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Thema: Focus stacking mit Außenbordmotor

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Free-Member Avatar von Otto_3
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    Standard Focus stacking mit Außenbordmotor
    Thread-Eröffner

    Liebe Fotofreunde, ich habe da mal was gebastelt….

    Zur Vorgeschichte:
    Die Fotografie von Blumen im Freiland ist ein großer Teilbereich von meinem Fotohobby. Aber welcher Makrofotograf kennt nicht folgendes Problem: Endlich hat man die Pflanze der Begierde auf der großen Wiese gefunden, schnell in die Knie, Blende 8 und 1/400 sec. und man ist glücklich und zufrieden. Zuhause am Rechner kommt dann die Ernüchterung, Grashalme kreuz und quer. Eine dicke Kiefernnadel ragt wie ein Spieß empor… Kein Bild nur ein Foto…
    Denn das Bild entsteht nicht im Auge des Betrachters, sondern im Gehirn des Betrachters. Und das Gehirn blendet alle störenden Elemente aus und konzentriert sich auf das Hauptmotiv. Das macht die Kamera leider (noch??) nicht.
    Also hilft eigentlich nur Blende weit auf und Fotos stapeln (Focus stacking).

    Ich stapele schon einige Zeit und habe qDSLR Dashboard (und andere Programme) auf dem Handy. Die Ergebnisse mit Helicon sind durchaus gut – vorausgesetzt, es weht der Wind nicht zu sehr.
    Es dauert einfach zu lange, bis der Bilderstapel fertig ist. Hat man mal sechzig Bilder, oder mehr, kommt man schon in den Minutenbereich. Da ist dann alles verweht… Dabei habe ich doch eine Canon 1D mit sehr schneller Serienbildfunktion. Aber das Handy bremst leider die Camera aus.
    Und eins ist sicher, je mehr Fotos mit recht kleinen Focusschritten Helicon zur Verfügung hat, desto genauer und präziser kann es die Schärfebereiche zusammenfügen.
    Also in möglichst kurzer Zeit, die Serienfunktion der Kamera ausreizen, und mit kleinen Focusschritten möglichst viele Fotos von dem gewünschtem Motiv machen. Helicon kommt damit gut zurecht.
    Leider bremsen die Handyprogramme die Serienbildfunktion der Kamera aus. Manche Programme brauchen 1-2 Sekunden, ehe das nächste Foto gemacht wird. Da sind fast alle Blumen vom Winde verweht. Warum das so ist, weiß ich leider nicht.

    Also, was ist zu tun?
    Mit der Hand am Objektiv den Fokus zu verdrehen habe ich probiert, aber meine Feinmotorik ist wohl nicht so optimal, es ruckelt. Also habe ich einen Verlängerungshebel aus einer halben Stativklemme und einem Selfiestick gebastelt. Erfreulicherweise hat die Klemme Zollgewinde. Das geht schon erfreulich gut.

    Elektroknecht:
    Aber warum soll man selber drehen, wenn es auch ein Elektroknecht machen könnte.
    Ein genialer Getriebemotor für 6 Volt mit einer Untersetzung von 1 : 392 (von Reichelt) treibt über einen Zahnriemen (Amazon: Zubehör für 3D-Drucker) die Drehung des Objektives extrem feinfühlig an. Die Geschwindigkeit kann über einen Spannungsregler eingestellt werden. Die Drehrichtung wird über Umschalter eingestellt. Die vier Mignon und die ganze Mimik sind in einer großen Niveadose eingebaut. Die große rote Taste startet den Motor und die Serienbildfunktion der Kamera.
    Alles montiert auf einer Manfrotto MA 501 PL Schnellwechselplatte. Damit ich die Spannung am Zahnriemen regulieren kann, habe ich die ganze Mimik auf einem Scharnier aufgebaut. Die Spannung wird mit der Flügelschraube eingestellt. Die Zahnriemen (Amazon, Druckerzubehör, Meterware) sind mit Fahrradflickzeug zusammen geklebt worden.
    Die grünen Kabelbinder zeigen etwa den Nah- und den Fernpunkt und der weiße zeigt die Drehung des Fokusringes an.


