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Thema: Erfahrungen Velbon N830

  1. #1
    Free-Member Avatar von f9
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    Idee Erfahrungen Velbon N830
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    Die Entscheidung für die Stativ-Kategorie „Groß und Stabil“ ist gefallen und ich möchte, für alle, die es interessiert, eine kurze Rezension zum Velbon GeoN830 bieten, besonders vor dem Hintergrund, dass ich bei meinen Recherchen zu dem Stativ nicht so viel gefunden habe und die weniger bekannten/am europäischen Markt etablierten Marken scheinbar weniger Beachtung finden.

    Vom kleinen Ultra 655 kommend, welches mich in Sachen Packmaß/Eigengewicht/Stabilität immer noch vollkommen begeistert, habe ich mich zu einem ‚großen‘ von Velbon durchgerungen. Die Anforderungen waren, möglichst so stabil und hoch zu sein, wie mein altes Studio Stativ (8kg Kreuzbrecher), dabei aber deutlich weniger zu wiegen (und an den ein oder anderen Stellen generell etwas praktischer zu sein).
    Das Stativ wird 1,8m hoch mit zwei Auszügen, plus Mittelsäule kommt es auf etwas über 2m. Das Schöne daran ist, dass es bei nur einem Auszug immer noch auf 1,25m kommt, d.h. es ist für mich mit nur einem Auszug nutzbar und ich kann den zweiten Auszug als reine Höhenreserve verwenden. Die paar cm, die zur Augenhöhen fehlen, können, wo nötig, problemlos mit der Mittelsäule nachgelegt werden (s.u.).

    Material:
    Das Stativ gibt es als Alu-Version und – recht einzigartig – als Carbon/Basalt-Gemisch, für welche ich mich entschieden habe, d.h. alle Beobachtungen beziehen sich auf diese Version. Da Basalt nicht leicht ist, ist diese Version, trotz Carbon, schwerer als die Alu-Version. (3,3kg) Der Stativstern und die Schultern sind aus Magnesium und die Beine aus Carbon/Basalt. Es sieht aus wie Carbon, fühlt sich aber ein klein bisschen rauer an. Ob das alles ein Gemisch ist, oder Carbon, das mit Basalt-Venen durchzogen ist, was die Farben implizieren, kann ich nicht sagen.

    Beine:
    36mm auf dem ersten, 32mm auf dem zweiten, 28mm auf dem dritten Segment vermitteln ein sehr stabiles Gefühl, welches sich beim Schwingtest nochmals bestätigte. Das gesamte obere Bein ist mit einem Kältegriff überzogen, sodass im eingefahrenen Zustand drei gute Eigenschaften gegeben sind: 1) Alle Beine sind zusätzlich gegen Stöße geschützt. 2) Man kann es über die gesamte Länge anfassen, ohne kalte Finger zu bekommen und 3) Egal, wie man es trägt, es ist überall auf der Schulter gepolstert.
    Die Drehgriffe sind äußerst massiv – und ich habe nicht gerade kleine Hände – und bestehen aus tief geriffeltem Hartplastik, das zusätzlich auf den Oberkanten gummiert ist. Die könnte man mit Winterhandschuhen sicher bedienen. Die Rohre gleiten, gegen ein bisschen Zug, sauber und sanft, die Klemmung geht mit einer Vierteldrehung und alles ist fest. Beide Beinsegmente sind mit einer Skalierung versehen, die sich an Zahlen und Striche gliedert. Die Zahlen sind in 5cm Abständen, die Striche in 2,5cm Abständen.
    Unten finden sich breite Gummifüße, die man für Spikes zurückdrehen kann. Zurückgedreht sind die Spikes ebenfalls recht groß und mit etwas mehr als 2cm auch noch angenehm lang.
    Die Beinwinkelverstellung ist genauso gut wie beim kleinen Stativ: Man drückt nur die Arretierung nach oben und diese bleibt dann dort, bis man die Rastpositionen durchbewegt, an denen sie jeweils von selbst einklickt. Die Beste Lösung, die ich (neben dem Triout) je gesehen habe.

    Stativstern und Mittelsäule:
    Der Mittelteil fühlt sich an wie aus einem Guss, kein Spiel, kein Wackeln, kein nichts und alles ist entsprechend voluminös ausgeführt. Die eine Flanke ist leer, an der zweiten ist die Kurbel für die Mittelsäule und an der dritten befindet sich ein Klick-Verschluss, den man von Outdoor-Taschen und Rucksäcken kennt und welcher als Anschluss für den Tragebeutel fungiert. Man kann selbstverständlich auf diese Weise auch leicht andere Dinge daran anbringen, wenn man es mit einer Schnur und einem solchen Klick-Verschluss versieht, sodass ich eine kleine Tasche für Filter ebensoleicht anstecken und abnehmen lässt, wie z.B. der Kabelauslöser, eine Taschenlampe, usw. usf. Die Tasche aus dem Lieferumfang, die daran befestigt werden kann, kann außerdem als Gewichtssack für den Haken oder als beschwerbare Mittelspinne zwischen den Beinen genutzt werden.
    Mit Mittelsäule selbst hat eine Schiene auf der einen und eine Zahnung auf der anderen Seite und wird rein über die Kurbel bewegt. Diese ist aus Metall, der Hebel kann bequem umgelegt werden bei Nichtgebrauch und rastet bei Gebrauch an zwei gegenüberliegenden Stellen mit einem kleinen Stift an der Drehschraube ein. Die Säule ist selbsthemmend wie ein Getriebeneiger, der Lauf ist butterweich und ruhig. Das Unterteil ist mit einem dicken Gummiring versehen, der auf einem zusätzlichen Sicherungsring liegt, den man anziehen kann, wenn man die gewünschte Höhe eingestellt hat. Ohne hält das Ganze auch wunderbar, hat aber minimales Spiel (weniger als 0,5mm würde ich sagen). Schraubt man diese ab, sieht man die beiden breiten Plastik-Backen, welche die Säule wie ein Stativbein zusätzlich klemmen. Unten befindet sich ferner eine Schraube, welche die Friktion der Säule regelt. Die Säule selbst ist unten mit einem 3\8“ Gewinde versehen, was – neben dem beiliegenden Gewichtshaken – den Anschluss von weiterem Equipment ermöglicht. Anstatt einem einfach einen Haken aufzuzwingen, den ich eh nicht verwende, bleibt es so dem Nutzer überlassen, was sie/er verwenden möchte. Auf diese Weise kann der Kugelkopf umgebaut und Upside-Down gearbeitet werden, obwohl eigentlich nicht umsteckbar ist. Ca. 20cm lassen sich mit der Säule gewinnen.

