probleme mit kunden

[Uwe Johannsen]

folgende situation:
aufgrund meiner fotografischen schwerpunkte (werbe- und modefotografie) hab ich bisher fast ausschliessliche mit gewerblichen kunden zu tun gehabt, die auch halbwegs vernünftige monitore zur bildbetrachtung verwenden. da ich grossen wert auf sauberes arbeiten bezüglich korrekte farben und kontraste/belichtung lege (lückenloses farbmanagement), gab es diesbezüglich nie konflikte mit kunden, wenn ich meine bilder abgeliefert hab.
nun habe ich über ein paar umwege/zufälle eine reihe aufträge für verschiedene privatkunden im bereich immobilien- bzw. innenraumfotografie durchgeführt. zwei kunden aus dieser auftragsserie waren massiv unzufrieden, weil die hellen räume auf ihren ausgabegeräten komplett ausgebrannt aussahen. der eine benutz einen alten billigmonitor an seinem PC, der andere einen fernseher um die bilder zu betrachten. beide geräte sind offensichtlich auf "knackige kontraste" ausgelegt, und nicht in der lage den vollen tonwertumfang eines normalen 8bit-RGB-bildes halbwegs vernünftig abzubilden.
erklärungen meinerseits, dass die bilder korrekt sind, aber ihr ausgabegerät keine korrekte wiedergabe ermöglicht, prallen ab. unter anderem mit dem argument "ein freund von mir hat sich die bilder auf seinem notebook angesehen, da sehen sie auch so aus".

wie geht ihr mit solchen situationen um? einerseits weiss ich, dass ich 100% korrekte bilder geliefert habe und die "fehlerursache" beim ausgabegerät des kunden liegt, andererseits möchte ich zufriedene kunden. die bilder nun 1-2 blenden unterbelichtet zu liefern bringt auch nix, denn wenn dritte die bilder sehen (was zigfach der fall sein wird), werden diese dann unterbelichtet aussehen.

[Thomas Madel]

Ich würde versuchen, dem Kunden die Bilder an einen kalibrierten Display zu zeigen und ihm erklären, dass für Office Programme eingestellter Monitor (schön hell, damit das "Papier" in Word auch richtig weiß ist ) nicht zur Beurteilung der Bilder taugt. Wenn er darauf nicht eingeht, würde ich auf eine zukünftige Zusammenarbeit verzichten, weil weiterer Ärger vorprogrammiert ist.

Bewußt "falsche" Bilder liefern, damit sie auf seinem Monitor "richtig" aussehen, käme für mich nie in Frage.

Ich arbeite in der Druckbranche und kenne Aussagen, "aber auf meinem Bildschirm und meinem Drucker haben die Bilder alle toll ausgesehen" nur zu gut.

[Uwe Johannsen]

danke für deine gedanken, thomas. ...ja, einen ähnlich versuch hab ich schon gestartet. als antwort bekam ich dann: "ja, auf deinem 2500,- eur proof-monitor sieht es gut aus. aber nicht jeder hat so einen monitor zu hause. also müssen deine bilder so abgeliefert werden, dass sie auch auf normalen monitoren gut aussehen. schliesslich betrifft das 99,9% der anwender!"
meine erklärung, dass dies unmöglich ist, da jeder am anderen ende der leitung vor einem anderen (mir unbekanntem) monitor mit unterschiedlichen eigenschaften und einstellungen sitzt, hat wenig gebracht. irgendwas zum thema farbmanagement braucht man privatkunden erst recht nicht erklären. ihr maßstab sind ihre sehgewohnheiten an ihren geräten.
mein "problem" in diesem fall ist, dass ich nicht nur die betreffenden kunden verärgere (was ich ungern mache), sondern dass diese auch wichtige multiplikatoren/empfehlungsgeber sind.

[Thomas Madel]

...also müssen deine bilder so abgeliefert werden, dass sie auch auf normalen monitoren gut aussehen. schliesslich betrifft das 99,9% der anwender!"

Das tun sie ja, wenn der normale Monitor "normale" Einstellungen für Helligkeit und Kontrast hat.

