Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 10 von 15

Thema: Stadtfotografie

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Free-Member Avatar von schlattm
    Registriert seit
    26.10.2010
    Beiträge
    323

    Standard Stadtfotografie
    Thread-Eröffner

    Hallo Miteinander


    Ich hab nun die letzten Monate bereits einige Städte gesehen. Aktuell bin ich in Tokyo und möchte die Stadt natürlich auch entsprechend ablichten. Ich tue mich jedoch immer ein bisschen schwer mit der Fotografie in den Städten. Irgendwie krieg ich da keine vernünftigen Bilder hin.

    Habt Ihr irgendwelche Tips bezüglich Aufnahmen in grossen Städten mit hohen Häusern. Die UWW Bilder mit meinem 10-22mm von unten nach oben mag ich nicht sonderlich!

    Kennt irgendjemand von euch evtl. einen kleinen Online-Guide der sich mit den Basics dieses Bereichs auseinandersetzt? Worauf soll/muss man sich achten?



    Gruss
    Marco

  2. #2
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Stadtfotografie

    Zitat Bezug auf die Nachricht von schlattm Beitrag anzeigen
    Ich tue mich jedoch immer ein bisschen schwer mit der Fotografie in den Städten. Irgendwie krieg ich da keine vernünftigen Bilder hin.
    Es gibt so viele Methoden, in Städten zu fotografieren, dass es Bücherbände füllen würde. Worum geht es denn? Die Architektur, die Menschen, die Stimmung, die Wahrzeichen? Im Kern kann man sagen: wenn du es mit den bisherigen Methoden nicht geschafft hast, mit den Ergebnissen zufrieden zu sein, musst du die Methoden verändern.

    Zitat Bezug auf die Nachricht von schlattm Beitrag anzeigen
    Habt Ihr irgendwelche Tips bezüglich Aufnahmen in grossen Städten mit hohen Häusern. Die UWW Bilder mit meinem 10-22mm von unten nach oben mag ich nicht sonderlich!
    Zwei: Telebrennweiten verdichten Straßenszenen häufig imposanter als Superweitwinkel. Auch Gebäude gewinnen häufig durch Tele-Distanz, wie schon Feininger mit den New Yorker Brücken eindrucksvoll unter Beweis stellte.
    Der andere Tipp wäre sich mit UWW aus erhöhter Position einen Überblick zu verschaffen, wenn der Blick von unten unbefriedigend ist.
    Zitat Bezug auf die Nachricht von schlattm Beitrag anzeigen
    Worauf soll/muss man sich achten?
    Wie gesagt, es gibt gazillionen Wege, eine Stadt zu inszenieren. Die grundsätzlichen Hinweise gelten jedenfalls: Schau, dass das Licht stimmt, dass dein Motiv interessant und plastisch Aufmerksamkeit erregt, dass etwas "Einmaliges" zu sehen ist, dass das "Große Ganze" mit subtilen Details aufgefettet wird (wobei es da um Nuancen geht -- Streiflicht auf die Fassade, ein angebundener Hund vor dem Fleischerladen …), dass du den Charakter einfängst, statt Fakten zu zeigen. Letzteres bezeichne ich seit Langem als "Verb-Fotografie", im Gegensatz zur Substantiv-Fotografie. Letztere ist "ein Haus", "ein Auto", "Timm auf der Schaukel", "Die Ruine Sowieso", "Die Deckenmalerei der Kirche St. Über", eben: Substantive. In der "Verb-Fotografie" geht es um die Aktion, die Umstände der Aufnahme.

    Das Auto rast um die Ecke; Timm schaukelt hoch; viele Touristen bewundern die Ruine Sowieso; Robert betrachtet die Decke der Kirche St. Über; in diesem Haus lebt eine Katze (wenn die am Fensterbrett sitzt, sonst halt was anderes). Wenn man das Substantiv des Motivs in einen kleinen Aussagesatz verpackt und den inszeniert, kommt man meist schon etwas weiter.

