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Thema: Mein kleiner Bericht zur G1X Mark II - Teil 1

  1. #1
    Moderator Avatar von Andreas Koch
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    Standard Mein kleiner Bericht zur G1X Mark II - Teil 1
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    1. Vorwort

    2012 hatte Canon die erste Version der G1X herausgebracht. Das große Plus der Kamera war, einen großen Sensor in einem relativ kleinen Gehäuse der Powershot-Serie untergebracht zu haben. Die Bildqualität der G1X war unbestritten sehr gut. Allerdings wollte ich damals die Kamera als leichte und mobile Ergänzung zu meinen DSLRs haben. Und als „Immerdabei-Allrounder“ konnte mich die G1X damals nicht überzeugen: für eine Powershot war sie mir doch zu klobig, die Naheinstellgrenze hat mich in kürzester Zeit zum Wahnsinn getrieben, die Geschwindigkeit des AF fand ich für diese Preisklasse auch nicht diskutabel und noch einige Punkte mehr. Die Kamera hatte ich dann auch sehr schnell wieder verkauft, wir passten einfach nicht zusammen.

    Nun hat Canon also die G1X Mark II herausgebracht und schon die Naheinstellgrenze von 5 cm und endlich eine Anfangsbrennweite 24 mm ließen mich aufhorchen. Ich habe jetzt eine Woche mit der Kamera verbracht und möchte hier einige meiner Eindrücke teilen, vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen.

    2. Umfeld

    Die Gesamtbeurteilung der G1X Mark II hängt in meinen Augen ganz wesentlich davon ab, für was man die Kamera einsetzen möchte. Durch den derzeitigen UVP (auf den komme ich noch) wird sie automatisch in die Konkurrenz zu spiegellosen Systemkameras gerückt und damit verglichen. Das finde ich zum einen in gewisser Hinsicht berechtigt, zum anderen aber auch nicht: nicht alles, was gleich viel kostet, ist auch vergleichbar. Eine moderne Mähmaschine kostet z.B. in der gleichen Größenordnung wie ein Lamborghini oder ein Rolls-Royce, trotzdem würde niemand diese drei Geräte miteinander vergleichen, einfach weil sie jeweils für ganz andere Bedürfnisse konstruiert wurden.

    Canon hat sich bei der G1X Mark II bewußt für eine Einheit von Kamera und Objektiv entschieden, und nicht für ein Wechselsystem, denn dafür haben sie bereits die M-Serie oder gleich die kleinen DSLRs.

    Ich denke aus meiner Erfahrung in den letzten Jahren, dass beide Systeme ihre jeweiligen Vorzüge und Nachteile haben. Für jemanden, der ein hochmobiles und flexibles Allein- oder Zweitsystem mit reichhaltiger Ausbaumöglichkeit sucht, ist die G1X Mark II wohl eher ungeeignet und er wird sie aufgrund des Preises und der Leistungsfähigkeit anders beurteilen, als jemand, der eben KEIN zweites Wechselsystem neben seiner DSLR-Ausrüstung haben möchte.

    Für Fotografen, die ein DSLR-System haben und aus unterschiedlichen Gründen bzw. Anforderungen weiterhin behalten möchten, ohne auf den „Spiegellos-Zug“ aufspringen, ist die G1X Mark II sicher ganz anders interessant, weil sie klein, mobil, Lowlightfähig und mit einer guten Bildqualität ausgerüstet ist, die schon recht nahe an DSLRs liegen kann. Zudem ist mit ihr eine Freistellungsfähigkeit möglich, die mit anderen Edelkompakten mit ihren 1/1.7“ Sensoren nicht gegeben ist. Dazu kommen alltagstaugliche 24-120mm Brennweite und ein relativ lichtstarkes Zoom, alles in einem handlichen Paket - ich denke, dass die G1X Mark II durchaus ihren Markt und ihre Kunden hat (auch wenn der sicher kein Massenmarkt ist).

    Ich selbst habe in den letzten Jahren immer ein ausführliches Zweitsystem geführt, zunächst mFT mit GH1/GH2, seit anderthalb Jahren dann Fuji X System. Es war zwar schön, damit nicht immer viel und auffällig schleppen zu müssen, sondern etwas Leichtes und Mobiles dabei zu haben, ohne sich in Sachen Bildqualität deutlich einschränken zu müssen. Aber damit verbunden sind zwei Objektivsysteme mit ihren Charakteristika, zwei Sorten Akkus, Ladegeräte, Zubehör, unterschiedliches Blitzverhalten etc etc. - das fand ich schon immer aufwendig und oftmals belastend.