Wenn du den Kunden nicht verärgern willst, bleibt nichts anders, als den Ansatz zu suchen, dass er seinen Monitor vernünftig einstellt oder du das für ihn machst. Ich habe das früher, als kalibrierbare Monitore/Displays (für mich) noch nicht bezahlbar waren, auch so gemacht. Ich habe mir Daten aus der Druckerei und Proofs oder Drucke mitgenommen und die dann so gut es geht, aufeinander abgeglichen. Das hat hervorragend funktioniert.

Wenn du dort hingehst und ihm an einem vernünftig eingestellten Notebook die Bilder zeigst, sollte er verstehen, dass die Einstellungen seines Monitors das Hauptproblem sind. Wenn er dann immer noch nicht einlenkt, bleibt eigentlich nur, die Zusammenarbeit zu beenden. Hilfreiche Empfehlungen wird dieser Kunde eh keine aussprechen.

[Uwe Johannsen]

... Hilfreiche Empfehlungen wird dieser Kunde eh keine aussprechen.

das nicht weiterempfehlen ist weniger der knackpunkt. mein problem ist eher, dass beide oben genannten kunden in ihrer region sehr bekannt sind, ein grosses (und für mich wichtiges) umfeld an gewerbetreibenden haben, in dem sie sehr aktiv sind. ...und ich es mir eigentlich nicht leisten kann/will, dass sie da negativ über meine arbeit berichten. nur deshalb eiere ich in diesem fall überhaupt so rum, was sonst nicht meine art ist.

die idee dem kunden anzubieten seinen PC monitor einzustellen finde ich sehr gut. ich werd es ihm anbieten, auch wenn ich aufgrund seiner mentalität (hektisch, ungeduldig, null technikverständnis) wenig hoffnung habe. bei dem anderen kunden, der sich grundsätzlich alles am fernseher anguckt und damit auch in´s internet geht, wird das kaum möglich sein.

[ehemaliger Benutzer]

Hallo Uwe,
wenn Du den Kunden als solchen oder als Multiplikator nicht verlieren möchtest, empfehle ich folgende Vorgehensweise:

Du lieferst ihm die Fotos nach Deinen Qualitätsansprüchen und ZUSÄTZLICH einen Satz Fotos, den Du um x Stufen dunkler "entwickelst".
Dann ist beiden geholfen: Du wirst Deinen Qualitätsansprüchen gerecht und der Kunde bekommt die Ergebnisse, die er erwartet/erwünscht.

Es ist nur ein kleiner Sprung über den eigenen Schatten!

lg, Gerd

[Fabian Spillner]

Als gewerblicher Fotograf (ich bin keins, zum Glück) würde ich mir immer ein normales Office-Monitor kaufen und die Bilder dort auch testen, ob sie auch dort "gut genug" aussehen.

Und wenn der Kunde wichtig ist, würde ich ihm auch liefern, was er sich wünscht.

[Dirk Wächter]

...Und wenn der Kunde wichtig ist, würde ich ihm auch liefern, was er sich wünscht.

Dieses Prinzip habe ich vor vielen Jahren beerdigt. Denn wenn du einem Kunden bewusst Schrott lieferst, nur weil der schrottige Technik hat,
dann verrät man seinen Anspruch zum einen und setzt sich der Gefahr zum anderen aus, dass der Kunde die Bilder einem Kollegen/Mitbewerber zeigt, der
dann den Kommentar abgibt: "Hilfe, was ist denn das für ein Schrott!". Und spätestens dann bist du den Kunden ohnehin los.

NIEMALS würde ich Mist abliefern, nur weil der Kunde keine Ahnung hat! Niemals! Wenn es ein guter und wertvoller Kunde ist und man wirklich
gute Arbeit abliefert, dann kann man das alles im Gespräch klären.

[Fabian Spillner]

Mist würde ich auch nicht liefern, so habe ich auch nicht gemeint, sondern die angemessene Farbanpassung / Helligkeitanpassung, mit der das Bild auch auf stink-normalen Monitoren vernünftig aussieht - das wird schwer sein, aber was kann man sonst noch machen, wenn der Kunde wirklich so wichtig ist? Ist nur mein Gedanke dazu als NICHT Gewerbefotograf :-) also eine Meinung eines Laie.

[Uwe Johannsen]

danke für eure gedanken! ...es gibt sie doch noch, die konstruktiven threads im dforum :-)