Das halte ich wiederum für eine Vision, die eher einem Wunsch (wozu eigentlich?) als einer kühlen Einschätzung entspricht.
Erstens sind Produktzyklen nicht sehr kurzfristig -- die größeren Dinger werden alle etwa drei bis vier Jahre renoviert. Die 1DX II kam im Mai 2016 und folgte der 1DX vom April 2012 … Man darf also davon ausgehen, dass seit Mai 2016 ein Team bereits an der 1DX III arbeitet und das Dings im Frühjahr 2019 auf den Markt kommen wird, um dann nochmals einen etwas 4 jährigen Marktzyklus zu beginnen.
Die 5D IV kam 2016/09, die 5D III 2012/03, die 5D II 2008/11 und die 5D schließlich 2005/09. Auch hier darf man davon ausgehen, dass Teams seit 2016 an der 5D V arbeiten und die könnte gut zusammen mit der nächsten 1er den Markt betreten, um dann weitere drei bis vier Jahre am Markt zu sein.
Sony, Fuji, Olympus, Panasonic -- alles zusammen nicht annähernd so groß wie Canon allein, also weit entfernt von "Marktmacht". Da wird halt viel getrommelt, damit man die überhaupt wahr nimmt. Aber nur weil jemand nicht zu überhören ist, ist er noch lange nicht nicht übersehbar … Canon und Nikon vereinen den größten Käufermarkt (und das sind nicht die Konsumenten) hinter sich, der Rest muss sich um jedes Prozentpünktlein im Markt mühen. Olympus ist seit gefühlt einem Jahrhundert spiegellos und hat immer noch keinen ernstzunehmenden Marktanteil -- der Kameramarkt ist nicht sehr volatil, Kameras halten (außer beim Profi) viel länger als 5 Jahre. In diesen Zyklen muss man denken, wenn man seriös bleiben will, und da nutzt die ganze Marketingwalze von Sony et al. nichts. Und Profis wechseln ungern das System, weil das auch eine neue und teure Infrastruktur nach sich zieht.
Das wäre bei Kleinunternehmern wurscht, aber ab einer gewissen Größe spielt es sehr wohl eine Rolle, ob man alles neu kaufen muss. Staatliche Stellen z.B., vom Uni-Institut bis zur Überwachung und Spurensicherung, sind für die Hersteller weitaus relevanter als Konsumenten … Also würde ich den Horizont bei eher fünf bis zehn Jahren sehen, der "Paradigmenwechsel" ist ja keiner, man entfernt nur einen Spiegel und handelt sich durch dessen Fehlen einen Sack anderer Probleme ein. Das einzige Paradigma, das sich tatsächlich ändert, ist das der "Kamera für jeden Anlass": die wird es eher nicht mehr geben, die Spezialisierung hat auch hier Einzug gehalten.
Für manche Segmente ist DSLM attraktiver (für mich, z.B.), für manche die DSLR. Einen guten Grund, die eine oder andere Bauart allgemeingültig für obsolet zu erklären, sehe ich nicht. Müsste ich Sport machen, würde ich nicht auf die Idee kommen, mir eine PhaseOne anzulachen -- sind die PhaseOne daher obsolete Klopper für Dinosaurier? Eher schreckt mich z.B. bei Fuji ab, dass sie durch Leute wie dich im Markt präsent sind. So viel Sendungsbewusstsein für ein Werkzeug, das bekanntlich jeder Handwerker nach seinem Geschick aussuchen sollte, ist mir too much.