Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

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  • Heiko Bruntsch
    Free-Member
    • 01.07.2004
    • 374

    #1

    Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

    Für mich ist eine M8.2 von Leica ein schicker Zukunftstraum (klein, kompakt und vermutlich sehr hochwertig verarbeitet).
    Trotzdem muss die Kamera doch noch mehr zu bieten haben, was andere nicht besitzen.
    Es kann doch nicht bloß ein ausgeprägter Retro-Fetischismus sein, der Leute dazu bewegt knapp 5000 Euro nur für einen Body auszugeben.
    Mit Objektive kommt man da schnell in die 5-stellige Euro-Region.
    Da bekomme ich, für weit weniger finanziellen Aufwand, bei Canon, Nikon & co. eine Vollformatkamera mit mehreren hochwertigen Objektiven.

    Was macht also das Leica M-System besser als andere aktuelle SLR-Modelle mit superschnellem AF und präziser Belichtungsmessung?

    Danke für die Hilfe.

    Gruss,
    Heiko
  • marcus2388
    Free-Member
    • 14.01.2007
    • 1673

    #2
    AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

    - Annähernd geräuschlos - is ja schließlich eine Messsucherkamera ohne Klappspiegel. (Hat die eigentlich auch noch einen Tuchverschluss?)

    - Es ist eine Leica

    Das sind die beiden Eigenschaften die die M8.2 besonders machen. Solltest du daher regelmäßig in den großen Operhäusern fotografieren, oder ca. eine Kariere als Klassik-Konzertfotograf anstreben, dann gäbe es keine Kamera die besser für dich geeignet wäre, als die M8.2. Auch zum Zeigen, dass man etwas besonderes ist (oder sich mindestens dafür hält), eignet sich so eine Leica sehr gut.

    Den Bildern sieht man nicht an, dass sie aus einer Leica stammen. Mag sein, dass das jetzt hier der ein oder andere Leicaverfechter gänzlich anders sieht und auf die hervorragende Farbdarstellung und den tollen Kontrast der Leica-Objektive besteht - allerdings muss man da zwei Aspekte doch klar nennen:
    - Leica- und Zeissobjektive lassen sich auch auf Canon adaptieren und bieten da die gleichen Funktionen wie an der Leica M8.2 - nämlich keine. Obwohl... die neuen Zeiss Linsen mit Canon Bajonett haben sogar eine elektrische Blendensteuerung...
    - Im Zeitalter der Digitalfotografie sind Farb- und Kontrastunterschiede etwas, das in 10sek von einem anständigen Rohdatenkonverter kompensiert wird. Wesentlich wichtiger ist hier noch die Dynamik - welche allerdings bei der M8.2 niedriger ausfällt - im Vergleich zu aktuellen Canon- bzw. Nikonkameras

    klein, kompakt und vermutlich sehr hochwertig verarbeitet
    Es kann doch nicht bloß ein ausgeprägter Retro-Fetischismus sein, der Leute dazu bewegt knapp 5000 Euro nur für einen Body auszugeben.
    Die Kamera ist klein und kompakt - sowie sehr hochwertig verarbeitet. Allerdings sollte man die Leica M8 bzw. M8.2 nicht mit anderen Kameras vergleichen - denn dafür ist diese Kamera nicht konzipiert. Canon läßt mehrere Tausend Kameras pro Woche vom Fließband laufen - bei Leica wird das Zeug in Handarbeit zusammengebastelt. Leica hat hier eine Kamera, die ganz gemäß der Leica Tradition, einfach nur eine enorm hohe Qualität hat. Wer das haben will, der muss in Kauf nehmen, dass das entsprechend mehr kostet. Eine "Mehrleistung die den Preis rechtfertigt" gibt es aus rein fotografischer Sicht nicht. Die Mehrleistung dieser Kamera ist die gleiche wie der Unterschied zwieschen einer Gucci- Prada- Armani-handtasche gegenüber einer C&A- H&M- Esprit-handtasche.
    Überspitzt gesagt: Der Seltenheitswert der hier für deutlich mehr Geld erkauft werden kann, ist sicherlich vielen Grund genug sich eine Leica zu holen.