    Nachdem Canon die winzige 100D herausgebracht hatte, war dann auch innerhalb eines Systems möglich, was ich vorher durch Zweitsysteme abgedeckt hatte. Mit der 100D + EF-S 15-85 + 55-250 STM (und ggfs. 35/2.0 IS) habe ich seit einigen Monaten eine sehr kleine leistungsfähige Fotoausrüstung innerhalb des Canon-Systems dabei, bei der alles noch in eine Thinktank Retro 5 passt und die auch nicht schwerer und größer ist als meine bisherige Fuji X Ausrüstung. Diese werde ich jetzt verkaufen.

    Kann schon sein, dass die Fuji X vielleicht noch einen winzigen Ticken besser sind, als die aktuellen Canon-Sensoren, die in der 100D verbaut sind. Aber ehrlich gesagt, spielt das für mich nicht mehr die entscheidende Rolle - jedermann kann mit dem heutigen Equipment jedes Herstellers ganz wunderbare und ausgezeichnete Fotos machen, zudem arbeite ich sowieso generell mit RAW und fasse jedes Foto einzeln an. Die Vorteile eines gemeinsamen Systems sind mir da wichtiger, alles passt zueinander, alleine die Vorteile eines gemeinsamen Blitzsystems finde ich wunderbar.

    Für mich ist die G1X Mark II daher eine willkommene Lösung innerhalb des bestehenden Systems, wenn ich mal gar nichts wechseln und stattdessen eine kleine Allrounderin dabei haben möchte, die in eine Jackentasche passt und mit der ich in Sachen Bildqualität und Freistellung keine großen Kompromisse eingehen muß.

    Unter diesem meinen sehr persönlichen Gesichtspunkt nun meine Erfahrungen mit der G1X Mark II.


    3. Größe und Gewicht

    Die G1X MkII ist der Versuch, im Kompaktkamera-Segment einen großen 1,5“ Sensor mit einem universalen, relativ lichtstarken 24-120/2.0-3.9 und bildstabilisierten Zoom in einem relativ kompakten Gehäuse zu verbinden.

    Als Vergleich habe ich einige Fotos gemacht, welche die G1X MkII mit einer 100D, der derzeit kleinsten DSLR, und einer Edelkompakten zeigen: der Nikon P7800 mit ihrem 1/1.7“ Sensor, dem 28-200/2.0-4.0 Zoom, mit einem (einfachen) integrierten EVF und Klappdisplay (allerdings vollbeweglich, ohne Touchsteuerung).

    Frontansicht (100D - G1X MkII - P7800)



    Obenansicht:



    Rückansicht:



    Entfernung der internen Blitze von der optischen Achse:





    Mit ausgefahrenen Objektiven im Betriebszustand (dabei 100D mit 18-55 STM):






    Hier mit Telestellung (dabei die 100D mit dem 18-135 STM wegen einigermaßen vergleichbarer Brennweite)




    Displays aktiv:





    Die G1X MkII ist für eine Kompakte relativ schwer, ich war überrascht, als ich sie das erste Mal hochgehoben habe. Sie ist schwerer, als sie auf den ersten Blick erscheint. Hier die Kamera-Gewichte mal im Vergleich:

    100D solo: 420 g.

    100D + 18-55 STM : 627 g.

    G1X Mk II: 557 g.

    Nikon P7800: 400 g.

  2. #2
    Moderator Avatar von Andreas Koch
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    Standard AW: Mein kleiner Bericht zur G1X Mark II - Teil 2
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    4. Haptik und Handling

    Die G1X MkII fühlt sich sehr massiv und wertig an. In Europa wird sie serienmäßig mit bereits montiertem zusätzlichen Handgriff verkauft:

    Klick

    Dieser extended Grip ist nach meiner Meinung auch nötig. In eingefahrenem Zustand ist die Kamera noch ausgewogen, beim Einschalten fährt aber der Objektiv“rüssel“ relativ weit aus und die Kamera wird deutlich kopflastig. Da ist der Handgriff eine echte Hilfe, um sie auch längere Zeit gut halten zu können.

