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Thema: Berufsverbot für Fotografen "wegen Corona"? Wie denken die Profis darüber?

  1. #1

    Standard Berufsverbot für Fotografen "wegen Corona"? Wie denken die Profis darüber?
    Thread-Eröffner

    Liebe Fotografengemeinde,

    obwohl nach letzteren Ausuferungen stets streng verkniffen, muss ich das brandschatzende "C"-Thema doch wieder mal auspacken. Denn die Einschläge kommen immer näher. Als Eventveranstalter bin ich bereits seit März gebeutelt, nun schlägt das Thema voll bis auf die Fotografenebene durch. Ich habe heute von einem Standesamt hier vor Ort erfahren, dass der bereits engagierte Hochzeitsfotograf zur Trauung im Amt "wegen Corona" nicht erscheinen darf. Mal abgesehen von den nicht wiederbringbaren Bildern für das Brautpaar selbst und die schon ohnehin künstlich verknappte Gesellschaft entspricht dies defacto einem Berufsverbot für den Fotografen und verstößt damit ganz klar gegen das Grundrecht auf freie Berufsausübung (Art. 12 GG).

    Mich würde interessieren, wie die Berufsfotografen unter uns hier im Forum darüber denken. Wo führt das alles nur hin und wie wird sich 2021 vor uns ausrollen?

    Wer nur hobbymäßig unterwegs ist (was vollkommen OK ist - nicht falsch verstehen), darf sich gern Sätze wie "Na das ist doch wegen Corooooonaaaaaa!" gern mal verkneifen. Lasst uns bitte in einen guten Dialog kommen. Bleibt nett und seid fair zueinander. Unterstellt niemandem böse Absichten, egal welche Meinung man vertritt. Was meint ihr? Kriegen wir das hin?

  2. #2
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Berufsverbot für Fotografen "wegen Corona"? Wie denken die Profis darüber?

    Hallo Dirk,

    ich verstehe, dass es viele betroffene Selbständige gibt (nicht nur die Berufsfotografen), denen die verordneten Einschränkungen nicht gefallen.
    Ich selber kann leider nicht mit einer anderen Idee dienen, wie man den hohen Infektionszahlen besser/anders begegnen kann. Für mich scheint es ein probates Mittel zu sein. Hast Du eine andere Idee? Wie lauten denn Deine Vorschläge dazu?
    Ich finde, wer sich über die Maßnahmen beklagt und diese für überzogen/unverhältnismäßig hält, der sollte auch Vorschläge machen, wie er es umsetzen würde. Vielleicht hast Du es schon mal irgendwo geschrieben. Ich habe im anderen "C" Thread längst nicht alles gelesen.

    Leider scheint sich im Moment zu zeigen, dass selbst die seit Dezember eingeführten Maßnahmen nicht zum Erfolg führen. Ich sehe da 2 Gründe dafür:
    1. die "großzügigere" Freizügigkeit im Sommer, die einfach eine zu große Basis von Infizierten für 2. "geschaffen" hat
    2. falls wissenschaftlich belegbar: die kalte Jahreszeit, die die Verbreitung des Virus begünstigen soll

    Es gibt auch einige Beispiele von Selbständigen, die in diesen Zeiten die Not zu einer Tugend gemacht haben und etwas ganz Artfremdes zu ihrem bisherigen Metier ins Portfolio aufgenommen haben, um finanziell über die Runden zu kommen.
    Ehrlich gesagt denke ich, dass das gar keine so dumme Idee ist und den kreativen und engagierten Selbständigen auszeichnet. Das ein Selbständiger zu so etwas den Mut aufbringen kann, hat er ja schon mit dem initialen Eintritt in die Selbständigkeit bewiesen. Den Kopf in den Sand zu stecken wird den Abwartenden nicht erfolgreich durch die Pandemie führen.

    Ich weiß ja nicht wie stark Du gebeutelt bist, aber wenn ich das richtig sehe, hast Du Dir trotzdem eine R5 und ein RF 100-500 kaufen können in diesem Jahr, dass dich gebeutelt hat. Das sind ja auch immerhin über 7000 Euro inkl. MWSt.
    Ich gönne Dir die Ausrüstung, das ist nicht das Thema. Ich weiß ja auch gar nicht, ob Du die Ausrüstung privat oder gewerblich gekauft hast.
    Was ich damit sagen will: Ein Berufsfotograf, der momentan am Existenz Limit zu kämpfen hat, wird bestimmt auch die wenigen Aufträge, die er machen kann/darf mit schon vorhandenem Equipment durchführen und zur Zufriedenheit des Kunden abwickeln können. Der wird sich jetzt für sein strauchelndes Gewerbe kein neues Equipment kaufen. Als Privatmann kann und will er es sich vielleicht trotzdem leisten.

