Vorbemerkung
Dieser Bericht ist KEIN Angriff auf das Kleinbild. Es geht nicht um entweder-oder. Beide Systeme haben ihre Berechtigung. Z.b. ist die kürzeste Verschlusszeit einer Hasselblad eine 1/800 Sekunde - dem Zentralverschluss kann man nicht mehr zumuten. High-Iso ist ein Begriff der im Mittelformat nicht zuhause ist.
Unter dem Titel: "The Hasselblad Factor" habe ich vor kurzem zwei Bilderserien hier eingestellt: Laura (nochmal), und Neve.
Weil ich doch einiges an Resonanz erhalten habe, möchte ich hier ein bisschen darüber schreiben.
Wenn man bereits als Teenager mit Canon fotografiert hat, später sogar als Sportfotograf mit den grossen weißen Tüten unterwegs und schließlich den ganzen digitalen Weg von der 20D bis zur 1Ds Mk III gegangen ist, dann kommt ja doch einiges an Freud und Leid zusammen. Spätestens seit meinen Anfängen in der Beauty- und Studiofotografie hatte ich immer mehr das Problem, dass der AF der Canon-Kameras einen eingebauten Zufallsgenerator besitzt. Sowohl was die absolute Schärfe betrifft, als auch die Anzahl der Bilder, in denen die Schärfe auch dort ist wo ich sie haben will.
Bereits 2011 habe ich mehrere Male eine Pentax 645D ausgeliehen, weil die Kamera die perfekte Mischung zwischen dem Qualitätsanspruch des Mittelformat und der kompakten und robusten Bauweise einer Kleinbild-Spiegelreflex zu sein schien. Die Ergebnisse, ausschliesslich mit dem Standardobjektiv 55 mm gemacht, waren hervorragend (Daria, siehe hier). Herausragend war immer wieder der Autofokus. Treffsicher, sozusagen Millimetergenau.
Im Herbst 2011 hatte ich eine Leica S2 in der Hand, eine Kamera, die einen einfach sprachlos zurücklässt. Preis, Leistung - von allem das meiste.
In der Zwischenzeit noch ein paar Shootings mit der 1Ds Mk III - es geht doch! Allerdings nicht immer, ein paar Ausreißer sind immer dabei.
Dann, 2012, war ich soweit das ich mir sicher war, ein Upgrade auf eine Mittelformatkamera durchführen zu wollen. Und genau zu diesem Zeitpunkt kommt die Nikon D800 heraus, mit 36 Megapixeln! Allerdings bin ich Canon-Shooter, und Canon-Objektive passen komischerweise nicht auf Nikon-Kameras. Canon hat aber leider gerade keine Revolution zur Hand und liefert mit der 5D Mk III nur Durchschnitt: ein (endlich) ordentlicher Autofokus bei gleichbleibender Auflösung und Sensorqualität. Das ganze für einen Preis, der deutlich über dem liegt, was 'man' so zahlen will, um auf die nächste Generation upzudaten.
Was tun? EINE Möglichkeit wäre, die Canon-Kamera und alle sieben Objektive zu verkaufen. Vom Erlös könnte man sicher recht komfortabel eine Nikon kaufen, und ein oder zwei gute Objektive dazu. Aber das grundlegende Problem würde bleiben - die Objektive des Kleinbildformates sind grundsätzlich Massenware, gefertigt mit Toleranzen die teilweise schwierig zu akzeptieren sind. Nicht umsonst empfiehlt digilloyd.com, für die Nikon D800 hochauflösende Objektive von Zeiss zu verwenden. Diese Prachtstücke aus Metall (im Gegensatz zu den Plastikobjektiven der beiden grossen Hersteller) zeichnen sich durch fantastische Qualität aus - allerdings ohne Chance auf Autofokus, denn die Objektive sind konsequent auf manuelles fokussieren ausgelegt. Nach mehreren Versuchen mit Zeiss-Objektiven bin ich mir sicher, dass die Objektive ganz hervorragende Qualität liefern - aber ebenso sicher weiss ich auch, dass manuelles fokussieren für mich nicht in Frage kommt. Und genauso sicher scheint es auch, das es praktisch keines der Nikon-Objektive dem Anspruch des Sensors gerecht wird.