    Wenn man eine Stadt porträtieren möchte, kommen solche Aussagesätze schnell:
    Der Verkehr pulsiert; Zahllose Fußgänger hasten in alle Richtungen; auf den Parkbänken entspannen Pensionisten; Händler preisen frische Fische an; und so weiter.

    Am Ende machst du diesen kleinen Aussagesatz und inszenierst ihn. Statt "ein tolles Auto" solltest du "der Wagen gleitet souverän durch die enge Gasse" denken. Weil der Gedanke der Handlung vorauseilt, werden sich mit den richtigen Gedanken / Formulierungen für dich die Bilder automatisch "richtiger anfühlen".

    Ach ja: und wenn du den Aussagesatz so ungefähr hast, brauchst du manchmal eine Wartezeit, bis sich die Inszenierung wunschgemäß ergibt. Nach meiner Erfahrung ist bei realistischer Erwartungshaltung jedes Bild nach etwa 10 Minuten zu schaffen -- wer abdrückt und gleich weiter hastet, hat weniger Glück, "das" Bild zu treffen.

    Viel Spaß im Land der aufgehenden Sonne!
    Geändert von ehemaliger Benutzer (28.04.2017 um 18:25 Uhr)

  3. #3
    Free-Member Avatar von schlattm
    Registriert seit
    26.10.2010
    Beiträge
    323

    Standard AW: Stadtfotografie
    Thread-Eröffner

    Besten dank für die umfangreiche Antwort. Ich halte deine Idee für einen guten Ausgangspunkt! Gerade auch das warten auf den "richtigen Augenblick" werde ich mir merken und versuchen die Geduld hinter der Kamera zu halten wenn ich die nächsten Tage nochmals in der Stadt bin! Wenn man zu 2. unterwegs ist ist dies halt jeweils etwas schwieriger oder für den nicht Fotopartner langweilig!

    Bzeüglich gutem Licht habe ich hier jedenfalls noch 2 Punkte die ich in der abendlichen blauen Stunde besuchen will! Mal schauen was da dann rauskommt, bisher macht das Wetter leider noch nicht ganz mit.


    FrankD: Ich mag deine Bilder mit den Augen, die Idee gefällt mir! Jedoch würde ich so was eher zuhause in meiner Heimatstadt umsetzen und nicht hier auf reisen!



    Gruss und ein schönes Wochenende

  4. #4
    Free-Member Avatar von hs
    Registriert seit
    01.07.2003
    Beiträge
    7.942

    Standard AW: Stadtfotografie

    Hi Marco,

    Zitat Bezug auf die Nachricht von schlattm Beitrag anzeigen
    Bzeüglich gutem Licht habe ich hier jedenfalls noch 2 Punkte die ich in der abendlichen blauen Stunde besuchen will!
    Das beste Licht herrscht bei Sonnenaufgang bzw. Sonnenuntergang, und auch die blaue Stunde hat natürlich ihren eigenen Reiz.

    Wenn die Sonne sticht und alles von Touristen überflutet ist, ist es schwer was brauchbares zu bekommen. Als "early bird" hat man zudem den Vorteil dass man oft andere Motive bekommt, z.B. die Einheimischen auf der Vespa beim Weg zur Arbeit und eben nicht die Touristen.

    Prinzipiell sind "Menschen in der Stadt" ein oft lohnendes Thema, Verkäufer, Musiker, sich unterhaltende Menschen in einem Cafe, etc.. Dem gegenüber stehen aber "die Rechte am eigenen Bild" und die Problematik, die sich daraus ergibt. Ein Bild sollte auf alle Fälle eine kleine Geschichte erzählen und nicht nur "ich war da" dokumentieren. Ein Strassenverkäufer, der seinen Stand aufbaut, kann ein interessanteres Motiv sein als hinterher das Panorama des gesamtem Marktes.