    Wie schon im Forum diskutiert ist das 3“-Display nicht vollbeweglich wie bei der alten G1X, sondern nur nach oben und unten klappbar, letzteres nur bis 45°. Einige finden das gut, andere schlecht - ich selbst bevorzuge inzwischen klappbare Displays, denn Hochformataufnahmen sind bei mir selten und ich finde es manchmal störend, wenn das ausgeklappte Display ständig seitlich „außenbords“ hängt und dann teilweise mit dem Gurt verheddert. Das nach hinten weggeklappte Display der G1X MkII finde ich unauffällig, noch kompakt und es läßt sich auch sehr gut und schnell via Touch mit dem rechten Daumen bedienen.

    Vergleich zur P7800:



    Der Helligkeitsverstellbereich des Displays ist etwas eng für meine Begriffe, aber trotzdem läßt sich auf der hellsten Stufe auch draußen im Sonnenschein und an der See noch damit arbeiten. Das Display dürfte dabei für meine Begriffe noch etwas heller sein, aber man sieht immer etwas darauf, kann die Kamera via Touch bedienen und vernünftig den Bildausschnitt bestimmen.

    Ansonsten gibt es ja noch den elektronischen Sucher EVF-DC1. Zu dem kann ich aber erst in der kommenden Woche was sagen, wenn ich ihn mal testweise ausprobiert habe. Noch liegt er beim Händler.

    Die G1X MkII hat im wesentlichen die Menüstruktur der bisherigen Powershots. Ich persönlich hätte es besser gefunden, wenn Canon ihr das praktische Q-Menü der kleinen DSLRs spendiert hätte, wo man sehr schnell und einfach die relevanten Parameter einstellen kann. Wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, ist das eine schöne Sache.

    Allerdings ist das bekannte Powershot-Menü mit der FUNC-Taste auch übersichtlich und ermöglicht den schnellen Zugriff auf fast alle wichtigen Funktionen on-the-fly. Da kommt mir Canon immer ein bißchen wie Mercedes in den 70er und 80er Jahren vor: kanntest du einen, kanntest du alle. Keine Rätsel in der Bedienung - egal welches Modell: reinsetzen und losfahren. Und kein Studium von 400 seitigen Handbüchern, bevor man überhaupt mal die Handbremse gefunden hat.

    Die Knöpfe und Drehräder der G1X MkII bieten alle gute Rückmeldung. Bedingt durch die Größe und der Kamera und Vielzahl der Knöpfe ist der Platz auf der Rückseite naturgemäß knapp - ich habe etwas zierlichere Hände und kann die Kamera mittels extended Grip und der Daumenauflage sehr gut halten und komme auch nicht versehentlich auf Knöpfe dabei. Für mich passt das perfekt. Das vielfach bemängelte Problem mit dem versehentlichen Betätigen des WiFi-Buttons direkt über der Daumenauflage habe ich überhaupt nie.

    Der eingebaute Blitz sitzt in einer flexiblen Halterung und ist jetzt, wie von Sony und Fuji gewohnt, "tiltbar":



    Wenn man eine helle Decke hat und nicht allzuviel Licht braucht, kann es manchmal als leichtes indirektes Fill-Licht nett sein, allzuviel sollte man davon jedoch nicht erwarten. Es spart aber in manchen Fällen das Herauskramen und Montieren eines größeren Blitzes. Als Zusatz-Gimmick zu gebrauchen.

    Extrem unergonomisch finde ich dagegen die Position des Wiedergabe-Buttons . Der liegt völlig unmotiviert und alleine oben auf dem Gehäuse - auch noch direkt neben dem An-/Aus-Schalter. Weder mit dem Daumen noch mit dem Zeigefinger kommt man da einfach ran, ohne sich die Hand zu verrenken. Oder versehentlich die Kamera auszuschalten . Man gewöhnt sich daran, es stört bei mir aber permanent den Arbeitsfluß und ist einfach ein unnötiges Ärgernis.

    Was einem sofort auffällt, ist das Fehlen eines eigenen, traditionellen Drehrads zur Belichtungskorrektur. Ob ich das gut oder schlecht finden soll, weiß ich selbst noch nicht. Man ist nach 10 Jahren einfach zu sehr daran gewöhnt, mit dem Daumen die Belichtungskorrektur schnell einstellen zu können. Canon hat sich hier für einen neuen Weg entschieden: es gibt zwei massive Drehräder aus Metall (s.o.: daher auch schwer und kopflastig) um das Objektiv. Eines mit „Klick“, eines stufenlos.