    Wenn du daher länger kalkulieren musst, ob du dir diese Kamera überhaupt leisten kannst, dann bist du prinzipiell schon außerhalb der Zielgruppe.


    Grüße,
    Marcus

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    • Pulmoll
      Free-Member
      • 12.11.2007
      • 228

      #3
      AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

      Eine Leica ist wie ein Porsche.

      Von den technischen Daten her den Aufpreis nicht wert.

      Wer aber das seltene Glück hatte, eine zeitlang mit diesen Produkten umgehen zu dürfen, wird sich mehrheitlich dem Zauber nicht entziehen können.

      Das ist sachlich nicht plausibel genug begründbar. Auch wenn man es gerne, zur Beruhigung oder Rechtfertigung, versucht.

      Gruss

      Alex

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      • Freedolin
        Gesperrt
        • 17.06.2005
        • 2694

        #4
        AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

        Zitat von marcus2388 Beitrag anzeigen
        - Annähernd geräuschlos - is ja schließlich eine Messsucherkamera ohne Klappspiegel. (Hat die eigentlich auch noch einen Tuchverschluss?)
        Soweit ich weiss, nicht. Zumindest die M8 ist überraschend laut, die M8.2 hab' ich noch nicht in der Hand gehabt, sie soll aber wieder einen deutlich leiseren Verschluss haben, den man auch in de M8 nachrüsten kann. Der neue Verschluss schafft aber nur noch 1/4000 s als kürzeste Verschlusszeit, nicht mehr 1/8000 (M8).

        -- Markus

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        • Freedolin
          Gesperrt
          • 17.06.2005
          • 2694

          #5
          AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

          Da fühl' ich mich doch direkt angesprochen, weil ich auch lange überlegt habe, ob ich eine M8 nicht mal ausprobieren soll. Das hab' ich die letzte Woche getan, die Kamera aber letztendlich doch schweren Herzens auf eBay gestellt, weil ich mich nicht hunderprozentig wohl damit gefühlt habe.

          Nachteile der Leica (für mich persönlich), die mich letztendlich dazu veranlasst haben, die Kamera wieder abzugeben:

          1.) Der Messucher. Grandios für die exakte Fokussierung (kein Vergleich zu SLR, selbst mit Schnittbild oder guter Mattscheibe), aber sehr, sehr ungewohnt nach jahrelanger SLR-Nutzung. Keine Beurteilung der Schärfentiefe, vor allen Dingen immer gleich grosses Sucherbild, der Bildausschnitt wird per Rähmchen eingeblendet (die umso kleiner sind, je länger die Brennweite ist). Bei 35 mm und 50 mm kommt man damit gut klar, der 75mm-Rahmen ist allerdings schon arg klein und am anderen Ende der 24 mm Rahmen arg gross (sieht man kaum komplett). Hat den grossen Vorteil, dass man sehr viel Umfeld sieht, aber gerade bei langen Brennweiten stört mich das eher ("lang" heisst 75 oder 90 mm). Es ist auf der anderen Seite wiederum einfach und hilfreich, aufgrund der Rähmchen sehr schnell zu erkennen, welche Brennweite für ein Motiv evtl. besser geeignet wäre.
          Die Rähmchen sind aber nur ein ungefährer Anhaltspunkt, weil auf einen Fokusabstand von 0.7 m ausgerichtet. Bei grösserer Entfernung fällt das tatsächliche Bild sichtbar grösser aus als der Hilfsrahmen. Nervt. Kann man zwar bei Leica auf eine Fokusentfernung von 2 m umbauen lassen (zum Schnäppchenkurs, versteht sich), aber dann passt's halt bei der Nahgrenze nicht mehr. Eine genaue Komposition im Sucher ist (zumindest mir) damit schwer denkbar.
          Die feste Grösse des Messsuchers bedingt zudem, dass für Brennweiten unter 24 mm ein Aufstecksucher notwendig wird. Der ist natürlich nicht an die Entfernungseinstellung gekoppelt, also heisst es im Messsucher zu fokussieren und im Aufstecksucher das Bild zu gestalten.
          Bauartbedingt schaut man an der Linse vorbei und nicht hindurch, die Linse ist damit im Sucherbild zu sehen (und auch die eigenen Flossen beim Fokussieren) und ragt speziell bei kurzen Brennweiten auch in den Bildausschnitt des Suchers, den man zur Komposition benötigt. Eine Ecke fehlt dann visuell.