    Die Stacking-Dose:
    Ein paar Einzelheiten, vielleicht möchte jemand es nachbauen.
    Mit genial passenden Getriebemotor mit einer Untersetzung von 1:393 (GM27 392 6V bei Reichelt) und einem einfachen Spannungsregler lässt sich der Focus sehr feinfühlig verstellen. Die ganze Mimik ist „fliegend“, also ohne Platine aufgebaut
    Ein paar Einzelheiten zum Aufbau:
    Die Niveadose. Mit der Schlaufe kann die Dose an das Stativ gehängt werden.

    Die Schaltung:
    1_Schaltung.jpg

    Die Bedeutung der Tasten sieht man im Schaltplan.
    T1= 2xEin ==> Motor und Foto
    T2= 1xEin ==> nur Motor über den LM 350 geregelt
    T3= 1xEin ==> nur Foto
    T4= 1xEin ==> Motor schnell, direkt 6V am Motor
    T5= 1xEin ==> Spannungsprüfung der Batterien
    S1= 2xEin ==> Hauptschalter
    S2= 2xUm ==> ändert die Drehrichtung des Motor

    Der Spannungsregler:
    1_LM_350.jpg 1_LM_350_1.jpg


    Ein paar Ergebnisse von Helicon:
    Alle Bilder sind mit Blende 2,8 aufgenommen.

    2018-10-11 18-17-33 (B,R8,S4)_960.jpg KUEHN_246_960.jpg 2018-04-24 09-14-39 (B,R8,S4)_960.jpg 2017-04-27 09-23-39__960.jpg 2017-08-06 17-05-49_960.jpg KUEHN_191_960.jpg

    Angenommen, wir wollen einen Stapel von 60 Bildern machen. Bei der Benutzung der Handyprogramme dauert es 1-2 Minuten, beim Serienbild mit 10 Aufnahmen pro Sekunde nur 6 Sekunden. Da kann man selbst von solchen „Baumelblumen“ wie der Schachblume bei leicht windigem Wetter verwackelungsfreie Aufnahmen machen.

    Angenehmes Schaffen und allzeit gutes Licht wünscht euch Otto.
    aus dem kleinen Dorfe.

  2. #2
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Focus stacking mit Außenbordmotor

    Boah, ich bin tief beeindruckt!
    Von deinem Erfindergeist und seinen Ergebnissen!
    Nennt man dich manchmal auch Daniel Düsentrieb?

    Das nenne ich mal einen gelungenen Einstieg in das Forum!

    Lg, Gerd

  3. #3
    Full-Member Avatar von Cani68
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    1.226

    Standard AW: Focus stacking mit Außenbordmotor

    Hut ab vor der Bastelarbeit - super Idee und klasse umgesetzt.
    Schöne Jrooß
    Uwe

    Mein Flickr-Fotostream

  4. #4
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Focus stacking mit Außenbordmotor

    Hallo Otto,

    herzlich willkommen im Forum. Das ist ja echt ein klasse Einstand. Und vielen Dank für Deine detaillierte Vorstellung der möglichen Verbesserungen gegenüber den Smartphone Lösungen.
    Gerade heute habe ich gemerkt, dass ich auf meinem seit Dezmeber letzten Jahres neuen PC Helicon Focus noch gar nicht installiert habe. Das ist nun zusätzliche Motivation das wieder zu tun und die Elektroknecht Lösung nachzubauen.

  5. #5
    Free-Member
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    17.08.2018
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    1.352

    Standard AW: Focus stacking mit Außenbordmotor

    Tolle Bastellösung und die Ergebnisse gefallen mir gut.
    VG

  6. #6
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Focus stacking mit Außenbordmotor

    Hallo Otto,

    ich schaue mir Deinen Elektroknecht gerade im Detail an.
    Ist denn die Manfrotto PL501 auch an der Kamera unten befestigt? Die Platte scheint mir etwas kurz auszusehen oder täuscht mich der Eindruck?
    Irgendwo muss ja ein gemeinsamer Bezugspunkt sein für die Riemenspannung.

