Es stimmt, dass Tarnkleidung und gewöhnungsbedürftige Symbolik die Protestbewegung auf dem Majdan dominierte, aber es war doch eine Bewegung aller Schichten...
Es stimmt, dass Tarnkleidung und gewöhnungsbedürftige Symbolik die Protestbewegung auf dem Majdan dominierte, aber es war doch eine Bewegung aller Schichten...
Von den Opfern auf der Seite der Demonstranten wird - zu Recht - viel gesprochen und gezeigt. Aber auch bei den Sicherheitskräften gab es Opfer zu beklagen, die im Westen höchstens im Nebensatz erwähnt werden.
Ich dachte, man würde sie umbringen, so sehr wurden einige Angehörige des Vnutrishni Vojsko (Inneren Heeres ?), einer vlt. mit dem BGS vergleichbaren Organisation, geprügelt, als sie inmitten einer Demonstration von ihrer Gruppe getrennt wurden.
Hier werden sie auf einer improvisierten Sanitätsstation vor dem Abtransport versorgt. Der mittlere Beamte hatte übrigens seine Hörfähigkeit verloren...
Hier wird ein Berkut-Beamter weggetragen, nachdem er wohl auch mit 10 Minuten Herzdruckmassage nicht zu retten war...
Alle Bilder NMZ
Und so wurde dies
zu dem
Hoffe, dass auch die nachgereichten Bilder Euer Interesse fanden.
Jan.
Ich bin echt geschockt, das sind sehr sehr krasse Fotos. Ich bin ein bisschen hin und her gerissen. Auf der einen Seite finde ich Fotos von solchen Ereignissen wichtig, aber du riskierst du ja Leib und Leben.
Warst du für eine Agentur da? Warst du wenigstens gut gesichert? Die Fotos beeindrucken.
Gruß
Jan
tolle Bilder!
Komm heile wieder!
Ich interpretiere das mal als Lob und bedanke mich dafür artig, möchte aber anmerken, dass ich hier aus meiner Perspektive keine krassen Fotos gezeigt habe und mir bei der Bildauswahl - inbes. der Opfer - viele Gedanken gemacht habe. Auch habe ich etliche Bilder nicht gesendet und einige habe ich nicht mal fotografiert weil es meinem Ethikverständnis zuwiderlief.
Die implizierte Frage ist wohl die, die so alt ist wie das ganze Genre und meine grundsätzliche Antwort ist, dass ich dir zustimme: Ja, es ist wichtig, diese Ereignisse zu dokumentieren und zu publizieren. Wenn es für mich auch nicht der ausschliessliche Grund ist, diese Tätigkeit auszuüben, so ist es doch ein erheblicher Bestandteil meiner Motivation.Ich bin ein bisschen hin und her gerissen. Auf der einen Seite finde ich Fotos von solchen Ereignissen wichtig, aber du riskierst du ja Leib und Leben.
Hinsichtlich des Risikos ist es wohl unbestreitbar, dass ein solches existiert. Aber ich bin weder ein zwanzigjähriger Collegeboy Schwachmat , noch übermässig suizidal veranlagt. Daher bemühe ich mich, Risiken angemessen zu beurteilen und - soweit möglich - zu begrenzen oder gänzlich zu vermeiden.
You can't file a story when you are dead...
Nö, ich bin Stricher.Warst du für eine Agentur da?
Will heissen, dass ich mich selbst ausbeute und für die Bildverwerter schön dementierbar bin.
Hmmm....Warst du wenigstens gut gesichert?
Ich denke, dass die beste Sicherung darin besteht, einen kühlen Kopf zu bewahren, Situationen umfassend und richtig zu beurteilen sowie vorausschauend zu handeln. Das beinhaltet auch, immer mindestens einen Rückzugsweg zu planen.
