Antarktis 2018 Expedition Breitengrad 66

[ehemaliger Benutzer]

Hallo,

inzwischen sind wir eine recht große Strecke in südlicher Richtung weitergefahren. Nachts fahren wir der offenen See zugewandt um Renaud Island und Lavoisier Island herum. Morgens um 6 Uhr (9 Uhr UTC) passieren wir den südlichen Polarkreis bei 66°33'S und 67°23'W

#124: GPS System auf der Brücke (C) Chelsea Claus (Bordfotografin)


#125: Heute ist mit ca. 0 Grad Lufttemperatur der kälteste Tag. Es ist bedeckt, die Sonne schafft es immer nur kurz durch die Wolken zu gucken und es ist sehr sehr windig. Blick vom Schiff auf Detaille Island


#126: Britische Forschungsstation W


Dies ist die erste von mehreren Forschungsstationen, die wir auf unserer Reise sehen und besichtigen. Die Station W wurde 1956 erbaut und 1959 wieder verlassen. Mitte der 60er Jahre war für 6 Monate noch mal ein Trupp von Stonington Island zu Besuch. Seither ist die Station in dem Zustand, wie sie 1959 verlassen wurde. Das Schiff, das 1959 die letzte Besatzung abholen sollte, konnte wegen zuviel Seeeis nicht bis zur Insel vordringen. Daraufhin haben die Leute entschieden, sich über das Eis zu Fuß zum Schiff zu begeben und haben deshalb nur das nötigste mitgenommen. Daher ist noch viel von den Alltags Gegenständen und den Essenskonserven in der Hütte, die man dort so benötigte.
In einer gewissen Weise ist das natürlich auch ein Lost Place. Es kommt hin und wieder jemand vom ukaht (united kingdom antarctic heritage trust) vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Und natürlich regelmäßig solche Bootstoristen wie wir. Dies ist nun eine von den Inseln, auf denen sich max. 50 Personen gleichzeitig aufhalten dürfen. In die Hütte dürfen immer nur 12 Personen gleichzeitig rein. Es wird auch darauf geachtet, dass man nicht mit nassen Gummistiefeln reingeht, um die Hütte nicht durch Feuchtigkeit zu beschädigen.
Lange Zeit wurde die Hütte nach Ihrer Aufgabe sich selbst überlassen. Das Dach war teilweise eingebrochen und es lag meterhoch Schnee in der Hütte. Das wurde inzwischen alles wieder hergerichtet.

#127: Hier nochmal die Geschichte zur Hütte in englischer Sprache


Die folgenden Fotos sind alles Aufnahmen der Innenausstattung im Stile von typischen Lost Places Bildern.

#128: Schlafraum 1


#129: Schlafraum 2


#130: Küche


#131: Fleischwolf


#132: Besteckkasten


#133:Funkraum


Neben den Briten hatten und haben auch die Argentinier, Chilenen und weitere Nationen Stationen in der Antarktis. Die britischen Stationen haben alle einen Buchstaben des Alphabets als Namen. Die Stationen wurden alle in England im Baukastenprinzip gebaut und in einzelnen Kisten verpackt in die Antarktis verschifft. Um die Kisten dann den einzelnen Stationen zuordnen zu können sind die Kisten pro Station mit einem Buchstaben gekennzeichnet worden. Die Station auf Detaille Island ist eben Base W, gesehen haben wir noch Base Y auf Horseshoe Island und Base E auf Stonington Island.
Übersicht der britischen Antarktis Stationen:
https://antarktis.ch/2000/01/01/die-...n-von-a-bis-z/

Frank

[ehemaliger Benutzer]

Hier noch ein paar Eindrücke von der kleinen Insel Detaille Island und der Umgebung.

#134:So ein bisschen Sonnenlicht ist zu erahnen


#135: Man merkt deutlich, wie weit südlich wir inzwischen sind. Es treiben immer mehr Eisberge und Seeeis Platten im Meer.


#136: Zur Abwechslung in der Tierwelt mal eine Blauaugenscharbe. Die war hier auch recht häufig anzutreffen.


#137: Ein Adelie Pinguin. Das am Flügel ist keine Verletzung, der ist nur ein wenig verschmutzt.


#138: junge Adelies in unterschiedlicher Ausprägung ihres Federkleids


#139: und nochmal ein Skua


Gruß Frank

[Holger_W]

Wahnsinnig schön und interessant was Du uns hier zeigst, Frank. Ich denke wir sollten anfangen zu sparen um dies auch einmal zu erleben. Du warst sicherlich allein, wenn die Frage gestattet ist. Bei zwei Personen nimmt das fast schon Mittelklassewagenformat an. Aber wir haben ja Deine Eindrücke und daran erfreuen wir uns erst einmal. Danke für die vielen Informationen.