    Frank

  3. #3

    Standard AW: Berufsverbot für Fotografen "wegen Corona"? Wie denken die Profis darüber?

    Dem gesagten stimme ich im grossen und ganzen zu, 2. wuerde ich streichen da die Probleme und Rekordzahlen von heute nicht witterungsbedingt sondern das Resultat von Fehlern und Fehleinschaetzungen seit Maerz sind. Hinzufuegen wuerde ich 3. Egoismus und Ignoranz in Teilen der Bevoelkerung und 4. die Scheu vor unpopulaeren Entscheidungen und Kopflosigkeit in den Fuehrungsetagen.

    Den letzten Absatz haeetest Du dir sparen sollen. Solche persoenliche Tiefaschlaege sind unangebracht.

    UH

    Zitat Bezug auf die Nachricht von FrankD Beitrag anzeigen
    Hallo Dirk,

    ich verstehe, dass es viele betroffene Selbständige gibt (nicht nur die Berufsfotografen), denen die verordneten Einschränkungen nicht gefallen.
    Ich selber kann leider nicht mit einer anderen Idee dienen, wie man den hohen Infektionszahlen besser/anders begegnen kann. Für mich scheint es ein probates Mittel zu sein. Hast Du eine andere Idee? Wie lauten denn Deine Vorschläge dazu?
    Ich finde, wer sich über die Maßnahmen beklagt und diese für überzogen/unverhältnismäßig hält, der sollte auch Vorschläge machen, wie er es umsetzen würde. Vielleicht hast Du es schon mal irgendwo geschrieben. Ich habe im anderen "C" Thread längst nicht alles gelesen.

    Leider scheint sich im Moment zu zeigen, dass selbst die seit Dezember eingeführten Maßnahmen nicht zum Erfolg führen. Ich sehe da 2 Gründe dafür:
    1. die "großzügigere" Freizügigkeit im Sommer, die einfach eine zu große Basis von Infizierten für 2. "geschaffen" hat
    2. falls wissenschaftlich belegbar: die kalte Jahreszeit, die die Verbreitung des Virus begünstigen soll

    Es gibt auch einige Beispiele von Selbständigen, die in diesen Zeiten die Not zu einer Tugend gemacht haben und etwas ganz Artfremdes zu ihrem bisherigen Metier ins Portfolio aufgenommen haben, um finanziell über die Runden zu kommen.
    Ehrlich gesagt denke ich, dass das gar keine so dumme Idee ist und den kreativen und engagierten Selbständigen auszeichnet. Das ein Selbständiger zu so etwas den Mut aufbringen kann, hat er ja schon mit dem initialen Eintritt in die Selbständigkeit bewiesen. Den Kopf in den Sand zu stecken wird den Abwartenden nicht erfolgreich durch die Pandemie führen.

    Ich weiß ja nicht wie stark Du gebeutelt bist, aber wenn ich das richtig sehe, hast Du Dir trotzdem eine R5 und ein RF 100-500 kaufen können in diesem Jahr, dass dich gebeutelt hat. Das sind ja auch immerhin über 7000 Euro inkl. MWSt.
    Ich gönne Dir die Ausrüstung, das ist nicht das Thema. Ich weiß ja auch gar nicht, ob Du die Ausrüstung privat oder gewerblich gekauft hast.
    Was ich damit sagen will: Ein Berufsfotograf, der momentan am Existenz Limit zu kämpfen hat, wird bestimmt auch die wenigen Aufträge, die er machen kann/darf mit schon vorhandenem Equipment durchführen und zur Zufriedenheit des Kunden abwickeln können. Der wird sich jetzt für sein strauchelndes Gewerbe kein neues Equipment kaufen. Als Privatmann kann und will er es sich vielleicht trotzdem leisten.

    Frank

  4. #4

    Standard AW: Berufsverbot für Fotografen "wegen Corona"? Wie denken die Profis darüber?

    Hallo Dirk,

    auch wenn ich nur "Halbprofi" bin und nur im Nebenberuf fotografiere, gebe ich zum Besten, was ich darüber denke. Vorneweg, wohin das alles noch führt, ist aus meiner Sicht im Moment noch gar nicht abzusehen.