    Diese Drehräder lassen sich nun im Menü vielfältig konfigurieren (wie auch einige andere Tasten übrigens). Und zwar nicht nur global, sondern - wenn man möchte - auch jeweils getrennt für P, Av, Tv und M!

    Ab Werk ist die G1X MkII so eingestellt, dass man für die Belichtungskorrektur erst hinten die obere Schaltfläche am Steuerkreuz betätigen muss, und dann am großen vorderen Drehrad wahlweise die Belichtungskorrektur oder die Blende einstellt. Also ein „Toggle-System“. Das finde ich nicht so praktisch, da man des öfteren am Drehrad dreht und leider im falschen Modus ist, also statt Belichtungskorretur die Blende verstellt und umgekehrt. Man kann die Kamera aber auch so konfigurieren, dass man mit dem hinteren der beiden Drehräder die Blende „mit Klick“ verstellt, mit dem vorderen die Belichtungskorrektur (ohne „Klick“, geht aber trotzdem prima!). Also einen Direktzugriff auf die zwei wichtigsten Funktionen hat.

    Derzeit experimentiere ich noch, welche der vielfältigen Einstellungen für mich persönlich die beste ist, aber es macht auf jeden Fall Spaß, die Kamera zu bedienen!

    Hervorragend ist natürlich der Makromodus, wo man jetzt endlich eine praxisgerechte Naheinstellgrenze von 5 cm hat. Zumindest in WW-Stellung. In Telestellung 40 cm. Das macht die Kamera als Allrounderin richtig geeignet und war für mich eine der größten Mankos bei der Vorgängerin.

    Die Speichergeschwindigkeit ist bei Verwendung einer Sandisk Extreme Pro 95 MB/s auch bei RAW in meinen Augen gut. Es gibt keine merkbare Verzögerung der Kamera, überhaupt fühlt sie sich in allen Funktionen recht „snappy“ an. Für mich und meine Verwendung dieser Kamera völlig ausreichend. Vor allem das Ein- und Ausschalten geht fix, das finde ich wichtig im Alltag.

    Ich selbst arbeite ausschließlich im RAW-Format. Daher kann ich zu der Qualität der JPG-Engine auch keine Aussagen treffen, da es für mich keine Rolle spielt. Die G1X MkII ist mit einer ganzen Reihe netter und weniger netter „Kreativ“-Filter und Spezialprogramme ausgestattet. Das eine oder andere habe ich mal ausprobiert, einiges finde ich gelungen und nett als Gimmick, anderes nicht. Ist halt Geschmackssache, für viele Leute in der Zielgruppe dieser Kamera wird es aber sicher wichtig sein. Dickes Minus in meinen Augen: mal wieder wie bei Canon üblich kein vernünftiger Panoramamodus. Genauer gesagt gar keiner. Von den sehr guten und leistungsfähigen automatischen und konfigurierbaren Panorama-Modi von Fuji oder Sony können Canon-User weiterhin nur träumen. Oder eben manuell selbst erstellen.

    Es gibt auf dem Modus-Wählrad neben den PASM und Automatik-Modi noch zwei C-Modi (C1/C2), wo man sich selbst Konfigurationen abspeichern kann, das ist manchmal sehr praktisch.

    Zu Videofunktionen kann ich noch nichts sagen, da ich kaum Video mache. Wenn dann nur kurze Schnipsel zur Erinnerung, das kann die Kamera alle Mal. Ich habe mir aber sagen lassen, dass sie für einen echten Videofan zu wenig kann angesichts der Konkurrenz, aber das spielt für meine Verwendungszwecke keine Rolle.