    VG Helmut

  5. #5
    Free-Member Avatar von schlattm
    Registriert seit
    26.10.2010
    Beiträge
    323

    Standard AW: Stadtfotografie
    Thread-Eröffner

    Danke allen hier noch fürs Feedback! Ich war gestern noch etwas in der Stadt unterwegs, diesmal alleine und ich konnte mir entsprechend etwas mehr Zeit nehmen.


    Hier mal 2 Beispiele in welchen ich einige Hinweise von hier versucht habe umzusetzen.








    Über Meinungen bin ich gespannt!

    Gruss
    Marco

  6. #6
    Free-Member Avatar von hs
    Registriert seit
    01.07.2003
    Beiträge
    7.942

    Standard AW: Stadtfotografie

    Hi Marco,

    beide Bilder hauen mich nicht vom Hocker, aber ich denke dass Du noch genug Gegelegenheit haben wirst dies anzugehen.

    Bild 1 ist mir zu überladen, wenn gleich zwei lohnenswerte Motive enthalten sind.
    - handy- und musikabwesend Jugendliche
    - Einkaufstrubel (sogar mit SLR um den Hals *staun*)
    Die Kabel und Wasseranschlüsse lenken ebenfalls ab.
    => Weniger ist mehr, versuche weniger auf das Bild zu bekommen und arbeite ein Hauptmotiv heraus

    Bild 2 ist mir zu nichtsaussagend.
    - die Architektur ist nix besonderes
    - die Personen gehen da halt
    Das einzige was ich an diesem Bild interessant finde ist, dass ich denke erkennen zu können, dass es sich um Japaner handelt, obwohl ich deren Gesicht gar nicht sehen kann. Frag mich nicht warum?


    VG Helmut

  7. #7
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Stadtfotografie

    Zwei sehr gewöhnungsbedürftige Bilder, um es vorsichtig zu sagen. Ich würde dir Saul Leiter (youtube …) ans Herz legen, der in ähnlichen Situationen gearbeitet hat.

    Zur Straßenszene: Scharf ist nur der Kabelverteiler, aber dann driftet das Bild in gnädige Unschärfe. Wenn der Aussagewunsch war: "In Tokio gibt's coole Installationen", hast du 100 Punkte. Ich fürchte aber, du wolltest nicht die Schwachstromtechniker entzücken, sondern auf die elektronische Braut hinweisen. Da aber reicht die Schärfe nicht hin und die sonstigen Fußgänger erzählen auch nicht mehr. Da ich deinen Aussagewunsch nicht kenne, kann ich auch keine Varianten anbieten. Wenn du zufrieden bist, bin ich es auch.

    Der Durchgang liefert ein paar spannende Diagonalen, die sich ungefähr in der Umhängetasche des Herrn schneiden (fallendes Geländer rechts, Bodenlinie links)… womit die Tasche zum Kern des Bildpudels wird. Der Kopf des nach rechts Abgehenden ist ein bisserl hilflos, da ist Photoshop dein Freund. Die Dreiergruppe "verschließt" optisch den Durchgang, die Situation wird "sperrig", für den Betrachter ergibt sich das Problem, an den dreien vorbei zu müssen, was archaische Reflexe auslöst. Da das eine eher geometrische Szene ist, vermute ich, dass sie besser wirken würde, wenn die drei bis in das Sonnenfeld vor dem endgültigen Schatten weiter gegangen wären. Wahrscheinlich (die Körperhaltung und Blickrichtung deuten es an) wendet sich die Gruppe bald nach links. Da sie erst an den Pflanztrögen vorbei muss, geht sie ziemlich sicher in dieses Sonnenfeld und wendet sich dabei (als Linie mit drei Punkten) als Diagonale nach links, quasi als Verlängerung der Bodenlinie links -- dann wäre die Geometrie offener, nicht so sperrig. Du hättest also nur drei Sekunden später nocheinmal auslösen müssen, um das zweite Bild zu haben und wenn die drei sich so verhalten, wie ich vermute, wäre es das bessere geworden.