    Dem Hochzeitsfotografen, welcher nicht ins Standesamt durfe, gehört mein volles Mitgefühl. Aber nicht mehr oder weniger als allen anderen, denen direkt oder indirekt die Ausübung ihres Berufes verboten ist. Wir hatten schon ein direktes Berufsverbot für Friseure, welches übrigens sehr wahrscheinlich in Kürze wieder kommt, die Gastronomie leidet unter einem zumindest teilweisen Berufsverbot. Wir haben hier im Ort einen recht jungen Betreiber und Besitzer des einzigen Kinos im Ort, welcher in den letzten Jahren deutlich mehr als ein Million in seinen Betrieb gesteckt und der seit März(?) praktisch keine Einnahmen mehr hat. Wer beispielsweise im Bereich des Messebaus arbeitet oder Events mit Technik oder Catering ausstattet oder beim Theater arbeitet hat auch indirekt ein Berufsverbot, weil die Veranstaltungen nicht stattfinden dürfen. Der Betreiber des Fitnessstudios, welches ich normalerweise besuchen würde, hat Ende 2019 eine deutliche 6-stellige Summe in neue, elektronische Geräte investiert. Mittlerweile dürfte er bei 5 Monaten ohne Beiträge sein. Dabei sei noch angemerkt, dass er so fair ist, dass er in Monaten in den er komplett geschlossen hat, die Beitrage gar nicht abbucht. Die Liste kann endlos und branchenübergreifend verlängert werden.

    Vielleicht noch ein Beispiel, welches zur der von dir geschilderten Fotografen Thematik passt: Bei Bayern München dürfen derzeit 8 Fotografen ins Stadion. 3 Agenturfotografen, 3 freie Fotografen und 2 Vereinsfotografen. Normalerweise sind bei einem Spiel von Bayern 50 Fotografen zugelassen. Das ist in allen anderen Stadien genauso, bei einem niedrigeren Inzidenzwert sind ein paar Fotografen mehr zugelassen. Die Zahlen sind sehr aktuell und die Quelle ist ein Podcast mit dem Getty Fotografen Alexander Hassenstein. Das "Aussperren" von 42 Fotografen kommt für die betroffenen auch einem Berufsverbot gleich.

    Ich selbst bin natürlich indirekt auch betroffen, weil alles das, was ich sonst fotografiere, momentan nicht stattfindet. Da ich mich sehr bewußt auf die lokale Ebene konzentriert habe und in meiner Region extrem wenig Profisport geboten ist, mache ich gerade schlicht und ergreifend gar nichts. Ein paar Archivbilder zu den Artikeln mit den "Wasserstandsmeldungen" bei den verschiedenen Sportarten gibt es, aber mehr nicht. Mir werden am Ende des Jahres 60% meines Umsatzes fehlen, obwohl ich mit Umsatzrekorden im Januar und Februar super ins Jahr gestartet bin. Der Fehlbetrag bei mir ist im fünfstelligen Bereich und schmerzt, obwohl ich nicht davon leben muss. Der Umfang des Nebenberufs bei mir ist so groß geworden, dass ich mittlerweile natürlich auch fixe Kosten habe, welche ich in einigen Monaten nicht erwirtschaften konnte.

    Nehmen wir einmal an, dass die Impfstoffe tatsächlich das Licht am Ende des Tunnels sind, so bleiben uns von der Pandemie ganz sicher riesige Schäden durch bereits zerstörte Existenzen, kommmende Pleitewellen und Branchen welche nie mehr das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreichen werden. Und nicht zuletzt ein Batzen Schulden, den vermutlich auch unsere Urenkel noch bezahlen dürfen. Ich prognostitiziere auch jetzt schon, dass die Zeche zum allergrößten Teil vom gemeinen Steuerzahler getragen werden wird. Die Großkonzerne und Firmen, welche schon immer mit allen legalen und illegalen Mitteln verhindert haben Steuern zu bezahlten, werden, wenn es wieder besser geht, auch dann die geeigneten Mittel finden, um keine Steuern bezahlen zu müssen.
    Geändert von Thomas Madel (11.12.2020 um 21:53 Uhr)
    Grüße Thomas

    www.thomasmadel.de

  5. #5
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Berufsverbot für Fotografen "wegen Corona"? Wie denken die Profis darüber?

    Hallo Dirk, ich finde es schade, das du dieses Thema noch mal aufbringst. Ich verstehe auch die Probleme, die selbstständige Fotografen aktuell haben. Das ist sicher nicht einfach.