    Dickes Manko 1: die Batterielaufzeit. Nach 200 Fotos war das erste Mal der Akku alle. Gut, soll man nicht überbewerten, da man zu Beginn ja auch viel experimentiert, aber man merkt doch, dass der Akku äußerst knapp bemessen ist. Ich denke, dass mehr als 250-300 Aufnahmen nicht drin sein werden. Dazu kommen ja normalerweise noch WiFi-Funktionen (nutze ich z.B. gar nicht) oder der EVF, der seinen Strom auch vom Akku bekommen muss. Wenns dann noch nicht gerade Sommer, sondern etwas kälter ist, sollte man wahrscheinlich bei „normaler“ Nutzung der Kamera immer 2-3 Reserveakkus für den Tag dabei haben. Bei einem Stückpreis von derzeit ca. 70 Euro für das winzige Original ja ein echtes Schnäppchen…

    Dickes Manko 2: wieder mal die Stativaufnahme nicht in der optischen Achse, sondern versetzt. Und zwar direkt (1mm!) neben dem Batterie- und Speicherkartenfach. D.h. es ist vollkommen unmöglich, bei Verwendung eines Stativs oder auch nur einer Kameraplatte an Batterie oder Speicherkarte zu kommen, ohne vorher zu demontieren oder die Kamera vom Stativ umständlich abzuschrauben. Hier wird man wohl wieder mal auf praxisgerechte (und teure)
    Zusatzlösungen aus dem Hause von RRS und Konsorten warten müssen.



    5 Bildqualität

    Dickes Manko 3: Offenblendleistung bei WW-Stellung bei Makroaufnahmen bzw. im Nahbereich. Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich dazu sagen soll. Ich versuch´s mal so: entweder man ist schwerer (also richtig schwerer!) Hamilton-Fan, oder man wird damit nicht glücklich. Es ist nicht nur unscharf, es ist einfach bildfüllend supersoft und zudem mit Halos garniert. Kann man wirklich gut als Effekt einsetzen, aber real ist bei Nahaufnahmen im Nahbereich in meinen Augen erst Blende 2.8 nutzbar, knackscharf erst ab Blende 4.0.

    Fairerweise muß man sagen, dass z.B. die hochgelobte Fuji X100/X100s mit ihrer Fixbrennweite das gleiche Phänomen bei Blende 2.0 hat, dort ist es halt der „Charakter des Objektivs“.

    Jeder muß letztlich selbst wissen, ob er damit zurechtkommt oder nicht. Zu beschönigen gibt es da nichts, es ist einfach so. Wobei das Objektiv als Ganzes überzeugt: wenn man sich darauf einlässt, bei Nahaufnahmen eben ein wenig abzublenden (Bokeh wird durch die Sensorgröße trotzdem ausreichend generiert), bekommt man ein sehr schönes Objektiv mit teilweise sehr guten Leistungen, universeller Brennweite, sehr effektiver Bildstabilisierung und im Telebereich scharf ab Offenblende.


    Für meinen Einsatzzweck als mobiler Allrounder ist das Objektiv völlig ausreichend. Besser geht sicher immer (vor allem für den gewünschten UVP, der sich aber noch einpendeln wird), aber das Gesamtpaket der Kamera in Sachen Bildqualität ist für mich absolut stimmig. Die High-ISO-Fähigkeit ist wie schon andernorts beschrieben und vom Vorgänger bekannt sehr gut für die Kompaktkameraklasse, und man muß sich als DSLR-gewohnter Fotograf mit der 1GX MkII auch nicht allzusehr einschränken in Sachen Freistellung, was ich z.B. wunderbar finde, da ich das oft und gerne einsetze.

    DPP zaubert jetzt schon sehr schöne Sachen aus den RAW-Files, und LR 5.4 unterstützt die Kamera leider erst als Beta, da wird demnächst sicher noch einiges mehr gehen, wenn die Unterstützung in vollem Umfang gegeben sein wird.



    6. Der Preis

    Der UVP liegt derzeit bei 849 Euro. In meinen Augen ist die Kamera damit ca. 200 Euro zu teuer eingepreist. Als Gesamtpaket ist die G1X MkII deutlich verbessert gegenüber der Vorgängerin und ob einem die Kamera einen bestimmten Preis wert ist, bestimmt ja immer der eigene Anspruch und geplante Verwendungszweck. Daher machen Diskussionen über den Preis in meinen Augen auch keinen Sinn: einigen ist die Kamera den Preis wert, anderen eben nicht. Das ist wie bei allen Produkten.

    Ich gehe auch nicht davon aus, dass die G1X MkII für einen Massenmarkt ausgerichtet ist, sie ist ein Nischenprodukt und Canon versucht wie jeder Hersteller, zunächst mal die Early Adaptors abzuschöpfen. Ich vermute, dass sich der Marktpreis der 1Gx MkII mittelfristig irgendwo um 690-740 Euro einpendeln wird.