Holger

[ehemaliger Benutzer]

Hallo Holger,

die Frage ist gestattet. Ich habe kein Problem damit zu sagen, dass ich mit meinem Bruder (den sieht man ja auch im Video, wo wir ne Runde schwimmen waren) auf dieser Reise war und das die Reise pro Person rund 11.000 Euro gekostet hat. Ich glaube den Preis hatte ich weiter vorne im Thread schon mal erwähnt. Da hast Du schon ganz richtig gelegen mit dem Mittelklasse Wagen. Jemand anderer kauft sich vielleicht ein 600/4 Objektiv dafür nur für sein Hobby, ohne Geld mit den Bildern zu verdienen. Ich habe mir eben einmal eine solche Reise gegönnt. Keine Ahnung, ob ich in 20 Jahren noch in der Lage bin das zu erleben. Das habe ich jetzt erlebt und keiner kann mir das mehr nehmen.
Ich lese ja gerne in Deinem Kanada/Alaska Thread und vermute daher woher Deine Frage kommt. Du verreist gerne mit Deiner Frau. Deshalb die Frage, ob ich alleine unterwegs war. Mein Bruder und ich sind beide Singles und Vollverdiener. Nachdem der Staat kräftig zugelangt hat ist unser Netto Euro also auch noch ein Netto Euro

Im canonrumors Forum hat jemand gefragt, welche Objektive er mit auf so eine Reise nehmen soll. Er hat geschrieben, dass er mit einem der National Geographic Schifffe dort sein wird. Eines der Schiffe ist uns an diesem Tag in der Nähe von Detaille Island auch begegnet und lag auch am Ablege Tag in Ushuaia mit am Anleger.
Interessehalber habe ich mir deren Resien mal angesehen. Die gingen bei ca. 16.000$ los ohne An- und Abreise Paket. Die von mir oben genannten 11.000 Euro sind all Inclusive. Da sind auch alle Kosten vor Ort und das An- und Abreise Paket enthalten.

Hier übrigens noch ein Video zu Demonstrationszwecken, wie sehr es an diesem Tag gewindet hat. Man konnte sich locker gegen den Wind lehnen ohne umzufallen. Die Überfahrt mit den Tenderbooten war doch ziemlich "bumpy" und mit gelegentlichen Wasserfontänen auch eine derjenigen, wo man im Boot am meisten Spritzwasser abbekommen hat.


Frank

[ehemaliger Benutzer]

Danke für die tollen Eindrücke aus der Station. Unsereiner wäre vermutlich in Kürzester Zeit am Ende....

lg
Gerd

[Bofrostmann]

Vielen Dank für die weiterhin tollen Berichte und Aufnahmen aus der Antarktis! 11000 sind eine Stange Geld - aber ehrlich gesagt hätte ich noch deutlich mehr erwartet, bei einer Tour wie dieser...diese findest du auch locker in Richtung 18000...

[ehemaliger Benutzer]

Welcome back Oliver.

Für Dich kommen demnächst noch ein paar Adelie Pinguin Bilder. Bei der nächsten Anlandung bei Bongrain Point auf Pourqoui Pas Island gab es noch mal eine Adelie Pinguin Kolonie.

Frank

[ehemaliger Benutzer]

Pourqoui pas? Warum nicht einfach weitermachen mit meinem Reisebericht?

Pourqoui Pas IV? ist nicht nur der Name eines Schiffes, das für Antarktis Expeditionen gebaut wurde. Es ist auch der Name einer Insel, die als nächstes von uns besucht wurde. Unsere Anlande Stelle nennt sich Bongrain Point. Benannt nach Maurice Bongrain, der als Vermesser und erster Offizier an Bord der Pourqoui Pas IV? verantwortlich war für die Vermessung der Gegend.

Passend dazu gibt es hier ausschließlich eine Pinguin Kolonie von Adelie Pinguinen, auch wieder ein sehr französisch klingender Name. Zumindest habe ich in dem Bereich, in dem wir uns hier aufhalten durften, keine anderen Pinguin Arten gesehen.
Hier nun ein paar Bilder von den Adelies.

#140-142: einzelne Adelie Pinguine


#141:


#142:


#143: eine ganze Kolonie hauptsächlich Jungtiere


Am gleichen Tag sind wir dann noch zur nicht weit entfernten Horseshoe Insel weitergefahren. Die Nacht vorher ging es mir nicht gut und ich hatte etliche Male ein monotones Gespräch mit der Keramik (in dieser Nacht sind wir bei sehr unruhiger See wiederum dem offenen Meer zugewandt um Adelaide Island herum gefahren). Morgens ging es dann erst mal wieder und mir hat die frische Luft bei Bongrain Point gut getan. Zwischendurch gab es dann Mittagessen. Das wollte wiederum nicht drin bleiben, weshalb ich dann nachmittags auf den Ausflug auf Horseshoe Island verzichtet hatte. Die folgenden Bilder sind von meinem Bruder mit seinem IPhone gemacht.

#144: ehemalige Walfänger Boote am Strand


#145: Der Polarforscher John Rymill benannte die Insel in Anlehnung an die halbmondförmige Anordnung ihrer zwischen 600 und 900 m hohen Gipfel, die ihr das Aussehen eines Hufeisens geben.


#146: Hier gibt es Kupfervorkommen, das sich hier sehr farbenprächtig in Felsspalten zeigt.


#147: Einer der Gipfel auf Horseshoe, im Vordergrund, Eisberge


Auf Horseshoe Island befindet sich übrigens eine weitere britische Station. Die Base Y.

Viele Grüße
Frank

[Holger_W]

Hallo Frank,
Meine Frage war nur so gemeint, das ich grundsätzlich mit meiner Frau reise und wir zu zweit dann 22000€ aus der Familienkasse nehmen müssten um das mal zu erleben. Das ist schon sehr heftig. Das Gute am Preis ist, das es hoffentlich keinen Massentourismus zu solch einer empfindlichen Destination geben wird. Wir freuen uns an deinen Bildern und Bericht und die Eindrücke welche ihr dort erlebt habt sind Euch nicht zu nehmen.

Holger

[Holger_W]

Oh je, wenn man dan noch krank wird! Wieder schöne Aufnahmen und interessant zu lesen.

Holger