    Aber wenn du im Angesicht von 30.000 Neuinfektionen und 600 Toten pro Tag, das GG zitierst und von einem Berufsverbot sprichst, dann habe ich dafür kein Verständnis.

    Viele andere Wirtschaftsbereiche leiden genauso wie du, vielleicht sogar noch mehr. Die gesellschaftliche Situation ist katastrophal und wird es auch bis zur allgemeinen Verfügbarkeit von Impfstoffen bleiben. Aber gibt es eine Alternative? Da kommt von dir nichts!

    Da das Alles nichts mit Digitaler Fotografie zu tun hat, steige ich hier aus.

    Meinen Account kannst du löschen. Tschüss.

  6. #6

    Standard AW: Berufsverbot für Fotografen "wegen Corona"? Wie denken die Profis darüber?

    In meinem Betrag habe ich einen ganz wichtigen Punkt vergessen: Dirk, was soll den anders gemacht werden?

    Angesichts der Zahlen von schwer erkrankten Corona-Patienten in den Krankenhäuser und Intensivstationen und den Todeszahlen muss gehandelt werden. Was wären denn die Alternativen zu den getroffenen Maßnahmen.
    Grüße Thomas

    www.thomasmadel.de

  7. #7
    Free-Member Avatar von hs
    Registriert seit
    01.07.2003
    Beiträge
    7.942

    Standard AW: Berufsverbot für Fotografen "wegen Corona"? Wie denken die Profis darüber?

    Zitat Bezug auf die Nachricht von scotty Beitrag anzeigen
    Meinen Account kannst du löschen. Tschüss.
    Ich habe echt gewartet wie lange es dauert, war nicht zu lang.

    Zitat Bezug auf die Nachricht von Thomas Madel Beitrag anzeigen
    In meinem Betrag habe ich einen ganz wichtigen Punkt vergessen: Dirk, was soll den anders gemacht werden?
    Sehr berechtigte Frage, die optimale Lösung hätten die Bären für uns parat, den Winterschlaf.

  8. #8
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Berufsverbot für Fotografen "wegen Corona"? Wie denken die Profis darüber?

    Zitat Bezug auf die Nachricht von dowitcher Beitrag anzeigen
    Dem gesagten stimme ich im grossen und ganzen zu, 2. wuerde ich streichen da die Probleme und Rekordzahlen von heute nicht witterungsbedingt sondern das Resultat von Fehlern und Fehleinschaetzungen seit Maerz sind. Hinzufuegen wuerde ich 3. Egoismus und Ignoranz in Teilen der Bevoelkerung und 4. die Scheu vor unpopulaeren Entscheidungen und Kopflosigkeit in den Fuehrungsetagen.

    Den letzten Absatz haeetest Du dir sparen sollen. Solche persoenliche Tiefaschlaege sind unangebracht.

    UH
    Das sollte nicht im geringsten als persönlicher Tiefschlag rüberkommen.

  9. #9
    ehemaliger Benutzer
    Gast

    Standard AW: Berufsverbot für Fotografen "wegen Corona"? Wie denken die Profis darüber?

    Weil Dirk ja auch Partei ergreift für Kollegen mit quasi Berufsverbot, die sich keine neue Ausrüstung kaufen können. Das sollte nicht heißen, dass er sich auch nichts hätte kaufen „dürfen“. Es relativiert nur sein gebeutelt im Vergleich zu Anderen Betroffenen. Ich gönne es ihm ja auch und es ist doch gut, dass er es sich leisten kann. Ich bin als Arbeitnehmer auch gebeutelt durch Kurzarbeit, ich komme aber trotzdem gut genug klar. Immerhin habe ich meinen Job noch. Habe aber trotzdem auf so manche Geldausgabe in diesem Jahr verzichtet. Andere mussten unverschuldet in die Arbeitslosigkeit. Ich bin also froh, wenn die Regierung durch unpopuläre Maßnahmen versucht, wieder zu einer Normalität zurück zu kommen. Versuch deswegen, weil keiner so genau weiß, was in dieser Pandemie wirklich richtig oder falsch ist. Aber gar nichts tun wäre sicher das Falscheste.

  10. #10

    Standard AW: Berufsverbot für Fotografen "wegen Corona"? Wie denken die Profis darüber?

