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Thema: Wie weit seid Ihr bereit in der Bearbeitung zu gehen?

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  1. #1

    Standard Wie weit seid Ihr bereit in der Bearbeitung zu gehen?
    Thread-Eröffner

    Was ist ein Naturdokument, was ist authentisch und wie viel Bearbeitung ist in Ordnung?
    Diese Frage habe ich zunächst auf Social Media gestellt und interessante Rückmeldungen bekommen. Ich glaube zu wissen, wie eure Antworten ausfallen, will es aber für mich natürlich ein wenig vergleichen, deshalb stelle ich hier die gleiche Frage.

    Heute will ich eine offene Diskussion anregen. Hierzu zeige ich zwei Bilder, quick and dirty aus der Kamera. Zum einen das unbearbeitete JPG (nur verkleinert) und danach das leicht bearbeitete JPG, wie ich es bearbeiten würde, nur habe ich den Zaun gestempelt. (Um die Bilder an sich soll es auch überhaupt nicht gehen)
    Natürlich habe ich den Zaun beim Fotografieren gesehen und trotzdem habe ich auf den Auslöser gedrückt, mit der Gewissheit, wenn ich das Foto je brauchen würde, dann müsste ich den Zaun stempeln.
    Meine Naturfotografien egal ob Wildlife, Landschaft oder Pflanzen stehen für Authentizität. Das bedeutet für mich persönlich, dass ich nichts hinzufüge oder nichts entferne in der Bildbearbeitung.
    Für das Hinzufügen bin ich vermutlich zu schlecht in Photoshop. Das Stempeln beherrscht heute die Software bereits sehr gut.
    Für mich persönlich ist klar, meine Bilder werden in großen Wettbewerben und teilweise auch großen Magazinen geprüft, sprich ich muss das RAW einreichen, wenn meine Bilder veröffentlicht werden sollen.
    Ich gehe offen damit um, kennzeichne in Gefangenschaft fotografierte Tiere mit dem Kürzel Captive und würde auch bei einem gestempelten Bild genau das angeben. Aber reicht das aus? Oder ist das schon ein Betrug am Betrachter?
    Natürlich kenne ich viele Landschaftsfotografen, die sich von einem Zaun oder einer Straße nicht abschrecken lassen und diesen am Ende einfach wegstempeln. Der nächste Schritt ist dann ggf. die Berge im Hintergrund zu verändern oder auch direkt den Himmel mit zu tauschen. Umgekehrt kenne ich auch Landschaftsfotografen, deren Bilder so schön sind, dass man es kaum glauben mag und da wurde nicht viel verändert in der Bildbearbeitung.
    Und deshalb frage ich ganz offen, wie viel Bearbeitung ist für euch in Ordnung?
    Was empfindet Ihr als Authentisch? Und wann würdet Ihr eure Bilder als Naturdokumente einstufen? Ist das überhaupt von Bedeutung für euch?
    Ich gebe offen zu, Bilder an denen ich zu viel retuschiert habe mag ich hinterher nicht, mir fehlt dann einfach mein „Feeling“ zu dem Bild, weshalb ich es dann weniger wertschätze. Umgekehrt weiß der Betrachter ja nichts davon, bzw. es könnte ihm ggf. egal sein? für meinen Teil fahre hier eine klare Linie, sprich für meine Verwendung Website + Wettbewerbe + Social Media + große Magazine gibt es nur Bilder in denen nichts Hinzugefügt oder Retuschiert wurde. Für rein kommerzielle Verwendungen, die nicht auf Authentizität bedacht sind, liefere ich hin und wieder auch Bilder auf denen etwas gestempelt wurde.
    Auf eure sachliche Diskussion und eure Gedanken zu dem Thema freue ich mich.

    Diskussion2.jpg

    Diskussion1.jpg

  2. #2
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Wie weit seid Ihr bereit in der Bearbeitung zu gehen?

    Meine klare Antwort:
    - Farben etwas anpassen, aufhellen, abdunkeln, leichtes HDR um die Seegewohnheit/vermögen des Menschen widerzuspiegeln, cropen => ok
    - Hinzufügen/Löschen => no go in Natur- und Landschaftsfotografie.