    6. Zubehör

    Das Zubehör zur G1X MKII ist derzeit noch rar gesät. Es gibt den Adapterring FA-DC58E (lt. ersten Berichten passt der alte für die G1X nicht mehr) für den sensationellen Preis von 40 Euro . Er besteht aus Plastik und wiegt ca. 2 Gramm . Hier wird es aber sicher in kurzer Zeit Ersatz von dritter Seite geben. Das Objektiv wird damit mit einem 58mm Gewinde ausgestattet, in das dann passende Filter etc. eingesetzt werden können. Einen stabileren Filtertubus gibt es nicht mehr, da damit die Drehringe am Objektiv nicht mehr bedient werden könnten.

    So wie ich das sehe, ist auch die Gegenlichtblende (die natürlich nicht mitgeliefert wird, war wohl in der knappen Kalkulation von 849 Euro einfach nicht mehr drin) nicht in Kombination mit dem Filteradapter verwendbar. Alternative könnte vielleicht sein, eine Gummigegenlichtblende 58mm zu verwenden - wie das mit Abschattungen im WW-Bereich aussieht, bleibt abzuwarten.

    In Kombination mit der Canon Nahlinse 250D / 58mm ergibt sich allerdings eine interessante Möglichkeit, da sich dadurch der Nahabstand im Telebereich von 40 cm auf nur noch 15 cm verringert. Gerade für draußen unterwegs bietet sich dadurch eine schöne Möglichkeit für Makroähnliche Nahaufnahmen mit kleinem Gepäck! Die Bildqualität dabei ist hervorragend.

    FA-DC58E



    Mit Nahlinse 250D / 58mm:



    Nahabstand Tele: ca. 15 cm




    Die neuen Akkus NB-12L gibt es derzeit noch nicht von Drittanbietern. Hier bleibt nur abzuwarten, bis die ersten Versionen auf den Markt kommen, denn eine vernünftige Arbeit mit der G1X MkII ohne mindestens einen bis zwei Reserveakkus wird aufgrund der recht geringen Akkukapazität (bzw. der Leistungsaufnahme der Kamera) wohl schwierig werden.

    Wem der eingebaute Blitz nicht reicht, für den bietet sich mit dem 270EXII eine gute Alternative. Er ist klein genug, um die Kamera nicht unausgewogen zu machen:





    und bietet die Funktion des indirekten Blitzens:



    Das Kann sicher auch mit einem kleinen Blitzkabel und entfesseltem Betrieb interessant werden. Die G1X Mk II bietet ein eigenes Blitzmenü für externe Blitze (das ist natürlich nicht mit dem Blitzprogramm der DSLRs vergleichbar), bietet aber trotzdem die wichtigsten Möglichkeiten.


    Viele Grüße,
    Andreas

  3. #3

    Standard AW: Mein kleiner Bericht zur G1X Mark II - Teil 1

    Danke für den sehr ausführlichen Bericht.

    Ich hab ihn gerne gelesen, ist er doch tatsächlich praktisch ausgelegt und obwohl natürlich subjektiv, sehr informativ !

    Die Cam ist zwar nix für mich, weil ich entweder nicht soviel Anspruch ans Bild stelle und dann kommt meine Powershot S110 als eben Edelknipse mit und das nenne ich dann mobil oder eben doch Ansprüche stelle, dann muss es (BEI MIR) die 5er sein.

    Ich hab die 100D auch mal gehabt.. eine absoklut klasse Camera.. trotzdem war sie mir in den Situationen, wo ich halt was ganz kleines nur haben wollte, noch etwas zu gross, daher halt nur S110.

  4. #4
    Free-Member Avatar von Tango
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    Standard AW: Mein kleiner Bericht zur G1X Mark II - Teil 1

    Danke für den infoŕmativen Bericht!
    Das Objektiv ist wohl eher als 24-120/4.0 zu sehen. was eigentlich auch in Ordnung wäre. Die kurze Akkulaufzeit ist schon ein Handicap. Mal schauen wie sich der Preis entwickelt und was die Konkurrenz noch so auf den Markt wirft.

