Hallo, liebe Forumsmitglieder und Foto-Enthusiasten,
herzlich willkommen zum ersten Teil meines traditionellen Jahresrückblicks, den ich ja immer um diese Zeit veröffentliche, wenn sich mein Einstieg in professionelles Kameragerödel – diesmal schon zum 14. Mal! – jährt. Kaum zu glauben…
Wer sich für die Jahresrückblicke der vergangenen Jahre interessiert, kann sie gerne hier nachlesen:
2017
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
Back to Canon
Tja, wie es so geht: nach einiger Zeit der Vollabstinenz steht seit neuestem wieder Canon-Technologie in meinem Atelier. Man trifft sich eben immer mehrfach im Leben! So ist es auch mir jetzt ergangen, als mein hochgeschätzter Epson 3880 A2-Printer nach etlichen Jahren treuer Dienste seinen Geist mit einem defekten Druckkopf aufgab. Da mir eine Reparatur eher nicht lohnend erschien und ich auf keinen Fall ohne die Möglichkeit für hochwertige Prints leben möchte, stand eine Neuanschaffung im Raum. Bei der Wahl zwischen Canon und Epson (HP ist offensichtlich aus dem Segment raus) habe ich mich für Canon entschieden: Der Prograf Pro1000 scheint all das besser machen zu wollen, was beim Epson immer ein bißchen gehakt hat oder was nervig oder unnötig kostentreibend war. Jetzt besitze ich das Gerät seit einigen Wochen und bin schlichtweg begeistert – über die excellente Druckqualität, über das zuverlässige Arbeiten und über den Umstand, dass ich beim Wechsel von mattem auf glänzendes Papier keine Schwarztintenspülung mehr in Kauf nehmen muss. Nun hoffe ich, dass der Canon mindestens genauso lange laufen wird wie mein alter Epson – ich freue mich auf die Zeit. Sogar einen roten Ring – äh Streifen! – hat der Drucker, es ist sozusagen ein L-Printer! :-)
Mein neues "Fotofachlabor" macht richtig Freude
Ursprünglich hatte ich diese Jahres-Rückblicke vor langer Zeit ja gestartet, um von meinen Erfahrungen mit Canon-Equipment in der Industrie- und Unternehmensfotografie zu berichten. Aus naheliegenden Gründen, aber auch, weil mir andere Schwerpunkte heute viel wichtiger erscheinen, ist das nun nicht mehr mein Thema, meine Betrachtungen beziehen sich schon seit einigen Jahren vermehrt auf fotografische, unternehmerische oder persönliche Aspekte unserer Fotografie. So will ich es auch diesmal halten und hoffe weiterhin auf Interesse.
Canon spiegellos
Aber doch noch schnell ein paar Worte zur Hausmarke der meisten Forumsmitglieder hier: Ich finde es sehr gut, dass Canon nun auch einen respektablen Einstieg in die spiegellose Ära gewagt hat und mit der R sogar ein neues Kapitel in der Canon-Firmengeschichte aufgeschlagen hat. Da unsere Firma ja aus zwei Fotografen besteht und meine Kollegin Silvia Steinbach mit dem großen C arbeitet, verfolgen wir die Entwicklung natürlich mit Interesse. Ich bin sehr gespannt, wie Canon den Bajonettwechsel handled und hoffe, dass das neue System zügig ausgebaut wird. Ich vermute sehr stark, dass die R schon bald im Kamerakoffer meiner Kollegin Platz finden wird. Der von Dirk Wächter gestartete informative Erfahrungs-Thread hört sich jedenfalls vielversprechend an.
Business
Es war ein gutes Jahr. Nachdem wir 2017 immer mal wieder mit Durststrecken zu kämpfen hatten, war in diesem Jahr die Auftragslage durchgehend gut. Wir hatten mehrere große Projekte, zum Teil mit 10 und mehr Produktionstagen und immer wieder richtig coole Jobs, die viel Freude gemacht haben und das Brot-und-Butter-Geschäft inhaltlich aufwiegen. Vielleicht ist da etwas zur Reife gekommen, was einfach länger brauchte, um sich zu entwickeln? – wer weiß, ich hoffe es. Auf jeden Fall will ich mich nicht beschwerten. Ein Höhepunkt steht sogar noch an: kommende Woche werden wir in die Elfenbeinküste fliegen und dort sechs Tage für ein deutsches Unternehmen bei deren ortsansässigen Handelspartnern fotografieren. Auf diesen Job bin ich mehr als gespannt und freue mich enorm. Was für eine coole Geschichte!
The truth is in the print
Neues Gerät setzt ja auch immer zusätzliche Motivation frei. Der neue Drucker hat meine ohnehin schon immer ausgeprägte Neigung für den Druck jedenfalls zusätzlich beflügelt, ich habe mich ein wenig tiefer mit FineArt Printing befasst, mir für bestimmte Papiere (von Epson! :-)) ein individuelles Profil anfertigen lassen und anderes mehr. Ein großes Ziel habe ich mir auch gesetzt, und zwar, alle meine professionellen und freien Projekte, an denen ich kontinuierlich arbeite, auch ins gedruckte Bild zu bringen. Die meisten dieser Projekte sind als Fotobücher ausgelegt, und so habe ich jetzt angefangen, für jedes einzelne ein Indesign-Standard-Layout zu erstellen, in denen ich die editierten Fotos nach und nach unterbringe. Und dann im zweien Schritt auch drucken und provisorisch „binden“ will. Aber so, dass daran natürlich kontinuierlich weiter gearbeitet werden kann, die Reihenfolge geändert werden kann usw. Work in progress. Mein Wunsch: noch viel mehr umgeben zu sein und leben mit gedruckten Bildern, mit Fotos, die eine physische Präsenz haben und nicht nur als abstrakter Datensatz auf einer Festplatte existiert und nur via Monitor sichtbar gemacht werden kann.
