Hallo,
nachdem ich hier alle Threads zum Thema mitgelesen, Fragen gestellt, Demobilder heruntergeladen und deutsche und englische Reviews gelesen habe, ist es nun endlich soweit: gestern ist der Weitwinkelbolide EF-S 10-22 von Canon nach mehrwöchiger Wartezeit endlich von Cyberport geliefert worden.
Der leicht übermüdete Paketbote kam leider erst so gegen 17.00 Uhr, da war es schon reichlich duster draußen... Schade, denn im Gegensatz zum strahlenden Sonnenschein gestern war heute ein trüber und schneeregnerischer Tag. Keine idealen Bedingungen also, mit dem neuen Objekt in der Objektivtasche Freundschaft zu schließen.
Trotzdem hat es mich auf meinen heutigen Weihnahtseinkäufen natürlich begleitet, und ich habe hier und da ein paar Bilder machen können. Meine Eindrücke fasse ich für alle, die sich auch für dieses Produkt interessieren, einmal kurz zusammen:
- Wie durch die vorab begutachteten Beispielbilder schwer von mir erhofft: das Objektiv ist wirklich excellent auskorrigiert, macht praktisch keinerlei tonnenförmige Verzeichnungen (oder das Gegenteil davon). Gottseidank: hält man die Kamera gerade, sind Linien, Häuser, Masten gerade. Wie es sein soll. Architekturtauglich (tatsächlich: man kann dank der unglaublich kurzen Brennweiten Gebäude ohne jegliche stürzende Linien fotografieren!)
- Die Schärfe ist bis auf die extremen Ecken wirklich gut. Auf mindestens 4/5 der Fläche meiner Ansicht nach mit L-Qualität. Nur ganz außen - und dort wirklich auch nur in den Ecken - wird es etwas weicher. Abblenden hilft, läßt das Phänomen aber nicht ganz verschwinden. Habe heute allerdings maximal Blende 8 ausprobieren können, aus Mangel an Licht. Um das Phänomen in die richtige Relation zu bringen: Man sieht das nur bei 100% Ansicht, in einem A4-Ausdruck ist der Schärfeverlust in den Ecken irrelevant. Auch bei A3 dürfte da nicht viel Störendes zu sehen sein (man muss danach suchen). Diese Beobachtung gilt ausdrücklich für 10 mm! Bei 17 oder 22 z.B. habe ich bei der Schärfe praktisch nichts mehr auszusetzen.
- Ausleuchtung: Bei Offenblende wirds im Außenbereich merklich dunkler. Ist mir bei einem Innenraumfoto mit viel weiß angestrahlter Wand aufgefallen. Bei einem normalen Motiv hätte ich es wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Ist aber spürbar und bedarf bei manchen Indoor-Fotos evtl. der Korrektur. Nach 2x Abblenden ist das Phänomen weg, 1x Abblenden hilft auch schon.
- CAs: Die chromatischen Aberrationen sind nicht wegdiskutierbarerweise da. Und zwar je nach Lichtverhältnissen auch recht kräftig, vor allem natürlich bei 10mm. Das Phänomen läßt zum längeren Ende des Objektivs hin deutlich nach. Mit diesem Phänomen muss man einfach leben; ich denke bei so extremen Brennweiten – dann auch noch als Zoom ausgeführt – geht's nach heutigem Stand der Technik wohl nicht viel besser. Glücklicherweise bietet der Photoshop-RAW-Importdialog ja eine sehr angenehme Möglichkeit, die CAs massiv zu entschärfen oder sogar ganz zum Verschwinden zu bringen. Habe keine Ahnung, wie das technisch funktioniert (vielleicht kann hier jemand mal etwas Erhellendes dazu sagen?!), aber Hauptsache, dass die Möglichkeit überhaupt besteht. Bei dem trüben Licht hatte ich nur in einem Foto deutliche CAs (Glasgitter gegen den Himmel), diese waren mit der beschriebenen Methode aber mühelos entfernbar.
- Verarbeitung und Anfassqualität: Das Objektiv ist keine Schönheit, finde ich, aber es ist sauber und wertig verarbeitet, fühlt sich gut an, Fokusring und Zoomring bewegen sich präzise (wenn auch nicht mit dieser satten Geschmeidigkeit wie zum Beispiel beim 24-70). Der goldene Ultrasonic-Ring ist genauso häßlich wie auf allen anderen USM-Objektiven auch (verstehe gar nicht, wieso sich eine Weltfirma wie Canon da nicht mal bessere Designer leisten kann) usw.