  5. #5
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    Standard AW: Mein kleiner Bericht zur G1X Mark II - Teil 2

    Ebenfalls Danke für den tollen und ausführlichen Bericht! Auch Deine einführenden Gedanken generell zur Ausrüstung/Zweit-/Kompaktkamera finde ich interessant. Neben meinem DSLR-Schlepp suche ich auch schon einige Zeit nach einer "Kompaktlösung". Meine bisherigen Versuche mit der RX100 (Mark I) und der EOS M waren (für mich!) letztlich nicht wirklich befriedigend. Die G1X II war nun ein heißer Kandidat für diesen Sommer. Aber Dein Bericht bestätigt eigentlich, was ich bislang schon ahnte/befürchtete: Das Gesamtpaket der G1X II stimmt - aber nicht zu diesem Preis!

    Insofern kann ich diesem einen Satz auch nicht so ganz zustimmen:

    Zitat Bezug auf die Nachricht von Andreas Koch Beitrag anzeigen
    ...Daher machen Diskussionen über den Preis in meinen Augen auch keinen Sinn: einigen ist die Kamera den Preis wert, anderen eben nicht. Das ist wie bei allen Produkten.
    Das Problem mit dem Preis ist, dass wir es hier nicht mit dem gepimpten Panasonic- und Sony-Unfug a la Leica und Hasselblad zu tun haben. Klar, irgendwelche Leute wird es immer geben, die viel zu viel Geld für viel zu wenig Gegenwert ausgeben. Wenn man aber das Marktumfeld (Spiegellose, Edelkompakte, Sonys Innovationshunger mit der RX-Serie, Canons Desaster mit der EOS M) betrachtet, dann will die G1X II als Neuerscheinung mit DIESER Technik zu DIESEM Preis einfach nicht so recht in Landschaft passen.

    Konkret: Hätte die G1X II im Kit mit dem Sucher das gekostet, was im Moment die (mehr oder weniger) unmittelbare Konkurrenz, die Sony RX100 II kostet - also ca. 600 und nicht das doppelte! -, dann hätte ich sofort zugeschlagen. So liebäugle ich nun doch wieder mit der 100D, die mit 18-55 + 55-250 zusammen für ca. 800 Euro (!!) zu haben ist - auch in so macher Hinsicht ein Kompromiss, aber wenigstens stimmt hier das Preis-Leistungs-Verhältnis!

  6. #6
    Free-Member Avatar von ceving
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    Standard AW: Mein kleiner Bericht zur G1X Mark II - Teil 1

    Zitat Bezug auf die Nachricht von Tango Beitrag anzeigen
    Danke für den infoŕmativen Bericht!
    Dito!

    Zitat Bezug auf die Nachricht von Tango Beitrag anzeigen
    Das Objektiv ist wohl eher als 24-120/4.0 zu sehen. was eigentlich auch in Ordnung wäre.
    Entspricht dann aber in Anbetracht des Verlängerungsfaktors ca. Blende 8.

    Zitat Bezug auf die Nachricht von Tango Beitrag anzeigen
    Die kurze Akkulaufzeit ist schon ein Handicap.
    Die Inkompatibilität der Akkus in meinen Augen sehr viel mehr. Und der Stativ-Anschluss: zum schreiend weglaufen.

    Zitat Bezug auf die Nachricht von Tango Beitrag anzeigen
    Mal schauen wie sich der Preis entwickelt und was die Konkurrenz noch so auf den Markt wirft.
    Ja diese Photokina wird mal wieder sehr interessant.

  7. #7

    Standard AW: Mein kleiner Bericht zur G1X Mark II - Teil 1

    Danke für den aufschlussreichen Bericht, der die Stärken und Schwächen sehr gut auf den Punkt bringt. Ist wirklich hilfreich bei einer eventuellen Kaufentscheidung.

    Canon hat mit der G1X II die dringendsten Verbesserungen zum Vorgängermodell gebracht, ohne es wirklich kompromisslos gut zu machen. Das ist nichts Neues und scheint Absicht zu sein - es soll ja noch Potential für einen Nachfolger bleiben ...

    Dass jedes Mal ein neuer Akku entwickelt wird, der dann nicht mal Mindestanforderungen erfüllt (1 Tag ohne Wechsel für durchschnittliche Nutzer), ist höchst ärgerlich. Dass Canon nun damit droht, dass bei Einsatz von Fremdakkus die Garantie erlischt, ist schon ziemlich ungehörig. Ich habe schon eine derartige Sammlung von verschiedenen Akkus vorrätig halten müssen, dass ich meine Kaufentscheidungen inzwischen auch davon abhängig mache, mit möglichst wenig verschiedenen Akkus auszukommen (so wie ich zuhause nur noch Lampen kaufe, die mit E27- oder E14-Fassungen ausgestattet sind). Gelobet sei die Zeit, als meine G3 und G6 den gleichen Akku hatte wie meine 5DI und 40D (den 511er für G1, G2, G3, G5 und G6!!!) - dass das konstruktiv ging, kommt aus jetziger Sicht einem Weltwunder gleich!