    Als Zahnriemen würde sich vermutlich dieses Produkt anbieten, weil die Riemenscheibe für die Motorachse auch gleich mit dabei ist:
    https://www.amazon.de/gp/product/B01...HR0K2CZ4&psc=1

    Guten Rutsch ins neue Jahr.

    Frank

  7. #7

    Standard AW: Focus stacking mit Außenbordmotor

    Makro mit fliegendem Fokus. Sehe ich das richtig, der Motor stoppt nicht bei der Aufnahme?

  8. #8
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Focus stacking mit Außenbordmotor

    Ja, genau so ist es. Der Fokus läuft kontinuierlich. Die gezeigten Ergebnisse zeigen, dass das mit kurz genuger Belichtungszeit sehr gut zu klappen scheint.
    Lt. EXIF Daten sind das 1/320s, 1/400s, 1/1250s,... immer bei Blende f/2,8. Mal mit dem 100mm Macro, mal mit dem EF-S 60mm Macro.
    Geändert von ehemaliger Benutzer (31.12.2018 um 14:25 Uhr)

  9. #9
    Free-Member Avatar von Otto_3
    Registriert seit
    26.12.2018
    Beiträge
    39

    Standard AW: Focus stacking mit Außenbordmotor
    Thread-Eröffner

    Vielen Dank für die freundlichen Kommentare, das ist ja richtig Schmalz für die Seele.
    Ich will versuchen die Fragen zu beantworten.
    Der Motor und damit der Focus läuft kontinuierlich vom Nahpunkt bis zum Fernpunkt, bzw. umgekehrt. Den Motor zehnmal pro Sekunde anzuhalten, ein Foto machen und wieder zu starten, geht wohl nicht bei einem solchen Analogmotor. Vielleicht geht es mit einem Steppermotor, aber von denen und ihrer Schaltung habe ich leider keine Ahnung. Ob es mit 6 Volt geht weiß ich auch nicht und zu groß sollte die ganze Mimik auch nicht werden.
    Nebenbei, es muss nicht die 1D x mit dem superschnellen Serienmodus sein, es geht genau so gut mit der EOS 60D, der Spannungsregler lässt sich so weit runterdrehen, das der Focus nur noch „schleicht“, der Stapel dauert nur etwas länger.

    Zum Aufbau:

    Manf_Schiene.jpg

    Das untere Scharnierblatt ist mit zwei ¼“ Schrauben auf der Manfrotto-Schiene befestigt. Bei zwei Schrauben kann sich das Scharnier nicht verdrehen. Auf der Innenseite des unteren Blattes sind zwei ¼“ Muttern festgelötet. Auch die Schloßschraube ist festgelötet. Das Festlöten ist hilfreich, ansonsten ist die Montage auf der Schiene arg fummelig. Auf dem oberen Scharnierblatt ist der Motor fest geklemmt.
    Das Gegenstück zur Schiene sitzt auf dem Stativ. So kann man die Kamera noch etwas verschieben, ohne das Stativ bewegen zu müssen.
    FrankD hat den richtigen Link für die Zahnriemen schon angegeben. Und sollte mal die Riffelung des Fokusringes am Objektiv nicht passen, dann einfach ein passendes Stück Zahnriemen mit doppelseitigen Klebeband am Objektiv festkleben. (Beim EF 2,8/100 passt es bei dem Laowa 2,6/60 nicht.)
    Wenn noch Fragen sind, werde ich versuchen, sie zu beantworten.
    Ein erfreuliches, angenehmes Neues Jahr mit vielen interessanten Fotogelegenheiten wünscht euch
    Otto

  10. #10
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Focus stacking mit Außenbordmotor

    Hallo Otto,

    vielen Dank für die weiteren Informationen und Fotos.
    Ich hatte schon an den EXIF Daten der Ergebniss Fotos gesehen, dass Bild 2 und Bild 6 mit der 60D gemacht wurden.
    Passt da auch diese Motoranordnung unters Objektiv oder hast Du an der 60D dann noch einen Batteriegriff dran?

    Ich überlege gerade, ob ich nicht statt den Fokusring des Objektivs per Motor anzutreiben eine Variante baue, die dann stattdessen einen Makroschlitten antreibt.

    Frank

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