    Als Kind habe ich gerne die Merian-Heft meiner Eltern angeschaut und war, als ich die Landschaften wirklich gesehen habe, immer entsetzt. Klar, crope ich das Industriegebiet, Autobahn, Häuser, etc. weg, sieht es ja ganz schön aus. Betrachtet man aber das ganze Tal war es zum Teil furchtbar.

    In den letzten 20 Jahren finde ich immer mehr, dass wir unsere auch naturnahe Landschaft verschandeln: Silage-Ballen mit stark reflektieren Folien liege an ökologisch wertvollen Hecken; Holz wird mit Plastik abgedeckt; schöne alte Holzhütten, werden mit Betonsockel und Plastikdach erneuert. Lasst uns das zeigen, damit man auch sieht, was schlecht ist.

    Übrigens stört mich der Zaun so gut wie nicht und komischerweise finde ich die Farben beim Zaunbild sogar besser.

  3. #3

    Standard AW: Wie weit seid Ihr bereit in der Bearbeitung zu gehen?

    Ein schwieriges Thema, an dem sich immer wieder die Geister scheiden.
    In Deinem Beispiel stört mich der Zaun z. B. wenig bis gar nicht, die gehören heute irgendwie auch zur Kulturlandschaft dazu (ob das gut oder schlecht ist, lasse ich mal offen).
    Ich für meinen Teil beobachte in unserer von Social Media geprägten Zeit, dass zum Erreichen von Clicks und Likes Bilder mittels Nachbearbeitung so verbogen werden, dass sie nur noch wenig bis gar nichts mit der vorgefundenen Situation zu tun haben. Da werden Composings aus mehreren Bildern gefertigt und dem Betrachter wird suggeriert, das man die Szene so vorgefunden hat. Die Sonne oder ein anderer Himmel werden ergänzt, damit das Bild „gefälliger“ wird. Das hat für mich nichts mehr Fotografie zu tun. Aber eine klare Grenze auszumachen, finde ich schwierig. Beispielsweise kann das Entfernen eines störenden Bildteils per EBV einen geringeren Eingriff in die Natur bedeuten, als das Entfernen dieser vermeintlich störenden Bildteile vor Ort. Der Zaun ist hier sicher ein schlechtes Beispiel , aber im Makro-Bereich sind schnell mal eine Pflanze oder Grashalme im Weg, die sich leicht per nachträglicher Bearbeitung entfernen lassen, die Natur nimmt weniger Schaden. Ich z. B. entferne auch keine Ansitze mit Insekten oder setze diese um, damit ich einen störungsfreien Ansitz habe. Möglicherweise würde aber das Wegstempeln solch störender Bildteile wie in meinem Beispiel in einem Wettbewerb zum Ausschluss führen, weil sie im RAW noch vorhanden sind (ich habe da keine eigenen Erfahrungen, insofern kann ich das nur vermuten). Trotzdem würde ich hier immer die EBV-Variante wählen.
    Einen Königsweg gibt es aus meiner Sicht nicht, die Grenzen werden immer fließend sein. Ich für meinen Teil versuche in jedem Fall die Situation vor Ort in meinen Fotos wiederzugeben, hinzufügen würde ich auf keinen Fall etwas, ein Wegstempeln ist für mich in bestimmten Situationen durchaus vertretbar.
    Viele Grüße Erik
    -----------------------------------------------
    Man sollte die Meinung der anderen respektieren, auch wenn sie nicht mit der eigenen übereinstimmt ...
    Hier gibt es mehr von mir zu sehen. Und hier findet Ihr meine Tischtennisfotos.

  4. #4

    Standard AW: Wie weit seid Ihr bereit in der Bearbeitung zu gehen?

