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Thema: Neues Blog: Christian Ahrens berichtet aus der Produktionspraxis

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  1. #26
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Neues Blog: Christian Ahrens berichtet aus der Produktionspraxis

    Im Sinne deiner Anmerkung "verkorkste Kommunikation" im Artikel darf ich auf deinen kaputten Link auf denselben hinweisen

    Und ganz allgemein und fachlich darf ich anmerken, dass das der gezillionste Beitrag zum Thema ist, in dem um das Problem herum geschrieben, nicht aber eine nachvollziehbare Handlungsanweisung gegeben wird.

    Wenn jemand mit jeder Faser einsteigen möchte, dann werden die guten Ideen wenig helfen -- und wenn jemand schon lange genug "durchhält", kommen die spät. Meiner Meinung nach sollten Fakten auf den Tisch. Die sind so banal, dass eine ganze Seite Blog dafür übertrieben scheint (abgesehen davon haben schon viele solche Seiten geschrieben …):

    Essen, wohnen, anziehen, leben als Single kostet im Monat (OK, je nach Ort) über den Daumen 1600 Euro.
    Steuer, Versicherung, … sorgen für ungefähr eine Halbierung, gesehen vom Ertrag, also müssen 3200 pro Monat reinkommen.
    Das Lokal, die Gerätschaft, das Auto, die "sonstigen Kosten" gut 2000.

    Macht 5200 Euro als "Unterkante" (als Single, ohne Mitarbeiter). Der Monat hat 168 Stunden, macht einen Stundensatz von rund 31,- Euro.
    Allerdings:
    12 Monate hat das Jahr, davon ist ein Monat Urlaub und ein weiterer sonstige "Nichtleistungszeiten" (Krankenstand, …). Also bleiben nur 10 Monate, um die 12 Monate zu verdienen: 31 * 12 / 10: Neuer Stundensatz: 37 Euro.
    Spar- und Rücklagenquote: 10% - aber da Rücklagen nur vom Versteuerten entstehen, 20% - und somit neuer Stundensatz: 45,-

    Nun muss man als Selbstständiger rund 30% seiner Zeit mit Marketing verbringen und nochmal etwa 10% mit Dingen, die der Verwaltung zuzuschreiben sind. Wenn man diese Jobs nicht in seiner Freizeit betreiben, sondern wie ein Angestellter in der regulären Arbeitszeit, müssen diese 40% Zeitaufwand in den Erträgen der 60% Leistungszeit lukriert werden: 45,- / 60 * 100: Neuer Stundensatz: 75,-
    Exkurs: 5 Tage hat die Arbeitswoche, 60% Leistungs-, 40% Nichtleistungszeit, also 3 Tage abarbeiten und 2 Tage neue Jobs lukrieren, Buchhaltung machen, "netzwerken", Portfolio pflegen, …

    Und "on top" möchte man das eingegangene Risiko auch abgegolten, also 15% Risikoprämie "in Hundert", also neuer Stundensatz: 88 Euro.
    Plus Nebenkosten, wie Anreise, Material-Kosten, Gerätemieten, … wenn man nicht bloß im eigenen Studio wirkt.

    Nun stellt sich einfach die Frage: wie viele Stunden á 88,- (plus Mehrwertsteuer, also 105,- brutto) bekomme ich verkauft?

    Berechnungsbeispiel: Jede zweite Woche eine Hochzeit á drei Tage (einen Tag fotografieren, eineinhalb Tage Nachbearbeitung und einen halben Tag Vorbesprechung), das sind 88 x 24 = 2112,- Euro nur für die Leistung (plus Mehrwertsteuer). Bei zwei im Monat also 4224,- Euro, da fehlt noch ein Tausender auf die Unterkante.

    Und dann kommen noch die Nutzhonorare "on top" -- wer gute Kunden hat, die die Bilder lange und oft verwenden, macht damit sein Geschäft. Die Leistungshonorare sind nur das Brot, die Nutzhonorare sind die Butter. Hier der Rechner -- in der Praxis sind die dort ausgewiesenen Sätze eher in der Industrie als beim Dorfgasthaus zu realisieren - aber 30% der errechneten Sätze müssen jedenfalls drin sein, sonst wird's langfristig sehr eng. Das ist der Bonus des gefragten Kreativen -- wer keine Nutzhonorare verrechnet, macht sich zum Handwerker, der halt brav nach Schema F Fliesen legt oder Brötchen bäckt.

    Alle anderen "esoterischen" Überlegungen mit dem hohen Kundennutzen und der Honorarzufriedenheit sind nicht messbar -- wer B2B fotografiert und die Kunden wiederkommen, dürfte es schon richtig machen. Wer mit Konsumenten zu tun hat, kann noch so billig sein, nochmal geheiratet wird so schnell nicht, da ist kein baldiger Folgeauftrag absehbar und entsprechend muss die Preisgestaltung aussehen.

    Kann man diese Preise durchsetzen?

    Ja -- wenn man von seiner Arbeit überzeugt ist und genug Eigenwerbung betreibt, um nicht jeden Auftrag annehmen zu müssen.
    Geändert von ehemaliger Benutzer (26.05.2017 um 08:11 Uhr)

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