Wenn wir offen unter uns Gebetsschwestern sprechen, dann könnten wir es uns ja leicht machen und einfach die steile These formulieren, das diese Fotografen vielleicht einfach schlechte Bilder liefern?
In der Tat sehe ich das aber nicht als Grund, natürlich gehört ein gutes fotografisches Verständnis und ein ästhetisches Gespür dazu. Über die Jahre hinweg habe ich viele Workshops gehalten, Bilder besprochen und ein Blick in die Archive vieler Fotografen geworfen. Meine persönliche Feststellung ist eine andere, viele Fotografen haben ein Defizit darin, sich von den eigenen Gefühlen zu seinem Bild zu trennen und sich in die Lage eines externen Betrachters zu versetzen. Dazu kommt noch, das man sich natürlich das man ein Gespür dafür haben sollte, was reiche ich ein. Sprich wo geht ein Trend hin, was ist modern, was könnte gefallen, was erregt die Aufmerksamkeit etc. Und der größte Fehler ist zu probieren aus der Vergangenheit in die Zukunft zu blicken und dann exakt ähnliche Bilder zum Vorjahr einzusenden. Dann sind wir wieder im Nachahmen und das ist in der Regel nicht erfolgreich.
Ich möchte hier einfach mal ein konkretes Beispiel beschreiben, mein Guter Freund Mr. X, hatte mir einst auf der Festplatte Bilder gezeigt, bei einem Foto bin ich ausgerastet, Mensch Mr. X das musst du unbedingt zum Wettbewerb einreichen! Seine Antwort war nein Rado, schau mal, das ist da hinten im Wald gemacht, der Wald ist nichts besonderes und da hinten ist noch ein Weg, den sieht man zwar nicht, weil der unterm Schnee ist, aber der ist da und dann das Licht im Hintergrund, das ist eigentlich die Militäranlage die im Wald steht.
Was ist geschehen, Mr. X mochte das Bild nicht, da es für Ihn "kein Feeling" hatte. Er hatte nicht das Gefühl etwas besonderes fotografiert zu haben, da es quasi bei ihm neben dem Haus war und ein menschliches Element vorhanden war. Ich als externer Betrachter fand es unglaublich. Er hat es mir zuliebe eingereicht im darauf folgenden Jahr bei einem großen Wettbewerb und sofort gewonnen.
Das Gegenteil dieses Beispiels passiert mir selber sehr oft, konkret ich fotografiere erstmals eine Art oder eine Stelle sehr gut (aber nicht richtig geil) und finde mein Bild dann toll. Natürlich will ich es dann einreichen und bin enttäuscht, wenn es nicht gewinnt. Dann lasse ich mich aber von meinem Gefühl etwas neues Fotografiert zu haben leiten und vergesse, im Grund es ist es nur ein normales sehr gutes Bild dieser Art, das für mich und mein Empfinden toll ist wegen den Gefühlen dahinter. Aus diesem Grund reiche ich nie aktuelle Bilder zu Wettbewerben ein, sondern warte immer ein Paar Monate ab um mich selbst ein wenig von meinen eigenen Bildern distanzieren zu können.
In meinem Leben habe ich inzwischen in vielen Jurys gesessen und eins kann ich dir versichern, du hast als Juror keine Chance den Namen der Fotografen zu sehen, sprich Vetternwirtschaft zu betreiben. Wer sagt man gewinnt durch Vetternwirtschaft, das ist wirklich einfach eine schlechte Ausrede für den eigenen Misserfolg. Und wie oben geschrieben Misserfolg bedeutet nicht ein schlechter Fotograf zu sein, sondern ebenso die falsche Bildauswahl für den falschen Wettbewerb getroffen zu haben.