    Wir sind hier wieder bei einem Thema, bei dem man so trefflich diskutieren kann. Ich kann mich noch gut erinnern, wo ich bei einer live Abstimmung war und dort ein Bild von einer Blume oder Pilz mit Wassertropfen gewan. Wie der Preisträger dann nachher mitteilte hat er mal wieder zu den typischen Hilfsmittel der Blumenfraktion gegriffen, der Sprühflasche. Dieses ist für mich bereits die erste Manipulation, die angegeben werden müßte, die aber bei einer RAW-Kontrolle nie festgellt werden kann.
    Die Probleme bei der Bearbeitung sind dann die Bearbeitung von Kontrasten, Verlauffilter etc. in der EDV. Dieses Thema ist aber so alt wie die Fotografie. Bereits zu analogen Zeiten wurde hier diskutiert, was ist eine Bearbeitung und was ist noch in Ordnung. Ich denke hier gibt es nur einen grau Bereich, den jeder für sich abstecken muß und entsprechend bewerten muß. Ich kenne genügend Bilder, bei denen massiv bei der Veröffentlichung eingegriffen worden ist, damit sie den Vorstellungen des Redakteur entsprechen. Ich kann mich noch gut erinnern an einen Rat eines Berufsfotografenaus der Zeit der Analogfotografie, das man genügend Luft um das Motiv lassen sollte, weil 90% Bilder für Veröffentlichungen geschnitten werden (müssen).
    Hinzufügen/Austauschen ist für mich ein no go. Löschen ist ein sehr kritiscche Frage. Ein Ast/Leitung in der Ecke bei einem Actionbild, der optisch stört, kann ich mir Vorstellen, daß ich hier löschen würde. Zaun wie auf Deinem Bild würde ich niemals löschen, da er mich erstens nicht stört und er in unsere heutige Kulturlandschaft gehört.
    Angaben bzgl. Gefangenschaft (wie Tiergehege Bay. Wald, Gamefarm, etc.) gehören für mich heute auf jeden Fall angegeben. Ich persönlich ärgere mich immer wieder, wenn ich Bilder von Geparden/Leoparden (beim Fressen) sehe, die ich eindeutig als Bilder von Gamefarmen erkennen kann und die als freie Wildbahn verkauft werden. Ist der Vogel, der geziehlt angefüttert wird, Wildlife oder captured? Wo liegen die Grenzen oder wo soll man diese ziehen?
    Diese Gedanken gehen jetzt deutlich über die Bearbeitung hinaus, aber gehören aus meiner Sicht auch dazu.

  5. #5
    inaktiver User Avatar von Reiner Jacobs
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    Standard AW: Wie weit seid Ihr bereit in der Bearbeitung zu gehen?

    Bei mehr als 95 % der normalen Betrachter geht das Bild ohne Beanstandung durch.....

  6. #6
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Wie weit seid Ihr bereit in der Bearbeitung zu gehen?

    Zitat Bezug auf die Nachricht von Reiner Jacobs Beitrag anzeigen
    Bei mehr als 95 % der normalen Betrachter geht das Bild ohne Beanstandung durch.....
    Sehe ich auch so. Die Farben können durch eine tief stehende Sonne locker entstehen.

  7. #7

    Standard AW: Wie weit seid Ihr bereit in der Bearbeitung zu gehen?

    Geht ja nicht um die Farbe. Mir fällt das angeflicke oben und unten deutlich auf.

  8. #8
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Wie weit seid Ihr bereit in der Bearbeitung zu gehen?

    Zitat Bezug auf die Nachricht von Horst E. Beitrag anzeigen
    Geht ja nicht um die Farbe. Mir fällt das angeflicke oben und unten deutlich auf.
    Geht mir wie Reiner. Nächstes Mal schaue ich es mir am Monitor an bevor ich einen Kommentar schreibe.

  9. #9
    inaktiver User Avatar von Reiner Jacobs
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    03.11.2003
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    10.657

    Standard AW: Wie weit seid Ihr bereit in der Bearbeitung zu gehen?

    Hallo Wilhelm,

    für uns mag das jetzt sinnfrei sein, wer aber von schönen Bildern leben und ständig liefern muss, kann diese Möglichkeiten schnell mal einsetzen und effektiver arbeiten.

    Gruß Reiner

  10. #10
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Wie weit seid Ihr bereit in der Bearbeitung zu gehen?

    Ich finde leider gerade den Link nicht mehr zu einer Software wo man in einem Bild das im Wald gemacht wurde eine Sonne setzen kann.
    Die Software errechnet wie die Strahlen durch die Baumstämme strahlen. Das sieht absolut realistisch aus.

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