          Und als SLR-User fragt man sich auffallend oft, warum sich die Kamera aufgehangen hat. (Antwort: hat sie nicht, belichtet nur ewig, weil der Deckel noch auf der Linse ist)

          2.) Ergonomie. Die M8 ist ab Werk etwas schlecht zu halten. Es gibt Helferlein, von Leica selbst einen Handgriff, im Netz ein Teil namens "Thumbs up", das auf der Rückseite eine Art Spannhebelersatz nachrüstet, an dem der Daumen Auflage findet.
          Dazu kommt, dass ich Linksäuger bin, eine Leica M ist allerdings eher für Rechtsäuger gemacht. An einer SLR ist das (für mich) ein weit geringeres Problem.

          3.) Natürlich, der Preis: Leica-Linsen hab' ich mir gar nicht erst angetan (die Summarits haben mir nicht zugesagt, es hätten also Summicrons sein müssen, schick wären natürlich auch die Summilux-ASPH-Linsen ... könnt ja mal nachschlagen, was die kosten ;-) Trotz 2 x Voigtländer und 2 x Zeiss (25, 35, 50, 75 mm) und extrem günstig erstandener M8 hab' ich für Kamera, Objektive, Akkus, Tasche, Karte und Filter fast 5000,- EUR ausgegeben. Für eine Kamera, mit der ich mich nicht hunderprozentig wohl fühle, ist das entschieden zu viel. Wären's "bloss" tausend Euro, würde ich mir selbst sicherlich mehr Zeit geben, mich damit anzufreunden, aber wenn es nicht auf Anhieb passt, bin ich ohnehin eher pessimistisch, ob langfristig Spass aufkäme.

          4.) Das Display: taugt für die Kontrolle des Bildausschnitts, aber das war's auch schon. Weder Schärfe noch Belichtung lassen sich damit ernsthaft kontrollieren (Histogramm gibt's natürlich, aber an den Nikons brauch' ich das eigentlich nie, an der M8 geht's gar nicht ohne). Bei normal hellem Aussenlicht ist schon kaum noch was zu erkennen auf dem Display. Am Display merkt man am deutlichsten, dass die Kamera (in digitalen Massstäben) "alt" ist.

          5.) Die IR-Empfindlichkeit. Die Gründe mögen seitens Leica nachvollziehbar sein (und sind insbesondere im dünnen AA-Filter zu suchen), aber in der Praxis muss man sich damit doch auseinandersetzen, insbesondere, wenn man keine Leicalinsen nutzt, ist es mit einem Sperrfilter nicht getan.
          Die Filter, die sowohl von Leica als auch von B+W angeboten werden, sind Interferenz-Sperrfilter. Je schräger das Licht dort durchläuft, desto grösser wird ein grün/cyan-Farbstich. Das heisst, je kürzer die Brennweite, umso deutlicher treten diese "Farbvignettierungen" in den Bildrändern auf.
          Die M8 korrigiert dies für ihr bekannte (6-bit codierte) Leicalinsen automatisch, für Fremdlinsen ist freilich Handarbeit angesagt, zumindest unterhalb 35 mm. Es gibt aber ein passendes Tool, das einem die Arbeit erleichtert, selbst mit DNG-Dateien (Cornerfix, Open Source für Win und Mac).
          Die einfachst Lösung ist natürlich, S/W zu fotografieren

          6.) Der Sensor ist natürlich nicht mehr ganz frisch, vom Rauschen her gut ist ISO 160 und ISO 320, bei 640 würde ich für mich die Schmerzgrenze setzen (hinnehmbar für Notfälle). Darauf war ich allerdings auch vorbereitet.