    Zitat Bezug auf die Nachricht von Dirk Wächter Beitrag anzeigen
    (...)entspricht dies defacto einem Berufsverbot für den Fotografen und verstößt damit ganz klar gegen das Grundrecht auf freie Berufsausübung (Art. 12 GG).
    Sorry, Dirk, aber was Du schreibst zeugt davon, dass Du Art 12 Abs. 1 GG entweder nicht gelesen oder seinen Inhalt nicht verstanden hast. Daher erlaube ich mir hier auch mal als nicht zum Adressatenkreis Deines Beitrages Gehörender Position zu dem Vorgang zu beziehen. Denn es ist in meinen Augen leider sehr häufig gefährliches Halbwissen, das Menschen dazu verleitet sich in ihren Rechten verletzt zu sehen und gegen diese angeblichen Rechtsverstöße zu opponieren.

    Als Jurist lernt man relativ früh den Satz "Gelegentlich hilft ein Blick ins Gesetz der Rechtsfindung":

    Art. 12 Abs. 1 GG:
    Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.

    Einmal abgesehen davon, dass das Verfassungsrecht eine sehr komplexe Materie ist und zusammenfassende, verkürzende Betrachtungen dieser Komplexität niemals gerecht werden und damit immer auch nur "halb richtig" sein können wage ich hier mal eine kompakte Übertragung auf den von Dir ins Feld geführten Sachverhalt:

    Dieser Fotograf ist durch diese Maßnahme keineswegs in seinem Recht gehindert, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Das aber ist das, was die Annahme eines grundgesetzwidrigen Berufsverbotes nach Art 12 GG erfordern würde.

    Die von Dir monierte Maßnahme hindert den betroffenen Fotografen indes ganz klar an seiner Berufsausübung (wobei ich hier unterstelle, dass es sich überhaupt um einen Berufsfotografen im Sinne des Gesetzes handelt). Die Berufsausübung zu regeln ist aber durch Art. 12 Abs. 1 Satz 2 GG ausdrücklich gedeckt. Das Infektionsschutzgesetz ist z.B. ein solches Gesetz, das die Berufsausübung regelt. Ob in dem von Dir beschriebenen Einzelfall die Voraussetzungen einer solchen Berufsausübungsregelung ggü. dem Fotografen gegeben waren muss hier mangels Kenntnis über die Details dieses Falles offen bleiben.
    Aber eins ist sehr klar: Weder stellt die Maßnahme ein Berufsverbot nach Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG dar noch liegen hinreichende Anhaltspunkte dafür vor, dass die anzunehmende Regelung der Berufsausübung durch die behördliche Maßnahme gegen ein (so nicht existierendes) "Grundrecht auf Berufsausübung" verstößt.

    Und damit wir uns hier nicht falsch verstehen:
    Mir ist vollkommen bewusst, dass die staatlichen Maßnahmen für sehr viele Menschen einschneidende wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen, teilweise sogar bis hin zur wirtschaftlichen Existenzvernichtung. Da gibt es nichts schön zu reden oder zu schreiben. Dem gegenüber steht aber nunmal der Umstand, dass wir es mit einem "Gegner" in Form eines Virus zu tun haben, der in der Lage ist Existenzen nicht nur wirtschaftlich, sondern physisch total zu vernichten. Das Virus kann sich der Natur der Sache nach aber nur ausbreiten, wenn es Gelegenheit für den Übersprung von einem Wirt auf den nächsten bekommt. Wer das heute noch leugnet oder relativiert, disqualifiziert sich m.E. für jede ernsthafte Diskussion.

    Und da, bei dieser Übertragung von Staats wegen anzusetzen erscheint mir mangels nach wie vor ersichtlicher und/oder verfügbarer Alternativen für die Gesamtbevölkerung als geringstmöglicher, überwiegend verhältnismäßiger Eingriff.

    Zumal, und das sollte nicht unerwähnt bleiben, die Wirtschaft es doch hier noch verhältnismäßig gut hat. Nirgendwo sonst wird seitens des Staates so viel Geld in die Wirtschaft gepumpt, um die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen irgendwie zu mildern. Ob diese Maßnahmen im Einzelfall "die Richtigen" erreichen oder in Art und Umfang angemessen sind, steht auf einem anderen Blatt.

    Wo das hinführen mag? Ich weiss es nicht. Niemand weiss das. Es gibt bestenfalls Modelle und ob und wie die im jeweiligen individuellen Einzelfall eintreten, ausbleiben oder ob es doch noch ganz anders kommt wird die Zukunft zeigen müssen.
    Beste Grüße,
    Marcel

    www.wildlifefotografie.net

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