Glücklicherweise hat das Objektiv mit 77mm den gleichen Filterdurchmesser wie mein Standard-Zoom, so dass ich zum Beispiel den Polfilter parallel benutzen kann. Hab's aber aus Mangel an entsprechenden Lichtverhältnissen noch nicht probiert).
Was das Thema Serienstreuung angeht: Die Bilder, die mein 10-22 liefert, entsprechen exakt dem Eindruck, den ich von den Beispielbildern aus dem Internet gewonnen hatte. Also alles im grünen Bereich, keinerlei Auffälligkeiten (ach ja: der Autofocus ist gewohnt schnell und stellt exakt scharf, was bei _dem_ Weitwinkel allerdings auch keine besondere Leistung darstellt... :-)
- Fazit: Nach einigen Fehlversuchen ganz am Anfang meiner Canon DSLR-Laufbahn hatte ich mir geschworen, nur noch Objektive zu kaufen, die ich für den Rest meines Lebens einsetzen will und kann. Die beiden L's, die ich habe, entsprechen dieser Maxime ganz und gar, zumindest was die schiere Bildqualität angeht.
Das 10-22 spielt nicht ganz in dieser Liga, im Gegensatz zu den beiden anderen, die praktisch mängelfrei sind, findet man hier schon den einen oder anderen Schwachpunkt. Diese Schwächen sind jedoch a) entweder tolerierbar, da für die Printausgabe auch in größeren Formaten irrelevant oder b) behebbar mittels Software-Nachbearbeitung. Am guten Schluß – nachdem das RAW ausentwickelt, optimiert und geschärft wurde – ist die Bildqualität sehr, sehr gut. Nicht 'über jeden Zweifel erhaben', aber sehr wohl für die allermeisten (auch kommerziellen) Anwendungsfälle mehr als nur ausreichend.
- Fazit 2: Soviel Weitwinkel hatte ich noch nie. Kann's kaum erwarten, endlich wieder Licht, Sonne und Landschaft zu fotografieren. Ich glaube, ich ziehe meinen Urlaub vor!
Bis hier meine Beobachtungen
viele Grüße und ein schönes Weihnachtsfest
Christian
nachdem ich hier alle Threads zum Thema mitgelesen, Fragen gestellt, Demobilder heruntergeladen und deutsche und englische Reviews gelesen habe, ist es nun endlich soweit: gestern ist der Weitwinkelbolide EF-S 10-22 von Canon nach mehrwöchiger Wartezeit endlich von Cyberport geliefert worden.
Der leicht übermüdete Paketbote kam leider erst so gegen 17.00 Uhr, da war es schon reichlich duster draußen... Schade, denn im Gegensatz zum strahlenden Sonnenschein gestern war heute ein trüber und schneeregnerischer Tag. Keine idealen Bedingungen also, mit dem neuen Objekt in der Objektivtasche Freundschaft zu schließen.
Trotzdem hat es mich auf meinen heutigen Weihnahtseinkäufen natürlich begleitet, und ich habe hier und da ein paar Bilder machen können. Meine Eindrücke fasse ich für alle, die sich auch für dieses Produkt interessieren, einmal kurz zusammen:
- Wie durch die vorab begutachteten Beispielbilder schwer von mir erhofft: das Objektiv ist wirklich excellent auskorrigiert, macht praktisch keinerlei tonnenförmige Verzeichnungen (oder das Gegenteil davon). Gottseidank: hält man die Kamera gerade, sind Linien, Häuser, Masten gerade. Wie es sein soll. Architekturtauglich (tatsächlich: man kann dank der unglaublich kurzen Brennweiten Gebäude ohne jegliche stürzende Linien fotografieren!)
- Die Schärfe ist bis auf die extremen Ecken wirklich gut. Auf mindestens 4/5 der Fläche meiner Ansicht nach mit L-Qualität. Nur ganz außen - und dort wirklich auch nur in den Ecken - wird es etwas weicher. Abblenden hilft, läßt das Phänomen aber nicht ganz verschwinden. Habe heute allerdings maximal Blende 8 ausprobieren können, aus Mangel an Licht. Um das Phänomen in die richtige Relation zu bringen: Man sieht das nur bei 100% Ansicht, in einem A4-Ausdruck ist der Schärfeverlust in den Ecken irrelevant. Auch bei A3 dürfte da nicht viel Störendes zu sehen sein (man muss danach suchen). Diese Beobachtung gilt ausdrücklich für 10 mm! Bei 17 oder 22 z.B. habe ich bei der Schärfe praktisch nichts mehr auszusetzen.
