Gute und zufriedene Kunden bringen Geld und und sind positive Multiplikatoren. Uneinsichtige Problematiker können zum Rohrkrepierer werden und viel mehr Schaden anrichten, als man Nutzen von den Aufrägen hat.
Deshalb ist meine Meinung, nur Qualität und saubere Arbeit abzuliefern. Wer ganz bewußt Murks will, soll sich den anderswo einkaufen. Auf lange Zeit gesehen ist das der bessere Weg.
da muss ich mich mal wieder einklinken: doch, das gibt es oft genug. ich hatte in den 16 jahren meiner tätigkeit als berufsfotograf nicht wenige kunden, die ausdrücklich bildmaterial von mir wollten, welches technisch und/oder inhaltlich am unteren ende der skala anzusiedeln ist. in einigen fällen hab ich mich drauf eingelassen, dabei aber untersagt mich in dem zusammenhang als urheber zu benennen. ich hab es immer dann gemacht, wenn der kunde das nicht deshalb wollte um z.b. den preis zu drücken, sondern weil er es tatsächlich so gut fand, es also seinem geschmack, seinen vorstellungen entsprach.
ich hab sogar stammkunden im bereich meines kerngeschäftes (mode und werbung), die mir bei den produktionen immer wieder sagen, ich soll meine ansprüche an das endprodukt und den qualitätslevel runterschrauben, mit dem argument, ihre endkunden würden den unterschied sowieso nicht bemerken.
insofern, holger, gehe ich mit dir mit, dass für mich in erster linie die zufriedenheit des kunden zählt, denn ich betrachte mich als diensleister. bis zu einem gewissen punkt lasse ich mich also darauf ein, mich "auf das niveau des kunden herabzubegeben", wenn ich merke, dass es ihn wirklich happy macht. aber bei material mit offensichtlichen fotografischen und/oder technischen mängeln, welches umfangreich veröffentlicht wird und mit mir in verbindung gebracht werden kann, ist die grenze erreicht.
mal ein beispiel, bei dem ich ja gesagt hatte: eine kundin kam zu einem privatshooting zu mir für portrait- und erotikaufnahmen. aus irgendeinem grund wollte sie unbedingt bilder, die massiv überbelichtet waren. mir hat das beim fotografieren regelrecht körperliche schmerzen bereitet. aber sie war total glücklich mit den bildern und hat sich irre gefreut. ich hab das nur gemacht weil klar war, dass sie die bilder nirgendwo veröffentlicht oder irgendwelchen anderen leuten zeigt. ich hab ihr damit eine riesen freude gemacht. ...auch wenn es weh tat.
...aber um missverständnisse zu vermeiden: das sind bei mir seltenen ausnahmen. nur aufgrund der vielen jahre kommen dann doch ein paar dieser ausnahmefälle zusammen.
Ob er den nur bewußt oder unbewußt möchte ist letztendlich fast egal. Es kommt doch darauf an, was aus der Sache werden kann. Wenn die Dame überbelichtete Erotikfotos will, die später in ihrem Schlafzimmer und nur dort hängen, mag das ja in Ordnung sein. Wenn ein Immobilienmakler Fotos will, hängt er diese vermutlich gar nicht in sein Schlafzimmer, aber zumindest nicht ausschließlich. Bei Immobilienmaklern ist das Internet "State of the art". Wenn Uwe jetzt unterbelichtete oder entsprechend dunkel bearbeitete Bilder liefert, landen diese auf der Homepage des Maklers. Diese wird nun sehr wahrscheinlich nicht nur vom Makler selbst, auf dessen schrägem Monitor betrachtet sondern ist praktisch jedem zugänglich. Unten den Besuchern der Website haben vermutlich 90% der Betrachter besser eingestellte Monitore als der Makler selbst. Also sehen 90% der Betrachter zu dunkle, also technisch mangelhafte Bilder. Das würde ich als Fotograf dieser Bilder nicht wollen.
Noch schlimmer wird es, wenn der Makler die Bilder beispielsweise für den Druck einer Broschüre verwendet und an eine Druckerei weitergibt. Im besten Fall wundern sich die Leute dort über den Murks, den der Fotograf (der sehr wahrscheinlich mit Name und Adresse in den Metadaten steht) abgeliefert hat und korrigieren die Bilder. Im ungünstigeren Fall verlangen sie Mehrkosten, weil sie die Bilder bearbeiten mussten. Im ungünstigsten Fall verwenden sie die Bilder wie geliefert und im Prospekt sind viel zu dunkle Bilder. Beides kann dem Fotografen für seine Gutmütigkeit auf die Füße fallen.
Absolut. Aber mit einem Kunde, welcher sich von einem Profi in dessen Fachgebiet nicht beraten lassen will, ist keine Kunde für eine langfristige und erfolgreiche Geschäftsbeziehung.
Geändert von Thomas Madel (25.07.2020 um 01:17 Uhr)
Schön das Du Dich wieder eingeklingt und zum Thema Murks etwas Licht in die Sache gebracht hast.
Deine Vorgehensweise ist doch genau das was ich meine. Wenn der eigene Ruf durch Veröffentlichung der Fotos schaden nehmen würde ist ganz klar eine Grenze erreicht.
Stehe da völlig in Deiner Ecke.
Nur, den Satz das Deine beiden Kunden wichtige Multiplikatoren/Empfehlungsgeber sind habe ich bei jedem meiner Posts aber auch im Hinterkopf gehabt.
Was tust Du jetzt ?
Ich fände es schön, so ein Foto mal zu sehen. Es schadet nicht, wenn man weiß worüber man diskutiert.
Bei meinen eigenen Fotos konnte ich noch nie wirklich krasse Unterschiede zwischen meinem kalibrierten Monitor und sehr vielen der hier zitierten Office-Monitore erkennen.
Lg, Gerd
ich werde versuchen den kunden zu bewegen, dass wir uns gemeinsam an seinen monitor setzen und ihm einfache testbilder wie diese hier zeigen:
https://slr-foto.de/testbild.htm
in der hoffnung, dass er erkennt, dass bei ihm kontraste und helligkeit komplett neben der spur sind (und falls möglich, den uralten monitor etwas nachjustieren). ob er sich drauf einlässt, weiss ich noch nicht. er ist wie gesagt ein hektiker, der sich auch keine zeit für dinge nehmen will die ihn nicht interessieren bzw. die er delegieren kann.