Also bleibt noch Möglichkeit zwei: Ein Upgrade aufs digitale Mittelformat. Man muss an dieser Stelle zunächst mal über Preise sprechen. Eine neue Pentax 645d, mit einem Objektiv kostet ca.11'000 Euro. Das ist viel Geld. Andere Kameras wie z.B. Hasselblad oder Mamiya mit digitalen Kamerarückteilen sind noch teurer oder mindestens in der gleichen Liga.
Also bei eBay mal 'reinschauen. Es kommt natürlich, wie es kommen muss: Es gibt eine gebrauchte Pentax für 6'500 Euro, ein netter Preis für eine kaum gebrauchte Mittelformatkamera. Oder knapp 10'000 Euro für eine Hasselblad H3DII-22, allerdings mit vier Objektiven. Na super - was tun ?
Pro Pentax:
Ich kenne die Bildqualität, den Autofokus, das Standardobjektiv. 40 Megapixel-Bilder sind hervorragend geeignet um zu croppen. Es passt genau für meine Art zu fotografieren.
Contra Pentax:
Die Objektivauswahl ist lächerlich. Es gibt kein richtiges Systemkonzept, weil die 'alte' Pentax 645 damals auf analoge Fotografie ausgerichtet war. Der Zubehörmarkt ist praktisch nicht existent, und gebrauchte Objektive sind i.d.R. ebenso für die Fotografie mit Film ausgelegt und werden den Erfordernissen eines 40-Megapixel-Sensors nicht gerecht. Pentax wurde innerhalb kürzester Zeit zweimal übernommen, zuletzt durch Ricoh, einen Büromaschinenhersteller.
Pro Hasselblad:
Die Kamera der Profis. Zubehör für praktisch alles verfügbar. Zentralverschluss für alle Objektive, klarer Upgradepfad bis zu 60 Megapixeln. Seit 2002 verfügbar und seither stetig weiterentwickelt. Modulares Konzept, in dem alles ausgetauscht und ersetzt werden kann. Neue Eigentümer, die verschiedene Irrtümer des alten Managements wieder korrigieren.
Contra Hasselblad:
Die Kamera ist so gross wie ein Haus, das Handling nichts für zwischendurch. Die Objektive sind noch grösser, nichts für Knipser. Dieses Exemplar hat nur 22 Megapixel. Jedes Stück Zubehör kostet ein Vermögen, eine Batterie z.B. 245 Euro, für einen Polfilter für das 55-110 mm Zoom müsste man vermutlich eine Hypothek aufnehmen: 95 mm Filterdurchmesser.
Der Entscheid
Ich entscheide mich dafür, die Hasselblad zu kaufen. Nicht nur, weil mir Schweden näher liegt als Japan. Es ist das Gesamtkonzept, in dem ein Hersteller sich konsequent darauf konzentriert, alles genau so zu machen, wie man es erwartet. Zum Beispiel, in dem sich an den Objektiven von Hasselblad alles immer in die gleiche Richtung dreht. Bei Canon gibt es Zooms, man nach links drehen muss wenn man die Brennweite erhöht, andere wiederum nach rechts - warum ist das so? Die Kameras der H-Serie haben seit der H1 das gleiche Bedienkonzept - bei Canon ist es jedesmal eine Sensationsmeldung, dass die Knöpfe für dieses oder jenes neuerdings links unten sind statt rechts oben.
Neben einem funktionierenden Gebrauchtmarkt ist ein weiteres Kriterium selbstverständlich auch die umfangreiche Ausrüstung, die ich zu einem sehr zufriedenstellenden Preis von einem privaten Verkäufer nach einigen Verhandlungen kaufen kann, mit der praktisch alle Bedürfnisse meinerseits befriedigt sind.
Also auf nach München - Hasselblad kaufen :-). Ein sehr netter Verkäufer mit vielen Hobbys, noch mehr Kameras und einer nagelneuen D800...