- Ausleuchtung: Bei Offenblende wirds im Außenbereich merklich dunkler. Ist mir bei einem Innenraumfoto mit viel weiß angestrahlter Wand aufgefallen. Bei einem normalen Motiv hätte ich es wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Ist aber spürbar und bedarf bei manchen Indoor-Fotos evtl. der Korrektur. Nach 2x Abblenden ist das Phänomen weg, 1x Abblenden hilft auch schon.
- CAs: Die chromatischen Aberrationen sind nicht wegdiskutierbarerweise da. Und zwar je nach Lichtverhältnissen auch recht kräftig, vor allem natürlich bei 10mm. Das Phänomen läßt zum längeren Ende des Objektivs hin deutlich nach. Mit diesem Phänomen muss man einfach leben; ich denke bei so extremen Brennweiten – dann auch noch als Zoom ausgeführt – geht's nach heutigem Stand der Technik wohl nicht viel besser. Glücklicherweise bietet der Photoshop-RAW-Importdialog ja eine sehr angenehme Möglichkeit, die CAs massiv zu entschärfen oder sogar ganz zum Verschwinden zu bringen. Habe keine Ahnung, wie das technisch funktioniert (vielleicht kann hier jemand mal etwas Erhellendes dazu sagen?!), aber Hauptsache, dass die Möglichkeit überhaupt besteht. Bei dem trüben Licht hatte ich nur in einem Foto deutliche CAs (Glasgitter gegen den Himmel), diese waren mit der beschriebenen Methode aber mühelos entfernbar.
- Verarbeitung und Anfassqualität: Das Objektiv ist keine Schönheit, finde ich, aber es ist sauber und wertig verarbeitet, fühlt sich gut an, Fokusring und Zoomring bewegen sich präzise (wenn auch nicht mit dieser satten Geschmeidigkeit wie zum Beispiel beim 24-70). Der goldene Ultrasonic-Ring ist genauso häßlich wie auf allen anderen USM-Objektiven auch (verstehe gar nicht, wieso sich eine Weltfirma wie Canon da nicht mal bessere Designer leisten kann) usw.
Glücklicherweise hat das Objektiv mit 77mm den gleichen Filterdurchmesser wie mein Standard-Zoom, so dass ich zum Beispiel den Polfilter parallel benutzen kann. Hab's aber aus Mangel an entsprechenden Lichtverhältnissen noch nicht probiert).
Was das Thema Serienstreuung angeht: Die Bilder, die mein 10-22 liefert, entsprechen exakt dem Eindruck, den ich von den Beispielbildern aus dem Internet gewonnen hatte. Also alles im grünen Bereich, keinerlei Auffälligkeiten (ach ja: der Autofocus ist gewohnt schnell und stellt exakt scharf, was bei _dem_ Weitwinkel allerdings auch keine besondere Leistung darstellt... :-)
- Fazit: Nach einigen Fehlversuchen ganz am Anfang meiner Canon DSLR-Laufbahn hatte ich mir geschworen, nur noch Objektive zu kaufen, die ich für den Rest meines Lebens einsetzen will und kann. Die beiden L's, die ich habe, entsprechen dieser Maxime ganz und gar, zumindest was die schiere Bildqualität angeht.
Das 10-22 spielt nicht ganz in dieser Liga, im Gegensatz zu den beiden anderen, die praktisch mängelfrei sind, findet man hier schon den einen oder anderen Schwachpunkt. Diese Schwächen sind jedoch a) entweder tolerierbar, da für die Printausgabe auch in größeren Formaten irrelevant oder b) behebbar mittels Software-Nachbearbeitung. Am guten Schluß – nachdem das RAW ausentwickelt, optimiert und geschärft wurde – ist die Bildqualität sehr, sehr gut. Nicht 'über jeden Zweifel erhaben', aber sehr wohl für die allermeisten (auch kommerziellen) Anwendungsfälle mehr als nur ausreichend.
- Fazit 2: Soviel Weitwinkel hatte ich noch nie. Kann's kaum erwarten, endlich wieder Licht, Sonne und Landschaft zu fotografieren. Ich glaube, ich ziehe meinen Urlaub vor!
Bis hier meine Beobachtungen
viele Grüße und ein schönes Weihnachtsfest
Christian
Kommentar