          FÜR die Leica spricht:

          - scharf. Sicherlich die schärfste Kamera, die ich je in Händen hatte. Die Kamera hat einen extrem schwachen AA-Filter, das führt zu Ergebnissen, wie ich so noch aus keiner anderen Kamera bekommen habe.
          Dazu tragen natürlich auch die Linsen bei, es gibt grandiose Optiken für die M, nicht nur von Leica. Die mittleren Brennweiten der Zeiss ZM Serie (also 21, 25, 28, 35 und 50 mm) sind durchweg atemberaubend gut. Sowohl die ZMs wie auch die Leica Summicron und Summilux sind schon bei Offenblende bombastisch scharf und konstrastreich.

          - sehr kompakt, insbesondere die Objektive sind angenehm klein. Ein komplettes System selbst mit 4 oder 5 hochwertigen Linsen benötigt weit weniger Platz als z.B. eine D300 oder 50D mit 2 oder 3 Zooms (und damit meine ich nicht mal die lichtstarken Zooms).

          - Mechanische Qualität. Beeindruckend. Sicherlich das Mass der Dinge, ich kann mir nicht vorstellen, wie man eine Kamera _noch_ solider bauen könnte.

          - Angenehm einfach. Die Kamera ist reduziert auf die wirklich wichtigen Dinge, einfacher kann man eine Kamera kaum mehr gestalten (nun ja, man könnte die Zeitautomatik noch weglassen ;-) Selbst der digitale Bereich, also die Menüs, ist angenehm übersichtlich und kurz. Ein sehr puristisches Werkzeug (aber nicht im unangenehmen Sinne).

          -- Markus

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          • ehemaliger Benutzer

            #6
            AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

            Die Leica M-Camera ist ein wunderbares Werkzeug. Allerdings dauert es länger als eine Woche, bis sie einem 'in die Hände gewachsen' ist, weil vieles neu und alles anders ist.

            Die Leica M zwingt einen zur bewussten Arbeitsweise - das muss man können.
            Ihre Stärke ist die Reduktion auf das absolut Notwendigste - das muss man mögen.
            Mit der Leica M erschließt sich eine andere Art der Photographie - die muss man lieben.


            Leica M6, 35mm Summicron, Kodak Tri-X 400.

            In Anbetracht der Schwächen der M8 (kein Vollformat!) würde ich bei entsprechendem Interesse eine echte 'Retro', also ein analoges Modell in die Überlegungen einbeziehen.

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            • Freedolin
              Gesperrt
              • 17.06.2005
              • 2694

              #7
              AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

              Zitat von nafpie Beitrag anzeigen
              Die Leica M zwingt einen zur bewussten Arbeitsweise - das muss man können.
              Ihre Stärke ist die Reduktion auf das absolut Notwendigste - das muss man mögen.
              Mit der Leica M erschließt sich eine andere Art der Photographie - die muss man lieben.
              Schön gesagt

              Die Woche (bzw. knapp anderthalb Wochen) war die Dauer, die mir durch die Widerrufsfrist der Linsen gesetzt war, ich musste mich bis spätestens gestern entscheiden, ob ich das Abenteuer Leica abbreche oder nicht (ist mir nicht leicht gefallen).

              Auf Dauer abgehakt hab' ich das Thema nicht, "angefixt" bin ich auf alle Fälle. Und vielleicht hab' ich ja auch Glück und die Kamera findet in der Bucht keinen Abnehmer

              Ich wage mal einen blasphemischen Vorschlag: gäbe es eine Leica mit dem gleichen Gehäuse, Sensor und Bajonett, aber stattdessem einem guten (!) elektronischen Sucher (ähnlich wie m4/3) würde ich sie vermutlich sofort kaufen.

              -- Markus

              Kommentar

              • hs
                Free-Member
                • 01.07.2003
                • 7949

                #8
                AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

                Gott sei dank ist die M8 eine Cropkamera, sonst würde ich auch solch teure Überlegungen haben.

                Wieso es allerdings überhaupt keine Sucherkameras mit FF gibt wird für mich ein Rätsel bleiben.