Dieser Bericht ist KEIN Angriff auf das Kleinbild. Es geht nicht um entweder-oder. Beide Systeme haben ihre Berechtigung. Z.b. ist die kürzeste Verschlusszeit einer Hasselblad eine 1/800 Sekunde - dem Zentralverschluss kann man nicht mehr zumuten. High-Iso ist ein Begriff der im Mittelformat nicht zuhause ist.
Unter dem Titel: "The Hasselblad Factor" habe ich vor kurzem zwei Bilderserien hier eingestellt: Laura (nochmal), und Neve.
Weil ich doch einiges an Resonanz erhalten habe, möchte ich hier ein bisschen darüber schreiben.
Wenn man bereits als Teenager mit Canon fotografiert hat, später sogar als Sportfotograf mit den grossen weißen Tüten unterwegs und schließlich den ganzen digitalen Weg von der 20D bis zur 1Ds Mk III gegangen ist, dann kommt ja doch einiges an Freud und Leid zusammen. Spätestens seit meinen Anfängen in der Beauty- und Studiofotografie hatte ich immer mehr das Problem, dass der AF der Canon-Kameras einen eingebauten Zufallsgenerator besitzt. Sowohl was die absolute Schärfe betrifft, als auch die Anzahl der Bilder, in denen die Schärfe auch dort ist wo ich sie haben will.
Bereits 2011 habe ich mehrere Male eine Pentax 645D ausgeliehen, weil die Kamera die perfekte Mischung zwischen dem Qualitätsanspruch des Mittelformat und der kompakten und robusten Bauweise einer Kleinbild-Spiegelreflex zu sein schien. Die Ergebnisse, ausschliesslich mit dem Standardobjektiv 55 mm gemacht, waren hervorragend (Daria, siehe hier). Herausragend war immer wieder der Autofokus. Treffsicher, sozusagen Millimetergenau.
Im Herbst 2011 hatte ich eine Leica S2 in der Hand, eine Kamera, die einen einfach sprachlos zurücklässt. Preis, Leistung - von allem das meiste.
In der Zwischenzeit noch ein paar Shootings mit der 1Ds Mk III - es geht doch! Allerdings nicht immer, ein paar Ausreißer sind immer dabei.
Dann, 2012, war ich soweit das ich mir sicher war, ein Upgrade auf eine Mittelformatkamera durchführen zu wollen. Und genau zu diesem Zeitpunkt kommt die Nikon D800 heraus, mit 36 Megapixeln! Allerdings bin ich Canon-Shooter, und Canon-Objektive passen komischerweise nicht auf Nikon-Kameras. Canon hat aber leider gerade keine Revolution zur Hand und liefert mit der 5D Mk III nur Durchschnitt: ein (endlich) ordentlicher Autofokus bei gleichbleibender Auflösung und Sensorqualität. Das ganze für einen Preis, der deutlich über dem liegt, was 'man' so zahlen will, um auf die nächste Generation upzudaten.
Was tun? EINE Möglichkeit wäre, die Canon-Kamera und alle sieben Objektive zu verkaufen. Vom Erlös könnte man sicher recht komfortabel eine Nikon kaufen, und ein oder zwei gute Objektive dazu. Aber das grundlegende Problem würde bleiben - die Objektive des Kleinbildformates sind grundsätzlich Massenware, gefertigt mit Toleranzen die teilweise schwierig zu akzeptieren sind. Nicht umsonst empfiehlt digilloyd.com, für die Nikon D800 hochauflösende Objektive von Zeiss zu verwenden. Diese Prachtstücke aus Metall (im Gegensatz zu den Plastikobjektiven der beiden grossen Hersteller) zeichnen sich durch fantastische Qualität aus - allerdings ohne Chance auf Autofokus, denn die Objektive sind konsequent auf manuelles fokussieren ausgelegt. Nach mehreren Versuchen mit Zeiss-Objektiven bin ich mir sicher, dass die Objektive ganz hervorragende Qualität liefern - aber ebenso sicher weiss ich auch, dass manuelles fokussieren für mich nicht in Frage kommt. Und genauso sicher scheint es auch, das es praktisch keines der Nikon-Objektive dem Anspruch des Sensors gerecht wird.