    Stabilität:
    Genau genommen sind die Schwingungstest irgendwie unsinnig, denn wer schlägt schon gegen sein Stativ oder seine Kamera, bevor man das Bild macht; aber sie sind zumindest ein Indikator für das generelle Schwingungsverhalten, also mache ich sie doch immer wieder.
    200mm fast an der Naheinstellgrenze bei der 10x Lupe geben ein entsprechend wackelfreudiges Bild auf dem Kameramonitor, getestet mit einem Auszug.
    Ergebnis: Ich kann der Kamera einen richtigen Klapps versetzten, nicht nur einen Stubser, und sie schwingt weniger als 0,5 Sekunden! Berührungen an den Beinen ergeben nur schwer sichtbare und nicht wirklich messbare Auslenkungen.
    Der Auszug der Mittelsäule auf 2\3 ihrer Länger ergibt eine minimale Verschlechterung auf vielleicht 0,75 Sekunden!
    Ich war vor dem Kauf skeptisch in der Hinsicht und wollte schon ein Modell ohne Säule nehmen, aber hier – und ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal schreibe (außer bei Studio-Stativen) – handelt es sich um eine nutzbare Mittelsäule.

    Fazit:
    Das Ding ist mit Mittelsäule so stabil wie mein 3er Gitzo mit dem Tellereinsatz und eingefahren noch verwackelungsärmer. Das Gitzo mit dem Mittelsäuleneinsatz schlägt es in beiden Fällen deutlich. Das einzige, was ich in der Hand hatte, das ich als noch stabiler bezeichnen würde, war ein Sachtler-ENG-irgendwas.
    Der einzig negative Punk ist höchstens das Packmaß, aber das kannte ich vorher und wollte bewusst die 830er Version mit zwei Auszügen (Stabilität). Die 840er Version, die über drei Auszüge verfügt, hat ein deutlich geringeres Packmaß, dort hätte ich aber zwei Segmente für meine Arbeitshöhe ausziehen müssen. Gewicht zählt für mich nicht, denn das kannte ich zum einen auch vorher und zum anderen zählt das für mich zum Stabilitätskriterium dazu. Egal welche High-Tech Materialien: Ein stabiles Stativ muss etwas wiegen.
    Hier wurde an vielen kleinen Stelle nach- und vor allem zu Ende gedacht und das Ergebnis überzeugt mich auf ganzer Linie.

    Das eine Stativ, das alles kann, gibt es nicht, aber mit dem Teil habe ich das Gefühl, das Beste für meine Anforderungen gefunden zu haben.
    Ich hoffe, ich konnte jemandem einen zusätzlichen Eindruck bei der Suche nach dem perfekten Dreibein für sie/ihn geben.

    Weitere Links:
    Heise
    Review (englisch)
    Geändert von f9 (12.03.2018 um 14:35 Uhr)

  2. #2
    Free-Member Avatar von f9
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    Standard AW: Erfahrungen Velbon N830
    Thread-Eröffner

    Mini-Update nach zwei Monaten arbeiten/testen:

    Beim Kleinen habe ich die Adapter-Schraube einfach abgesägt unten und jetzt passt der Kopf plan drauf. Das einzig Negative ist, dass man den Kopf nicht kontern kann. Da muss ich mal sehen, ob ich jemanden finde, der mir da noch Gewinde für Madenschrauben reindreht, ansonsten immer noch top und von der Stabilität für so ein Leichtgewicht beeindruckend.

    Das Große hat alle Widrigkeiten gemeistert und ich kann den o.g. Eindruck nur nochmals unterstreichen. Selbst für Makro ist es "Upside-Down" Kopf super zu gerauchen, vor allem durch die Kurbelsäule kann man die Kamera sehr gut in der Höhe verstellen. Die Gesamthöhe ist klasse und erlaubt, im Wortsinne, ganz neue Perspektiven.

    P.S. Ich habe die Dinger nicht günstiger/geschenkt bekommen, arbeite nicht für Velbon und werde für kein Wort bezahlt.
    (Falls jeman von Velbon das tun möchte, bitte PN an mich )

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