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                • Freedolin
                  Gesperrt
                  • 17.06.2005
                  • 2694

                  #9
                  AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

                  Zitat von hs Beitrag anzeigen
                  Wieso es allerdings überhaupt keine Sucherkameras mit FF gibt wird für mich ein Rätsel bleiben.
                  Das dürfte am sehr schrägen Lichteinfall am Rand liegen. Bei Film war das kein grosses Problem, beim Sensor dagegen schon, weil das Licht ja quasi in einen kleinen "Kanal" fallen muss. Quer durch, wie bei Film, geht beim Sensor nicht.

                  Dass das ein Problem ist, zeigt ja schon die alte Epson RD-1 (daran vignettiert, trotz Crop 1.5, scheinbar alles) sowie der enorme Aufwand mit vesetzten Microlinsen, den Leica und Kodak beim Sensor der M8 getrieben haben.

                  -- Markus

                  Kommentar

                  • ehemaliger Benutzer

                    #10
                    AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

                    Zitat von nafpie Beitrag anzeigen
                    Die Leica M-Camera ist ein wunderbares Werkzeug. Allerdings dauert es länger als eine Woche, bis sie einem 'in die Hände gewachsen' ist, weil vieles neu und alles anders ist.

                    Die Leica M zwingt einen zur bewussten Arbeitsweise - das muss man können.
                    Ihre Stärke ist die Reduktion auf das absolut Notwendigste - das muss man mögen.
                    Mit der Leica M erschließt sich eine andere Art der Photographie - die muss man lieben.
                    Damit ist das Wesentliche gesagt.

                    Dennoch ein paar persönliche Anmerkungen:
                    Überzogener Retro-Hype? Nun, der M wird schon seit über 20 Jahren das Grab geschaufelt. Sie ist immer noch da. Der digitalen Variante wurde ebenfalls ein baldiges Ableben prophezeit. Auch sie ist immer noch da. Ein Hype sieht für mich anders aus. Und selbst wenn es einer wäre, würde dies nichts über die tatsächliche Qualität des M-Systems aussagen. Irgendwie liegt es ja auch nicht in der Natur eines Hypes belastbare Aussagen zu liefern über den Gegenstand oder Sachverhalt auf den er sich bezieht.
                    Ist sie jeden Cent wert? Die Frage ist in dieser pauschalen Form nicht zu beantworten. Es besteht offensichtlich eine Nachfrage. Also gibt es Personen, die diese Frage aus den unterschiedlichsten Gründen für sich bejahen. Für Manchen mag als Grund reichen, daß sich die Ms und ihre Gläser wunderbar in der Vitrine machen. Doch die Frage "Was macht also das Leica M-System besser als andere aktuelle SLR-Modelle mit superschnellem AF und präziser Belichtungsmessung?" zielt natürlich eher auf die praxisrelevanten Faktoren ab. Diese kann man zwar diskutieren, meiner Erfahrung nach führt dies jedoch nicht zu einer befriedigenden Antwort.
                    In Anlehnung an das gerne bemühte Feininger-Zitat könnte man nämlich sagen: Auch ein Kamerasystem, das in seinen technischen Merkmalen gegenüber anderen Kamerasystemen weniger leistungsfähig ist bzw. erscheint, kann für den Einzelnen das zu seiner Arbeitsweise perfekt passende sein.

                    Da dies bei mir nicht zutrifft, ist die M nie "meine" Kamera geworden. Dabei habe ich mich redlich bemüht und hatte von meiner fototechnischen "Sozialisation" her auch durchaus gute Voraussetzungen. Einer meiner Lehrherren schwor nämlich auf die Teile und setzte sie bei Hochzeits- und Reise-Reportagen ein. Die Ergebnisse waren sehr überzeugend. Wären sie mit einer R (oder sonstigen SLRs) weniger überzeugend gewesen? Ich behaupte nein. Dazu war er ein zu guter Fotograf. Eines wären sie jedoch mit Sicherheit geworden: anders. Nicht wie Tag und Nacht. Und sicherlich nicht jedes einzelne Bild. Doch grade eine Reportage oder auch eine Portraitserie besteht nunmal aus einer Reihe von Bildern, die zusammen eine bestimmte Stimmung vermitteln. Eine bestimmte Sicht. Eine Art auf die Dinge zu blicken und sich ihnen zu nähern. Einen persönlichen Arbeits-Stil. Und dieser sucht sich halt das bestmöglich passende Arbeits-Gerät. In seinem Fall hieß das: Klein, leise, unauffällig, schnell, präzise, uneingeschränkt offenblendentaugliche Objektive.