Meine freien Buchprojekte als "Work in progress". Die Buchbinderringe erlauben flexibles Konfektionieren
Der Selektionsprozess ist dabei spannend: zunächst muss sich ein Foto aus dem stetigen Fluss neu fotografierter Bilder überhaupt erst einmal „empfehlen“, dann wird es bearbeitet, exportiert und einem Projekt zugeordnet. Die nächste Stufe erklimmt das Editing, wenn das Foto es in die dazugehörige Indesign-Datei „schafft“, z.B. als Bestandteil einer Doppelseite. Und dann kommt eine weitere Selektion zum Tragen: nicht alle Seiten drucke ich auch aus. Manche scheinen es mir dann doch nicht wert zu sein….. „The truth is (eben wirklich) in the print“, wie das ehemalige und leider viel zu früh gestorbene Forumsmitglied Martin Offermanns (mit dem ich viele spannende Mailwechsel hatte und den ich sehr vermisse) zu zitieren nicht müde wurde.
Zum Druckerthema passt auch ein persönliches Tagebuch, dass ich seit jetzt fast zwei Jahren führe und in dem nur Fotografien Platz finden (ggf. ergänzt um ein Datum und eine kurze Beschreibung). Auch das macht mir große Freude, mein Leben nicht nur fotografisch zu dokumentieren und zu reflektieren, sondern dafür auch eine Ausdrucksform im Gedruckten zu haben und zu pflegen.
Es ist immer eine Freude, mit Prints, Papier, Kleber usw. zu hantieren.
Manchmal denke ich, das einzige, was von uns Digitalfotografen bleiben wird, ist das Gedruckte….
Mein erstes Buch
Apropos gedruckt: Im Frühjahr ist mein erstes „richtiges“ Buch in einem Verlag erschienen: „Fujifilm X-Photographers. Vom Fotografieren mit dem Fujifilm X-System“. Ich weiß schon, das ist jetzt nicht gerade ein Canon-Thema, aber es hat inhaltlich auch einen hohen fotografischen Anteil: Denn wir sechs Berufsfotografen, die jeweils ein eigenes Kapitel dazu beigesteuert haben, erzählen nur zu einem Teil etwas über Technik und Hardware – der überwiegende Teil des Buches beschreibt, wie wir arbeiten, fotografisch denken, planen und handeln und was uns in unserem Beruf antreibt. Und natürlich gibt es jeweils eine lange Bildstrecke. Das Buch gehört in mein Jahr und auch in diesen Rückblick – ich bin einfach stolz darauf. Wer mehr darüber erfahren will, kann gerne hier weiterlesen.
Fotografisches
Unser Thema ist ja der Mensch in der Arbeitswelt und sehr viele unserer Bilder zeigen Auszubildende, Facharbeiter, Ingenieure usw. in Ausübung ihrer Tätigkeit. Das ganze natürlich möglichst wirkungsvoll inszeniert, mit bestmöglicher Komposition, Perspektive und atmosphärischem Licht. Mit am schwierigsten in diesem Prozess ist dabei die glaubwürdige Darstellung eines arbeitenden Menschens – das Foto soll reportagig und „echt“ wirken, was nicht immer leicht ist, denn unsere Darsteller sind keine Models und können Ausdruck und Emotion nicht auf Knopfdruck abrufen.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma haben wir in diesem Jahr immer öfter in der Praxis umzusetzen versucht. Statt Millimetergenau die fotografische Inszenierung auf einen bestimmten Moment, auf einen bestimmten Handgriff o.ä. zu konzentrieren, sind wir – wenn Zeit und Raum diesen Spielraum ließen – dazu übergegangen, eine Art „Versuchsanordnung“ aufzubauen. D.h., dass die Menschen sich beim Fotografieren in ihrer Arbeitsumgebung viel freier bewegen können und dabei auch eine wirkliche Aufgabe zu bewältigen haben – zum Beispiel die Montage eines bestimmten Bauteils. Dafür muss u.a. das Licht „sicherer“ gestaltet werden, so dass es auch dann noch funktioniert, wenn sich die Leute außerhalb eines eng umrissenen Sweet Spots aufhalten. Die Folge ist, dass sich die Menschen viel natürlicher bewegen, konzentrierter schauen, überraschende Gesten und Bewegungen machen, sich auch mal auf die Schulter hauen oder ähnliches – und damit viel authentischere Foto entstehen lassen, als das bei einer streng inszenierten Momentaufnahme der Fall wäre. Das Prinzip will ich unbedingt ausbauen! Hier steckt Musik drin!
Zwei Beispiele, bei denen das schon ganz gut gelungen ist, kann ich hier verlinken:
Kakao-Fabrik1
Kakao-Fabrik2
(Quelle: https://www.kakaofabrik.de)
Soweit der erste Teil meines Jahresrückblicks, der zweite folgt hoffentlich zum Wochenende oder spätestens nach unserer Reise.
Viele Grüße
Christian
www.beruf-fotograf.de
www.ahrens-steinbach-projekte.de