Ansonsten die normale Demo-Ausstattung: Vernünftige Schuhe (ich mag die Bates GX-4, die hervorragenden Grip haben); recht zivil aussehende Einsatzhosen (von Helikon-Tex, denn die sind m.E. besser durchdacht als die 5.11) mit Neopren-Knieeinlagen (die zwar nicht schützen, aber zumindest ein wenig schonen und Nässe und Siff abhalten. Vernünftige Knieschützer, die unter der Hose [ich will nicht zu sehr auffallen] nicht dauernd verrutschen oder alles wund scheuern habe ich noch nicht gefunden); Eishockey-Unterleibsschutz für mein 2. Gehirn ; persönliche Erste-Hilfe-Tasche (selbst zusammengestellt 1); Dünne gummierte Arbeitshandschuhe, darüber fingerlose taktische Handschuhe; Ohrenstöpsel (ich verwende die billigen Quetschteile von 3M, nicht toll und ich sollte mich mal nach was besserem aber doch sehr preiswertem umsehen, damit das Verlieren nicht so schmerzt); Sporthelm (in diesem Fall für Wintersport mit Ohrenschützern, ich glaube für Snowboarder); Gasmaske (3M, Serie 6000. Hätte gerne was anderes, aber alles, was mir bislang gefallen hat, war leider auch im Preisbereich oberhalb von 500 EUR ); Warnweste mit Presseaufschrift (in diesem Fall in Kiev ausgegeben, sogar mit individueller Nummer. Wow!).
Für Kiev nahm ich in 2014 noch dazu mit: Combat Trauma Kit (von mir zusammengestellt für Konfliktzonen 1); Flammhemmendes Unterhemd; Ballistische Schutzweste mit Kevlar und SK4 Platten (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Firma Best Protection für die sehr freundliche Unterstützung sowie geduldige und zuverlässige Zusammenarbeit.)
1 Bevor jetzt jemand 'rumschnackt: Ja, ich kann damit umgehen. Habe ich gelernt und ich frische das Wissen auch regelmässig auf.
Hoffe, ich habe nichts vergessen.
So, nach der Auflistung all der netten Dinge noch einige der damit verbundenen Nachteile:
- Jedes Teil wiegt und voll aufgerödelt schleppst Du incl. Arbeitsmitteln durchaus 15-20kg durch den 14 bis 18+ Stunden Tag. Have fun!
- Der Gehörschutz schützt zwar vor dem Knall, aber leider hörst Du auch nicht, dass der Typ 3 Meter neben dir gerade "Granata!" gerufen hat und kannst sodann auch gleich deine Sanitätskenntnisse praktisch anwenden. An dir.
- Die Schutzweste gibt dir ein wohlig-sicheres Gefühl, aber nach ein bis zwei Stunden Action in dem Ding fühlst Du dich wie in 'ner Sauna und nimmst dir zum 423. Mal vor, demnächst nur noch Hochzeitsfotos zu machen. Wird ja eh besser bezahlt.
- Musst Du mit Weste und Maske 200m laufen, weil's dort gerade interessanter ist, solltest Du die Omi mit dem Rollator nicht behindern, die dich gerade überholt während Du dir selbst versprichst, nach der Rückkehr 'diesmal aber wirklich' Mitglied im Fitness-Club zu werden. Das Versprechen ist aber nach der nächsten Espresso-Pause leider wieder vergessen.
- Last but not least: Geh mal so voll ausstaffiert auf die Toilette. Vielleicht sogar die im Café? ... ROFL.
Vielleicht hat das ganze Geschwafel Dein Interesse oder das von irgendeinem anderen Leser gefunden.
Danke nochmals.Die Fotos beeindrucken.
Dito,Gruß
Jan
Jan.
Geändert von Phoyager (25.03.2014 um 03:24 Uhr)
Danke.
Bin schon wieder zu Hause. Und plane meinen nächsten Ausflug, während ich die Lage in der Ukraine intensiv beobachte. Ich halt's zwar für unwahrscheinlich, dass Vladimirs Appetit noch nicht gestillt ist, aber nicht für ausgeschlossen...Komm heile wieder!
Ansonsten wäre ich wohl erst im Mai wieder dort, wenn Wahlen sind.
Ist eben noch beim Aufräumen zusammen mit einigen Bildern in die Hände gefallen:
Der Abend, an dem die Sicherheitskräfte den Maidan zu stürmen versuchten, nahm teilweise kuriose Züge an. Dokumentiert in einem Videoclip, den ich schnell aufzeichnete: Surreal.
Die Qualität ist schauderhaft, aber ich denke, die Absurdität der Szene kommt trotzdem rüber. Rechts unten erkennt man schemenhaft die Rücklichter der Wasserwerfer aus den Bildern oben im Thread; rechts die markante Unabhängigkeitssäule mit der Bereginja und mittig schimmert an einigen Stellen die Bühne durch, woher auch der (Live!)-Gesang stammt. Später am Abend wurde es Rock und auch Pop...