                    Nach (langer) Bewährungszeit durfte dann auch mal der Stift mit den heiligen Teilen hantieren und arbeiten. Ein optischer und haptischer Genuß. Die Leistung der Objektive ein Traum. Das Auslösergeräusch Musik für die Ohren. Die Handhabung unproblematisch (Ich hatte bis dato überwiegend mit der ebenfalls vollmanuellen Nikon FM2 fotografiert). Ein wunderbares Stück Technik ... und für mich weitgehend ungeeignet.
                    Zu allererst natürlich weil Reportage schon damals nicht mein vorrangiges fotografisches Interessengebiet war. Aber auch weil ich mich mit einigen Besonderheiten des Messuchersystems nicht anfreunden konnte. Markus hat sie auf den Punkt beschrieben.
                    Ich weiß zwar was gemeint ist, wenn Stefan schreibt die M zwinge zu einer bewußten Arbeitsweise und ich teile diese Einschätzung auch. Doch während die M sicher nicht der Inbegriff der Stativkamera ist, war für meine Art der "bewußten Arbeitsweise" schon immer das Stativ unabdingbar. Auch die "Reduktion auf das absolut Notwendigste", sowie das Erschließen "einer anderen Art der Photographie" wurde und wird für mich und meine Arbeitsweise bis heute von einem anderen Kamerasystem eingelöst - der Fachkamera. Mit dieser stand wiederum der o.g. Lehrherr auf Kriegsfuß. Sie paßte weder zu seinem Sujet, noch zu seiner Arbeitsweise.
                    Horses for courses eben.

                    Für mich hat die M (auch in der digitalen Variante) nach wie vor absolut ihre Berechtigung. Haben möchte ich sie nicht.

                    Kommentar

                    • Werner91
                      Free-Member
                      • 21.10.2003
                      • 675

                      #11
                      AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

                      Zitat von Martin Offermanns Beitrag anzeigen
                      ... und für mich weitgehend ungeeignet.
                      ...Aber auch weil ich mich mit einigen Besonderheiten des Messuchersystems nicht anfreunden konnte.
                      Da bist Du aber wirklich nicht allein. Selbst eingeschworene M-Fotografen, Reportageporfis, berichten von einer "Eingewöhnungszeit", während der es bei ihnen plötzlich "klick" gemacht hat und sie sich zurechtfanden.

                      Kommentar

                      • ehemaliger Benutzer

                        #12
                        AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

                        Hallo Peter(?),


                        Zitat von Werner91 Beitrag anzeigen
                        Da bist Du aber wirklich nicht allein.
                        Das beruhigt mich.


                        Zitat von Werner91 Beitrag anzeigen
                        Selbst eingeschworene M-Fotografen, Reportageporfis, berichten von einer "Eingewöhnungszeit", während der es bei ihnen plötzlich "klick" gemacht hat und sie sich zurechtfanden.
                        Das kann ich gut nachvollziehen.
                        Es hat zwar auch bei mir "klick" gemacht, aber eben auch immer wieder "klack". Mehr Praxis hätte da sicher geholfen. Ist vielleicht ähnlich wie das Sprechen einer Fremdsprache. Irgendwann kommt der Punkt wo man nicht mehr im Kopf übersetzt, sondern in der Fremdsprache denkt.
                        Andererseits: Von der SLR kommend war damals auch die Fachkamera äußerst ungewöhnlich. Grade was den Blick durch den Sucher anging. Doch als ich zum ersten Mal beidäugig das auf dem Kopf stehende und seitenverkehrte Mattscheibenbild betrachtete, hat es eben bei mir "klick" gemacht. Das war auf Anhieb "mein" Werkzeug. Meine Mitstifte bekamen hingegen z.T. noch im dritten Lehrjahr die Krätze wenn sie das Monster nur sahen.
                        Ich bin froh die verschiedenen Systeme in der praktischen Anwendung kennen gelernt zu haben. Denn das gibt mir zum Einen die Gewissheit mit dem für mich passenden zu arbeiten und zum Anderen läßt es mich verstehen warum Andere mit anderen Systemen besser bedient sind.