Also bleibt noch Möglichkeit zwei: Ein Upgrade aufs digitale Mittelformat. Man muss an dieser Stelle zunächst mal über Preise sprechen. Eine neue Pentax 645d, mit einem Objektiv kostet ca.11'000 Euro. Das ist viel Geld. Andere Kameras wie z.B. Hasselblad oder Mamiya mit digitalen Kamerarückteilen sind noch teurer oder mindestens in der gleichen Liga.
Also bei eBay mal 'reinschauen. Es kommt natürlich, wie es kommen muss: Es gibt eine gebrauchte Pentax für 6'500 Euro, ein netter Preis für eine kaum gebrauchte Mittelformatkamera. Oder knapp 10'000 Euro für eine Hasselblad H3DII-22, allerdings mit vier Objektiven. Na super - was tun ?
Pro Pentax:
Ich kenne die Bildqualität, den Autofokus, das Standardobjektiv. 40 Megapixel-Bilder sind hervorragend geeignet um zu croppen. Es passt genau für meine Art zu fotografieren.
Contra Pentax:
Die Objektivauswahl ist lächerlich. Es gibt kein richtiges Systemkonzept, weil die 'alte' Pentax 645 damals auf analoge Fotografie ausgerichtet war. Der Zubehörmarkt ist praktisch nicht existent, und gebrauchte Objektive sind i.d.R. ebenso für die Fotografie mit Film ausgelegt und werden den Erfordernissen eines 40-Megapixel-Sensors nicht gerecht. Pentax wurde innerhalb kürzester Zeit zweimal übernommen, zuletzt durch Ricoh, einen Büromaschinenhersteller.
Pro Hasselblad:
Die Kamera der Profis. Zubehör für praktisch alles verfügbar. Zentralverschluss für alle Objektive, klarer Upgradepfad bis zu 60 Megapixeln. Seit 2002 verfügbar und seither stetig weiterentwickelt. Modulares Konzept, in dem alles ausgetauscht und ersetzt werden kann. Neue Eigentümer, die verschiedene Irrtümer des alten Managements wieder korrigieren.
Contra Hasselblad:
Die Kamera ist so gross wie ein Haus, das Handling nichts für zwischendurch. Die Objektive sind noch grösser, nichts für Knipser. Dieses Exemplar hat nur 22 Megapixel. Jedes Stück Zubehör kostet ein Vermögen, eine Batterie z.B. 245 Euro, für einen Polfilter für das 55-110 mm Zoom müsste man vermutlich eine Hypothek aufnehmen: 95 mm Filterdurchmesser.
Der Entscheid
Ich entscheide mich dafür, die Hasselblad zu kaufen. Nicht nur, weil mir Schweden näher liegt als Japan. Es ist das Gesamtkonzept, in dem ein Hersteller sich konsequent darauf konzentriert, alles genau so zu machen, wie man es erwartet. Zum Beispiel, in dem sich an den Objektiven von Hasselblad alles immer in die gleiche Richtung dreht. Bei Canon gibt es Zooms, man nach links drehen muss wenn man die Brennweite erhöht, andere wiederum nach rechts - warum ist das so? Die Kameras der H-Serie haben seit der H1 das gleiche Bedienkonzept - bei Canon ist es jedesmal eine Sensationsmeldung, dass die Knöpfe für dieses oder jenes neuerdings links unten sind statt rechts oben.
Neben einem funktionierenden Gebrauchtmarkt ist ein weiteres Kriterium selbstverständlich auch die umfangreiche Ausrüstung, die ich zu einem sehr zufriedenstellenden Preis von einem privaten Verkäufer nach einigen Verhandlungen kaufen kann, mit der praktisch alle Bedürfnisse meinerseits befriedigt sind.
Also auf nach München - Hasselblad kaufen :-). Ein sehr netter Verkäufer mit vielen Hobbys, noch mehr Kameras und einer nagelneuen D800...

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