    Dass bei (fast) der gesamten G-Serie die Objektiv-Adapterringe nicht aufs Folgemodell bzw. mehrere Modelle passen (obwohl sich die Daten und Konstruktion des Objektivs nicht gändert haben), passt dann schon wieder dazu. Dass jetzt der Plastikring 40 Euro kosten soll (der in der Produktion ein paar Cent kostet), ist einfach eine Frechheit.

    Noch was zur Makro-Eignung der G1X II: Ein echtes Makro-Objektiv für eine (D)SLR ist durch die notwendige Bildfeldebnung im Nahbereich aufwändig und teuer. Und es gibt sie (auf Vollformat bezogen) ab der Normalbrennweite bis in den Telebereich. Weitwinkel-Makros gibt es da bis heute nicht. Und die tolle Nahgrenze der Kompakten ist nur durch den Mini-Chip und die ohnehin gigantische Schärfentiefe möglich. Die G1X II hat nun aber einen Chip, der fast DSLR-Größe erreicht - mit den Vorteilen (Rauscharmut, Freistellmöglichkeit) und Nachteilen dieser Größe (Makro-Schwäche). Wenn ich bei einem Objektiv (noch dazu einem sowieso schon kompromissbehafteten Zoom-Objektiv!) im Prinzip nur die Nahgrenze verringere, ohne den Nahbereich auch entsprechend qualitativ zu korrigieren, dann kommen verzeichnete, randunscharfe, weiche Hamilton-Fotos dabei heraus! Hauptsache, die Marketing-Fritzen können "5 cm Nahgrenze" in die technischen Daten schreiben! Es ist mit einem Zoom und der Chip-Größe schlicht unmöglich, randscharfe und knackige Makro-Fotos zu schießen!

    Gruß, Dietmar

    www.abcdesign.at

  8. #8
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    Standard AW: Mein kleiner Bericht zur G1X Mark II - Teil 1

    Zitat Bezug auf die Nachricht von Artefakt Beitrag anzeigen
    ...es soll ja noch Potential für einen Nachfolger bleiben ...
    [/URL]
    Das sagen wir bei jeder Canon-Neuerscheinung der letzten 5 Jahre.

  9. #9
    Free-Member Avatar von ceving
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    Standard AW: Mein kleiner Bericht zur G1X Mark II - Teil 1

    Zitat Bezug auf die Nachricht von alephnull Beitrag anzeigen
    Das sagen wir bei jeder Canon-Neuerscheinung der letzten 5 Jahre.
    Ne das ist schon deutlich länger das Motto von Canon.

    Die 5D ist von 2005 und hätte damals schon den AF der analogen 3er haben können. Einen adäquaten AF hat Canon erst in die 5DmIII eingebaut. Die 3er hatte 7 Kreuzsensoren, die 5D aber nur einen. Mehr Vorsatz geht nicht oder?

    Entweder man lernt das zu lieben oder man muss sich von Canon verabschieden.

  10. #10
    Free-Member Avatar von mack
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    Standard AW: Mein kleiner Bericht zur G1X Mark II - Teil 1

    Hi
    ich konnte heute (leider nur sehr) kurz mit der G1XII rumspielen.

    Der erste Eindruck: WOW ist das Teil schwer! Wie ein Ziegelstein!
    (Natürlich viel leichter als der SLR plus L.)

    Was mir aufgefallen ist, wenn man zoomt oder einfach die G1 auf ein
    neues Motiv schwenkt, fokussiert sie ständig (ohne andrücken des
    Auslösers) und ist daher auch wirklich sehr schnell scharfgestellt und
    bereit abzudrücken. Der Fokus braucht sich so auf keinen Fall mehr zu
    verstecken!
    Das wird auch ein Grund sein, dass der Akku (wie von euch beschrieben) nicht sehr lange durchhält.

    Also für das kurze fummeln hat mir das Teil sehr gut gefallen!!

    Mack

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