                        Gruß


                        Martin

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                        • febrika3
                          Full-Member
                          • 28.04.2006
                          • 2290

                          #13
                          AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

                          Zitat von Martin Offermanns Beitrag anzeigen
                          … Doch während die M sicher nicht der Inbegriff der Stativkamera ist, war für meine Art der "bewußten Arbeitsweise" schon immer das Stativ unabdingbar. … und wird für mich und meine Arbeitsweise bis heute von einem anderen Kamerasystem eingelöst - der Fachkamera …
                          Martin, wie ich dich verstehe !

                          Mit einer M habe ich vor unzähligen Monden auch mal Bilder gemacht, mit einem Noctilux 1.0. Ging irgendwie ich kann aber heute nicht mehr sagen, ob das toll war und wie die Bilder waren. Im Profialltag hat mich eine M nie mehr interessiert. Entweder schnell (SLR oder Mamiya MF) oder RICHTIG = GROßFORMT.
                          Grüße aus der Region der Industriekultur
                          Karsten

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                          • kapverd
                            Free-Member
                            • 09.02.2005
                            • 1138

                            #14
                            AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

                            Ich würde auch mal gerne mit einer Norton Commando fahren, aber vermutlich würde ich Bremse mit der Gangschaltung vertauschen und aus wärs.

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                            • VarioSix
                              Free-Member
                              • 12.09.2005
                              • 2794

                              #15
                              AW: Leica M8.2 Messsucherkamera überzogener Retro-Hype oder doch jeden Cent wert ?

                              Die Leica M-Kameras sind grundehrliche Fotowerkzeuge, deren Stärken im Kleinbild-Brennweitenbereich 35 bis 90 mm liegen. So war es und wird es wohl auch noch lange bleiben. Die unbestreibaren Vorteile sind der unabhängig vom aufgesetzen Objektiv immer gleich helle Sucher und die freie Sicht auf das Motiv während der Aufnahme. Blinzelt der/die Fotografierte während des Porträts, so sieht man es direkt und nicht erst beim Betrachten des Bildes auf dem Display.

                              Klein und handlich sind sie auch, aber das ist wohl ein sehr relativer Begriff, wenn ich die Lobeshymnen auf Batteriegriffe unter den Kameras hier und in anderen Fotoforen lese. Auch das immer wieder gerühmte leise Verschlussgeräusch war bei der M8 sehr umstritten, weil zu laut. Bei der M8.2 wurde prompt nachgebessert. Dass eine Sucherkamera nicht zwingend leise sein muss, hat vor Jahren bereits Contax mit seinen G-Kameras unrühmlich vorgemacht.

                              Die Preise sind definitiv nicht nachvollziehbar, immerhin gibt es Alternativen bei den Objektiven u.a. von Zeiss. Die sind zwar auch nicht billig, aber schon eher bezahlbar im Vergleich zu den ungleich aufwändiger gebauten, aber optisch im realen Fotoleben wenig überlegenen Leitz-Objektiven. Ein rational erklärbares Preis-/Leistungsverhältnis und Leica schließen sich offensichtlich aus.

                              Den Retro-Hype heizt Leica selber mit limitierten Sondermodellen wie der Leica M8.2 in Weiß für die Generation Apple oder aktuell der Safari-Sonderedition inkl. Billingham-Fototasche und Tragriemen in Echtleder mit Leica-Prägung an. Inwieweit sich Leica mit solchen Vitrinenkameras selber einen Gefallen tut, vermag ich nicht zu sagen. Die Markenwahrnehmung "Gut, extrem teuer und für den fotografierenden Traditionalisten" wird so garantiert in die gewünschte Marketing-Richtung beeinflusst.

                              VG Bernhard

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