- erstaunlich jedenfalls, dass heute immer noch "Fotografen" über die entbehrlichste Seite des Mediums, seine Technik, Millionen von Zeichen täglich tippen, statt Bilder zu machen und sich dem annähern, was Flusser das "Überwinden der Maschine" postuliert (ohne selbst Lösungsansätze dafür zu liefern, aber irgendwas darf die Welt nach seinem Tod ja auch noch auf die Reihe bringen …).
Das, was gerne als "Kunst" oder zumindest "schönes Bild" gelobt wird, ist meist nur flaches Handwerk, entlang dessen, was die Maschine "Fotoapparat + Nachbearbeitungsgerätschaft + Ausgabesystem" zu leisten imstande ist. Die wirklich künstlerisch relevanten Fragen, wie die Relation des Subjekts zu seiner Umgebung, die "andere Sicht" auf das Subjekt oder die Konfrontation des Betrachters mit dem "anderen", werden selten unter Amateuren diskutiert. Da ist man froh, dass die neueste Kamera schärfere Bilder als die vom Kollegen zusammenbringt und dafür sind auch viele Tausender nicht zu viel. Oberflächlichkeit eben, und auch dafür ist die Fotografie das maßgebliche Medium.
Tja, wenn da nicht dieser Martin Parr (et al.) wäre …
"Mami (nicht) im Bikini am Strand von ???"
Wieder eine persönliche Einstellung, ob Kunst oder nicht...
Das kann jeder zumindest abgaben-/steuerrechtlich selbst für sich entscheiden. ;-)
Ansonsten würde ich das Handwerk nicht mit dem Ausdruck "nur" abwertend der Kunst gegenüberstellen.
Viele der heute hochgelobten Meister der Gemälde waren vorwiegend reproduzierende Handwerker mit relativ bescheidener Kreativität.
Ich finde die Frage auch interessant - jedoch mehr als Türöffner zu anderen Fragen: Warum fotografiere ich? Und: Was suche ich in Fotografien anderer?
Das verlinkte Foto von Martin Parr begegnete mir zum ersten Mal 1996 in der GEO EXTRA Nr. 2, wo die Frage diskutiert wurde: "Ist dies ein gutes Foto?" (Und ich erinnere mich, dass es mich damals verstörte, dass man bei diesem Foto die Frage überhaupt stellen wollte... - die Horizonterweiterung durch die Diskussion war groß.)
Heute halte ich viel davon, wie David DuChemin es sieht:
Bezug auf die Nachricht von dat Buch: The Soul of the Camera ~ David DuChemin
Ist einfach zu beantworten.
Fotografie kann eine Kunstform sein und wenn dem so ist, ist Fotografie Kunst.
Das heißt aber nicht, dass jede Fotografie Kunst ist.
Diese Frage kommt aber sicher nun schon über 100 Jahre zu spät, da dies längst von klügeren Köpfen entschieden wurde.