    In der bestehenden Fassung, ohne Aussagewunsch wie immer schwer zu kommentieren, ist mir vor allem das Gebäude mit den schiefen Konstruktionsteilen samt den blassen Spiegelungen ein wenig zu kraftlos. Der Durchgang dürfte einen deutlicheren Schatten zeigen, um die Bewegung "zum Licht" zu verdeutlichen, die Sonnenzonen dürften ein bisschen intensiver / oranger werden, der Rest ein bisschen ins Blau gehen.

    Zusammenfassend: Ich glaube, du fotografierst sehr mit dem Kopf ("Wie werden die im Forum das wohl finden?") statt mit dem Bauch. Was haut dich in Tokyo um? Was findest du krass? Was ist dort anders als hier? Gerade die Durchgangsszene kann ich mir eigentlich überall auf der Welt vorstellen und dann stellt sich halt die Frage: wozu muss ich um die halbe Welt reisen, um so etwas zu sehen? Was ist da so spektakulär, dass man abdrückt? Die "laute Straße" schaut aus wie eine typische Geschäftsstraße in jeder beliebigen Großstadt. Das Herausragende wäre der Rotschopf, der aber ist unscharf, hinter einer Säule und von hinten. Ich finde in beiden Bildern keinen "Anker", der mich neugierig werden lässt und ich fürchte, damit hast den Aussagewunsch, was immer der gewesen sein mag, nicht plastisch genug inszeniert.

  8. #8
    Free-Member Avatar von schlattm
    Registriert seit
    26.10.2010
    Beiträge
    323

    Standard AW: Stadtfotografie
    Thread-Eröffner

    Danke Helmut und f:11 für die hilfreichen Kommentare und Kritiken! So kann man sich weiterentwickeln!

    Um ehrlich zu sein, habe ich den Fehlfokus der Strassenszene erst gar nicht bemerkt und erst nach deinem Hinweis festgestellt.


    Wir haben nun entschieden noch bis zu Beginn der nächsten Woche in Tokyo zu bleiben. Ich werde mir entsprechend die Zeit nehmen um noch ein bisschen auf den Strassen üben zu gehen! :-)



    Gruss aus dem Land der aufgehenden Sonne
    Marco

  9. #9
    Free-Member
    Registriert seit
    16.02.2011
    Beiträge
    397

    Standard AW: Stadtfotografie

    Zitat Bezug auf die Nachricht von schlattm Beitrag anzeigen
    Wir haben nun entschieden noch bis zu Beginn der nächsten Woche in Tokyo zu bleiben. Ich werde mir entsprechend die Zeit nehmen um noch ein bisschen auf den Strassen üben zu gehen! :-)
    Du kannst auch mal mit verschiedenen Aufnahmehöhen spielen: Mal in die Knie gehen oder hinlegen, etc., das kann auch ganz nette Perspektiven verschaffen...

  10. #10
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Stadtfotografie

    Zitat Bezug auf die Nachricht von KloBoBBerLe Beitrag anzeigen
    Du kannst auch mal mit verschiedenen Aufnahmehöhen spielen: Mal in die Knie gehen oder hinlegen, etc., das kann auch ganz nette Perspektiven verschaffen...
    Das ist ein großartiger Vorschlag -- und ein sehr kommunikativer: Vor einiger Zeit habe ich nachts im Schnee gelegen, um Vollmond und Eiszapfen ins Bild zu kriegen. Prompt sind ein paar Fahrzeuge stehen geblieben um sich zu erkundigen, ob ich Hilfe bräuchte. Aber auf Deutsch. Hätten die mich auf Japanisch gefragt, wäre ich vielleicht in der Klapse gelandet

Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •